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Tut was, ihr Ampelmänner.

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von Horst Schulte

6 Min. Lesezeit

featuredimage

Die Zeiten ändern sich.

Die­ser Bei­trag scheint älter als 1 Jahr zu sein – eine lan­ge Zeit im Inter­net. Der Inhalt ist viel­leicht veraltet.

Wir haben Anfang Juni und die Wald­brän­de in Kana­da (es gab in die­sem Jahr schon 2.200 Feu­er!) haben bereits über 32.800 Qua­drat­ki­lo­me­ter Wild­nis ver­nich­tet. Ver­mut­lich ist das Wort apo­ka­lyp­tisch ange­bracht. Tru­deau bezeich­net die Ver­hee­run­gen als schlimms­te je dage­we­se­ne in sei­nem Land. Die Grö­ßen­ord­nung ist unvor­stell­bar. Die zer­stör­te Flä­che ent­spricht drei­zehn­mal der Grö­ße des Saarlandes. 

Die Feu­er, deren Aus­wir­kun­gen New York erreicht haben, wüten in der Nähe von Onta­rio und Que­bec. Bei­de Städ­te sind Luft­li­nie etwa 1.400 Kilo­me­ter von New York ent­fernt. Die Bil­der und Berich­te aus der Regi­on sind erschreckend.

Giftige Luft in New York 

Lei­der wird es wie­der Men­schen geben, die auch die­se Kata­stro­phe als »irgend­wann schon ein­mal dage­we­sen« bezeich­nen wer­den. Sie tun das wie­der­um aus dem einen Grund, ihre eige­nen Ansich­ten vom Kli­ma­wan­del zu ver­brei­ten. Es sind die, die zwar nicht zwin­gend den Kli­ma­wan­del leug­nen, dafür jedoch die Ver­ant­wor­tung der Mensch­heit zurückweisen.

Ges­tern war der Dür­re­mo­ni­tor des Helm­holtz-Insti­tuts schon wie­der The­ma in einem Wet­ter­be­richt. Manch­mal mel­den die Meteo­ro­lo­gen, dass die in die­sem Früh­jahr nie­der­ge­gan­gen Nie­der­schlags­men­gen die Lage im Land stark ver­bes­sert hät­ten. Ich habe aus die­sen Mel­dun­gen Schluss­fol­ge­run­gen gezo­gen, die offen­bar falsch waren. Vor allem im Osten des Lan­des zeigt der Dür­re­mo­ni­tor nach wie vor einen gra­vie­ren­den Was­ser­man­gel. In unse­rer Regi­on sieht es dage­gen eini­ger­ma­ßen gut aus. Wir haben es mit einem sehr dif­fe­ren­zier­ten Bild zu tun. Das ist ein Grund dafür, dass mich die unter­schied­li­chen Mel­dun­gen zum The­ma immer wie­der aufs Neue irritieren. 

Klimaleugner dürfen nicht die Oberhand bekommen

Ich muss ehr­lich sein, denn ich reagie­re auf man­che Mel­dung nicht nur irri­tiert, son­dern klam­me­re mich zeit­wei­se tat­säch­lich an die abwe­gi­gen Theo­rien der Kli­ma­leug­ner. Aller­dings nur kurz­fris­tig, weil ich durch neue Erkennt­nis­se und Berich­te immer wie­der schnell auf den Boden der Tat­sa­chen, die für »die ande­ren« oft blo­ße Fake News sind, zurück­ge­holt werde. 

Die Men­schen tun nicht das, was nicht nur grü­ne Umwelt­ak­ti­vis­ten für drin­gend erfor­der­lich hal­ten. Dass dies auch nicht etwa nur für dik­ta­to­risch oder auto­kra­tisch geführ­te, son­dern auch für demo­kra­ti­sche Natio­nen gilt, dürf­te nur auf den ers­ten Blick ver­wir­rend sein. Sol­che Ver­glei­che mögen manch­mal irri­tie­rend sein. Wenn deut­sche Umwelt­schüt­zer oder grü­ne Poli­ti­ker ein dik­ta­to­ri­sches Regime wie Chi­na dafür loben, wie mas­siv dort in erneu­er­ba­re Ener­gien inves­tiert wird, emp­fin­de ich dies als irre­füh­rend. Die Grö­ßen­ord­nun­gen las­sen sich mit denen in euro­päi­schen Län­dern, ein­schließ­lich Deutsch­lands, nicht vergleichen. 

Energiebedarf vs. Umwelt

Wäh­rend sonst, bei­spiels­wei­se dann, wenn es um die Auf­nah­me von Flücht­lin­gen geht, ganz genau genom­men wird, indem nicht auf abso­lu­te, son­dern rela­ti­ve Zah­len geschaut wird, läuft es in die­sem Fall anders­her­um. Der Ener­gie­be­darf der Chi­ne­sen ist ange­sichts des auch aus poli­ti­schen Grün­den not­wen­di­gen wirt­schaft­li­chen Wachs­tums ganz anders dimen­sio­niert als der hie­si­ge. 2014 betrug er 2.224,35 kg Ölein­hei­ten pro Kopf. Im Jahr 2015 benö­tig­te Deutsch­land 3.817,55 kg Ölein­hei­ten pro Kopf. Der Strom­ver­brauch in Deutsch­land betrug 2014 7.035,48 kWh pro Kopf, bei den Chi­ne­sen waren es 3.905,32 kWh pro Kopf. Die­se Zah­len zei­gen, wie groß der Auf­hol­be­darf in Chi­na ist. 

Chi­na könn­te sei­nen gesam­ten Ener­gie­be­darf selbst decken. Es ist nicht auf Impor­te ange­wie­sen. Der Gesamt­ener­gie­ver­brauch Chi­nas beträgt 6,875 Bil­lio­nen kWh. Chi­na deckt 66 % sei­nes Ener­gie­be­darfs aus fos­si­len Quel­len. 4,8 % wur­den mit Atom­ener­gie gedeckt, die rest­li­chen 29,2 % stamm­ten bereits aus erneu­er­ba­ren Ener­gien (Quel­le). 2019 lag der Anteil der Erneu­er­ba­ren noch bei 14,5 %. Trotz die­ses enga­gier­ten Aus­baus plant Chi­na 47 neue Atomkraftwerke. 

Gra­vie­ren­der ist der geplan­te, stark vor­an­ge­trie­be­ne Aus­bau von Koh­le­kraft­wer­ken. Nach einem Bericht der »Tages­schau« vom Febru­ar d.Js. sol­len in Chi­na wöchent­lich zwei neue Koh­le­kraft­blö­cke errich­tet wer­den. Im Bericht wird der gigan­ti­sche Nach­hol­be­darf Chi­nas erwähnt. Es spen­det nicht viel Trost, dass Chi­na auch den Aus­bau der Erneu­er­ba­ren vor­an­treibt. Aber nur dar­auf wei­sen Akti­vis­ten und Grü­ne in Dis­kus­sio­nen hin. 

Chinesische Vorstellungen

Chi­na hat­te Mit­te 2021 eine Wel­le von Strom­aus­fäl­len auf­grund von Pro­ble­men bei der Koh­le­ver­sor­gung erlebt. 2022 brach nach einer lan­gen Dür­re die Erzeu­gung von Elek­tri­zi­tät aus Was­ser­kraft ein; dar­auf­hin wur­de in eini­gen Regio­nen Strom ratio­niert. Nach einer Kon­junk­tur­schwä­che infol­ge der stren­gen Coro­na­re­geln und ‑lock­downs ver­sucht die Regie­rung Peking, nun wie­der das Wirt­schafts­wachs­tum anzukurbeln.

Quel­le: Spie­gel Online

So kom­pli­ziert ist das. Was Indi­en, Bra­si­li­en oder Russ­land machen, ist eben­falls nicht viel bes­ser. Dem­je­ni­gen, der auf die­se Ent­wick­lung hin­weist, ein­fach ent­ge­gen­zu­hal­ten, dass man des­halb ja nicht ein­fach die Hän­de in den Schoß legen dür­fe, ist mir etwas wenig. Wenn Deutsch­land aus mir uner­find­li­chen Grün­den gern den Vor­rei­ter für sau­be­re Ener­gie geben möch­te, ist das vor allem mal kei­nes: näm­lich ein welt­an­schau­lich neu­tra­les Ansin­nen. Als beson­ders prag­ma­tisch emp­fin­de ich Robert Habecks Hei­zungs­ge­setz nicht. Vor allem war das die fal­sche Bot­schaft zur fal­schen Zeit. Ande­rer­seits ver­ste­he ich sehr gut, dass in dem neben dem Ver­kehr ganz und gar ver­nach­läs­sig­ten Sek­tor des Hei­zens drin­gend etwas pas­sie­ren muss. 

Will man immer noch ein Zei­chen set­zen oder im güns­ti­gen Fal­le bewei­sen, dass sich eine in vie­ler­lei Hin­sicht sehr anspruchs­vol­le Bevöl­ke­rung mit not­wen­di­gen Ein­grif­fen ein­ver­stan­den zeigt? Dann hat man wohl etwas falsch gemacht. Ein Blick auf die Umfra­ge­er­geb­nis­se der letz­ten Zeit bewei­sen das.

Grüne: gebt euch mehr Zeit

Hät­ten sich die Grü­nen etwas mehr Zeit gelas­sen, wäre nicht nur die gele­ak­te ers­te Ver­si­on des Geset­zes so gran­di­os nega­tiv durch­ge­fal­len und hät­ten nicht fast im Allein­gang für das Umfra­ge­tief der Ampel, vor allem für sie selbst, gesorgt. Es wäre (trotz der Kli­makle­ber) mög­lich gewe­sen, die not­wen­di­gen Schrit­te in einem deut­lich gemä­ßig­te­ren zeit­li­chen Ablauf zu tun, im Ide­al­fall hät­ten sich Jour­na­lis­ten, die Alles­schlecht­ma­cher und wir Bür­ger auf die Ver­än­de­rung ein­stel­len kön­nen. Zudem hät­te man auf behörd­li­cher Ebe­ne Abklä­run­gen (z.B. Fern­wär­me) durch­füh­ren kön­nen, die wenigs­tens etwas Pro­fes­sio­na­li­tät sug­ge­riert hätten. 

Deutsch­land pola­ri­siert sich in einem Tem­po, die an die Ver­ei­nig­ten Staa­ten erin­nert. Wer hät­te gedacht, dass die »Scha­fe, Läm­mer« oder wie das Wahl­volk von Quer­den­kern und AfD-Treu­en noch anders beschimpft wur­de, so krass zu mobi­li­sie­ren wären? Selbst die schlecht ver­kapp­ten Nazis haben doch nicht mit 18 % im Früh­jahr 2023 gerech­net. Wem die 18 % nicht rei­chen, dem sei gesagt, dass er ein­mal die mög­li­chen Koali­tio­nen auf Bun­des­ebe­ne durch­rech­nen möge. Ohne AfD-Betei­li­gung geht es im Osten schon nicht mehr und auch der Bund steht an der Gren­ze zur Regie­rungs­un­fä­hig­keit. Es sei denn, man wür­de sich dar­auf besin­nen und die Her­aus­for­de­run­gen der Demo­kra­tie end­lich anneh­men. Das bräch­te in mei­nen Augen – auch gegen die Nazis von der AfD – eine reel­le Chan­ce, die­se unkon­struk­ti­ven und unbe­re­chen­ba­ren Män­ner und Frau­en wie­der los­zu­wer­den und sie dort­hin zu ver­wei­sen, wohin sie gehö­ren – auf die medi­al weni­ger beleuch­te­ten Rän­ge des Parlaments. 

Zu viele negative Beispiele

Wenn wir nicht schon bald alle im Feu­er­qualm dar­ben wol­len (in Deutsch­land und Bel­gi­en brennt oder brann­te es auch), müs­sen wir viel mehr gegen den Kli­ma­wan­del tun und dür­fen uns von denen, die anders­wo zutref­fend als Rea­li­täts­ver­wei­ge­rer bezeich­net wur­den, nicht so gegen­ein­an­der auf­brin­gen las­sen. Dazu wäre vor allem eine sou­ve­rä­ne Regie­rung erfor­der­lich. Also, Ihr Ampel­män­ner und ‑frau­en, kommt in die Hufe. 

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Ich bin Horst Schulte

Herausgeber, Blogger, Amateurfotograf

alleiniger Autor dieses Blogs

Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Ich kann die Leute nicht ändern, aber meinen Blick auf sie.

Artikelinformationen:

Politik

Ampel, Energie

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