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Die Begeisterung für KI in der Fotografie könnte schnell verfliegen

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Die Fähigkeiten von KI habe ich für mich, bisher in bescheidenem Umfang, getestet. Bisschen „Bing“, einiges mit ChatGPT und zuletzt vor allem Adobe Firefly, dessen KI in der aktuellen Beta von Photoshop integriert ist. Ich sagte es: ich schwanke zwischen Faszination und Skepsis. Wahrscheinlich geht das den meisten Leuten so.

Es sind faszinierende Möglichkeiten, die sich uns bieten und so recht möchte man sich den Achtung-Rufen der Experten nicht fügen. Lasst den Staat da raus. Verhindern wird er mit noch so gut gemeinten Regulierungen den Blödsinn, den einige damit machen werden, ohnehin nicht. Oder sind die Erfahrungen mit der europäischen und deutschen Regulitis etwa positiv zu bewerten?

Wie Leser meines Blogs wissen, fotografiere ich gern. Ich bin stolz, wenn mir ein schönes Foto gelingt. Die Bildentwicklung gehört für mich inzwischen längst zum Fotografieren dazu. Als ich irgendwann Ende der 1990-er Jahre mit digitaler Fotografie begann, war ich noch lange nicht an diesem Punkt. Die Bildbearbeitungsprogramme, die damals zur Verfügung standen, waren mir zu kompliziert. So war das eigentliche Foto (Out of Cam) für mich das Maß der Dinge.

Es gibt immer noch viele Fotofreunde, für die nur unbearbeitete Fotos infrage kommen. Ich habe mich allmählich davon überzeugen lassen, dass die Bildbearbeitung doch eigentlich schon immer (auch zu analogen Zeiten) zum Prozess gehörte. Nun insoweit jedenfalls, als ein analoges Foto bzw. dessen Qualität auch krass von dem Labor abhing, das die Entwicklung durchführte, neben der Qualität des Filmes, den man genutzt hat.

Für mich wurde es in letzter Zeit normal, meine Bilder zu entrauschen, nachzuschärfen oder die Auflösung zu vergrößern. Die hierfür zur Verfügung stehenden Tools erleichtern das schon sehr. Auch dabei spielte die KI schon seit einer Weile eine immer stärkere Rolle.

Ich höre mir auf diversen Kanälen von Fotografen deren Ansichten zum Thema an. Ich würde zusammenfassend sagen, dass die meisten zwar auch mit Skepsis auf die Entwicklung schauen, insgesamt aber dennoch Gelassenheit eingekehrt ist. Das kann ich persönlich gut nachvollziehen.

via GIPHY

Es gibt Hinweise darauf, dass der Hype um die neuen Möglichkeiten für Fotos schon etwas abgeflacht ist. Wenn man erst einmal seine Experimente gemacht und für sich bewertet hat, stellt man fest, dass die Eigenleistung in Form eines gut überlegten und formulierten Prompts besteht. Den Rest macht „die Maschine“. Worin besteht also dabei die kreative Leistung desjenigen, der den Prompt füttert? Ja, genau. Prompts füttern kann jeder.

Anders ausgedrückt: Es ist ja ganz nett, einen Salamander auf einem Felsen erscheinen zu lassen, eine Maus in einem Blumenkorb oder ein paar Frösche auf Seerosen im Gewässer. Zu mehr habe ich es bisher noch nicht gebracht. Anhand dieser paar Beispiele wollte ich wohl demonstrieren, dass ich auch dabei bin. Übrigens hat Google Lens den Salamander erkannt und korrekterweise sogar den Begriff Feuersalamander angezeigt. Den hatte ich nämlich im Prompt vorgegeben. Schon verrückt.

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Erneut ein schöner Beitrag von Christian Anderl.

Was würde mir das Fotografieren noch bedeuten, wenn ich bald meine Fotos (ungewollt, aber gewohnheitsmäßig) immer plan- und lieblos machen würde? Weil die KI ja in der Bearbeitung „den Rest“ für mich erledigen würde? Eine bedrückende, traurige Vorstellung, mit der ich mich lieber gar nicht beschäftigen möchte.

Nun bewege ich mich nicht auf einem Level von Christian Anderl, Stephan Wiesner oder Pavel Kaplun und wie meine Gurus alle heißen. Eins eint uns aber. Die KI in der Fotografie wird diese ganz sicher in Teilen revolutionieren. Vielleicht werden bestimmte Genres sogar so weit verändert, dass es keinen Raum mehr für Professionals gibt. Leute verlieren ihre Arbeit. Das könnte passieren. Aber die Fotografie an sich, mit ihrem kreativen, schöpferischen Kraft wird bleiben.

Fotografen freuen sich darüber, wenn ihre Schöpfungen erfolgreich sind. Viele leben davon. Wie bedeutend ist der Unterschied, ob ein Foto die Bearbeitung durchläuft, nachgeschärft, entrauscht oder vergrößert wird oder ob Elemente eingefügt oder entnommen werden? Wo fängt die Manipulation eigentlich an? Die Manipulation, an deren Ergebnis viele vielleicht auch Freude haben könnten?

Wenn ich mir meine Fotos ansehe, verbinde ich damit Erinnerungen, gewisse Erlebnisse oder Persönliches. Sind diese Fotos auch nur in Teilen gefakt, werde ich sie mit wohl anderen Augen betrachten. Christian Anderl sagt im Video, dass es den Betrachtern von Fotos ganz egal sei, mit welchem Equipment es entstanden ist. Fotografen werden etwas anders darauf schauen (auch mal einen Blick auf die Meta – Daten werfen), aber die Betrachter schauen vermutlich nur auf das Resultat.

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6 Gedanken zu „Die Begeisterung für KI in der Fotografie könnte schnell verfliegen“

  1. Das Gute dabei ist doch, dass niemand mehr für einen Kassenschlager jemanden selber vom Hochhaus schubsen muss.
    Das Schlechte dabei ist, dass die Gaffer zunehmen werden, wenn irgendwo ein Unfall oder eine andere Katastrophe passiert, um das authentisch abzugreifen.

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  2. Richtig so. Immer das Positive sehen. 🙂 Man kann zu dem Zweck der Gaffer (Statisten) auch Arrangements gegen ein wenig Geld machen. Die Authentizität ist dann, wie alles, vorgegaukelt. Am Ende gewinnen wir noch alle dabei. Wenn nämlich jeder künftig ganz genau hinschaut, was ihm dargeboten wird… Oder auch nicht.

    AntwortenAntworten
  3. Das Bearbeiten von Fotos empfinde ich nicht als unzulässige Manipulation. Man macht ja auch Ausschnitte, die vom „Original“ stark abweichen können. Das „Ergänzen“ geht aber darüber hinaus. Das stört dann auch das Erinnern, weil man irgendwann selbst nicht mehr weiß, wie es genau aussah.

    Zur Bilder-KI:
    „Worin besteht also dabei die kreative Leistung desjenigen, der den Prompt füttert? Ja, genau. Prompts füttern kann jeder. “

    Nein, kann nicht jeder! Wenn du mal schaust, was für extrem umfangreiche Prompts (und negativ-Prompts) zu manch beeindruckendem Bild geführt haben, wirst du staunen, was man dafür alles wissen bzw. ausexperimentiert haben muss!

    Realistische Bilder bekommt man mit wenig Aufwand nur selten und mit Mängeln, wie mein heutiger Text mit drei Bilder-KIs ergeben hat:

    KI-Test: Wildschwein im Gemüsebeet – Leonardo, Adobe Firefly und Dall-e im Vergleich

    Wer allerdings verrückte Stilrichtungen mag, ist mit KI-Bildern gut bedient. Deine Motiv-Beispiele finde ich inspirierend!

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  4. Nun vergleiche einmal, welche Kreativität talentierte Menschen bei der Entstehung eines Bildes, eines Fotos oder eines Gedichtes etc. aufbringen und furchtbar einfach mit dem Prompt funktioniert. Ja, man muss sich überlegen, wie detailliert der Promptinhalt sein muss. Aber das ist doch ein Klacks im Vergleich zu wirklich kreativer Leistung. Oder nicht?

    Wenn ich pointiert davon rede, dass ein Prompt jeder erstellen kann, denke ich an das Bild, das Erfinder von KI selbst kreiert haben. Sie sagten, dass erstmals in der Geschichte der Menschheit auch ganz ungeübte bzw. nicht spezialisierte Menschen mit Maschinen reden könnten. Mithilfe des Prompts, versteht sich. Dass die Ergebnisse immer besser werden, je detailreicher der Prompt am Ende ist, versteht sich von selbst. Man kann ein geübter Promptfüller werden. Allerdings nie das, was ich unter einem Künstler oder einer Künstlerin verstehe.

    Dein Beitrag und die Versuchsanordnung sind definitiv toll und zeigen wie weit das Thema ist und welche Schwachstellen existieren.

    AntwortenAntworten
  5. „ein Klacks“ – so würde ich das anhand vieler Prompt-Beispiele, die ich gesehen habe, nicht unbedingt nennen. Der Text so mancher Prompts erreicht den Umfang einer A4-Seite (inkl. negativem Prompt, auch noch so ein extra Feld).
    Hier mal ein Artikel zu den Prompts für Midjourney und den möglichen Parametern:
    https://edcontent.de/midjourney-prompts-cheat-sheet-portraits/
    Da muss man Fotograf sein, um das alles anwenden zu können!

    AntwortenAntworten

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