Zwischen Algorithmus und Aufmerksamkeit: Der neue Wert der Blogs

Linkliebe allein macht noch keine Sichtbarkeit – ein Plädoyer für klügere Kriterien in der Blogvernetzung.

Horst Schulte

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Ich finde ziemlich cool, was in unserer Blogsphäre derzeit abgeht. Ja, auch mir fällt auf, dass die bisher rückläufige Linkliebe wieder wächst. Das war in meinen Augen auch überfällig. Vielleicht vor allem im deutschsprachigen Web.

Die Rückkehr der Linkliebe

Dass nun auch spezielle Blogsuchmaschinen konzipiert werden, hat wohl vor allem damit zu tun, dass die großen Suchmaschinen (Google vornweg) Blogs vernachlässigen. Das wird zumindest immer gesagt. Ob die Umstellungen tatsächlich so verheerend wirken, wie es behauptet wird? Ich stelle davon nichts fest. Mein Blog hat sogar zuletzt mehr Besucher durch Google — nicht viel, aber es ist mir aufgefallen.

Rivva, Sichtbarkeit und das Gefühl von Endlosschleifen

Wenn ich jetzt sehe, wie Rivva Artikel anzeigt und jede Verlinkung zu weiteren Nennungen führt, behaupte ich ganz provokativ, dass diese Art der Präsentation auf mich auch nicht nur positiv wirkt. Ich freue mich, wenn mein Blog gelegentlich aufgeführt ist. Aber wenn jede Verlinkung ohne jedes zusätzliche Kriterium wieder und wieder dazu führt, dass sie dort ihren Niederschlag findet, dürfte das schlussendlich zu einer Abwertung des Dienstes beitragen. Ich hoffe, dass mein Beitrag angesichts der allgemeinen Begeisterung nicht auf allzu große Kritik stoßen wird. Schließlich bin ich froh darüber, dass sich in unserer Blogsphäre einiges tut.

Die Sichtbarmachung von Blogs allein durch pure Linkfreude dürfte nicht das Erfolg versprechende Modell sein. Da sollten ein paar Kriterien hinzugenommen werden. Aber wer wollte sich schon anmaßen, diesbezügliche Entscheidungen zu treffen?

Kriterien für eine bessere Blogvernetzung

Trotzdem – oder gerade deshalb – möchte ich mal ein paar Gedanken zur Diskussion stellen. Es ginge ja nicht darum, das freie Verlinken einzuschränken, sondern vielmehr darum, den Umgang damit etwas klüger zu gestalten.

Ein paar Kriterien, die man in Betracht ziehen könnte:

  1. Kontext statt bloßem Link: Wird ein Beitrag zitiert, kommentiert, weitergedacht – oder nur lieblos hineingeworfen?
  2. Diversität der Quellen: Immer dieselben zehn Blogs zu listen, bringt wenig frischen Wind. Vielfalt wäre ein Wert.
  3. Inhaltliche Tiefe: Ein Artikel, der mehr als 400 Zeichen hat und Gedanken entwickelt, sollte höher gewichtet werden als bloßes Copy-Paste.
  4. Resonanz statt Reichweite: Vielleicht zählt weniger die Klickzahl als die Qualität der Reaktionen, die ein Beitrag auslöst.

Sichtbarkeit mit Verstand

Klar, vieles davon lässt sich vielleicht nur schwer technisch abbilden. Und noch schwerer objektiv bewerten. Aber das sollte uns nicht daran hindern, nach besseren Formen von Sichtbarkeit zu suchen, die der Blogosphäre gerecht werden – und ihr nicht bloß einen algorithmischen Spiegel vorhalten.

Denn wenn alles sichtbar wird, wird irgendwann nichts mehr gesehen.

Wer hat Ideen dazu?

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Schlagworte: Blogosphäre Sichtbarkeit

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6 Gedanken zu „Zwischen Algorithmus und Aufmerksamkeit: Der neue Wert der Blogs“

  1. Vielen Dank für die Verlinkung, Horst.

    Du sprichst einen guten Punkt an.

    Eine Blog-Suchmaschine zu bauen, ist die eine Sache. Die andere – und wesentlich schwierigere Sache – ist die Definition von Relevanz. Wann ist ein Blogeintrag wichtiger als ein anderer. Welche Kriterien sollen dafür hinzugezogen werden.

    Quantität ja, denn ein längerer Text möglicherweise (nicht gesichert!) mehr verwertbaren Inhalt besitzt, als ein Zweizeiler.

    Qualität ist schwer zu messen. Verlinkung von vielen Seiten könnte Relevanz andeuten. Aber wie du sagst, die Verlinkungen alleine sagen wenig aus. Wenn jemand mit fünf Webseiten auf gleichen Inhalt feuert, wird dieser dadurch nicht relevanter.

    Ein sehr interessantes und schwieriges Thema.

  2. Du schreibst, was ich schon gedacht habe.

    Rivva ist eine dolle Sache. Sie hat aber wirklich den Haken, dass dort nur Verlinkungen gescannt werden. Ein Kontext muss da nicht gegeben sein. Da ist es mir schon unangenehm, dass mein Wochenrückblick immer dort auftaucht. In dem verlinke ich lesenswerte Beiträge aus meinem RSS-Reader. Dabei hat der Wochenbeitrag selbst meist keinerlei Bezug zu dem Thema. Es ist einfach nur ein Lesetipp. Das dürfte dort eigentlich gar nicht auftauchen. Allerdings ist das bestimmt schwierig umzusetzen, ohne jeden Link manuell zu überprüfen.

  3. Danke für den Hinweis auf Great Blogs. Das Projekt kannte ich bisher noch nicht.

    Rivva nutze ich erst seit einigen Wochen regelmäßig. Es verschafft mir tatsächlich einen Überblick über die Blogosphäre. Zwei Dinge stören mich aber etwas. Erstens wird der gleiche Artikel oft vier- oder fünfmal gelistet. Zweitens scheinen Blogartikel, die sich mit Technik oder Bloggen beschäftigen, bevorzugt werden. Beiträge aus der Kategorie Sport sind dagegen fast nie zu finden.

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