Gestern bin ich 10 km gewandert. Für meine Verhältnisse lag das im Rekordbereich, wenn ich mal von dieser Tortur absehe. Während der ganzen Zeit (etwa 3 Stunden) ist mir nur eine Frau mit ihrem Hund begegnet. Ehrlich, so mag ich das. Die Temperatur (um die 23 °) war moderat, gerade richtig für eine solche Exkursion. Allzu häufig gab es solche Voraussetzungen in diesem Jahr (auch im verregneten Frühling) nicht.
Ich schlug nicht die Richtung ein, die vor wenigen Tagen die Windhose, die nachher den Namen Tornadoverdachtsfall verpasst bekam, genommen hatte. Ich ging lieber in westliche Richtung, damit ich erst gar nicht Gefahr lief, sicherheitsmäßig gesperrtes Territorium zu durchkreuzen. Das ungefähre Gebiet, in dem die Windhose tobte (übrigens mit beträchtlichen Schäden) habe ich mit dem Kreis versehen. Das blau gefärbte war gestern meine Tour (Quelle: Google Zeitachse).
Mitten im von Rheinbraun übriggelassenen Restwald, mehr ist es hier leider an vielen Stellen nicht mehr, stellte ich fest, wie feucht die Böden immer noch sind und dass die Windhose, von der ich sprach, dort offenbar wirklich nicht gewütet hatte. Die Brüche waren, soweit ich es beurteilen konnte, schon älter. Die Wege waren jedenfalls völlig frei von Bruchholz und um mich herum gab es keine Anzeichen.
Auf einer Lichtung sah ich viele Schmetterlinge und einige, wenige Libellen, was hier für unsere Gegend und speziell an diesem Platz durchaus erwähnenswert ist. Allerdings handelte es sich um wenige Arten. Weißlinge, Aurora-Falter, Brauner Waldvogel, Zitronenfalter und (natürlich) Admirale.
Etwas weiter, wieder im Wald, fielen mir Massen von Mücken auf. Ein paar Stiche jucken ganz schön. Die Wege waren teils noch sehr nass. Dabei hatte es doch in den letzten Tagen gar nicht mehr so stark geregnet. Dann sah ich, wie viel Wasser sich auf einer Seite in den eigens dafür vorgesehenen Mulden gestaut haben musste. Durch den vielen Regen, den wir auch hier abbekommen haben, dürfte sich einiges abgespielt haben. Regelrechte Wassermassen haben sich den Weg durch diese Schlucht gebahnt. Man sah das an dem Bruchholz, das sich vor einigen im Wege stehenden Bäumen verfangen hatte.
Ein paar hundert Meter weiter hatte sich ein richtiger See gebildet. Leider habe ich die Fotos davon nicht gut hinbekommen. Ich hatte neben meinem Teleobjektiv nur mein Smartphone dabei. Nur mit etwas mehr Weitwinkel wäre überhaupt sichtbar geworden, wie das vor Ort aussah. Außerdem war der Ort ziemlich dunkel. Egal, ich habe die Wasserstellen, die sehr ausgedehnt waren, mit dem Smartphone fotografiert und die Stellen rot eingekreist.
Wenn diese erheblichen Wassermengen weiter nach unten bis an den Rand unseres Dorfes geflossen wären, hätte es für die Anwohner in dem dort entstandene Neubaugebiet wahrscheinlich ein Fiasko gegeben. Erst kürzlich war etwas in dieser Art in einer Nachbargemeinde passiert. Die Wassermengen durch einen Starkregen hatten sich über ein abschüssiges Feld in die Häuser eines Neubaugebietes ergossen. Der Schaden war groß.
Die Natur juckt all das nicht. Der Mensch wird wohl kaum je dazu in der Lage sein, ihr nachhaltige Grenzen zu setzen. Allerdings kann man Vorkehrungen treffen. Und das geschieht ja überall. Inwieweit die Maßnahmen allerdings ausreichen, um möglichen und sich leider in den letzten Jahren häufenden Verheerungen zu begegnen, muss abgewartet werden. Die simple Tatsache, dass sich Wasser seinen Weg sucht, ist nur ein Detail, eine Binse. Die Wirkung ist, vor allem, wenn man selbst betroffen ist, eine bittere Erfahrung. Auch das könnte uns noch sehr zu schaffen machen (Klimawandel).
Abgesehen von diesen trüben Gedanken habe ich innerhalb und außerhalb des Waldes echt Spaß gehabt und ein paar schöne Dinge gesehen und fotografiert. Mir ist aufgefallen, dass die Feldraine selbst in diesem Sommer (es gab ja genügend Regen, dafür bisher allerdings eher wenig Sonne) wunderschön bunt blühen. Neben Mohnblumen sah ich Skabiosen, Kornblumen, Disteln und andere bunte Gewächse.
Wunderschöne Fotos! Und alle Achtung für die Wanderstrecke! 🙂
Welchen Wachstumsdruck die Natur entfalten kann, merken wir im Juni und Juli im Garten sehr krass: alles wächst wie irre – und wenn wir nicht „begrenzen“, wäre bald der ganze Garten voll mit den dominanten Gewächsen!
Der viele Regen ist nicht für alle Geschöpfe auf dem Planeten von Nutzen. Aber alles in allem sieht man schon, was Wasser für die Natur bedeutet. Das sind Eindrücke, die man in anderen Jahren (Dürre) nicht hatte. Wenn wir Menschen nicht eingreifen, wie in dem kleinen Stück, das ich besucht habe, entwickelt sich etwas, das nicht immer nur schön für unser Auge ist, das aber einen ganz eigenen Reiz entwickelt. Gut, dass das so ist.