Die AfD ist ein Ventil für die Frustrierten

HS230625

Horst Schulte

6 Minute/n


Merken

2

AfD-Wäh­ler mag ich unge­fähr so gern wie die Par­tei selbst. Ich muss nicht so tun, als hät­te ich Ver­ständ­nis für eine Poli­tik, die mei­nen Über­zeu­gun­gen zuwiderläuft.

Also auch nicht den­je­ni­gen gegen­über, die die Paro­len – oft ohne jeden Anstand – nach­plap­pern und mit ihren unwill­kom­me­nen Kom­men­ta­ren verzieren.

Wer zur AfD und ihren Ideen schweigt und wer über­haupt der Dis­kus­si­on zwi­schen Men­schen mit abwei­chen­den Stand­punk­ten aus dem Weg geht, setzt sich dem Vor­wurf aus, eli­tär und abge­ho­ben zu sein. Mir wäre lie­ber, wir wür­den strei­ten bis der Arzt kommt, als uns statt­des­sen in phi­lo­so­phi­schen Exkur­sen zu verlustieren.

Es ist schön, ein kla­res Feind­bild zu haben. Ärger­lich ist, dass sich die Vor­be­hal­te inzwi­schen beid­sei­tig so ver­fes­tigt haben, dass ein auf­ein­an­der zube­we­gen kaum mehr mög­lich ist. Die Medi­en spre­chen von einer pola­ri­sier­ten Gesell­schaft. Und die exis­tiert bekannt­lich nicht nur in Deutsch­land. Sie zeigt sich als welt­wei­tes Phä­no­men, das durch das Inter­net (mei­ne Mei­nung) aus­ge­löst und wei­ter befeu­ert wird.

Rich­tig gru­se­lig ist, dass sich die Uni­on von der AfD den Takt in ihrer Flücht­lings­po­li­tik vor­ge­ben lässt! Nicht erst seit Sees­öders unsäg­li­chem Mas­ter­plan. Ich hal­te die Din­ge, die in den letz­ten bei­den Wochen abge­lau­fen sind für uner­träg­lich und inak­zep­ta­bel. Ich wer­de nicht mehr wäh­len gehen!

Die Regie­rung Ange­la Mer­kel steht vor gro­ßen Her­aus­for­de­run­gen. Ich über­neh­me bewusst die­sen ver­nied­li­chen­den Ter­mi­nus „Her­aus­for­de­run­gen“, denn ich bin eher dafür, die Din­ge beim Namen zu nen­nen. Es sind Pro­ble­me, vor denen wir ste­hen. Gewal­ti­ge Probleme.

Mer­kel macht, so die öffent­li­che Wahr­neh­mung, wenig Anstal­ten, die­se abzu­räu­men. Nach die­ser irre lan­gen Zeit der Regie­rungs­bil­dung und dem mit der SPD aus­ge­han­del­ten Koali­ti­ons­ver­trag hät­te ich mehr erwar­tet und vor allem ande­res Tem­po, in dem die Plä­ne umge­setzt wer­den. Statt des­sen see­ho­fert da einer her­um, der nor­ma­le Regie­rungs­ar­beit nahe­zu unmög­lich macht.

Nach den Wah­len war doch das Wort vom es darf „kein wei­ter so…“ geben in aller Poli­ti­ker-Mun­de. Schon vergessen?!

Ich hal­te es gegen­wär­tig für wahr­schein­lich, dass Mer­kel nicht mehr lan­ge im Amt bleibt. Inso­fern blei­be ich mei­ner klei­nen, hier schon vor­ge­tra­ge­nen Theo­rie treu, dass das blöd­sin­ni­ge Vor­ge­hen der CSU von Beginn an Mer­kels Rück­tritt zum Ziel hatte.

Nicht nur die AfD arbei­tet an Mer­kels Demon­ta­ge, in der Uni­on ist der Frust förm­lich fühlbar.

Es wäre in nor­ma­len Zei­ten ein Vor­gang, der die Repu­blik nicht erbe­ben lie­ße. Rück­trit­te hat es schon gege­ben. Die Ent­schei­dung Mer­kels, sich 2017 erneut zur Wie­der­wahl zu stel­len, war nicht ihr klügs­ter Schach­zug. Die Uni­on hät­te mit einem ande­ren Kanz­le­rin die AfD der Chan­ce beraubt, die­se Bun­des­re­gie­rung „vor sich her­zu­trei­ben“. Schließ­lich hat die Par­tei den Pegi­da-Slo­gan #Mer­kel­muss­weg erst groß gemacht.

So eröff­ne­te sich Ali­ce Wei­del und Alex­an­der Gau­land die Chan­ce, die Jagd zu eröff­nen. Die Wort­wahl tref­fen sol­che Leu­te natür­lich bewusst. Aber es trifft die Lage der Gro­Ko nach Sees­öders Poker­run­de einhundertprozentig!

Die AfD offen­bar zwar ein­mal mehr, was sie von unse­rem demo­kra­ti­schen Sys­tem hält. Die Pro­tes­te der Öffent­lich­keit gegen die­se Form der Dem­ago­gie sind mir zu leise!

Vor dem Hin­ter­grund der aktu­el­len Regie­rungs­kri­se wird es der AfD leicht fal­len, ihre Punk­te direkt im Bun­des­tag und außer­par­la­men­ta­risch zu adres­sie­ren. Sie brau­chen nicht vie­le. Die Fol­gen der Flücht­lings­kri­se rei­chen die­sen Het­zern für ihre Zwe­cke voll­kom­men aus. Dass die Par­tei (Meu­then beim Par­tei­tag in Augs­burg) die gesetz­li­che Ren­te abschaf­fen will, haben die meis­ten Mit­strei­ter der Par­tei über­hört. Viel­leicht ist es ihnen auch egal, weil sie die Par­tei als Fun­da­men­tal­op­po­si­ti­on benut­zen und sie ihnen dar­über hin­aus NULL bedeutet.

Alles, was in den letz­ten Wochen pas­siert ist, fin­de ich sehr depri­mie­rend. Ich hal­te es für gefähr­lich, weil es Gift für unser jahr­zehn­te­lang geleb­tes und geschäf­tes libe­ra­les Gesellschaftssystem.

War­um bedeu­tet es vie­len Men­schen nicht mehr viel? Als Erklä­rung hören wir vom Frust der Vie­len und von Politik(er)verdrossenheit. Das ist nichts wirk­lich Neu­es. Aber die Inten­si­tät mit der die Ableh­nung vor­ge­tra­gen wird, ist es.

Es ist leicht, die vie­len Bau­stel­len auf­zu­zäh­len, die es im Land gibt und an denen wir nicht vor­an­kom­men. Die Sor­gen sind des­halb also nach­voll­zieh­bar. Der Staat hat in den letz­ten Jah­ren kei­ne Hand­lungs­fä­hig­keit gezeigt. So ist jeden­falls die Wahr­neh­mung vie­ler Men­schen. Mei­ne auch.

Wir wür­den nicht in die­ser Schär­fe über mini­ma­le sym­bol­po­li­ti­sche Rich­tungs­wech­sel in der Flücht­lings­po­li­tik strei­ten, wenn unse­re Geset­ze und Regeln ange­wandt wor­den wären. Erst die Defi­zi­te bei der Umset­zung vie­ler Selbst­ver­ständ­lich­kei­ten hat die Debat­te in die­ser Art und Wei­se aus­ufern lassen.

Ich bezweif­le, dass die­ser Staat sei­ne Hand­lungs­fä­hig­keit damit unter Beweis stel­len wird, dass er an 3 Grenz­über­gän­gen (90 gibt es allein in Bay­ern!) Kon­trol­len durch­führt und nach momen­ta­nem Niveau zir­ka 5 Men­schen am Tag her­aus­fi­schen könn­te, die in einem Tran­sit- (wahl­wei­se auch Express-) Zen­trum in das Land „zurück­ge­führt“ wür­den, in dem sie zuerst ihren Asyl­an­trag gestellt hat­ten. Dass dies in 48 Stun­den maxi­mal pas­sie­ren muss, wie es das Grund­ge­setz vor­schreibt, kenn­zeich­net nach all dem Streit die Ver­ein­ba­rung als lächer­lich – fik­tio­na­les Polit – Thea­ter. Das als Sym­bol­po­li­tik zu beschrei­ben, ist aus mei­ner Sicht viel zu seriös.

Die Kro­ne set­zen dem Gan­zen die CSU – Leu­te auf, die davon reden, dass man in Bay­ern die Schlei­er­fah­nung ein­set­ze, um die Men­schen, die die 3 Grenz­kon­trol­len umge­hen konn­ten, zu stel­len. In Ber­lin, Bre­men und NRW gibt es, Stand heu­te, übri­gens kei­ne Schlei­er­fahn­dung. Sie ist umstrit­ten, sie wird im All­ge­mei­nen ja gegen Ver­bre­cher ein­ge­setzt. Jetzt eben auch gegen Flüchtlinge!

Die EU-Kom­mis­si­on steht der Schlei­er­fahn­dung ableh­nend gegen­über, weil sie dar­in ver­deck­te Grenz­kon­trol­len ver­mu­tet. Die deut­schen Innen­mi­nis­ter haben die­se EU-Kri­tik zurück­ge­wie­sen. Anfang 2006 hat der Euro­päi­sche Rat nun den vom Euro­päi­schen Par­la­ment geschaf­fe­nen Rah­men­be­din­gun­gen zur Ein­füh­rung von ver­dachts­un­ab­hän­gi­gen Per­so­nen­kon­trol­len in einem Bereich von 30 Kilo­me­tern ent­lang der Schen­gen­bin­nen­gren­zen zugestimmt.

Das Baye­ri­sche Lan­des­kri­mi­nal­amt unter­streicht die Bedeu­tung der Schlei­er­fahn­dung als „unver­zicht­ba­res Instru­ment im Kampf gegen Dro­gen­schmugg­ler und ande­re Straf­tä­ter.“ Ab Juli 2015 ver­stärkt der Frei­staat Bay­ern die Schlei­er­fahn­dung um 500 Poli­zis­ten. Laut Innen­mi­nis­ter Joa­chim Herr­mann (CSU) sei das eine Kon­se­quenz aus der gro­ßen Zahl der Auf­grif­fe bei den Grenz­kon­trol­len wäh­rend des G7-Gip­fels auf Schloss Elmau.[5] Herr­mann sieht die Metho­de der Schlei­er­fahn­dung als Erfolgs­mo­dell. Link: Schlei­er­fahn­dung – Wikipedia

Diesen Beitrag teilen:
0CDD5CFF 182F 485A 82C6 412F91E492D0
Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: AfD CSU Demokratiefeinde Merkel Seehofer Union

Quelle Featured-Image: Standardbild...
Anzahl Wörter im Beitrag: 1047
Aufgerufen gesamt: 78 mal
Aufgerufen letzte 7 Tage: 10 mal
Aufgerufen heute: 1 mal

2 Gedanken zu „Die AfD ist ein Ventil für die Frustrierten“

  1. wvs 6 2. September 2018 um 13:52

    Hal­lo & guten Tag,

    ich grei­fe nur eine Aus­sa­ge heraus:
    „.. Ich wer­de nicht mehr wäh­len gehen! ..“

    Wäh­len bedeu­tet doch der Par­tei eine Stim­me zu geben die – trotz aller Schwä­chen & Unzu­läng­lich­kei­ten – die eige­nen Zie­le und Über­zeu­gun­gen am tref­fends­ten spie­gelt & in die Pra­xis umzu­set­zen versucht.
    „Nicht wäh­len“ heißt auf die­se Mög­lich­keit zu ver­zich­ten und spielt außer­dem den grö­ße­ren Par­tei­en in die Hän­de, sie pro­fi­tie­ren von *Nicht­wäh­lern*.

    Mir gefällt bei­spiels­wei­se nicht, dass die Par­tei „Die Lin­ke“ in Sachen „Tren­nung von Kir­che und Staat“ her­umei­ert – trotz­dem wer­de ich sie wäh­len, denn sie ver­tritt vie­le Posi­tio­nen die mir zusa­gen wäh­rend sie bei ande­ren Par­tei­en nicht zu fin­den sind.

    „.. Ich wer­de nicht mehr wäh­len gehen! ..“ – über­le­gen Sie es sich nochmal .…

    Gruß aus dem Odenwald,
    wvs

Lass deinen Gedanken freien Lauf


Hier im Blog werden bei Abgabe von Kommentaren keine IP-Adressen gespeichert! Deine E-Mail-Adresse wird NIE veröffentlicht! Du kannst anonym kommentieren. Dein Name und Deine E-Mail-Adresse müssen nicht eingegeben werden.


✅ Beitrag gemerkt! Favoriten anzeigen
0
Share to...
Your Mastodon Instance