Wutbürger in Wartestellung: Ein neues Hobby für alte Reflexe?

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Wie vie­le von die­sen son­der­ba­ren Zeitgenossen, die tag­täg­lich nichts Besseres zu tun haben, als mit viel Eifer und wenig Substanz Politiker ihrer „Feinde“ (also alles, was jetzt nicht CDU/​CSU, AfD, BSW und FDP wählt) zu beschimp­fen, müs­sen sich wohl bald ein neu­es Hobby suchen? Die Ampel ist schließ­lich bald Geschichte, ihre Parteien auf dem Abstellgleis. Der Spielplatz der Empörungsprofis wird damit über­sicht­li­cher – aber ruhi­ger? Wohl kaum.

Die Möglichkeiten sind begrenzt, aber nicht min­der vorhersehbar:

1. Das gekonn­te Ignorieren der Realität. Warum sich von Fakten oder poli­ti­schen Machtwechseln beir­ren las­sen? Dieselben abge­dro­sche­nen Vorwürfe gegen SPD, Grüne und FDP las­sen sich sicher noch ein Weilchen recy­celn, auch wenn ihre Zeit an der Regierung längst vor­bei ist. Diese Leute hal­ten sich schließ­lich für die wah­ren Bewahrer der poli­ti­schen Moral, wirt­schaft­li­chen Klugheit und so wei­ter – egal, wer regiert.

2. Der naht­lo­se Übergang in die nächs­te Empörungswelle. Blitzschnell wer­den sie sich an die neue Koalition aus Union und einem unge­wis­sen Partner gewöh­nen. Dabei ist egal, ob es sich um eine Jamaika-​Variation oder Schwarz-​Grün han­delt – Hauptsache, das Ziel bleibt klar: Jede Entscheidung muss schlecht­ge­re­det, jede poli­ti­sche Figur mora­lisch demon­tiert werden.

Eines ist sicher: Die Beschwerde-​Industrie die­ser Kreise wird nicht ins Stocken gera­ten. Egal, wer regiert, das Narrativ bleibt das­sel­be: Deutschland sei auf dem fal­schen Weg, die Politik kor­rupt, die Demokratie in Gefahr. Ironischerweise tra­gen gera­de die­se uner­müd­li­chen Kritiker selbst wenig bis gar nichts zur Verbesserung der Lage bei – außer viel­leicht, das gesell­schaft­li­che Klima wei­ter zu vergiften.

Aber viel­leicht – und das ist rei­ne Spekulation – könn­ten eini­ge von ihnen die­se Gelegenheit nut­zen, um ihre Dauerempörung in etwas Produktiveres zu ver­wan­deln. Ein Ehrenamt? Ein Hobby, das tat­säch­lich Mehrwert für die Gesellschaft bie­tet? Träumen darf man ja.

Bis dahin bleibt uns nur, den immer glei­chen Schmähungen zuzu­hö­ren und uns dar­an zu erin­nern: Die größ­te Macht hat nicht die Regierung, son­dern der ewi­ge Widerspruch, der jede Hoffnung auf Fortschritt im Keim ersti­cken will. Das ist der eigent­li­che Feind. Ich den­ke, in die­ser Disziplin sind wir Deutschen Weltmeister – und wir blei­ben es auch noch eine Weile.


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6 Gedanken zu „Wutbürger in Wartestellung: Ein neues Hobby für alte Reflexe?“

  1. Disziplin gehört wohl eher zum Fachbereich der Japaner.

    Das auch die Politblase einer nar­ziss­ti­schen Gesellschaft über­läuft, hät­te man schon von den Amis abs­tra­hie­ren können.

  2. Ich den­ke wir wer­den nächs­tes Jahr unter einem Bundeskanzler Merz noch genug Gelegenheit haben und zu empö­ren. Wobei mei­ne per­sön­li­che Einschätzung von Merz eher die eines Schwätzers ohne Inhalt ist. Wäre in die­sem Fall viel­leicht nicht ganz ver­kehrt, denn wenn er das umsetzt, was bereits min­des­tens ange­spro­chen wur­de, dann gute Nacht. Zu befürch­ten steht, dass eine zu erwar­ten­de Koalition CDU/​SPD/​Grüne auch kei­ne vier Jahre durch­hält und dann wird’s lang­sam schwie­rig, den Bundesbürgern die Vorteile einer Demokratien nahe zu brin­gen. Schon jetzt könn­te sich jeder fünf­te vor­stel­len, in einer Diktatur zu leben. https://​www​.spie​gel​.de/​p​a​n​o​r​a​m​a​/​g​e​s​e​l​l​s​c​h​a​f​t​/​a​u​t​o​r​i​t​a​r​i​s​m​u​s​-​s​t​u​d​i​e​-​m​e​h​r​-​a​l​s​-​d​i​e​-​h​a​e​l​f​t​e​-​d​e​r​-​d​e​u​t​s​c​h​e​n​-​i​m​-​a​l​l​t​a​g​-​u​n​z​u​f​r​i​e​d​e​n​-​m​i​t​-​d​e​m​o​k​r​a​t​i​e​-​a​-​6​9​9​5​a​c​0​f​-​b​f​2​c​-​4​4​4​b​-​b​e​2​6​-​e​8​5​3​8​1​8​0​4​df5

🧘 In der Ruhe liegt die Kraft.

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