Wortfindungsstörungen sind in politischen Debatten nicht hilfreich. Vielleicht ist das ein Grund, weshalb immer noch gern die politischen Kategorien Links und Rechts benutzt werden?
Nehmen wir mich als Beispiel. Ich sehe mich als Linken. Andererseits bin ich, was Freunde und Bekannte mir schon gesagt haben, ein konservativer Mensch. Ich kann damit leben. Wahrscheinlich haben sie Recht. Ich bin konservativ.
Wie kommt es, dass ich aber nie (eine Ausnahme auf kommunaler Ebene gab es!) auf auf die Idee gekommen bin, die CDU zu wählen und schon gar nicht die FDP oder die AfD?
Keine Angst, der Artikel wird nicht lang.
Als junger Mann war ich lange Zeit hindurch glücklich überzeugt davon, dass sich die Dinge nie ändern würden. Alles lief in ruhigen Bahnen, keine Todesfälle in der Familie. Alles war harmonisch, schön.
Schade! das war nichts von Dauer. ? Diese Naivität war auf mangelnde Lebenserfahrung zurückzuführen? Viel zu schnell hat die Aussage des Heraklit oder Darwin zugeschriebenen Satzes: „Nichts ist beständiger als Wandel“ auch mein Bewusstsein erfasst.
Etwas ist davon geblieben.
Ich finde es gut, Bewährtes zu erhalten, traditionelle Werten zu achten und danach zu leben, sofern die krass veränderten Umgebungsbedingungen dies noch zulassen.
Toleranz ist inzwischen ja eher auf die Rote Liste gesetzt worden. Das Wort ist zu sehr Bestandteil von political correctness geworden, die ja bekanntlich „auf den Müllhaufen der Geschichte“ gehört.
Verteidigen Sie in den sozialen Netzwerken einmal die Kirchen oder Organisationen wie Caritas oder die Diakonie? Sie wissen dann sofort, was ich meine.
Es müssen keine politischen Parteien mehr sein, um Abscheu und Wut der Leute sichtbar werden zu lassen. Was alles nicht gut ist, was nicht funktioniert, scheint irgendwie einfach jeder drauf zu haben. Egal, um welche Institution es sich handelt, nach meinen Erfahrungen sind die so genannten Hater gefühlt in der Übermacht. Nach den Bundestagswahlen hat sich das wieder etwas beruhigt, finde ich.
Um das hier zum Ende zu bringen: Es gibt bei fast jeder politischen Partei Punkte, mit denen ich mich identifizieren kann. Ja, es passiert mir sogar heute noch, dass ich in Diskussionen mehreren Leuten zustimme, obwohl sie unterschiedliche Positionen vertreten.
Womit ich allerdings Probleme habe, das sind Positionen, die nicht konservativ im eigentlichen Wortsinn daherkommen, sondern die rückwärtsgewandt sind, also eben das glatte Gegenteil von „fortschrittlich“.
Ich halte mich mit meinen persönlichen Überzeugungen lieber in der Mitte auf. Leider scheint man damit aber heute eben gleich als Links zu gelten, als Gutmensch sowieso.
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Um es anhand einer strittigen Position einmal ganz klar zu machen: Ich finde Boris Palmers Haltung zum Thema Migration richtig. Trotz all der Kontroversen, die er damit schon ausgelöst hat.
Was soll verkehrt daran sein, dass ein verantwortlicher Politiker die negativen Seiten unserer liberalen Flüchtlingspolitik (die ich wiederum grundsätzlich richtig finde!) aufzeigt und auch deutlich kritisiert? Er nimmt auch damit Verantwortung wahr, die ihm durch sein Mandat als Oberbürgermeister seiner Stadt zukam.
Ich halte es für falsch, wenn zur Vermeidung einer öffentlichen Diskussion über die negativen Folgen der Migration Personen angeprangert werden, die allein schon aufgrund ihrer professionellen Erfahrung wichtige Beiträge für den Meinungsbildungsprozess leisten können.
Demgegenüber halte ich die Aussagen von Leuten wie Herrn Sarrazin für hochproblematisch. Er vertritt Ansichten, die ich als rassistisch und reaktionär ansehe und die deshalb bestens zur AfD passen mögen aber überhaupt nicht zur SPD.
Heute fordert Gauland, AfD, die sofortige Ausweisung der Syrer, die aufgrund der Beweislage wieder auf freien Fuß gelassen wurden. Er fordert, dass diese Leute, die als IS-Sympathisanten und so genannte „Gefährder“ gelten, sofort aus Deutschland ausgewiesen werden.
Es gebe auch keine entsprechend belastenden Hinweise auf eine Mitgliedschaft in der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) – wohl aber „IS-Bezüge“.Quelle: Nach Terror-Razzia in Essen: Festgenommene Syrer wieder freigelassen |
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Ja, Herr Gauland, diese Leute sollten unverzüglich des Landes verwiesen werden. Der offenbar erbrachte Nachweis, dass es „IS-Bezüge“ gibt sollte reichen. Hinzu kommt ja wohl, dass sie auf dem Schirm der Sicherheitsbehörden waren. Also gelten sie offenbar als Gefährder. Wieso zum Teufel sollte das also kein hinreichender Grund sein, sich diese Leute vom Hals zu schaffen?
Es handelt sich um sechs Männer aus Syrien. Sind wir sicher, dass die Aufmerksamkeitsspanne unserer Sicherheitsbehörden diesmal einen Fall wie den des Anis Amri verhindern wird?
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