Gesellschaft, Musik

Der zieht sich auch jeden Scheiß rein

Was hast du dir da wieder für einen Film ausgesucht?

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Ich schreibe nicht gern über Sachen, die mir peinlich werden können. Schon gar nicht dann, wenn Leute betroffen sind, die mir nahestehen. Aber mich selbst kann ich davon ja ausnehmen.

Video-On-Demand ist eine feine Sache. So komfortabel und so individualistisch. Umweltfreundlich ist es zwar nicht… aber sehr individualistisch. Trotzdem finde ich manches Angebot der Streamingdienste so doof, dass ich mich geradezu dafür schäme, diesen oder jenen Film überhaupt gesehen zu haben. Erzählen würde ich davon nicht. Ich meine, um welchen Film es da gerade geht. Das passiert mir auch mittendrin. Abschalten mag ich trotzdem nicht.

Die Serien- und Filmangebote der öffentlich-rechtlichen Sender (ARD, ZDF, 3. Programme, Arte, 3Sat etc.) entsprechen eher selten meinen Vorstellungen.

Immer häufiger gucken wir Serien oder Filme bei Amazon Prime oder Netflix, Sony Channel etc. Es kommt vor, dass wir uns nach einer Weile ansehen und dann doch abschalten. Manchmal findet sich was Besseres, man kann allerdings auch vom Regen in die Traufe geraten.

Meine Frau schläft bei mickrigen Programmangeboten gern mal ein, vor allem dann, wenn es schon etwas später am Abend ist. Ich halte durch und tadle mich: Deine Ansprüche waren auch mal schon höher…

Ich möchte hier keine Beispiele von Filmen oder Serien nennen, die uns gar nicht gefielen.

Ich beruhige mich in solchen Fällen damit, dass meine Ansprüche an Unterhaltungsangebote noch nie besonders hoch gewesen sind. Es ging mit Winnetou los, Louis de Funes, Vier Fäuste für ein Halleluja, schließlich landete ich bei Bruce Lee. Ja, damals gab ich „viel Geld“ fürs Kino aus und nach der Vorstellung war ich immer gut drauf. Kino übte einen einen besonderen Reiz auf mich aus. Und allein war ich damit selten. Meine Freunde waren dabei und manchmal haben wir sonntags sogar zwei Vorstellungen besucht.

Jetzt weiß ich gar nicht mehr, wann ich überhaupt zuletzt im Kino war. Es ist Jahre her.

Warum sind Filmerlebnisse der gleichen Art heute für mich so selten geworden? Warum guck ich mir solchen Mist an und bleibe auch noch dabei, wenn ich vor Langeweile fast einschlafe? Natürlich weil ich doch wissen will, wie es ausgeht. Doch rechtfertigt das diese Art von Selbstkasteiung?

Es ist wohl so, wie es mit dem Fernsehen auch angefangen hat. Kaum erinnert man sich noch daran, dass es nur ein paar Sendungen (für Kinder) gab und selbst die Erwachsenenangebote zeitlich begrenzt waren. Von Vollprogrammen, die heute normal sind, war noch nicht die Rede. Wer erinnert sich heute noch ans Testbild oder an die Nationalhymne, die zum Programmende gespielt wurde?

Ich erinnere mich heute noch an manche TV-Serie, die wir damals – noch in schwarz/weiß – dafür aber mit absoluter Begeisterung angesehen haben. Es gab nur ein Fernsehprogramm. Dann kam irgendwann das ZDF dazu, und es wurde farbig. Das ist so lange her, dass ich mich schon mit ein bisschen Aufwand zurückerinnern muss. Es machte Spaß, die damaligen Serien oder Filme anzugucken. Vielleicht auch deshalb, weil wir uns am nächsten Tag mit Freunden darüber austauschen konnten.

Heute guckt jeder sein eigenes Programm, seine Serie. Es ist selten, dass man im Büro noch Kollegen trifft, die am Vorabend das gleiche Programm gesehen hätten. Wenn doch, wird eher nicht darüber geredet, wie toll die Sendung gewesen ist, sondern wie mies sie war. Eher wird generell darüber lamentiert, was für einen Mist die GEZ-Sender für das viele Geld abladen würden. So ist das heute.

Statt ARD und ZDF oder andere öffentlich-rechtliche Angebote zu nutzen, wird gestreamt, was das Zeug hält.

Das Angebot ist so unüberschaubar groß, das wir kaum noch die Perlen herausfinden können, die wir nachher auch als solche bezeichnen würden. Da nutzt selbst die Orientierung an den Youtubern nicht viel, die zum Teil wirklich tolle Filmbesprechungen einschließlich Hintergrundgeschichten und Trailern anbieten, auch nicht die Filmkritiken in einschlägigen Blogs.

Es ist wohl einfach zu viel. Selbstbeschränkung wäre ein Ausweg. Aber wer möchte sich schon freiwillig der Langeweile aussetzen?

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Quelle Featured-Image: HorstSchulte.com

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