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Eines Tages ging ich mit ein paar Kollegen (Teilnehmer der besagten Sitzung) zum Mittagessen in die Kantine. Die Pause war schon fast vorüber. Wie immer führten wir angeregte Gespräche über firmeninterne Tagesaktualitäten und Privates. Ich war, wie immer, voll dabei und im Element. Unvermittelt rutschen mir ein paar Sätze über unsere „geheimen Beschlüsse“ zur Produktionsverlagerung heraus. Sie sind mir einfach so rausgerutscht. Ein Betriebsrat hielt sich in unmittelbarer Nähe unseres Tisches auf. Ob er das mitbekommen hatte? Mein Fauxpas war an Peinlichkeit nicht zu überbieten. Ich hätte mich wie ein Mäuschen in ein Erdloch verkriechen können. Am Tisch war es still. Einige Kollegen schienen die Gesichtsfarbe zu wechseln. Plötzlich standen alle auf und verließen die Kantine. Dieses Gefühl von Peinlichkeit werde ich nie vergessen. Passiert ist nichts. Keiner von denen, die nicht am Tisch saßen, hatte etwas von dem verstanden, was ich herausgepustet hatte. Bisschen später erhielten die Männer ihre Kündigungen, die Verlagerung erfolgte präzise und ohne Störungen. Die komplette Fertigung wurde zwei Jahre später ebenfalls verlegt. Ich habe mir verziehen, diesen blöden Fehler gemacht zu haben. In meiner beruflichen Laufbahn habe ich zum Glück selten die für die meisten Manager wohl schwerste Aufgabe bewältigen müssen. Einstellungen machen Spaß, Entlassungen sind das schwierigste überhaupt. Eben auch dann, wenn man „nur“ indirekt damit zu tun hat.6 Views
Ich bin Horst Schulte
Herausgeber, Blogger, Amateurfotograf
alleiniger Autor dieses Blogs
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.
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