Ursachen für Symptome und Veränderungen – Sachlichkeit statt Polemik könn­te helfen

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von Horst Schulte

Lesezeit: 4 Min.

Die Schlagzahl und das Tempo ange­kün­dig­ter und sich abzeich­nen­der Veränderungen machen vie­len zu schaf­fen. Über Allgemeinplätze hin­aus wie zum Beispiel «Angst ist ein schlech­ter Ratgeber» hört man zu wenig.

Es kommt mir so vor, als wür­den zu vie­le nicht auf die ein­zel­nen Herausforderungen ver­wei­sen, son­dern ihre Überforderung mit all­ge­mei­nen und doch eher unter­kom­ple­xen Aussagen demons­trie­ren. Zum Glück heißt das nicht, dass die Beschäftigung mit kon­kre­ten Lösungsansätzen nicht exis­tie­ren würde. 

Ich glau­be, die bestehen­de Debattenkultur ver­hin­dert inzwi­schen, dass sie über­haupt popu­lär werden.

Stattdessen über­schüt­ten wir uns mit sub­stanz­lo­sen und unkon­struk­ti­ven Beiträgen, die wir (lei­der) nicht nur zur Kenntnis neh­men, son­dern die zudem unse­re Kapazitäten bin­den, die drin­gend bei der Erarbeitung von Perspektiven und Lösungen benö­tigt werden.

Uns feh­len posi­ti­ve Ansätze, die nicht – sobald sie geäu­ßert wer­den – sofort vom Widerspruch in den aso­zia­len Medien zer­stört werden. 

Das Internet ist voll von Beispielen. Vielleicht leben wir genau des­halb seit Jahren mit einem zuneh­men­den und im Vergleich mit den ver­gan­ge­nen Jahrzehnten unge­wohnt gro­ßen Veränderungsdruck. 

Dichte, Anspruch und Tempo

Es ist kein Trost, dass Dichte, Anspruch und Tempo nicht nur Bürgerinnen und Bürger über­for­dern, son­dern auch die­je­ni­gen, deren Brot-und-Butter-Kompetenz die Debatte ist. Ja! Ich fin­de, Journalisten, Politiker sowie Wissenschaftler zei­gen in man­cher Debattensituation Anzeichen von Überforderung.

Das Internet pro­vo­ziert nicht nur Trolle, die bereits eine kon­fron­ta­ti­ve Konstante dar­stel­len, son­dern auch ande­re, die eine fixe Meinung zu unter­schied­lichs­ten Themen mit­brin­gen. Ich stel­le frus­triert fest, dass sie bos­haft sind und sich dar­auf ver­ste­hen, Dinge aus dem Zusammenhang zu reißen.

Es ist ver­rückt, dass Tweets oder kur­ze Facebook-Postings eher all­ge­mei­ner Art zu Widerspruch und Schlimmerem her­aus­zu­for­dern scheinen.

Das ist in den aso­zia­len Medien nor­mal. Beispiel: Ein Bürgermeister schreibt auf sei­nem Facebook-Kanal täg­lich etwas zur regio­na­len Entwicklung der Corona-Pandemie. Er macht das betont sach­lich und erhält dafür viel Anerkennung. Allerdings nicht aus­schließ­lich. Es gibt in die­sem Minikosmos Menschen, die es sich nicht ver­knei­fen kön­nen, die Maßnahmen im Ganzen infra­ge zustel­len und den Bürgermeister per­sön­lich anzu­grei­fen. Man kann die Corona-Maßnahmen falsch fin­den. Aber soll­ten in die­sem Fall nicht wenigs­tens ein paar sach­li­che Argumente am Start sein? 

Hass gibts genug

Die Erfahrungen haben mich zu einem erklär­ten Gegner der aso­zia­len Medien gemacht. Die Versuche, die Hasswellen per Gesetz ein­zu­däm­men, zei­gen in mei­nen Augen kei­ner­lei Wirkung. Das aso­zia­le Treiben erreicht immer neue Dimensionen. An der Entwicklung betei­li­gen sich alle glei­cher­ma­ßen. Mir ist irgend­wann klar gewor­den, dass es falsch ist, Andersdenkende aus­zu­gren­zen. Noch schlim­mer ist, sie her­ab­zu­wür­di­gen und mit unre­flek­tier­tem Hass zu über­zie­hen. Das ist kei­ne Domäne von Rechten. Linke und Grüne machen das eben­falls sehr gern und erfolgreich. 

Anhand der Diskussionen über Cancel Culture mit vie­len gegen­sei­ti­gen Vorwürfen lässt sich das wun­der­bar studieren. 

Wir müss­ten mehr Fragen stel­len und in kur­zen, schnel­len Statements über die SM-Kanäle nicht oft so tun, als wür­den wir schon alle Antworten ken­nen. Das funk­tio­niert näm­lich nicht. 

Warum emp­fin­den vie­le es als pure Provokation, dass die AfD im Bundestag und unse­ren Landtagen ver­tre­ten ist, fra­gen aber nicht danach, war­um das so ist? 

Wieso AfD?

Wieso sitzt die AfD im Bundestag? Die Antwort wird uns nicht gefal­len. Es ist zu ein­fach, den ande­ren poli­ti­schen Parteien Fehler zuzu­schrei­ben. Obwohl das eine Dimension der Antwort sein dürf­te, sind die Gründe viel­fäl­tig. Dies wie­der­um führt zu ande­ren Diskussionen, bei denen jede Stimme zäh­len und aner­kannt wer­den soll. Das scheint mir irgend­wie aus­sichts­los und ergibt ja dann auch irgend­wie das Gesamtbild, mit dem wir uns schon bei der Erklärung man­cher Phänomene so unheim­lich schwer tun. 

Wieso höhe­res Renteneintrittsalter?

Alle ken­nen die demo­gra­fi­sche Entwicklung Deutschlands. Unsere Bevölkerung ist im Vergleich nach Japan die zweit­äl­tes­te. Trotzdem scheint ein Vorschlag, die Lebensarbeitszeit die­sem Tatbestand anzu­pas­sen, nicht nur im lin­ken Lager ein Tabu zu sein. Der SPD hat nicht nur Hartz IV gescha­det, son­dern viel­leicht in ver­gleich­ba­rem Umfang Franz Münteferings Einsatz für die Rente mit 67. 

Es tut mir leid, wenn das hier für man­che bes­ser­wis­se­risch oder beleh­rend rüber­kommt. Aber das Thema einer sich ins System ein­bren­nen­den Kommunikationsunfähigkeit ‑trotz aller exis­tie­ren­den tech­ni­schen Möglichkeiten‑, brennt vie­len Leuten auf den Nägeln – über alle Generationen hin­weg. Davon bin ich fel­sen­fest überzeugt.

Wir müs­sen eine Möglichkeit fin­den, uns aus einem Teufelskreis zu befrei­en, der ein beängs­ti­gend rea­les Potenzial besitzt, unse­ren rela­ti­ven gesell­schaft­li­chen Wohlstand, der sich längst in unüber­seh­ba­ren Teilen (Altersarmut) auf­ge­löst hat (Ach, Deutschland geht es gut?) zu pul­ve­ri­sie­ren. Ich bezweif­le nicht, dass danach die Demokratie dran wäre.


Horst Schulte

Herausgeber, Blogger, Amateurfotograf

Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe auf dem Land.

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Artikelinformationen

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7 Gedanken zu „Ursachen für Symptome und Veränderungen – Sachlichkeit statt Polemik könn­te helfen“

  1. Jetzt lese ich dei­ne Beiträge erst­ma­lig im Garten u. ver­ste­he jetzt bes­ser, war­um Teilen-Buttuns eigent­lich unver­zicht­bar sind!

  2. Ich habe schon vie­le Artikel von dir geteilt. Schade, dass es am Handy nicht mög­lich ist.

  3. Wow,
    Ich lie­be sol­che Artikel. Artikel die ein wich­ti­ges Thema behan­deln wie den Hass in der Gesellschaft oder ähn­li­ches. Und die man dann am bes­ten mehr­fach liest um zu ver­su­chen alle Ebenen des Bloggers zu fin­den und zu ver­ste­hen. Daher dan­ke für den tol­len Artikel

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🫶 Freundlichkeit ist Revolution im Kleinen.
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