Hollywood, Heldentum und Ho-Ho-Horror: Ein cineastischer Exkurs

Kri­tik an der Ein­falls­lo­sig­keit moder­ner Film­in­dus­trien und dem Über­an­ge­bot kit­schi­ger Weihnachtsfilme.

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Manch­mal den­ke ich, Hol­ly­wood hat sich auf eine Art cine­as­ti­sche Zeit­schlei­fe ein­ge­las­sen. Super­hel­den hier, Pre­quels da, und dazwi­schen ein Remake, das kaum älter ist als mei­ne letz­te Steu­er­erklä­rung. Es ist, als hät­ten sie den „Copy-Paste“-Button ent­deckt und für die krea­ti­ve Offen­ba­rung schlecht­hin gehal­ten. Zuge­ge­ben, ich schaue mir ein gutes Remake oder eine Fort­set­zung eines star­ken Films ger­ne an – aber das ist heut­zu­ta­ge ja schon fast wie die Suche nach der sprich­wört­li­chen Nadel im Heuhaufen.

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Ist es nicht bemer­kens­wert, wie schnell kul­tu­rel­le Trends den Atlan­tik über­que­ren? Wäh­rend die Amis bereits an ihrem fünf­ten „Avengers“-Crossover bas­teln, über­le­gen wir noch, ob Tat­ort-Kom­mis­sa­re auch Umhän­ge tra­gen könnten.

Und ja, das The­ma Wie­der­ho­lung hat sich nicht nur in Hol­ly­wood ein­ge­nis­tet – wir sehen es auch anders­wo. Die Sor­te Déjà-vu bei dem ein Ex-Prä­si­dent ein irri­tie­ren­des, gran­dio­ses Come­back fei­ert, hat außer­halb der USA, sicher jedoch hier in Deutsch­land Ver­wir­rung und Unsi­cher­heit gestif­tet. Die­se Auf­füh­rung ist eine die­ser mie­sen Wie­der­ho­lun­gen und es schleicht sich der Ver­dacht ein, dass hin­ter den Kulis­sen von Pots­da­mer Vil­len auch hier poli­ti­sche Saue­rei­en ihren Ursprung fan­den. Aber ich schwei­fe ab.

Kom­men wir zum wah­ren End­geg­ner: Weih­nachts­fil­me. Was einst mit char­man­ten Klas­si­kern wie „Ist das Leben nicht schön?“ begann, hat sich zu einem Gen­re ent­wi­ckelt, das sich offen­bar aus­schließ­lich über plät­schern­de Kli­schees, künst­li­chen Schnee und obli­ga­to­ri­sche Lie­bes­drei­ecke defi­niert. Es ist, als hät­te Hol­ly­wood eine Weih­nachts­fa­brik eröff­net – mit Fließ­band­pro­duk­ti­on für Streamingplattformen.

Net­flix, Ama­zon und Co. wer­fen ihre Glit­zer-Komö­di­en so infla­tio­när auf den Markt, dass ich nur noch war­nen kann: Schaut euch IMMER vor­her an, wer dahin­ter­steht. Es gibt da kei­nen Grinch, der euch vor schlech­ten Dreh­bü­chern ret­tet. Glaubt mir, der Satz „Es war nicht so schlimm, wie es klingt“ ist kein Qualitätsmerkmal.

Frü­her (ja, ich zie­he die „Frü­her-war-alles-bes­ser-Kar­te“) habe ich hier im Blog auch mal Weih­nachts­film-Tipps gege­ben. Aber mitt­ler­wei­le füh­le ich mich wie jemand, der ande­ren rät, vor­sich­tig im Minen­feld zu lau­fen. Natür­lich sind Fil­me Geschmacks­sa­che – aber ist es zu viel ver­langt, dass auch Strea­ming-Anbie­ter mal wie­der ein biss­chen Qua­li­tät liefern?

Also: Bleibt kri­tisch, seid wäh­le­risch – und wenn es euch wie mir geht, dann nehmt euch ein gutes Buch oder schaut einen Film­klas­si­ker. Oder dis­ku­tiert ein­fach mit mir über Poli­tik. Denn eins bleibt sicher: Auch wenn Hol­ly­wood schei­tert, beschert uns das poli­ti­sche Thea­ter immer noch die span­nends­ten Dramen!

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Hollywood

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6 Gedanken zu „Hollywood, Heldentum und Ho-Ho-Horror: Ein cineastischer Exkurs“

  1. Juri Nello 470 19. November 2024 um 21:19

    Als Anbie­ter ist einem die Qua­li­tät egal, es sei denn, man ist Enthu­si­ast. Ansons­ten wird ver­kauft, womit man gera­de Kas­se machen kann.

  2. Naja, die Annah­me, dass das Ange­bot die Nach­fra­ge regelt, ist ja nicht unbe­dingt die Normalität.

  3. Juri Nello 470 19. November 2024 um 22:28

    Digi­ta­le Geschäfts­mo­del­le unter­lie­gen nur bedingt dem nor­ma­len Markt, da sie von vorn­her­ein als Mono­pol aus­ge­legt sind.

  4. Juri Nello 470 20. November 2024 um 11:38

    Indi­rekt wer­den sie gezwun­gen. Das nennt sich PR bzw. Mar­ke­ting. Es wird ja auch kei­ner gezwun­gen, sich den klei­nen Lord anzuglotzen.
    Man­che schau­en es auch nur, weil es da ist. Das ist wie mit der Tor­te im Froster.

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