Das mit den weinenden Kindern
von Horst Schulte
»Ich kann keinen weinen seh’n«, singt Herman van Veen.
Nicht nur die, die die vielen Tweets mit weinenden palästinensischen Kindern sehen, werden emotional aufgewühlt sein.
Keinem entgehen die Nachrichten, die mit solchen Bildern zwar sparsamer umgehen, die jedoch trotzdem ihre Wirkung nicht verfehlen. Vielleicht auch noch, wenn sie sich längst wieder mit anderen Dingen beschäftigen.
Eigentlich hat die Natur das gut eingerichtet. Es ist Teil unserer Evolutionsgeschichte, so stark auf weinende Kinder zu reagieren. Wir müssen damit leben, dass genau dieses von interessierten Kreisen ausgenutzt wird.
Fragen Sie mich nicht, was ich darüber denke, was in Gaza passiert oder wie ich es finde, welche Verbrechen von Siedlern im Westjordanland verübt werden, ohne dass die Welt groß Notiz davon nähme. Ich empfinde Ohnmacht, Wut, Scham und Trauer darüber, was den Menschen am 7. Oktober 2023 von Hamas-Terroristen angetan wurden. All das ist ein Gemisch, das zusammenwirkt mit all dem, was sich an (eigenen) Problemen vor uns aufbäumt.
Es gibt in unserem Land so viele Probleme (aka Herausforderungen), die dennoch fast lächerlich klein scheinen im Vergleich mit den existenziellen Herausforderungen, vor die sich Israelis und Palästinenser gestellt sehen. Und das in noch viel größerer Brisanz und Dringlichkeit als das bereits seit gefühlten Ewigkeiten der Fall ist.
Ich könnte nun einstimmen in den Chor derjenigen, die alle möglichen Ideen für Israelis und Palästinenser parat haben. Nur — wer bin ich denn, dass ich mir das herausnehme? Deutsche sollten sich am besten gar nicht mehr zu diesem Konflikt äußern, finde ich. Und zwar nicht aus Bequemlichkeit oder gar aus Desinteresse. Es steht uns einfach nicht zu.
Viel Glück denen, die das anders sehen, dabei Merkels unsinnige Staatsräson zu verteidigen und mit Leben zu erfüllen.
Ich denke doch, dass es Israelis wie Arabern auch recht egal ist, was Nazienkel dazu meinen.
Es gibt Probleme, die lassen sich nur vor Ort lösen. Es sind bislang nur Manager, die meinen, dass ein guter „Blick“ von außen bei der Lösung hilft. Da ist das aber auch immer mit geldwerten Vorteilen verbunden.