Ursachen für Symptome und Veränderungen – Sachlichkeit statt Polemik könnte helfen

4 Minute/n


Merken

7

Die Schlag­zahl und das Tem­po ange­kün­dig­ter und sich abzeich­nen­der Ver­än­de­run­gen machen vie­len zu schaf­fen. Über All­ge­mein­plät­ze hin­aus wie zum Bei­spiel „Angst ist ein schlech­ter Rat­ge­ber“ hört man zu wenig.

Es kommt mir so vor, als wür­den zu vie­le nicht auf die ein­zel­nen Her­aus­for­de­run­gen ver­wei­sen, son­dern ihre Über­for­de­rung mit all­ge­mei­nen und doch eher unter­kom­ple­xen Aus­sa­gen demons­trie­ren. Zum Glück heißt das nicht, dass die Beschäf­ti­gung mit kon­kre­ten Lösungs­an­sät­zen nicht exis­tie­ren würde. 

Ich glau­be, die bestehen­de Debat­ten­kul­tur ver­hin­dert inzwi­schen, dass sie über­haupt popu­lär werden.

Statt­des­sen über­schüt­ten wir uns mit sub­stanz­lo­sen und unkon­struk­ti­ven Bei­trä­gen, die wir (lei­der) nicht nur zur Kennt­nis neh­men, son­dern die zudem unse­re Kapa­zi­tä­ten bin­den, die drin­gend bei der Erar­bei­tung von Per­spek­ti­ven und Lösun­gen benö­tigt werden.

Uns feh­len posi­ti­ve Ansät­ze, die nicht – sobald sie geäu­ßert wer­den – sofort vom Wider­spruch in den aso­zia­len Medi­en zer­stört werden. 

Das Inter­net ist voll von Bei­spie­len. Viel­leicht leben wir genau des­halb seit Jah­ren mit einem zuneh­men­den und im Ver­gleich mit den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten unge­wohnt gro­ßen Veränderungsdruck. 

Dichte, Anspruch und Tempo

Es ist kein Trost, dass Dich­te, Anspruch und Tem­po nicht nur Bür­ge­rin­nen und Bür­ger über­for­dern, son­dern auch die­je­ni­gen, deren Brot-und-But­ter-Kom­pe­tenz die Debat­te ist. Ja! Ich fin­de, Jour­na­lis­ten, Poli­ti­ker sowie Wis­sen­schaft­ler zei­gen in man­cher Debat­ten­si­tua­ti­on Anzei­chen von Überforderung.

Das Inter­net pro­vo­ziert nicht nur Trol­le, die bereits eine kon­fron­ta­ti­ve Kon­stan­te dar­stel­len, son­dern auch ande­re, die eine fixe Mei­nung zu unter­schied­lichs­ten The­men mit­brin­gen. Ich stel­le frus­triert fest, dass sie bos­haft sind und sich dar­auf ver­ste­hen, Din­ge aus dem Zusam­men­hang zu reißen.

Es ist ver­rückt, dass Tweets oder kur­ze Face­book-Pos­tings eher all­ge­mei­ner Art zu Wider­spruch und Schlim­me­rem her­aus­zu­for­dern scheinen.

Das ist in den aso­zia­len Medi­en nor­mal. Bei­spiel: Ein Bür­ger­meis­ter schreibt auf sei­nem Face­book-Kanal täg­lich etwas zur regio­na­len Ent­wick­lung der Coro­na-Pan­de­mie. Er macht das betont sach­lich und erhält dafür viel Aner­ken­nung. Aller­dings nicht aus­schließ­lich. Es gibt in die­sem Mini­ko­s­mos Men­schen, die es sich nicht ver­knei­fen kön­nen, die Maß­nah­men im Gan­zen infra­ge zustel­len und den Bür­ger­meis­ter per­sön­lich anzu­grei­fen. Man kann die Coro­na-Maß­nah­men falsch fin­den. Aber soll­ten in die­sem Fall nicht wenigs­tens ein paar sach­li­che Argu­men­te am Start sein? 

Hass gibts genug

Die Erfah­run­gen haben mich zu einem erklär­ten Geg­ner der aso­zia­len Medi­en gemacht. Die Ver­su­che, die Hass­wel­len per Gesetz ein­zu­däm­men, zei­gen in mei­nen Augen kei­ner­lei Wir­kung. Das aso­zia­le Trei­ben erreicht immer neue Dimen­sio­nen. An der Ent­wick­lung betei­li­gen sich alle glei­cher­ma­ßen. Mir ist irgend­wann klar gewor­den, dass es falsch ist, Anders­den­ken­de aus­zu­gren­zen. Noch schlim­mer ist, sie her­ab­zu­wür­di­gen und mit unre­flek­tier­tem Hass zu über­zie­hen. Das ist kei­ne Domä­ne von Rech­ten. Lin­ke und Grü­ne machen das eben­falls sehr gern und erfolgreich. 

Anhand der Dis­kus­sio­nen über Can­cel Cul­tu­re mit vie­len gegen­sei­ti­gen Vor­wür­fen lässt sich das wun­der­bar studieren. 

Wir müss­ten mehr Fra­gen stel­len und in kur­zen, schnel­len State­ments über die SM-Kanä­le nicht oft so tun, als wür­den wir schon alle Ant­wor­ten ken­nen. Das funk­tio­niert näm­lich nicht. 

War­um emp­fin­den vie­le es als pure Pro­vo­ka­ti­on, dass die AfD im Bun­des­tag und unse­ren Land­ta­gen ver­tre­ten ist, fra­gen aber nicht danach, war­um das so ist? 

Wieso AfD?

Wie­so sitzt die AfD im Bun­des­tag? Die Ant­wort wird uns nicht gefal­len. Es ist zu ein­fach, den ande­ren poli­ti­schen Par­tei­en Feh­ler zuzu­schrei­ben. Obwohl das eine Dimen­si­on der Ant­wort sein dürf­te, sind die Grün­de viel­fäl­tig. Dies wie­der­um führt zu ande­ren Dis­kus­sio­nen, bei denen jede Stim­me zäh­len und aner­kannt wer­den soll. Das scheint mir irgend­wie aus­sichts­los und ergibt ja dann auch irgend­wie das Gesamt­bild, mit dem wir uns schon bei der Erklä­rung man­cher Phä­no­me­ne so unheim­lich schwer tun. 

Wieso höheres Renteneintrittsalter?

Alle ken­nen die demo­gra­fi­sche Ent­wick­lung Deutsch­lands. Unse­re Bevöl­ke­rung ist im Ver­gleich nach Japan die zweit­äl­tes­te. Trotz­dem scheint ein Vor­schlag, die Lebens­ar­beits­zeit die­sem Tat­be­stand anzu­pas­sen, nicht nur im lin­ken Lager ein Tabu zu sein. Der SPD hat nicht nur Hartz IV gescha­det, son­dern viel­leicht in ver­gleich­ba­rem Umfang Franz Mün­te­fe­rings Ein­satz für die Ren­te mit 67. 

Es tut mir leid, wenn das hier für man­che bes­ser­wis­se­risch oder beleh­rend rüber­kommt. Aber das The­ma einer sich ins Sys­tem ein­bren­nen­den Kom­mu­ni­ka­ti­ons­un­fä­hig­keit ‑trotz aller exis­tie­ren­den tech­ni­schen Möglichkeiten‑, brennt vie­len Leu­ten auf den Nägeln – über alle Gene­ra­tio­nen hin­weg. Davon bin ich fel­sen­fest überzeugt.

Wir müs­sen eine Mög­lich­keit fin­den, uns aus einem Teu­fels­kreis zu befrei­en, der ein beängs­ti­gend rea­les Poten­zi­al besitzt, unse­ren rela­ti­ven gesell­schaft­li­chen Wohl­stand, der sich längst in unüber­seh­ba­ren Tei­len (Alters­ar­mut) auf­ge­löst hat (Ach, Deutsch­land geht es gut?) zu pul­ve­ri­sie­ren. Ich bezweif­le nicht, dass danach die Demo­kra­tie dran wäre.

Diesen Beitrag teilen:
0CDD5CFF 182F 485A 82C6 412F91E492D0
Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Debatten

Quelle Featured-Image: Standardbild...

Letztes Update:

Anzahl Wörter im Beitrag: 788
Aufgerufen gesamt: 30 mal
Aufgerufen letzte 7 Tage: 3 mal
Aufgerufen heute: 1 mal

7 Gedanken zu „Ursachen für Symptome und Veränderungen – Sachlichkeit statt Polemik könnte helfen“

  1. Claudia 127 26. Juni 2021 um 16:36

    Jetzt lese ich dei­ne Bei­trä­ge erst­ma­lig im Gar­ten u. ver­ste­he jetzt bes­ser, war­um Tei­len-But­tuns eigent­lich unver­zicht­bar sind!

  2. Claudia 127 26. Juni 2021 um 18:46

    Ich habe schon vie­le Arti­kel von dir geteilt. Scha­de, dass es am Han­dy nicht mög­lich ist.

  3. Wow,
    Ich lie­be sol­che Arti­kel. Arti­kel die ein wich­ti­ges The­ma behan­deln wie den Hass in der Gesell­schaft oder ähn­li­ches. Und die man dann am bes­ten mehr­fach liest um zu ver­su­chen alle Ebe­nen des Blog­gers zu fin­den und zu ver­ste­hen. Daher dan­ke für den tol­len Artikel

Lass deinen Gedanken freien Lauf


Hier im Blog werden bei Abgabe von Kommentaren keine IP-Adressen gespeichert! Deine E-Mail-Adresse wird NIE veröffentlicht! Du kannst anonym kommentieren. Dein Name und Deine E-Mail-Adresse müssen nicht eingegeben werden.


✅ Beitrag gemerkt! Favoriten anzeigen
0
Share to...
Your Mastodon Instance