VW am Abgrund: Droht ein Dominoeffekt in der deutschen Autoindustrie?

Volks­wa­gen kün­digt dras­ti­sche Spar­maß­nah­men an, die bis zu 20.000 Arbeits­plät­ze gefähr­den und einen Vor­bo­ten in der deut­schen Auto­in­dus­trie aus­lö­sen könnte.

HS230625

Horst Schulte

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Einen Tag nach den Land­tags­wah­len in Thü­rin­gen und Sach­sen lässt VW die Bom­be plat­zen. Wäre die Nach­richt in der letz­ten Woche öffent­lich gewor­den, so wäre – ich möch­te wet­ten – auch die SPD nicht mehr in den Land­ta­gen und die Grü­nen in Sach­sen hät­ten es auch nicht geschafft. Sie wären von den übli­chen Ver­däch­ti­gen unter unse­ren Mei­nungs­ma­chern (von der Oppo­si­ti­on ein­mal ganz abge­se­hen) für die schlim­me Ent­wick­lung ver­ant­wort­lich gemacht worden. 

Nach SPIE­GEL-Infor­ma­tio­nen klafft im Finanz­plan der Mar­ken Volks­wa­gen und VW Nutz­fahr­zeu­ge aktu­ell eine Lücke von vier bis fünf Mil­li­ar­den Euro.

Volks­wa­gen bestä­tig­te am Nach­mit­tag, man sehe sich gezwun­gen, »die seit 1994 fort­ge­schrie­be­ne Beschäf­ti­gungs­si­che­rung auf­zu­kün­di­gen«

Quel­le Spiegel

Wie sag­te Lin­ne­mann, Gene­ral­se­kre­tär der CDU? Habeck steht für den Nie­der­gang der deut­schen Wirt­schaft oder jeden­falls so ähn­lich. Dass vie­le Leu­te sol­chen Ansa­gen tat­säch­lich glau­ben – geschenkt. Es ist, wie es ist. 

Starker Betriebsrat (bisher)

Nun, die Tat­sa­che, dass VW einen star­ken Betriebs­rat hat und die­ser sich zu den schlim­men Nach­rich­ten des Vor­stan­des bereits „posi­tio­niert“ hat, war zu erwar­ten. Die voll­mun­di­gen Aus­sa­gen aus Gewerk­schafts­krei­sen haben mir frü­her mal gut gefal­len. Heu­te emp­fin­de ich sie häu­fig als Erfül­lung eines lächer­li­chen Kli­schees, das dem Ernst der Lage nicht ange­mes­sen ist.

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a pho­to of a vw phae­ton park­ed on a street with tr ZCSXe2meTO6yV2btOgYRvQ CM7d4ZbyTOq66UTA9qX1mw

Im „Spie­gel“ ($) lese ich, dass bei VW 20.000 Arbeits­plät­ze bedroht sein könn­ten. Genaue Anga­ben, also Zah­len, nann­te der Kon­zern bis­lang zwar nicht, aber in die­sen Grö­ßen­ord­nun­gen könn­ten sich die not­wen­di­gen Ein­spa­run­gen (ins­ge­samt geht es um meh­re­re Mil­li­ar­den Euro, die der Kon­zern ein­spa­ren will) bewe­gen. Eini­ge Wer­ke könn­ten kom­plett geschlos­sen wer­den. Übri­gens befin­den sich dar­un­ter auch zwei im Osten des Lan­des (Zwi­ckau und Dresden). 

Futter für uns Schwarzseher

Ich bin Schwarz­se­her. Aber die Zäsur bei VW (noch nie gab es dort Werks­schlie­ßun­gen) könn­te sich rasch auf ande­re deut­sche Auto­her­stel­ler aus­wei­ten. Man ver­dient mit den Elek­tro­au­tos nicht genug – sagt jeden­falls VW. Und die Absät­ze las­sen bereits einen län­ge­ren Zeit­raum hin­durch, zu wün­schen übrig. Die Nach­rich­ten aus der deut­schen Auto­in­dus­trie sind bereits län­ge­re Zeit besorg­nis­er­re­gend. Dar­an ändern auch die halb­wegs mut­ma­chen­den Inter­views nichts, die der ehe­ma­li­ge VW-Vor­stand, Her­bert Diess und der deut­sche Ford-Auf­sichts­rats­chef, Gun­nar Herr­mann, noch vor rela­tiv kur­zer Zeit machten. 

Industrielle Basis rutscht

Deutsch­land ver­liert nicht nur por­ti­ons­wei­se Tei­le sei­ner indus­tri­el­len Basis, jetzt beginnt spä­tes­tens auch einer der bedeu­tends­ten Zwei­ge, ins Rut­schen zu gera­ten. Erfah­rungs­ge­mäß schrei­en die Gewerk­schaf­ten laut auf, ändern wer­den sie an die­ser Ent­wick­lung aber nichts. Davon bin ich fest über­zeugt und die Erfah­run­gen spre­chen ja eigent­lich auch eine kla­re Spra­che. Übri­gens, hof­fent­lich holt sich der Staat von Thys­sen-Krupp die 2 Mrd. Sub­ven­tio­nen (für die CO₂-neu­tra­le Stahl­pro­duk­ti­on) zurück, falls es dort in der Stahl­bran­che zum Äußers­ten kommt.

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

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2 Gedanken zu „VW am Abgrund: Droht ein Dominoeffekt in der deutschen Autoindustrie?“

  1. Das was jetzt in der Auto­mo­bil­in­dus­trie pas­siert, ist eine Abwan­de­rung mit Ansa­ge. Der Vor­stands­vor­sit­zen­den der Audi AG, Mar­kus Dues­mann, sag­te bereits 2021:„Wir bau­en wei­ter­hin Ver­bren­ner­mo­to­ren, nur nicht mehr in Deutsch­land“. Er ist nicht der ein­zi­ge: Mer­ce­des Benz und Mer­ce­des Benz wol­len fol­gen. Die Auto­mo­bil­in­dus­trie scheint den sel­ben Weg zu gehen wie vie­le Indus­trien vor­her. Tex­til­in­dus­trie, Solar­in­dus­trie, die Rei­fen­in­dus­tie sind bereits abge­wan­dert. E‑Autos sind in Deutsch­land viel zu teu­er, so dass ver­mut­lich auch der Rest der Auto­mo­bil­in­dus­trie dort­hin geht, wo die Ver­bren­ner gebaut wer­den sollen. 

    Das alles ist seit eini­ger Zeit bekannt und man kann natür­lich der Mei­nung sein, dass der Schritt der Deindus­tria­li­sie­rung not­wen­dig ist, um dem Kli­ma­schutz gerecht zu werden. 

    Es darf aber nicht ver­ges­sen wer­den, dass die indus­tri­el­le Ent­wick­lung in Deutsch­land die Grund­la­ge für den Wohl­stand in Deutsch­land ist und Kli­ma­schutz auch nicht ohne Geld zu machen ist. Und – wan­dert die Auto­mo­bil­in­dus­trie ab, ste­hen nicht nur ca. 800. 000 Arbeits­plät­ze (ohne Zulie­fe­rer) auf dem Spiel. Das Weg­bre­chen von Steu­er­ein­nah­men und der Ver­lust von Kauf­kraft in den jewei­li­gen Regio­nen ist eben­falls nicht zu unter­schät­zen. (sie­he Gelsenkirchen)

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