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Hat Facebook die Kritik verdient?

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von Horst Schulte

4 Min. Lesezeit

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Die Zeiten ändern sich.

Die­ser Bei­trag scheint älter als 6 Jah­re zu sein – eine lan­ge Zeit im Inter­net. Der Inhalt ist viel­leicht veraltet.

Viel­leicht sind die Algo­rith­men von Ama­zon viel bes­ser als die, die Face­book oder Goog­le ein­set­zen? Ist die Daten-Sam­mel­wut von Ama­zon und der Umgang damit so grund­ver­schie­den von dem, was Face­book aktu­ell vor­ge­wor­fen wird?

Die user­spe­zi­fi­schen Infor­ma­tio­nen wer­den von Ama­zon jeden­falls sehr effek­tiv ein­ge­setzt. Also ist Daten­sam­me­lei Vor­aus­set­zung für ein funk­tio­nie­ren­des Geschäfts­mo­dell. Ama­zon-Kun­den wer­den wis­sen, wovon ich spreche.

Es genügt ein rudi­men­tä­rer Ein­druck, um zu ver­ste­hen, wel­che Bedeu­tung Daten auch für Ama­zon haben. Der Blick in die Rechen­zen­tren, die Ser­vice­an­ge­bo­te oder auf die Ana­ly­se – Soft­ware schär­fen das Bild. Die Post, so las ich in die­sen Wochen, soll mit dem Ver­kauf von Kun­den­da­ten auch heu­te noch einen schwung­haf­ten Han­del betrei­ben. Von den Adres­sen­ver­la­gen hört man heu­te weni­ger. Umstrit­ten war deren Tätig­keit schon vor Jahrzehnten.

Das Geschäfts­mo­dell von Face­book ist nicht ein­zig­ar­tig. Als ein Gigant der neu­en Zeit steht es in der Hass-Ska­la vie­ler Leu­te schon lan­ge an obers­ter Stel­le. Der jet­zi­ge Daten­skan­dal bie­tet mehr Angriffs­flä­che, und sie wird selbst­ver­ständ­lich auch genutzt.

Zu viel?

Eine Wei­le habe ich bei Goog­le, Face­book und Twit­ter gepos­tet, was das Zeug hielt. Mein Goog­le+ – Kon­to habe ich vor fast zwei Jah­ren gelöscht, weil dort mei­ner Mei­nung nach nichts mehr los war. Statt­des­sen habe ich mich sehr auf Face­book ein­ge­las­sen. Zeit­wei­se war ich in so vie­len ver­schie­de­nen Grup­pen unter­wegs, dass ich es wie­der zurück­ge­fah­ren habe.

Außer­dem herrsch­te in man­chen Grup­pen ein mise­ra­bler Umgangs­ton, der mich abge­schreckt hat. Also zog ich mich wie­der zurück. Zwi­schen­durch lösch­te ich mei­nen Face­book – Account kom­plett, um Mona­te spä­ter einen neu­en anzu­le­gen. Heu­te nut­ze ich mein nor­ma­les Pro­fil plus zwei Facebook-Seiten.

Ich wur­de von »Freun­den« ent­freun­det, weil ich zu Links, manch­mal auch zu Rechts, weil ich anti­se­mi­tisch war oder ein­fach »nur«, weil ich zu viel gepos­tet hatte.

Wer Rent­ner ist, pos­tet, wenn er inter­net­af­fin ist, wahr­schein­lich mehr als jemand, der noch arbei­ten geht. Mei­ne The­men sind Poli­tik, Gesell­schaft und Medi­en. Zwi­schen­drin ist immer auch etwas »Kat­zen­con­tent« oder was in die­ser Richtung.

Mei­ne Time­line zeigt Fotos und klei­ne wit­zi­ge, rüh­ren­de Film­chen und ich betrach­te sie mit Sym­pa­thie und gro­ßem Vergnügen.

Was wissen die denn?

An der Anzahl mei­ner Pos­tings, mehr natür­lich an deren Inhal­ten, lässt sich logi­scher­wei­se viel über mich herausfinden.

  • dass ich ein viel­sei­tig inter­es­sier­ter poli­ti­scher Mensch bin
  • dass mei­ne Schwie­ger­mut­ter bei uns lebt
  • dass ich ver­hei­ra­tet bin
  • dass wir kei­ne Kin­der haben
  • dass ich Rent­ner bin
  • manch­mal, was ich esse (dar­aus rech­nen die hoch, dass Spa­ghet­ti in Mas­sen auch nicht bes­ser sind als jeden zwei­ten Abend Pom­mes Frites)
  • dass ich ent­schie­den zu viel Zeit vor dem Com­pu­ter verbringe
  • dass ich poli­tisch eher links bin
  • und dass mit mir nicht gut Kir­schen essen ist, wenn es um Dis­kus­sio­nen über gewis­se The­men geht
  • dass ich gern fotografiere
  • dass ich zu wenig Freun­de habe
  • wie alt mei­ne Frau und ich sind
  • dass ich eini­ger­ma­ßen zurück­hal­tend mit mei­nen Daten bin 

Weil ich, wie ich ja schon sag­te, Rent­ner bin, habe ich heu­te noch weni­ger Skru­pel, mich auch zu strit­ti­gen Fra­gen, klar und deut­lich zu äußern. Hier im Blog ist es viel­leicht des­halb sehr ruhig gewor­den. Eini­ge mei­ner Ex-Leser/in­nen haben mir Schwur­be­lei vor­ge­hal­ten. Seis drum. Ich lese sie auch nicht mehr.

Die War­nun­gen von Daten­schüt­zern haben mich bei mei­nen Akti­vi­tä­ten nie wirk­lich inter­es­siert. Ich rege mich auf über die teil­wei­se gro­tes­ken Bevor­mun­dun­gen, die wir Blog­ger durch die EU (DSVGO) und die natio­na­le Gesetz­ge­bung (Tei­le eines anti­quier­ten Urhe­ber­rechts) erfahren.

Ich wer­de aus heu­ti­ger Sicht Face­book nicht ver­las­sen. Dabei habe ich durch­aus Vor­be­hal­te gegen die sozia­len Netz­wer­ke. Die­se bezie­hen sich aber eher auf das Ver­hal­ten von uns Nut­zern, als auf die Eigen­ar­ten, die im Moment Gegen­stand einer für mich völ­lig hys­te­ri­schen Dis­kus­si­on sind, in der vie­le »Exper­ten« ihr Forum gefun­den haben.

Dass vie­le Nut­zer nicht ver­ste­hen (oder ein­se­hen wol­len), dass die sozia­len Netz­wer­ke kei­nes­wegs nur Spie­gel der Gesell­schaft sind, son­dern dass inner­halb der Netz­wer­ke Men­schen auf ver­schie­dens­te Art und Wei­se mani­pu­liert und für blöd ver­kauft wer­den, liegt an den Men­schen, weni­ger an den benutz­ten Werkzeugen.

Wir müs­sen uns Medi­en­kom­pe­tenz aneig­nen! Übri­gens – auch die Hoch­kon­junk­tur für Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ker und ihre Machen­schaf­ten machen die­ses Defi­zit deut­lich. Medi­en­kom­pe­tenz kann man wäh­rend des Umgan­ges mit ihnen erler­nen, aber das braucht Zeit. Face­book hat im Febru­ar den 14. Geburts­tag gefeiert.

Wir las­sen uns doch von einem Teen­ager nicht die Welt erklären!


Leben ohne Inter­net? – SEN­SI­bus­si Quel­le

Was weiß Face­book über mich?

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Ich bin Horst Schulte

Herausgeber, Blogger, Amateurfotograf

alleiniger Autor dieses Blogs

Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Ich kann die Leute nicht ändern, aber meinen Blick auf sie.

Artikelinformationen:

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2 Gedanken zu „Hat Facebook die Kritik verdient?“

  1. Ich bin wohl irgend­wie unab­hän­gig genug und kom­mu­ni­zie­re mit ande­ren ledig­lich the­men­spe­zi­fisch in ver­schie­de­nen (nicht-geschäft­li­chen) Foren. Ich kann es mir leis­ten, auf Face­book, Twit­ter, Insta­gram, Whats­app und Ver­gleich­ba­res völ­lig zu ver­zich­ten. Ich war auch nie Mit­glied in einem der genann­ten Netz­wer­ke. Goog­le weiß von mir auch kaum etwas, nur Ama­zon-Prime-Kun­de bin ich seit eini­gen Jah­ren, dem­entspre­chend dürf­te Ama­zon ein eini­ger­ma­ßen stim­mi­ges Pro­fil von mir haben. Ein Teil-Profil.

    Die soge­nann­ten ‘Sozia­len Netz­wer­ke’ inter­es­sie­ren mich nicht, ich wüss­te gar nicht, was ich dar­in oder damit anfan­gen soll­te. Mir reicht das World­Wi­de­Web zum Infor­mie­ren und Kom­mu­ni­zie­ren, abge­schlos­se­ne Netz­wer­ke wie die genann­ten sind für mich kom­plett 1990er Jahre.

    Die Gefahr bei der kom­mer­zi­el­len Pro­fil­neu­ro­se und krank­haf­ten Daten­sam­mel­wut, die all die­se Diens­te haben, ist in mei­nen Augen die, dass Per­so­nen­pro­fi­le erstellt und bestän­dig ange­rei­chert wer­den, die höchst akzi­denzi­ell (unter Nut­zung zwei­fel­haf­ter Algo­rith­men) etwas Wirk­li­ches (außer Bana­li­tä­ten) über die­se Men­schen aus­sa­gen – dies aber schließ­lich für blan­ke Wahr­heit gehal­ten wird! Und wenn das dann gegen jeman­den ver­wen­det wird, haben wir den Salat, dass Men­schen ein­fach auf­grund algo­rith­misch erstell­ter Pro­fi­le Eigen­schaf­ten, viel­leicht Nei­gun­gen unter­stellt wer­den, die gar nicht zutref­fen müssen.

    Die­se Big-Data-Ber­ge erzeu­gen IMHO mög­li­cher­wei­se mil­lio­nen­fach Schein-Iden­ti­tä­ten, deren Nicht-Zutref­fen Men­schen im Ein­zel­fall irgend­wann viel­leicht ein­mal bewei­sen müs­sen. Denn das algo­rith­mi­sche Pro­fil wird behaup­te­ter­ma­ßen die Wahr­heit sagen…

    Antworten
  2. Das Orwell­sche klingt durch. Für mein Infor­ma­ti­ons­ma­nage­ment brau­che ich kein sozia­les Netz­werk. Eigent­lich brau­che ich es (Face­book) nur zu einem Zweck, näm­lich zur Unter­hal­tung. Und das ist für einen Rent­ner ein durch­aus nicht zu unter­schät­zen­des Gut. 🙂 Ich lese jeden Tag aus­ge­spro­chen viel, am wenigs­ten bei Face­book und Twit­ter. Dort bin ich eher als Sen­der, nicht als Emp­fän­ger tätig. Das den­ke ich, ist schon mal wich­tig. Aber was mich wirk­lich erfreut – mal mehr, mal weni­ger – sind die oft sehr anre­gen­den Dis­kus­sio­nen über poli­ti­sche und gesell­schaft­li­che The­men. Das mache ich fast aus­schließ­lich im »Freun­des­kreis«. Aller­dings kommt es vor, dass ich rüde Kom­men­ta­re zu bestimm­ten Bei­trä­gen schrei­be, die mich auf die Pal­me brin­gen. Das geht, wie du weißt, bei mir ruckzuck. 

    Das Worst-Case-Sze­na­ri­um wäre für mich, wenn die Demo­kra­tie durch Face­book und Co. tat­säch­lich beschä­digt wür­de. Aber wenn das pas­siert, sind ver­mut­lich mehr die Men­schen dafür ver­ant­wort­lich als irgend­wel­che Platt­for­men. Wie gesagt, wer den Umgang mit Daten bei Face­book und Co. kri­ti­siert, muss not­wen­di­ger­wei­se auch dar­an den­ken, was Fir­men wie Ama­zon damit tun. Ich hat­te beruf­li­che Ein­sicht in eini­ge Tools des Unter­neh­mens. Das war höchst auf­schluss­reich. Mehr darf ich dar­über nicht sagen.

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