Mei­ne gesund­heit­li­che Kri­se ist immer noch nicht an ihr Ende gelangt. Ich erin­ne­re mich nicht, dass ich je ein­mal eine so lan­ge andau­ern­de Erkäl­tung hat­te. Wer weiß, ob es nicht Covid war. Schließ­lich tau­gen die Tests ja auch nur bedingt. 

Jetzt Frühling – bald

Das mie­se Wet­ter tat sein Übri­ges, um mich von Spa­zier­gän­gen abzu­hal­ten. Mei­ne Frau hat­te auch kei­ne Lust auf Drau­ßen, so dass sie mich in die­ser Hin­sicht nicht anspor­nen konn­te. Seit ges­tern scheint die Son­ne und wir sind auch brav ein wenig gelau­fen. Der Schritt­zäh­ler jubel­te zwar nicht. Aber immer­hin eine hal­be Stun­de war es. Obwohl es drau­ßen arsch­kalt war, hat auch das biss­chen Bewe­gung in der Son­ne gut­ge­tan. Von mir aus kann es so weitergehen. 

Wäh­rend der letz­ten Wochen habe ich die Strea­ming-Ange­bo­te von Ama­zon Prime und Net­flix häu­fi­ger genutzt als sonst. Da war eine Men­ge Schö­nes dar­un­ter. Lei­der aber auch viel Mist. Mir per­sön­lich gefal­len die­se gan­zen Super­hel­den­fil­me aus Ami­land ganz und gar nicht. Das gan­ze Gen­re schied des­halb inzwi­schen voll­stän­dig aus mei­ner Nei­gungs­ska­la aus. Nun, meis­tens weiß man so etwas ja immer erst, nach­dem man den Film ange­se­hen hat. 

Wie vie­le Strea­ming-Nut­zer wer­den bei die­sem indus­tri­el­len Top-Ange­bot ers­ter Güte wohl nach alten Fil­men, womög­lich in schwarz-weiß suchen, und über­le­gen, die­se auch noch anzu­schau­en? Ich mache das nicht so sel­ten. Das ist in mei­nem Fall aber nichts Neu­es. Ich erin­ne­re mich, dass ich als jun­ger Mann schon ein Fai­ble für alte Schwarz-Weiß-Fil­me hatte. 

Tabu der Gerechten – «Gentlement’s Agreement»

Vor­ges­tern fiel mei­ne Wahl auf den Elia-Kazan-Film «Tabu der Gerech­ten», im Ori­gi­nal­ti­tel «Gentleman’s Agree­ment». Gre­go­ry Peck spielt hier einen popu­lä­ren Jour­na­lis­ten und Schrift­stel­ler, der eine län­ge­re Zeit in Kali­for­ni­en gelebt hat und der indes­sen von einem bekann­ten New Yor­ker Ver­le­ger für ein beson­de­res Pro­jekt enga­giert wurde. 

Der attrak­ti­ve Wit­wer und Vater eines klei­nen Jun­gen ver­lieb­te sich schon kurz nach sei­ner Ankunft in New York in die Nich­te sei­nes neu­en Chefs. Die Her­zens­da­me spiel­te Doro­thy McGui­re. Sie wur­de für ihre Dar­stel­lung im Film für einen Oscar nomi­niert. Regis­seur Elia Kazan erhielt für «Gentleman’s Agree­ment» einen Oscar in der Kate­go­rie «bes­ter Film». 

Gregory Peck

Phil Green (Gre­go­ry Peck) bekam von sei­nem Chef den Auf­trag, eine Serie über Anti­se­mi­tis­mus zu schrei­ben. Er ent­wi­ckel­te eini­ge Kon­zep­te bezüg­lich der Her­an­ge­hens­wei­se an das schwie­ri­ge Pro­jekt. Nach einer Rei­he geschei­ter­ter Ver­su­che, wur­de ihm klar, dass er die Her­aus­for­de­rung nur erfolg­reich bestehen kann, wenn er selbst in die Rol­le eines Juden schlüpft. 

Mich erin­ner­te Greens Idee nicht nur an Gün­ter Wall­raffs und ähn­li­che «Under­co­ver­ein­sät­ze», son­dern auch an die Dis­kus­sio­nen um kul­tu­rel­le Aneig­nung, die für man­che Zeit­ge­nos­sen so unge­heu­er bedeut­sam sind. 

Ich fand es inter­es­sant und bedrü­ckend, wie schnell sich die «Infor­ma­ti­on» von Greens Zuge­hö­rig­keit zum jüdi­schen Glau­ben in der rela­tiv neu­en New Yor­ker Bekannt­schaft des Prot­ago­nis­ten her­um­sprach und wie sich prompt die erwar­te­ten Vor­ur­tei­le und Ver­hal­tens­wei­sen ein­stell­ten. Ich weiß nicht, wie­so es mich über­rascht hat, in einer welt­of­fe­nen und libe­ra­len Stadt wie New York des Jah­res 1947, auf kla­ren Anti­se­mi­tis­mus zu tref­fen. Schließ­lich war der Schre­cken der deut­schen Nazi-Herr­schaft erst seit Kur­zem zu Ende. 

Interessante Einblicke

Ich fand, der Film war gut erzählt, auch wenn man­che Kri­ti­ker ihn für etwas zu ober­fläch­lich hiel­ten. Jede Form von Vor­ur­tei­len und Dis­kri­mi­nie­rung bleibt ein The­ma, der Anti­se­mi­tis­mus ohne­hin. Dass wir Deut­sche geschichts­be­dingt eine beson­de­re Sen­si­bi­li­tät für den Anti­se­mi­tis­mus mit­brin­gen, ist nach­voll­zieh­bar und wichtig. 

Das aber führt lei­der am Ende auch dazu, dass ich am Schluss des Films mit der doch nun wirk­lich nicht neu­en Erkennt­nis zurück­blieb, dass Anti­se­mi­tis­mus kein spe­zi­ell deut­sches The­ma war und ist. Dass es bei uns immer noch und bedau­er­li­cher­wei­se wie­der zuneh­men­den Anti­se­mi­tis­mus gibt, ist nicht weni­ger als erschüt­ternd. Dass das auch in Deutsch­land so ist, obwohl das Ende der Nazi-Schre­ckens­herr­schaft erst ein paar Jahr­zehn­te zurück­liegt, ist tra­gisch. Die Men­schen ler­nen nicht dazu.

Antisemitismus muss überwunden werden

Der Film arbei­tet mit beschei­de­nen fil­mi­schen Mit­teln her­aus, dass es einen gesell­schaft­lich ver­an­ker­ten Anti­se­mi­tis­mus sogar in einer der libe­rals­ten Städ­te der Welt gibt. Das ist ein erschüt­tern­der Befund. Der Auf­trag an Phil Green hät­te bes­ser noch der Fra­ge nach­ge­hen sol­len, wel­che Ursa­che Anti­se­mi­tis­mus hat. Wie kom­men Men­schen dazu, ande­re auf­grund ihrer Reli­gi­ons­zu­ge­hö­rig­keit aus­zu­gren­zen, zu dis­kri­mi­nie­ren oder noch Schlim­me­res anzutun? 

Ich fand, es lohnt sich, die­sen alten SW-Schin­ken anzu­schau­en. Elia Kazan war einer der ganz gro­ßen Regis­seu­re Hollywoods. 

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Kategorie: Fotos Medien

Schlagworte: Antisemitismus Fotos Winter

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14 Gedanken zu „Streamingangebote alter S‑W-Filme“

  1. Das Blatt­ge­rip­pe fin­de ich beson­ders schön. Mein Mann war auch gera­de out of order mit einer fie­sen Erkäl­tung, die mir noch mehr Schrit­te (18 – 19.000 pro Tag und 40 – 50 Eta­gen) ein­ge­bracht hat, weil ich auch noch sei­ne Hun­de­run­den machen durf­te. Im Regen der letz­ten Woche wäre ich ger­ne auch mehr drin­nen gewe­sen, aber es nützt ja nichts. Dafür zwingt der Hund mich bei jedem Wet­ter raus und ganz oft – fast immer – ist es dann doch schön drau­ßen, auch wenn ich kei­ne Lust hat­te. Und oft ist es auch tro­cke­ner als gedacht. Gute Besserung!

  2. Auf von mir @Horst,- schnel­le und gute Gene­sungs­wün­sche für dich.

  3. Anonym 28. Februar 2023 um 13:20

    Es gibt ja von bpb ein Buch über den Anti­se­ma­tis­mus. Habe ich gekauft, aber noch nicht gele­sen. Nur die Leseprobe.
    Der Anti­se­ma­tis­mus ist unglaub­lich geschicht­lich ver­an­kert. Wirk­lich sehr tragisch.

    Kalt ist es sehr.
    Wir sind ges­tern 90 Minu­ten durch den Wind gewan­dert, ein zähes Stück Arbeit, den­noch schön.

    Gute Bes­se­rung.
    Gerhard

  4. Ich mag ja die Fil­me mit Cary Grant, ins­be­son­de­re die von Alfred Hitch­cock. James Ste­wart fand ich in der Rol­le des Mr. Hobbs in der Komö­die «Mr. Hobbs macht Feri­en», unschlagbar. 

    Über­haupt fin­de ich, dass die alten Fil­me mehr vom Dia­log leb­ten. Das wäre heut­zu­ta­ge fast nicht mehr mög­lich. Action schlägt Dia­log, könn­te man annehmen. 

    Mich hat die Aus­sa­ge von James Came­ron stut­zig gemacht, der kürz­lich sag­te, dass ein Film wie „Tita­nic“ heu­te nie­mand mehr finan­zie­ren wür­de, zu viel Erzähltes. 

    Fil­me wie Ava­tar 2 bei­spiels­wei­se sind viel­leicht schön anzu­se­hen, sind aber mei­nes Erach­tens ziem­lich inhalts­los. Die meis­ten Fil­me sind mir etwas zu „bunt“, obwohl ich auch eini­ges aus den ver­film­ten Mar­vel-Comics mag.

  5. Ath­le­tin bin ich echt nicht, eher völ­lig unsport­lich und wenn ich Jog­gen soll­te, wür­de ich nach 50 m zusam­men­bre­chen. Das sind knap­pe 2 Stun­den Zeit zu Fuß drau­ßen (nor­mal habe ich mit­tags 1 Stun­de und abends 20 – 30 Minu­ten und mein Mann macht die Mor­gen­run­de). Wir woh­nen in einer hüge­li­gen Gegend Ham­burgs (ja, glaubt kei­ner, der die Hügel noch nicht hoch­ge­hen oder ‑radeln durf­te … des­halb fah­re ich zum Bei­spiel hier kein Rad mehr) und in einem Haus, das auf einem Hügel steht, das vie­le Trep­pen hat (Staf­fel­ge­schoss). Das erklärt die Eta­gen. Anstren­gend ist das schon – aber so kann ich wenigs­tens locker 2000 Kalo­rien in Form von zwei war­men Mahl­zei­ten zu mir neh­men, ohne zuzu­neh­men :). Den Rest des Tages bin ich ent­we­der beim Kun­den, im Home­of­fice – oder lesend auf dem Sofa zu fin­den. Mein Ver­brauch an Out­door­schu­hen ist einem gewis­sen Ver­schleiß unterlegen ;).

  6. Gerhard 246 1. März 2023 um 11:55

    Alte Schin­ken.
    Ich erin­ne­re mich noch vage an alte deut­sche Fern­seh­stü­cke – mit gewal­tig guten Schau­spie­lern (die nicht mehr unter uns sind). Ob sich heut­zu­ta­ge , gera­de im Film­busi­ness, sol­che Cha­rak­ter­schau­spie­ler finden?!
    Ich muß doch gleich mal schau­en, ob ich auf You­tube was finde.

  7. Gerhard 246 1. März 2023 um 12:00

    Tho­mas Holtz­mann war so einer, «War­ten auf Godot», 1983 in München.

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