Hat Facebook die Kritik verdient?

4 Minute/n


Merken

2

Viel­leicht sind die Algo­rith­men von Ama­zon viel bes­ser als die, die Face­book oder Goog­le ein­set­zen? Ist die Daten-Sam­mel­wut von Ama­zon und der Umgang damit so grund­ver­schie­den von dem, was Face­book aktu­ell vor­ge­wor­fen wird?

Die user­spe­zi­fi­schen Infor­ma­tio­nen wer­den von Ama­zon jeden­falls sehr effek­tiv ein­ge­setzt. Also ist Daten­sam­me­lei Vor­aus­set­zung für ein funk­tio­nie­ren­des Geschäfts­mo­dell. Ama­zon-Kun­den wer­den wis­sen, wovon ich spreche.

Es genügt ein rudi­men­tä­rer Ein­druck, um zu ver­ste­hen, wel­che Bedeu­tung Daten auch für Ama­zon haben. Der Blick in die Rechen­zen­tren, die Ser­vice­an­ge­bo­te oder auf die Ana­ly­se – Soft­ware schär­fen das Bild. Die Post, so las ich in die­sen Wochen, soll mit dem Ver­kauf von Kun­den­da­ten auch heu­te noch einen schwung­haf­ten Han­del betrei­ben. Von den Adres­sen­ver­la­gen hört man heu­te weni­ger. Umstrit­ten war deren Tätig­keit schon vor Jahrzehnten.

Das Geschäfts­mo­dell von Face­book ist nicht ein­zig­ar­tig. Als ein Gigant der neu­en Zeit steht es in der Hass-Ska­la vie­ler Leu­te schon lan­ge an obers­ter Stel­le. Der jet­zi­ge Daten­skan­dal bie­tet mehr Angriffs­flä­che, und sie wird selbst­ver­ständ­lich auch genutzt.

Zu viel?

Eine Wei­le habe ich bei Goog­le, Face­book und Twit­ter gepos­tet, was das Zeug hielt. Mein Goog­le+ – Kon­to habe ich vor fast zwei Jah­ren gelöscht, weil dort mei­ner Mei­nung nach nichts mehr los war. Statt­des­sen habe ich mich sehr auf Face­book ein­ge­las­sen. Zeit­wei­se war ich in so vie­len ver­schie­de­nen Grup­pen unter­wegs, dass ich es wie­der zurück­ge­fah­ren habe.

Außer­dem herrsch­te in man­chen Grup­pen ein mise­ra­bler Umgangs­ton, der mich abge­schreckt hat. Also zog ich mich wie­der zurück. Zwi­schen­durch lösch­te ich mei­nen Face­book – Account kom­plett, um Mona­te spä­ter einen neu­en anzu­le­gen. Heu­te nut­ze ich mein nor­ma­les Pro­fil plus zwei Facebook-Seiten.

Ich wur­de von „Freun­den“ ent­freun­det, weil ich zu Links, manch­mal auch zu Rechts, weil ich anti­se­mi­tisch war oder ein­fach „nur“, weil ich zu viel gepos­tet hatte.

Wer Rent­ner ist, pos­tet, wenn er inter­net­af­fin ist, wahr­schein­lich mehr als jemand, der noch arbei­ten geht. Mei­ne The­men sind Poli­tik, Gesell­schaft und Medi­en. Zwi­schen­drin ist immer auch etwas „Kat­zen­con­tent“ oder was in die­ser Richtung.

Mei­ne Time­line zeigt Fotos und klei­ne wit­zi­ge, rüh­ren­de Film­chen und ich betrach­te sie mit Sym­pa­thie und gro­ßem Vergnügen.

Was wissen die denn?

An der Anzahl mei­ner Pos­tings, mehr natür­lich an deren Inhal­ten, lässt sich logi­scher­wei­se viel über mich herausfinden.

  • dass ich ein viel­sei­tig inter­es­sier­ter poli­ti­scher Mensch bin
  • dass mei­ne Schwie­ger­mut­ter bei uns lebt
  • dass ich ver­hei­ra­tet bin
  • dass wir kei­ne Kin­der haben
  • dass ich Rent­ner bin
  • manch­mal, was ich esse (dar­aus rech­nen die hoch, dass Spa­ghet­ti in Mas­sen auch nicht bes­ser sind als jeden zwei­ten Abend Pom­mes Frites)
  • dass ich ent­schie­den zu viel Zeit vor dem Com­pu­ter verbringe
  • dass ich poli­tisch eher links bin
  • und dass mit mir nicht gut Kir­schen essen ist, wenn es um Dis­kus­sio­nen über gewis­se The­men geht
  • dass ich gern fotografiere
  • dass ich zu wenig Freun­de habe
  • wie alt mei­ne Frau und ich sind
  • dass ich eini­ger­ma­ßen zurück­hal­tend mit mei­nen Daten bin 

Weil ich, wie ich ja schon sag­te, Rent­ner bin, habe ich heu­te noch weni­ger Skru­pel, mich auch zu strit­ti­gen Fra­gen, klar und deut­lich zu äußern. Hier im Blog ist es viel­leicht des­halb sehr ruhig gewor­den. Eini­ge mei­ner Ex-Leser/in­nen haben mir Schwur­be­lei vor­ge­hal­ten. Seis drum. Ich lese sie auch nicht mehr.

Die War­nun­gen von Daten­schüt­zern haben mich bei mei­nen Akti­vi­tä­ten nie wirk­lich inter­es­siert. Ich rege mich auf über die teil­wei­se gro­tes­ken Bevor­mun­dun­gen, die wir Blog­ger durch die EU (DSVGO) und die natio­na­le Gesetz­ge­bung (Tei­le eines anti­quier­ten Urhe­ber­rechts) erfahren.

Ich wer­de aus heu­ti­ger Sicht Face­book nicht ver­las­sen. Dabei habe ich durch­aus Vor­be­hal­te gegen die sozia­len Netz­wer­ke. Die­se bezie­hen sich aber eher auf das Ver­hal­ten von uns Nut­zern, als auf die Eigen­ar­ten, die im Moment Gegen­stand einer für mich völ­lig hys­te­ri­schen Dis­kus­si­on sind, in der vie­le „Exper­ten“ ihr Forum gefun­den haben.

Dass vie­le Nut­zer nicht ver­ste­hen (oder ein­se­hen wol­len), dass die sozia­len Netz­wer­ke kei­nes­wegs nur Spie­gel der Gesell­schaft sind, son­dern dass inner­halb der Netz­wer­ke Men­schen auf ver­schie­dens­te Art und Wei­se mani­pu­liert und für blöd ver­kauft wer­den, liegt an den Men­schen, weni­ger an den benutz­ten Werkzeugen.

Wir müs­sen uns Medi­en­kom­pe­tenz aneig­nen! Übri­gens – auch die Hoch­kon­junk­tur für Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ker und ihre Machen­schaf­ten machen die­ses Defi­zit deut­lich. Medi­en­kom­pe­tenz kann man wäh­rend des Umgan­ges mit ihnen erler­nen, aber das braucht Zeit. Face­book hat im Febru­ar den 14. Geburts­tag gefeiert.

Wir las­sen uns doch von einem Teen­ager nicht die Welt erklären!


Leben ohne Inter­net? – SEN­SI­bus­si Quel­le

Was weiß Face­book über mich?

Diesen Beitrag teilen:
0CDD5CFF 182F 485A 82C6 412F91E492D0
Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.
Quelle Featured-Image: Standardbild...

Letztes Update:

Anzahl Wörter im Beitrag: 734
Aufgerufen gesamt: 39 mal
Aufgerufen letzte 7 Tage: 2 mal
Aufgerufen heute: 1 mal

2 Gedanken zu „Hat Facebook die Kritik verdient?“

  1. Ich bin wohl irgend­wie unab­hän­gig genug und kom­mu­ni­zie­re mit ande­ren ledig­lich the­men­spe­zi­fisch in ver­schie­de­nen (nicht-geschäft­li­chen) Foren. Ich kann es mir leis­ten, auf Face­book, Twit­ter, Insta­gram, Whats­app und Ver­gleich­ba­res völ­lig zu ver­zich­ten. Ich war auch nie Mit­glied in einem der genann­ten Netz­wer­ke. Goog­le weiß von mir auch kaum etwas, nur Ama­zon-Prime-Kun­de bin ich seit eini­gen Jah­ren, dem­entspre­chend dürf­te Ama­zon ein eini­ger­ma­ßen stim­mi­ges Pro­fil von mir haben. Ein Teil-Profil.

    Die soge­nann­ten ‚Sozia­len Netz­wer­ke’ inter­es­sie­ren mich nicht, ich wüss­te gar nicht, was ich dar­in oder damit anfan­gen soll­te. Mir reicht das World­Wi­de­Web zum Infor­mie­ren und Kom­mu­ni­zie­ren, abge­schlos­se­ne Netz­wer­ke wie die genann­ten sind für mich kom­plett 1990er Jahre.

    Die Gefahr bei der kom­mer­zi­el­len Pro­fil­neu­ro­se und krank­haf­ten Daten­sam­mel­wut, die all die­se Diens­te haben, ist in mei­nen Augen die, dass Per­so­nen­pro­fi­le erstellt und bestän­dig ange­rei­chert wer­den, die höchst akzi­denzi­ell (unter Nut­zung zwei­fel­haf­ter Algo­rith­men) etwas Wirk­li­ches (außer Bana­li­tä­ten) über die­se Men­schen aus­sa­gen – dies aber schließ­lich für blan­ke Wahr­heit gehal­ten wird! Und wenn das dann gegen jeman­den ver­wen­det wird, haben wir den Salat, dass Men­schen ein­fach auf­grund algo­rith­misch erstell­ter Pro­fi­le Eigen­schaf­ten, viel­leicht Nei­gun­gen unter­stellt wer­den, die gar nicht zutref­fen müssen.

    Die­se Big-Data-Ber­ge erzeu­gen IMHO mög­li­cher­wei­se mil­lio­nen­fach Schein-Iden­ti­tä­ten, deren Nicht-Zutref­fen Men­schen im Ein­zel­fall irgend­wann viel­leicht ein­mal bewei­sen müs­sen. Denn das algo­rith­mi­sche Pro­fil wird behaup­te­ter­ma­ßen die Wahr­heit sagen…

Lass deinen Gedanken freien Lauf


Hier im Blog werden bei Abgabe von Kommentaren keine IP-Adressen gespeichert! Deine E-Mail-Adresse wird NIE veröffentlicht! Du kannst anonym kommentieren. Dein Name und Deine E-Mail-Adresse müssen nicht eingegeben werden.


✅ Beitrag gemerkt! Favoriten anzeigen
0
Share to...
Your Mastodon Instance