StartseiteGesellschaftKultur„Informant – Angst über der Stadt“ – Ein spannender Blick auf Integration und Terrorgefahr

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„Informant – Angst über der Stadt“ – Ein spannender Blick auf Integration und Terrorgefahr

Ein packender Thriller, der gesellschaftliche Spannungen, Terrorgefahr und die Herausforderungen von Integration thematisiert. Er zeigt allerdings auch, wie alleingelassen sich viele Migranten in unserem Land fühlen müssen.

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Heute beginnt in der ARD der 6-teilige Thriller „Informant – Angst über der Stadt“.

Meine Frau und ich haben die Serie schon bei ARTE gesehen. Wir können eine Empfehlung aussprechen. Wieder einmal ist Jürgen Vogel in einer Hauptrolle besetzt. Er brilliert in seiner Rolle als ausgebrannter LKA-Undercover-Ermittler, Gabriel Bach, dem seine Vorgesetzte nach längerer Auszeit eine neue Chance gibt. Der Mann hatte undercover im Rechtsextremistenmilieu ermittelt. Durch die Nähe und persönliche Beziehungen zu Mitgliedern der Gruppe war er auf sehr ungute Weise integriert.

Kritiken im Allgemeinen

Die Kritiken sind, glaube ich, überwiegend negativ.

Ermittlungen im Milleu

LKA, BKA und BND (warum nicht auch noch der Verfassungsschutz?) ermitteln in Hamburg im Vorfeld eines großen Konzertes in der Philharmonie. Es existieren Hinweise auf einen möglichen Terroranschlag. Wie dort von Analysten mögliche Anhaltspunkte und konkrete Verdachtsmomente entstanden, wirkt auf mich mehr als zufällig. Ich hoffe, dass die Profis in der Realität etwas substanzieller vorgehen werden.

Ich fand es besonders interessant, wie intensiv die Fluchtgeschichte, vor allem aber die Lebensumstände der afghanischen Familie in die Story integriert wurden. In meinen Augen ist dies in einem guten Sinne gelungen. Ich unterstelle allerdings, dass die üblichen Vorbehalte und Vorurteile vieler Zuschauer gegen Flüchtlinge aus muslimischen Ländern mit meiner Bewertung nicht einverstanden sein dürften.

Familie und Freunde

Die Äußerungen aus dem Kreis dieser Familie sowie ihrer Freunde gegenüber den Deutschen klingen sehr ablehnend. Manche werden sie als beleidigend werten. Diese Äußerungen sind meiner Ansicht nach auch die Folge der nicht immer ausgesprochenen, aber existenten und erfahrbaren Einstellung und oft genug des Umgangs, dem Migranten in Deutschland durch unsere Behörden ausgesetzt sind.

Viele von uns werden, wenn sie tief genug graben, wissen, was ich damit meine. Jahrzehntelang haben wir in der Gewissheit gelebt, dass ein größerer Teil unserer Gesellschaft fremdenfeindliche Tendenzen zeigt. Die Zahlen schwanken um die 20 %. In einem Land mit unserer Geschichte nicht gerade ein besonderer Nachweis von Lernfähigkeit und dennoch sage ich jetzt: Für mich ist das auch ein klares Zeichen der Überforderung zu vieler Menschen im Land.

Ich möchte nicht spoilern, deshalb bleibe ich vage, was den Inhalt der Serie angeht.

Integration allein meistern?

Der Film thematisiert die Schwierigkeiten von Integration und den Konflikt zwischen der Loyalität zur eigenen Herkunftskultur und der Integration in die deutsche Gesellschaft. Durch die kritische Darstellung von Teilen der migrantischen Community soll verdeutlicht werden, wie schwer es einigen Menschen fällt, sich mit den Werten und Normen des Landes zu identifizieren. Dies spiegelt reale, harte Debatten wider, die in Deutschland und anderen europäischen Ländern geführt werden, besonders im Zusammenhang mit Migration, Integration und kulturellen Unterschieden.

Es gibt den aktiven Beitrag der Gesellschaft, in die Menschen integriert werden. Ja, es gab diese Jubelszenen im Jahr 2015, über die Rechte, sich bis heute das Maul zerreißen. Es gibt zum Glück immer noch viele Menschen im Land, die sich darum bemühen, Migranten bei ihrer Integration behilflich zu sein. Ohne sie wäre der Staat vermutlich längst an dieser Aufgabe gescheitert. Den Beitrag wollten und wollen viele von uns allerdings nicht leisten. Vielleicht ist das in unseren Großstädten anders als hier auf dem Land. Außerhalb eines möglichen gemeinsamen Arbeitsumfeldes finden Begegnungen kaum statt. So würde ich die Situation jedenfalls beschreiben und ich glaube nicht, dass ich damit grundlegend falschliege.

Immer neue Herausforderungen

Die Autoren wollen auch auf die Problematik der Radikalisierung aufmerksam machen, die aus sozialer Ausgrenzung oder der Unzufriedenheit mit gesellschaftlichen Verhältnissen entstehen kann. Der Film zeigt, wie ein Teil der migrantischen Community sich von der Mehrheitsgesellschaft entfremdet. Inwieweit dieser anfällig für extremistische Ideologien wird, sei dahingestellt. Diese Darstellung sensibilisiert auf alle Fälle für die Herausforderungen, denen die Gesellschaft bei der Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus gegenübersteht.

Autoren mit großer Sensibilität

Ein weiteres Motiv der Autoren könnte sein, die oft schwierige Beziehung zwischen Sicherheitsbehörden und Migranten zu hinterfragen. Es geht auch um das Misstrauen, das innerhalb der Communities gegenüber staatlichen Institutionen herrscht, und die Probleme, die dies bei der Bekämpfung von Kriminalität und Extremismus verursacht.

Der Film fordert aus meiner Sicht das Publikum dazu auf, über gesellschaftliche Probleme wie Integration, Identität und die Verantwortung des Staates gegenüber Minderheiten nachzudenken. Indem er die Perspektiven von Migranten kritisch darstellt, sollen auch Vorurteile und Stereotype aufgezeigt werden, mit denen die Gesellschaft umgehen muss.

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Horst Schulte
Herausgeber, Blogger, Autor und Hobby-Fotograf
Seit 2004 blogge ich über Politik und Gesellschaft – also seit die meisten noch SMS statt Tweets geschrieben haben. Mit 70 Jahren lebe ich immer noch im schönen Bedburg, direkt vor den Toren Kölns, und schreibe über alles, was die Welt bewegt (oder mich zumindest vom Sofa aufstehen lässt).

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Artikelinformationen:

Gesellschaft, Kultur

Extremismus, Integration, Jürgen Vogel

Quelle Featured-Image: a dark and threatening street scene in berlin the ...

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