Standardbild
Standardbild

Streamingangebote alter S‑W-​Filme

stroke="currentColor" stroke-width="1.5" stroke-linejoin="round" stroke-linecap="round" /> 14 Kommentare

Meine gesund­heit­li­che Krise ist immer noch nicht an ihr Ende gelangt. Ich erin­ne­re mich nicht, dass ich je ein­mal eine so lan­ge andau­ern­de Erkältung hat­te. Wer weiß, ob es nicht Covid war. Schließlich tau­gen die Tests ja auch nur bedingt. 

Jetzt Frühling – bald

Das mie­se Wetter tat sein Übriges, um mich von Spaziergängen abzu­hal­ten. Meine Frau hat­te auch kei­ne Lust auf Draußen, so dass sie mich in die­ser Hinsicht nicht anspor­nen konn­te. Seit ges­tern scheint die Sonne und wir sind auch brav ein wenig gelau­fen. Der Schrittzähler jubel­te zwar nicht. Aber immer­hin eine hal­be Stunde war es. Obwohl es drau­ßen arsch­kalt war, hat auch das biss­chen Bewegung in der Sonne gut­ge­tan. Von mir aus kann es so weitergehen. 

Während der letz­ten Wochen habe ich die Streaming-​Angebote von Amazon Prime und Netflix häu­fi­ger genutzt als sonst. Da war eine Menge Schönes dar­un­ter. Leider aber auch viel Mist. Mir per­sön­lich gefal­len die­se gan­zen Superheldenfilme aus Amiland ganz und gar nicht. Das gan­ze Genre schied des­halb inzwi­schen voll­stän­dig aus mei­ner Neigungsskala aus. Nun, meis­tens weiß man so etwas ja immer erst, nach­dem man den Film ange­se­hen hat. 

Wie vie­le Streaming-​Nutzer wer­den bei die­sem indus­tri­el­len Top-​Angebot ers­ter Güte wohl nach alten Filmen, womög­lich in schwarz-​weiß suchen, und über­le­gen, die­se auch noch anzu­schau­en? Ich mache das nicht so sel­ten. Das ist in mei­nem Fall aber nichts Neues. Ich erin­ne­re mich, dass ich als jun­ger Mann schon ein Faible für alte Schwarz-​Weiß-​Filme hatte. 

Tabu der Gerechten – „Gentlement’s Agreement”

Vorgestern fiel mei­ne Wahl auf den Elia-​Kazan-​Film „Tabu der Gerechten”, im Originaltitel „Gentleman’s Agreement”. Gregory Peck spielt hier einen popu­lä­ren Journalisten und Schriftsteller, der eine län­ge­re Zeit in Kalifornien gelebt hat und der indes­sen von einem bekann­ten New Yorker Verleger für ein beson­de­res Projekt enga­giert wurde. 

Der attrak­ti­ve Witwer und Vater eines klei­nen Jungen ver­lieb­te sich schon kurz nach sei­ner Ankunft in New York in die Nichte sei­nes neu­en Chefs. Die Herzensdame spiel­te Dorothy McGuire. Sie wur­de für ihre Darstellung im Film für einen Oscar nomi­niert. Regisseur Elia Kazan erhielt für „Gentleman’s Agreement” einen Oscar in der Kategorie „bes­ter Film”. 

Gregory Peck

Phil Green (Gregory Peck) bekam von sei­nem Chef den Auftrag, eine Serie über Antisemitismus zu schrei­ben. Er ent­wi­ckel­te eini­ge Konzepte bezüg­lich der Herangehensweise an das schwie­ri­ge Projekt. Nach einer Reihe geschei­ter­ter Versuche, wur­de ihm klar, dass er die Herausforderung nur erfolg­reich bestehen kann, wenn er selbst in die Rolle eines Juden schlüpft. 

Mich erin­ner­te Greens Idee nicht nur an Günter Wallraffs und ähn­li­che „Undercovereinsätze”, son­dern auch an die Diskussionen um kul­tu­rel­le Aneignung, die für man­che Zeitgenossen so unge­heu­er bedeut­sam sind. 

Ich fand es inter­es­sant und bedrü­ckend, wie schnell sich die „Information” von Greens Zugehörigkeit zum jüdi­schen Glauben in der rela­tiv neu­en New Yorker Bekanntschaft des Protagonisten her­um­sprach und wie sich prompt die erwar­te­ten Vorurteile und Verhaltensweisen ein­stell­ten. Ich weiß nicht, wie­so es mich über­rascht hat, in einer welt­of­fe­nen und libe­ra­len Stadt wie New York des Jahres 1947, auf kla­ren Antisemitismus zu tref­fen. Schließlich war der Schrecken der deut­schen Nazi-​Herrschaft erst seit Kurzem zu Ende. 

Interessante Einblicke

Ich fand, der Film war gut erzählt, auch wenn man­che Kritiker ihn für etwas zu ober­fläch­lich hiel­ten. Jede Form von Vorurteilen und Diskriminierung bleibt ein Thema, der Antisemitismus ohne­hin. Dass wir Deutsche geschichts­be­dingt eine beson­de­re Sensibilität für den Antisemitismus mit­brin­gen, ist nach­voll­zieh­bar und wichtig. 

Das aber führt lei­der am Ende auch dazu, dass ich am Schluss des Films mit der doch nun wirk­lich nicht neu­en Erkenntnis zurück­blieb, dass Antisemitismus kein spe­zi­ell deut­sches Thema war und ist. Dass es bei uns immer noch und bedau­er­li­cher­wei­se wie­der zuneh­men­den Antisemitismus gibt, ist nicht weni­ger als erschüt­ternd. Dass das auch in Deutschland so ist, obwohl das Ende der Nazi-​Schreckensherrschaft erst ein paar Jahrzehnte zurück­liegt, ist tra­gisch. Die Menschen ler­nen nicht dazu.

Antisemitismus muss überwunden werden

Der Film arbei­tet mit beschei­de­nen fil­mi­schen Mitteln her­aus, dass es einen gesell­schaft­lich ver­an­ker­ten Antisemitismus sogar in einer der libe­rals­ten Städte der Welt gibt. Das ist ein erschüt­tern­der Befund. Der Auftrag an Phil Green hät­te bes­ser noch der Frage nach­ge­hen sol­len, wel­che Ursache Antisemitismus hat. Wie kom­men Menschen dazu, ande­re auf­grund ihrer Religionszugehörigkeit aus­zu­gren­zen, zu dis­kri­mi­nie­ren oder noch Schlimmeres anzutun? 

Ich fand, es lohnt sich, die­sen alten SW-​Schinken anzu­schau­en. Elia Kazan war einer der ganz gro­ßen Regisseure Hollywoods. 


Entdecke mehr von Horst Schulte

Melde dich für ein Abonnement an, um die neu­es­ten Beiträge per E‑Mail zu erhalten.

Diesen Beitrag teilen:

Lass deinen Gedanken freien Lauf


Hier im Blog werden bei Abgabe von Kommentaren keine IP-Adressen gespeichert! Deine E-Mail-Adresse wird NIE veröffentlicht! Du kannst anonym kommentieren. Dein Name und Deine E-Mail-Adresse müssen nicht eingegeben werden.


14 Gedanken zu „Streamingangebote alter S‑W-​Filme“

  1. Das Blattgerippe fin­de ich beson­ders schön. Mein Mann war auch gera­de out of order mit einer fie­sen Erkältung, die mir noch mehr Schritte (18–19.000 pro Tag und 40–50 Etagen) ein­ge­bracht hat, weil ich auch noch sei­ne Hunderunden machen durf­te. Im Regen der letz­ten Woche wäre ich ger­ne auch mehr drin­nen gewe­sen, aber es nützt ja nichts. Dafür zwingt der Hund mich bei jedem Wetter raus und ganz oft – fast immer – ist es dann doch schön drau­ßen, auch wenn ich kei­ne Lust hat­te. Und oft ist es auch tro­cke­ner als gedacht. Gute Besserung!

  2. Es gibt ja von bpb ein Buch über den Antisematismus. Habe ich gekauft, aber noch nicht gele­sen. Nur die Leseprobe.
    Der Antisematismus ist unglaub­lich geschicht­lich ver­an­kert. Wirklich sehr tragisch.

    Kalt ist es sehr.
    Wir sind ges­tern 90 Minuten durch den Wind gewan­dert, ein zähes Stück Arbeit, den­noch schön.

    Gute Besserung.
    Gerhard

  3. Ich mag ja die Filme mit Cary Grant, ins­be­son­de­re die von Alfred Hitchcock. James Stewart fand ich in der Rolle des Mr. Hobbs in der Komödie „Mr. Hobbs macht Ferien”, unschlagbar. 

    Überhaupt fin­de ich, dass die alten Filme mehr vom Dialog leb­ten. Das wäre heut­zu­ta­ge fast nicht mehr mög­lich. Action schlägt Dialog, könn­te man annehmen. 

    Mich hat die Aussage von James Cameron stut­zig gemacht, der kürz­lich sag­te, dass ein Film wie „Titanic“ heu­te nie­mand mehr finan­zie­ren wür­de, zu viel Erzähltes. 

    Filme wie Avatar 2 bei­spiels­wei­se sind viel­leicht schön anzu­se­hen, sind aber mei­nes Erachtens ziem­lich inhalts­los. Die meis­ten Filme sind mir etwas zu „bunt“, obwohl ich auch eini­ges aus den ver­film­ten Marvel-​Comics mag.

  4. Athletin bin ich echt nicht, eher völ­lig unsport­lich und wenn ich Joggen soll­te, wür­de ich nach 50 m zusam­men­bre­chen. Das sind knap­pe 2 Stunden Zeit zu Fuß drau­ßen (nor­mal habe ich mit­tags 1 Stunde und abends 20–30 Minuten und mein Mann macht die Morgenrunde). Wir woh­nen in einer hüge­li­gen Gegend Hamburgs (ja, glaubt kei­ner, der die Hügel noch nicht hoch­ge­hen oder ‑radeln durf­te … des­halb fah­re ich zum Beispiel hier kein Rad mehr) und in einem Haus, das auf einem Hügel steht, das vie­le Treppen hat (Staffelgeschoss). Das erklärt die Etagen. Anstrengend ist das schon – aber so kann ich wenigs­tens locker 2000 Kalorien in Form von zwei war­men Mahlzeiten zu mir neh­men, ohne zuzu­neh­men :). Den Rest des Tages bin ich ent­we­der beim Kunden, im Homeoffice – oder lesend auf dem Sofa zu fin­den. Mein Verbrauch an Outdoorschuhen ist einem gewis­sen Verschleiß unterlegen ;).

  5. Alte Schinken.
    Ich erin­ne­re mich noch vage an alte deut­sche Fernsehstücke – mit gewal­tig guten Schauspielern (die nicht mehr unter uns sind). Ob sich heut­zu­ta­ge , gera­de im Filmbusiness, sol­che Charakterschauspieler finden?!
    Ich muß doch gleich mal schau­en, ob ich auf Youtube was finde.

🐞 Auch kleine Gesten zählen.

Entdecke mehr von Horst Schulte

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen

Share to...
Your Mastodon Instance