Gestern war es wieder so, dass ARD und ZDF ihre Programme nicht rechtzeitig auf die Großlage eingestellt hatten. Das “normale” Programm (einschließlich dieser lächerlichen Wiederholungsorgien) lief weiter. Erst mit Verspätung gab es Brennpunkte, Berichte über die Vorgänge in Russland. Die Gegner des öffentlich-rechtlichen Rundfunks spucken deshalb wieder Gift und Galle.
Bei Phoenix wurde früh berichtet. Insofern laufen manche Kritiker teils schon wieder ins Leere. Abgesehen davon halte ich es für durchaus sachgerecht, dass bei dieser dünnen Nachrichtenlage erst einmal Fakten gesammelt werden und nicht, wie andere (Springer, Ntv oder ihre amerikanischen Vorbilder) es halten, darauf loszuberichten und den Zuschauern halb gare Theorien zu unterbreiten.
Leider haben auch ARD und ZDF das Thema jetzt wieder so aufgeblasen, wie es aus meiner Sicht gar nicht sein müsste. So viele Experten, so viele Mutmaßungen verunsichern mehr, als sie nützen. Und auch Strack-Zimmermann (FDP) oder Michael Roth (SPD) waren dabei mit ihrem Gebrabbel. Das Übliche eben.
Für mich war vor allem eine Teilnachricht interessant. Sie stand nämlich im Widerspruch zu den häufigen Aussagen in unseren TV-Sendern. Es geht um das Verhalten der russischen Bevölkerung in der Stadt Rostow. Dort befindet sich z.Zt. das russische Hauptquartier im Unrechtskrieg gegen die Ukraine. Die Leute dort feierten Prigoschins vermeintlichen Putsch, der schließlich nur ein flaues Pütschen wurde. Offenbar sind eben doch nicht alle Russen so ungeteilt Putin-hörig, sondern haben ihre eigene Sichtweise auf den Kreml-Machthaber.
Ansonsten bin ich mir nicht so sicher, dass die Schwächung Putins, die mit diesen Ereignissen vermutlich verbunden ist, ein länger wirkendes Nachspiel haben könnte. Was, wenn es Putin sogar nützt und er sich mithilfe dieses Bedrohungsszenariums (Feinde im Innern) die Rückendeckung für ein noch härteres Vorgehen im Krieg verschafft hat?