Der zieht sich auch jeden Scheiß rein

Was hast du dir da wie­der für einen Film ausgesucht?

HS230625

Horst Schulte

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Ich schrei­be nicht gern über Sachen, die mir pein­lich wer­den kön­nen. Schon gar nicht dann, wenn Leu­te betrof­fen sind, die mir nahe­ste­hen. Aber mich selbst kann ich davon ja ausnehmen.

Video-On-Demand ist eine fei­ne Sache. So kom­for­ta­bel und so indi­vi­dua­lis­tisch. Umwelt­freund­lich ist es zwar nicht… aber sehr indi­vi­dua­lis­tisch. Trotz­dem fin­de ich man­ches Ange­bot der Strea­ming­diens­te so doof, dass ich mich gera­de­zu dafür schä­me, die­sen oder jenen Film über­haupt gese­hen zu haben. Erzäh­len wür­de ich davon nicht. Ich mei­ne, um wel­chen Film es da gera­de geht. Das pas­siert mir auch mit­ten­drin. Abschal­ten mag ich trotz­dem nicht.

Die Seri­en- und Film­an­ge­bo­te der öffent­lich-recht­li­chen Sen­der (ARD, ZDF, 3. Pro­gram­me, Arte, 3Sat etc.) ent­spre­chen eher sel­ten mei­nen Vorstellungen. 

Immer häu­fi­ger gucken wir Seri­en oder Fil­me bei Ama­zon Prime oder Net­flix, Sony Chan­nel etc. Es kommt vor, dass wir uns nach einer Wei­le anse­hen und dann doch abschal­ten. Manch­mal fin­det sich was Bes­se­res, man kann aller­dings auch vom Regen in die Trau­fe geraten.

Mei­ne Frau schläft bei mick­ri­gen Pro­gramm­an­ge­bo­ten gern mal ein, vor allem dann, wenn es schon etwas spä­ter am Abend ist. Ich hal­te durch und tad­le mich: Dei­ne Ansprü­che waren auch mal schon höher… 

Ich möch­te hier kei­ne Bei­spie­le von Fil­men oder Seri­en nen­nen, die uns gar nicht gefielen. 

Ich beru­hi­ge mich in sol­chen Fäl­len damit, dass mei­ne Ansprü­che an Unter­hal­tungs­an­ge­bo­te noch nie beson­ders hoch gewe­sen sind. Es ging mit Win­ne­tou los, Lou­is de Funes, Vier Fäus­te für ein Hal­le­lu­ja, schließ­lich lan­de­te ich bei Bruce Lee. Ja, damals gab ich „viel Geld“ fürs Kino aus und nach der Vor­stel­lung war ich immer gut drauf. Kino übte einen einen beson­de­ren Reiz auf mich aus. Und allein war ich damit sel­ten. Mei­ne Freun­de waren dabei und manch­mal haben wir sonn­tags sogar zwei Vor­stel­lun­gen besucht. 

Jetzt weiß ich gar nicht mehr, wann ich über­haupt zuletzt im Kino war. Es ist Jah­re her. 

War­um sind Film­erleb­nis­se der glei­chen Art heu­te für mich so sel­ten gewor­den? War­um guck ich mir sol­chen Mist an und blei­be auch noch dabei, wenn ich vor Lan­ge­wei­le fast ein­schla­fe? Natür­lich weil ich doch wis­sen will, wie es aus­geht. Doch recht­fer­tigt das die­se Art von Selbstkasteiung? 

Es ist wohl so, wie es mit dem Fern­se­hen auch ange­fan­gen hat. Kaum erin­nert man sich noch dar­an, dass es nur ein paar Sen­dun­gen (für Kin­der) gab und selbst die Erwach­se­nen­an­ge­bo­te zeit­lich begrenzt waren. Von Voll­pro­gram­men, die heu­te nor­mal sind, war noch nicht die Rede. Wer erin­nert sich heu­te noch ans Test­bild oder an die Natio­nal­hym­ne, die zum Pro­gramm­ende gespielt wurde? 

Ich erin­ne­re mich heu­te noch an man­che TV-Serie, die wir damals – noch in schwarz/​weiß – dafür aber mit abso­lu­ter Begeis­te­rung ange­se­hen haben. Es gab nur ein Fern­seh­pro­gramm. Dann kam irgend­wann das ZDF dazu, und es wur­de far­big. Das ist so lan­ge her, dass ich mich schon mit ein biss­chen Auf­wand zurück­er­in­nern muss. Es mach­te Spaß, die dama­li­gen Seri­en oder Fil­me anzu­gu­cken. Viel­leicht auch des­halb, weil wir uns am nächs­ten Tag mit Freun­den dar­über aus­tau­schen konnten. 

Heu­te guckt jeder sein eige­nes Pro­gramm, sei­ne Serie. Es ist sel­ten, dass man im Büro noch Kol­le­gen trifft, die am Vor­abend das glei­che Pro­gramm gese­hen hät­ten. Wenn doch, wird eher nicht dar­über gere­det, wie toll die Sen­dung gewe­sen ist, son­dern wie mies sie war. Eher wird gene­rell dar­über lamen­tiert, was für einen Mist die GEZ-Sen­der für das vie­le Geld abla­den wür­den. So ist das heute. 

Statt ARD und ZDF oder ande­re öffent­lich-recht­li­che Ange­bo­te zu nut­zen, wird gestreamt, was das Zeug hält. 

Das Ange­bot ist so unüber­schau­bar groß, das wir kaum noch die Per­len her­aus­fin­den kön­nen, die wir nach­her auch als sol­che bezeich­nen wür­den. Da nutzt selbst die Ori­en­tie­rung an den You­tubern nicht viel, die zum Teil wirk­lich tol­le Film­be­spre­chun­gen ein­schließ­lich Hin­ter­grund­ge­schich­ten und Trai­lern anbie­ten, auch nicht die Film­kri­ti­ken in ein­schlä­gi­gen Blogs.

Es ist wohl ein­fach zu viel. Selbst­be­schrän­kung wäre ein Aus­weg. Aber wer möch­te sich schon frei­wil­lig der Lan­ge­wei­le aussetzen? 

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Tschö

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