Die AfD ist ein Ventil für die Frustrierten

stroke="currentColor" stroke-width="1.5" stroke-linejoin="round" stroke-linecap="round" /> 2 Kommentare

AfD-​Wähler mag ich unge­fähr so gern wie die Partei selbst. Ich muss nicht so tun, als hät­te ich Verständnis für eine Politik, die mei­nen Überzeugungen zuwiderläuft.

Also auch nicht den­je­ni­gen gegen­über, die die Parolen – oft ohne jeden Anstand – nach­plap­pern und mit ihren unwill­kom­me­nen Kommentaren verzieren.

Wer zur AfD und ihren Ideen schweigt und wer über­haupt der Diskussion zwi­schen Menschen mit abwei­chen­den Standpunkten aus dem Weg geht, setzt sich dem Vorwurf aus, eli­tär und abge­ho­ben zu sein. Mir wäre lie­ber, wir wür­den strei­ten bis der Arzt kommt, als uns statt­des­sen in phi­lo­so­phi­schen Exkursen zu verlustieren.

Es ist schön, ein kla­res Feindbild zu haben. Ärgerlich ist, dass sich die Vorbehalte inzwi­schen beid­sei­tig so ver­fes­tigt haben, dass ein auf­ein­an­der zube­we­gen kaum mehr mög­lich ist. Die Medien spre­chen von einer pola­ri­sier­ten Gesellschaft. Und die exis­tiert bekannt­lich nicht nur in Deutschland. Sie zeigt sich als welt­wei­tes Phänomen, das durch das Internet (mei­ne Meinung) aus­ge­löst und wei­ter befeu­ert wird.

Richtig gru­se­lig ist, dass sich die Union von der AfD den Takt in ihrer Flüchtlingspolitik vor­ge­ben lässt! Nicht erst seit Seesöders unsäg­li­chem Masterplan. Ich hal­te die Dinge, die in den letz­ten bei­den Wochen abge­lau­fen sind für uner­träg­lich und inak­zep­ta­bel. Ich wer­de nicht mehr wäh­len gehen!

Die Regierung Angela Merkel steht vor gro­ßen Herausforderungen. Ich über­neh­me bewusst die­sen ver­nied­li­chen­den Terminus „Herausforderungen”, denn ich bin eher dafür, die Dinge beim Namen zu nen­nen. Es sind Probleme, vor denen wir ste­hen. Gewaltige Probleme.

Merkel macht, so die öffent­li­che Wahrnehmung, wenig Anstalten, die­se abzu­räu­men. Nach die­ser irre lan­gen Zeit der Regierungsbildung und dem mit der SPD aus­ge­han­del­ten Koalitionsvertrag hät­te ich mehr erwar­tet und vor allem ande­res Tempo, in dem die Pläne umge­setzt wer­den. Statt des­sen see­ho­fert da einer her­um, der nor­ma­le Regierungsarbeit nahe­zu unmög­lich macht.

Nach den Wahlen war doch das Wort vom es darf „kein wei­ter so…” geben in aller Politiker-​Munde. Schon vergessen?!

Ich hal­te es gegen­wär­tig für wahr­schein­lich, dass Merkel nicht mehr lan­ge im Amt bleibt. Insofern blei­be ich mei­ner klei­nen, hier schon vor­ge­tra­ge­nen Theorie treu, dass das blöd­sin­ni­ge Vorgehen der CSU von Beginn an Merkels Rücktritt zum Ziel hatte.

Nicht nur die AfD arbei­tet an Merkels Demontage, in der Union ist der Frust förm­lich fühlbar.

Es wäre in nor­ma­len Zeiten ein Vorgang, der die Republik nicht erbe­ben lie­ße. Rücktritte hat es schon gege­ben. Die Entscheidung Merkels, sich 2017 erneut zur Wiederwahl zu stel­len, war nicht ihr klügs­ter Schachzug. Die Union hät­te mit einem ande­ren Kanzlerin die AfD der Chance beraubt, die­se Bundesregierung „vor sich her­zu­trei­ben”. Schließlich hat die Partei den Pegida-​Slogan #Merkelmussweg erst groß gemacht.

So eröff­ne­te sich Alice Weidel und Alexander Gauland die Chance, die Jagd zu eröff­nen. Die Wortwahl tref­fen sol­che Leute natür­lich bewusst. Aber es trifft die Lage der GroKo nach Seesöders Pokerrunde einhundertprozentig!

Die AfD offen­bar zwar ein­mal mehr, was sie von unse­rem demo­kra­ti­schen System hält. Die Proteste der Öffentlichkeit gegen die­se Form der Demagogie sind mir zu leise!

Vor dem Hintergrund der aktu­el­len Regierungskrise wird es der AfD leicht fal­len, ihre Punkte direkt im Bundestag und außer­par­la­men­ta­risch zu adres­sie­ren. Sie brau­chen nicht vie­le. Die Folgen der Flüchtlingskrise rei­chen die­sen Hetzern für ihre Zwecke voll­kom­men aus. Dass die Partei (Meuthen beim Parteitag in Augsburg) die gesetz­li­che Rente abschaf­fen will, haben die meis­ten Mitstreiter der Partei über­hört. Vielleicht ist es ihnen auch egal, weil sie die Partei als Fundamentalopposition benut­zen und sie ihnen dar­über hin­aus NULL bedeutet.

Alles, was in den letz­ten Wochen pas­siert ist, fin­de ich sehr depri­mie­rend. Ich hal­te es für gefähr­lich, weil es Gift für unser jahr­zehn­te­lang geleb­tes und geschäf­tes libe­ra­les Gesellschaftssystem.

Warum bedeu­tet es vie­len Menschen nicht mehr viel? Als Erklärung hören wir vom Frust der Vielen und von Politik(er)verdrossenheit. Das ist nichts wirk­lich Neues. Aber die Intensität mit der die Ablehnung vor­ge­tra­gen wird, ist es.

Es ist leicht, die vie­len Baustellen auf­zu­zäh­len, die es im Land gibt und an denen wir nicht vor­an­kom­men. Die Sorgen sind des­halb also nach­voll­zieh­bar. Der Staat hat in den letz­ten Jahren kei­ne Handlungsfähigkeit gezeigt. So ist jeden­falls die Wahrnehmung vie­ler Menschen. Meine auch.

Wir wür­den nicht in die­ser Schärfe über mini­ma­le sym­bol­po­li­ti­sche Richtungswechsel in der Flüchtlingspolitik strei­ten, wenn unse­re Gesetze und Regeln ange­wandt wor­den wären. Erst die Defizite bei der Umsetzung vie­ler Selbstverständlichkeiten hat die Debatte in die­ser Art und Weise aus­ufern lassen.

Ich bezweif­le, dass die­ser Staat sei­ne Handlungsfähigkeit damit unter Beweis stel­len wird, dass er an 3 Grenzübergängen (90 gibt es allein in Bayern!) Kontrollen durch­führt und nach momen­ta­nem Niveau zir­ka 5 Menschen am Tag her­aus­fi­schen könn­te, die in einem Transit- (wahl­wei­se auch Express-) Zentrum in das Land „zurück­ge­führt” wür­den, in dem sie zuerst ihren Asylantrag gestellt hat­ten. Dass dies in 48 Stunden maxi­mal pas­sie­ren muss, wie es das Grundgesetz vor­schreibt, kenn­zeich­net nach all dem Streit die Vereinbarung als lächer­lich – fik­tio­na­les Polit – Theater. Das als Symbolpolitik zu beschrei­ben, ist aus mei­ner Sicht viel zu seriös.

Die Krone set­zen dem Ganzen die CSU – Leute auf, die davon reden, dass man in Bayern die Schleierfahnung ein­set­ze, um die Menschen, die die 3 Grenzkontrollen umge­hen konn­ten, zu stel­len. In Berlin, Bremen und NRW gibt es, Stand heu­te, übri­gens kei­ne Schleierfahndung. Sie ist umstrit­ten, sie wird im Allgemeinen ja gegen Verbrecher ein­ge­setzt. Jetzt eben auch gegen Flüchtlinge!

Die EU-​Kommission steht der Schleierfahndung ableh­nend gegen­über, weil sie dar­in ver­deck­te Grenzkontrollen ver­mu­tet. Die deut­schen Innenminister haben die­se EU-​Kritik zurück­ge­wie­sen. Anfang 2006 hat der Europäische Rat nun den vom Europäischen Parlament geschaf­fe­nen Rahmenbedingungen zur Einführung von ver­dachts­un­ab­hän­gi­gen Personenkontrollen in einem Bereich von 30 Kilometern ent­lang der Schengenbinnengrenzen zugestimmt.

Das Bayerische Landeskriminalamt unter­streicht die Bedeutung der Schleierfahndung als „unver­zicht­ba­res Instrument im Kampf gegen Drogenschmuggler und ande­re Straftäter.“ Ab Juli 2015 ver­stärkt der Freistaat Bayern die Schleierfahndung um 500 Polizisten. Laut Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sei das eine Konsequenz aus der gro­ßen Zahl der Aufgriffe bei den Grenzkontrollen wäh­rend des G7-​Gipfels auf Schloss Elmau.[5] Herrmann sieht die Methode der Schleierfahndung als Erfolgsmodell. Link: Schleierfahndung – Wikipedia


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2 Gedanken zu „Die AfD ist ein Ventil für die Frustrierten“

  1. Hallo & guten Tag,

    ich grei­fe nur eine Aussage heraus:
    „.. Ich wer­de nicht mehr wäh­len gehen! ..”

    Wählen bedeu­tet doch der Partei eine Stimme zu geben die – trotz aller Schwächen & Unzulänglichkeiten – die eige­nen Ziele und Überzeugungen am tref­fends­ten spie­gelt & in die Praxis umzu­set­zen versucht.
    „Nicht wäh­len” heißt auf die­se Möglichkeit zu ver­zich­ten und spielt außer­dem den grö­ße­ren Parteien in die Hände, sie pro­fi­tie­ren von *Nichtwählern*.

    Mir gefällt bei­spiels­wei­se nicht, dass die Partei „Die Linke” in Sachen „Trennung von Kirche und Staat” her­umei­ert – trotz­dem wer­de ich sie wäh­len, denn sie ver­tritt vie­le Positionen die mir zusa­gen wäh­rend sie bei ande­ren Parteien nicht zu fin­den sind.

    „.. Ich wer­de nicht mehr wäh­len gehen! ..” – über­le­gen Sie es sich nochmal .…

    Gruß aus dem Odenwald,
    wvs

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