Ich bin 67. Es macht vermutlich zunächst einmal einen quantitativen Unterschied zu jüngeren Leuten. Die haben noch nicht so viel über ihre kollektiven Verstrickungen in historische Verbrechen der Deutschen gelesen. Die werden Maas’ Verhandlungsergebnis und die Anerkennung eines weiteren Völkermordes, den Deutsche begangen haben, nur wohlwollend betrachten.
Was nehmen LeserInnen mit, wenn sie einmal mehr lesen, wie schlimm die Erfahrungen von nicht-weißen, muslimischen oder jüdischen MitbürgerInnen in diesem Land sind? Die Zeitungen sind voll davon. Im TV bleibt es ein Thema.
Über lange Zeit galt die hiesige Verarbeitungs- und Bewältigungskultur als geradezu vorbildlich – jedenfalls im Ausland.
Was Deutsche Zeit ihres Lebens über Antisemitismus und Rassismus gelernt zu haben glaubten, ist angesichts der Zustände im Land scheinbar wertlos.
Es fehlt an Nachhaltigkeit. Und dass es Leute gibt, die tatsächlich versuchen, sich aus der kollektiven Verantwortung auszuklinken, ist aber auch wirklich ganz furchtbar. Zu viele machen einfach weiter, als hätte es keinen Völkermord an den Herero und Nama und kein 3. Reich gegeben.
Wer keinen entwickelte Neigung zum Masochismus hat, wird sich nach einer Weile nach der Lektüre inflationär zunehmender Medien-Beiträge schlecht fühlen und denken, dass sich endlich was ändern muss.
Diejenigen, die sich als Aktivisten darum bemühen, dieser Bevölkerung penetrant auf ihre schweren charakterlichen Mängel aufmerksam zu machen, werden sich darüber bewusst sein, dass ihre Vorwürfe nötige Veränderungen im Denken nicht fördern, sondern wahrscheinlich eher blockieren.
Ich persönlich habe es satt!
Ich lese so was nicht mehr und verkneife mir auch einseitige Berichte im TV. Sie machen nichts weiter als Frust.
Wie vielen Stunden pädagogischer Bemühungen werde ich (67) in meinem Leben schon ausgesetzt gewesen sein? Ich denke, es war vergebliche Mühe. Schließlich bin ich Deutscher. Das Verhalten findet sich in meiner DNA.