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Ein ganz besonders tristes Osterfest. Trotz oder gerade wegen des schönen Wetters.

Es wird ganz schön komisch werden an diesem Osterfest. Der Coronavirus zwingt uns auch an diesem Feiertag vorsorglich Abstand zu wahren. Eine schwere Prüfung für ganz viele, nicht nur für alte Menschen.

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Dass wir uns zum Osterfest nicht treffen können, löst in meiner Familie unterschiedliche Gefühle aus. Enttäuscht – soviel kann ich sagen – sind wir alle. Großneffe Fynn und Großnichte Helena (6 und 2 Jahre alt) waren schon länger als einen Monat nicht mehr bei uns. Das tut weh.

Wir halten regelmäßige Videokonferenzen. Man erkennt sofort, dass die Kinder nicht ganz ausgelastet sind. Meine Nichte hat bei „Google Foto“ ein Album namens „Leben während Corona. Ein Fototagebuch! 14.3.2020 bis…“ angelegt. Das wird ganz regelmäßig mit aktuellen Fotos und kleinen Videos vom Tag befüllt. In der Whatsapp-Gruppe, in die viele Verwandte eingebunden sind, herrscht noch regeres Treiben als das bisher schon zu normalen Zeiten der Fall war.

Mit meiner Schwester habe ich gestern fast zwei Stunden lang telefoniert, obwohl sie im gleichen Ort wohnt. Mit meiner Mutter telefoniere ich manchmal täglich, manchmal einen über den anderen Tag.

Für meine Schwiegermutter ist es besonders schwer, ihren Sohn nicht wenigstens einmal die Woche zu sehen. Zu normalen Zeiten ist das nämlich normal. Das Telefon kann den persönlichen Kontakt in diesem Fall deshalb nicht ausgleichen, weil sie schwer hört und deshalb nur begrenzt folgen kann. Heute hat sie deshalb sogar ein bisschen geweint.

Osterfest ohne Familie

Mein Schwager hat die Sorge, Mutter anzustecken. Es wäre für sie (95) gefährlich ausgerechnet jetzt zu erkranken. Es muss gar nicht einmal der Virus sein. Sie kann auch eine normale Erkältung oder eine Blasenentzündung in eine lebensbedrohliche Ausnahmelage bringen. Die Erfahrungen in der Vergangenheit waren nicht nur positiv. Es ist ein mulmiges, unangenehmes Gefühl, sich vorzustellen, dass ausgerechnet jetzt jemand aus der Familie ins Krankenhaus müsste…

Wir haben erlebt, was der Pflegenotstand in normalen Zeiten für Konsequenzen hat und dass je nach Erkrankung Vorsicht geboten ist: Wenn du niemanden hast, der sich im Krankenhaus um dich kümmert, bist du verloren. Je älter und hilfloser die Menschen, desto wahrer ist diese nur theoretisch übertrieben wirkende Aussage.

Die „normalen Stationen“ vieler Krankenhäuser sind momentan nicht ausgelastet. Viele Menschen machen sich so große Sorgen, dass sie dringend nötige Untersuchungen und sogar Operationen hinausschieben; leider mit den vielfach damit verbundenen lebensgefährlichen Konsequenzen.

Ich habe gelesen, dass dieses Verhalten nicht so selten ist, wie man vielleicht denken könnte. Ich kann für mich feststellen: Davor, jetzt ins Krankenhaus zu müssen, habe ich einen großen Bammel. Und natürlich umfasst meine Sorge alle in unserer Familie und unsere Freunde.


Angesichts solcher Gedanken wirkt es merkwürdig und beruhigend zugleich, in uneingeschränkt Positives über unser Land und sogar das so oft kritisierte Gesundheitssystem zu lesen. Viel spricht dafür, dass unser Jammern auf hohem Niveau stattfindet und möglicherweise eine faire Sicht auf seinen wirklich Zustand behindert. Einen Vergleich mit anderen Ländern müssen wir (auch) in diesem Fall nicht scheuen. Jedenfalls, wenn wir es zulassen, auch den positiven Teil der Berichte aufzunehmen.

Positive Nachrichten

Ich lese ab und zu Cicero, obwohl mir die politische Richtung nicht gefällt. Herausgeber und Chefredakteur Christoph Schwennicke hat heute einen Beitrag veröffentlicht, der mir ausgesprochen gut gefallen hat.

Leider ist „Das Gute im Schlechten“ hinter einer Paywall „versteckt“. Cicero lässt die Bezahlschranke dankenswerterweise erst nach mehreren Absätzen wirken, so dass man immerhin ein gewisses Gefühl für die Tendenz des Artikels bekommt. Dass man sich da auch täuschen kann, weiß ich aus Erfahrung.

In diesem Fall ist der Artikel durchgehend positiv. Ich habe in einem Kommentar meinen Dank zu diesem selten positiven Artikel zum Umgang der Verantwortlichen in Politik und Wissenschaft zum Ausdruck gebracht. Das tun längst nicht alle Cicero-Leser. Das wundert mich auch nicht, weil ich die Leserschaft als national-konservativ und regierungskritisch, wenn nicht sogar regierungsfeindlich einschätzen würde.

Schwennicke über die Arbeit von Merkel und ihren Ministern:

Aber seither macht sie unaufgeregt und besonnen alles, was man sich von einer Regierungschefin wünscht. Redet nicht von Krieg und ähnlich martialischen Parallelen. Sondern erklärt, fast im Sprech der „Nachrichten in einfacher Sprache“ im Deutschlandfunk, was die Leute bitte tun sollen, um alle miteinander dafür zu sorgen, dass sich das Virus nicht schneller ausbreitet, als es die Krankenhauser verkraften. Scholz, Spahn, Heil, alle drei neben der Kanzlerin sind eine feste Bank im Corona-Krisenkabinett und machen exzellente, professionelle und sachliche Arbeit.

Corona-Pandemie und Deutschland – Das Gute im Schlechten | Cicero Online

Ich sehe das persönlich ganz genauso und das tun ja viele andere Menschen in Deutschland ebenfalls. Dafür sprechen aktuelle Umfragen.

Der Blick aus New York auf Deutschland

In Schwennickes Beitrag ist ein Artikel der New York Times verlinkt. Er wurde am 4. April veröffentlicht. Auch darin erhält Deutschland durchweg ganz hervorragende Noten für den Umgang mit der Pandemie.

Mitte Januar, lange bevor die meisten Deutschen über das Virus nachgedacht hatten, hatte das Berliner Charité-Krankenhaus bereits einen Test entwickelt und die Formel online gestellt. Als Deutschland im Februar seinen ersten Fall von Covid-19 aufzeichnete, hatten Labors im ganzen Land einen Bestand an Testkits aufgebaut.

„Der Grund, warum wir in Deutschland im Vergleich zur Anzahl der Infizierten derzeit so wenige Todesfälle haben, kann größtenteils durch die Tatsache erklärt werden, dass wir eine extrem große Anzahl von Labordiagnosen durchführen“, sagte Dr. Christian Drosten, Chefvirologe bei Charité , dessen Team den ersten Test entwickelte.

Eine deutsche Ausnahme? Warum die Coronavirus-Sterblichkeitsrate des Landes niedrig ist – The New York Times

Ich freue mich nicht nur darüber, dass die Maßnahmen positiv bewertet werden. Schließlich gibt es auch bei diesem Thema wieder genügend Stinkstiefeleien von denen, denen einfach nie etwas Positives zu Deutschland einfallen würde.

Mir fallen die Stimmen derer ein, die von sich sagen, dass sie derzeit in keinem anderen Land auf der Welt lieber wären als hier in Deutschland. Sie fühlen sich, so sagen sie, hier in Deutschland sicherer als irgendwo anders auf der Welt.

Lobhudelei?

Die üblichen Verdächtigen werden solche „Lobhudeleien“ über die deutsche Regierung nicht gern lesen und deshalb eher keine schmeichelhaften Worte für den Artikel der NYT finden. Trump würde vielleicht von Fake News reden.

Neben Massentests und der Bereitschaft des Gesundheitssystems sehen viele auch die Führung von Bundeskanzlerin Angela Merkel als einen Grund dafür, dass die Todesrate niedrig gehalten wurde. Frau Merkel, eine ausgebildete Wissenschaftlerin, hat während der Krise klar, ruhig und regelmäßig kommuniziert, als sie dem Land immer strengere soziale Distanzierungsmaßnahmen auferlegte. Die Beschränkungen, die für die Verlangsamung der Ausbreitung der Pandemie von entscheidender Bedeutung waren, stießen auf wenig politischen Widerstand und werden weitgehend befolgt.

Eine deutsche Ausnahme? Warum die Coronavirus-Sterblichkeitsrate des Landes niedrig ist – The New York Times

Der Artikel stammt von der in Deutschland geborenen und in Berlin lebenden Journalistin Katrin Bennhold. Ich erwähne dass, weil ich mich sonst gern mal darüber beklage, dass deutsche Autoren sich in der NZZ über Deutschland „das Maul zerreißen“. Ich achte manchmal auf die Nationalität der Autoren 🙂

Es geht tatsächlich auch anders. Mir ist die „Lobhudelei“ von Schwennicke und Bennhold lieber als das Genöle der NZZ – Söldner, die aus Gründen immer so betont kritisch gegenüber Deutschland berichten. Für manche in Deutschland ist das halt „Westfernsehen“. Deutschen (Staats-) Medien vertrauen diese Leute ja längst nicht mehr. Da müssen sie auf die deutschsprachige Presse in der Schweiz vertrauen und vielleicht noch die in Österreich?

Ich sage es gern noch einmal. Positive Berichte empfinde ich als sehr wohltuend im Vergleich zu den Miesmacheransagen richtig schön. Egal, wenn die ewigen Meckerer Schaum vor’m Mund haben.

Ich hoffe, es bleibt so, weil neben den negativen Stimmen im Moment die positiven Meinungen über die Leistung der Regierung und der sie beratenden Wissenschaftler überwiegen. Da lässt man sich auch gern Untertan oder als Minderbemittelt titulieren. Die Bilanz wird schon irgendwann gezogen.

AfD und FDP wollen den Ausstieg aus dem Lockdown möglichst schnell, weil sich – so Gauland, AfD – bereits erwiesen habe, dass der entstandene Schaden durch die Folgen der Pandemiebekämpfung schon jetzt größer sei als der Schaden, den Corona selbst angerichtet habe. Womit dieser Mensch seine Behauptung belegen möchte, entzieht sich seiner und meiner Kenntnis. Den Saldo, werter Herr Gauland, würde ich später gern einmal sehen.

Bis dahin zehrt die Regierung von einer überwältigenden Zustimmung für ihre Maßnahmen. Ungefähr 3/4 der Befragten haben beim ZDF-Politbarometer dafür plädiert und finden die Einschränkungen nicht übertrieben. Die AfD bleibt bei 10%, die FDP sinkt auf 5%. Das verstehe ich mal als eindeutige Antwort der Bevölkerung auf den Versuch dieser beiden Parteien, die Regierung aus Prinzip und zwar zum falschen Zeitpunkt unter Druck zu setzen.

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Horst Schulte
Herausgeber, Blogger, Autor und Hobby-Fotograf
Seit 2004 blogge ich über Politik und Gesellschaft – also seit die meisten noch SMS statt Tweets geschrieben haben. Mit 70 Jahren lebe ich immer noch im schönen Bedburg, direkt vor den Toren Kölns, und schreibe über alles, was die Welt bewegt (oder mich zumindest vom Sofa aufstehen lässt).

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Artikelinformationen:

Gesellschaft

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