Ich bin raus. Mastodon und Bluesky habe ich den Rücken gekehrt.
Es klingt paradox, ist aber längst kein Einzelfall mehr: Was X mit rechten Brachialtönen überzieht, wird auf Bluesky und Mastodon mit linker Besserwisserei gespiegelt. Die einen trommeln mit Wut, die anderen mit Moral. Doch das Echo ist dasselbe: Laut. Absolut. Und unbarmherzig.
Ich hatte Hoffnung. Hoffnung auf Diskurs, auf Austausch jenseits der verbissenen Schützengräben. Doch was mir entgegenschlug, war keine Offenheit, sondern Lagerdenken. Wer nicht mitsingt im Chor der Erleuchteten, der wird rasch aussortiert – höflich, aber bestimmt. Und wehe, man stellt die falschen Fragen.
Ich hatte heute einen wirklich nur kurzen und gar nicht so heftigen Twist wegen meiner Einstellung zu einem AfD-Verbot. Mir reicht es jetzt.
Das dezentrale Ideal – so schön gedacht – verkommt zur Bühne für Mikro-Mächte, die ihre Inseln nicht mit Zweifel verunreinigt wissen wollen. Mastodon, Bluesky: Die Luft war dünn für Zwischentöne.
Ich ziehe die Konsequenz. Nicht aus Resignation, sondern aus Selbstschutz. Die eigene Stimme, so leise sie sein mag, verdient Raum. Und der war dort nicht mehr.
Was bleibt, ist mein Blog. Kein Algorithmus, keine Blase, keine Abhängigkeit. Nur ich, meine Gedanken – und vielleicht du, der das liest.
Bin gespannt, ob du das durchhältst, soweit ich das verfolgen konnte, hast du öfters Accounts gelöscht und dann doch wieder neu eingerichtet.
Ich lese nur auf X, weil da die Nachrichtenportale eben flott sind. Nicht mal Radio ist so flott mit aktuellen News.
@_Su: Stimmt. Ich bin schon häufig aus- und wieder eingetreten. Aber das liegt auch schon sehr lange (>10 Jahre) zurück. Ich habe jetzt nur noch Accounts bei FB, Instagram und Flickr. Mir geht diese Einseitigkeit auf den klassischen SM tierisch auf den Zeiger. Du kannst mit diesen Leuten keinen Staat machen. Es gilt: Entweder bist du für sie oder gegen sie. Differenzierte Meinungen werden geblockt. Sie sind verpönt und unerwünscht. Stelle bei Bluesky oder Mastodon mal das AfD-Verbot infrage. Die Argumente sind völlig unwichtig. Du wirst zur Sau gemacht und als „Teil des Problems“ bezeichnet.
Das erging es mir auch schon so. Wenn man in den sozialen Netzwerken, egal in welchen etwas Falsches sagt, hat man ein Problem! Auch ich habe schon öfters diese Accounts gelöscht. Aber irgendwann wieder neue angelegt. Momentan nutze ich Mastodon und BlueSky hauptsächlich als Infoquelle.
@Horst Scheuer: Es ist doof, wenn man dem einen Network ausweicht, weil dort zu ruppige Umgangsformen herrschen und man genau diese dann bei Mastodon oder Bluesky genauso vorfindet. Nur mit anderen parteipolitischen Vorzeichen. Lässt sich offenbar nicht ändern. Genauso wenig wie die Blödheit der Leute.
Es leben die Blogs!
Die aufgekommene Diskussion rund um #SoSollWeb ist genau richtig und zeitgemäß! Das passt eigentlich.
Ich bin ja auf Mastodon zum ersten Mal überhaupt in ein „Soziales Netzwerk“ eingestiegen und muss inzwischen ernüchtert feststellen, dass das für mich im Grunde zu nichts weiter von Belang führt. Die ähh… Diskussionen dort sind im Wesentlichen auch nur täglich erneuerte Selbstbestätigungen, dass man selbst auf der „richtigen“ Seite steht – und/oder sie steigern einfach nur das Erregungs- und Empörungspotenzial — bis ich mich auslogge, um eben nicht in diese Empörungsspiralen zu geraten. Die helfen nämlich gar nicht weiter, sie führen zu gar nichts. Ich schrieb das neulich schon mal an anderer Stelle.
Ich vollziehe deine Entscheidung zum Ausstieg also nach, ich nutze Mastodon selbst nur noch sporadisch, bzw. beschränke mich auf Hashtags zu Themen, die mich interessieren.
Blogs sind das Medium, in dem wir persönlich Stellung beziehen können und sollten, in aller gebotenen und gewünschten Ausführlichkeit. Dort ergibt sich schließlich auch inhaltliche Vernetzung. Nicht auf 500 Zeichen und in „Timelines“ beschränkt. Was dann bekanntlich eben lediglich kurzlebige Empörungsthreads erzeugt, aus denen nichts folgt. Meist sind Threads von heute in drei Tagen Vergangenheit, so weit weg, als hätte es sie nie gegeben.
Ich brauche das nicht.
Kann es sein, dass die Mehrheit der Menschen auf dieser Welt verlernt, oder nie gelernt haben, so etwas wie neutral zu sein bzw. zu bleiben?
@Boris: So ist es. Weder regen diese Netzwerke zu Diskussionen an, noch kann man sie frei führen. Da lobe ich mir unsere Blogs.
Offen gesagt, ich beziehe auch meine Nachrichten lieber aus den Google-News und anderen Aggregatangeboten. Für uns Blogger ist Rivva eine tolle Anlaufstelle.
Was ist die Quintessenz aus alldem: X ist was für die Rechten, Mastodon und Bluesky für die Linken. Für die dazwischen ist es schwierig. Sie werden aufgerieben.
@Willi: Man muss nicht neutral sein. Dafür sind die Themen vielleicht zu aufwühlend und natürlich auch polarisierend. Das sehen wir ja. Aber die Art und Weise der Auseinandersetzung könnte anders aussehen. Nicht so unhöflich, dominierend und rücksichtslos. Dabei können Leute wie Kevin Kühnert und viele andere, die an exponierten Positionen in der Politik arbeiten, ein Lied singen. Traurig ist das.
Das geht mir bei Mastodon, außerhalb meiner eigenen Bubble, auch zunehmend auf die Nerven. Es scheint nur noch ideologische Extreme zu geben. Wenn Du da nicht Hardcore-Mitglied der Antifa bist, hast Du es schwer.
Ich füge noch etwas zu meinen Ausführungen hinzu, darauf bin ich durch die Beiträge nach meinem gekommen, zusammenfassend sozusagen:
Passend zum Hashtag der Blogaktion #SoSollWeb könnten wir die Diskussion hier, jetzt, auch formulieren als Hashtag #SoSollWebNICHT.
Mir wird nämlich klarer, dass die Blogszene etwas völlig anderes ist als die Szene(n) aller (aller!) „Sozialen Netzwerke“. Ersteres ist eine gänzlich offene Szene, oder nicht einmal das. Einfach mehr oder minder persönliche Webseiten, die per Kommentare und Verlinkung Vernetzung erzeugen. Jeder Knotenpunkt ist ein persönlicher, individueller Ankerpunkt. Und das ist ganz wesentlich.
@Tommi: Ich merke natürlich auch bei mir selbst, dass ich ganz anders reagiere als früher. Ich bin trotz meiner 71 Jahre nicht gelassener geworden. Vielleicht wäre das angesichts unserer Weltlage auch zu viel verlangt. Ich glaube auch, dass viele ihre Blogs lieben, weil es dort so viel anders zugeht.
@Boris: Ja, das ist so wahr, lieber Boris. Auch, wenn man in Blogs durchaus unterschiedlicher Ansicht ist, ist der Umgang doch überhaupt nicht vergleichbar. Ich frage mich manchmal, ob die hohe Zahl von Pod- oder Videocasts die Existenz von Blogs nicht weiter reduzieren. Das ist doch eigentlich ziemlich egal. Blogger gibts schon seit den 90-ern (glaube ich). Und sie werden auch den Hype der um die KI stattfindet, überleben. Es ist die Individualität, die Unabhängigkeit, die privaten Blogs ihre Daseinsberechtigung garantieren wird. Ok. vielleicht ein bisschen übertrieben. Ich glaube trotzdem daran.
Ich denke, das Problem ist nicht das Medium, sondern der Inhalt. Ich habe festgestellt, dass man mit den meisten Menschen nicht sachlich über Politik diskutieren kann. Deswegen spare ich mir solche Diskussionen. Es gibt genügend andere Themen, über die man reden/schreiben kann.
@Erik: Stimmt vielleicht. Man muss nicht über Politik streiten oder schreiben. Meine Frau sagt mir immer: Du kannst ohnehin nichts ändern. Mich hält das, trotz solcher Erkenntnisgewinne, nicht davon ab, immer und immer wieder zu schimpfen. Ich brauche das vermutlich als Ventil. Der Gesundheit ist es nicht zuträglich (s. Beispiel Kühnert) und der Veränderungsbereitschaft dieser viel zu alten Bevölkerung im Übrigen ja auch nicht. Worüber könnte man bloggen? Ja, es gibt wirklich sehr viele Themen. Das stimmt schon.
Lieber Horst,
Mein Blog ist auch meine Homebase. Von mir aus könnten alle Social Media Plattformen abgeschaltet werden. Es würde sich bei mir recht wenig ändern. Und die erhobenen Zeigefinger habe ich auch schon kennenlernen dürfen. Ich kann dich daher verstehen.
Meine These ist ja, dass die überwiegende Zahl der Nutzer der so-genannten Sozialen Medien [SM] nur beschränkt zur sinnvollen Darlegung von Gedanken und daraus folgenden Konsequenzen oder Handlungen in der Lage sind.
Ein Beispiel ist für mich die vormals durchaus lesenswerte „twoday“ Weblogplattform, von dem mit Aufwachsen der Bedeutung von (z.B.) facebook viele der dortigen Akteure abgewandert sind:
Das waren diejenigen, die sowieso nichts Beachtenswertes zu veröffentlichen wussten, und oft nur gestänkert und gestritten haben.
Ein zweiter Teil ist aus Trägheit und Desinteresse sich anderweitig zu orientieren dort geblieben und die Blogs werden nur in großen Abständen mal wieder zum Leben erweckt – um dann wieder monate- und jahrelang still zu *ruhen*.
Eine dritte Gruppe hat sich mittels *wordpress* u.a. Blogsoftware eine neue Heimat gesucht und hält lediglich mit Kopie der aktuellen Blogs bei „twoday“ Kontakt um am neuen Ort auffindbar zu sein.
Da ich von 2004 bis etwa 2008 dort aktiv war erlaubte / erlaube ich mir ein Urteil.
Das im Übrigen zu meinem Rauswurf durch die derzeitigen Betreiber geführt hat. Weil ich wahrheitsgemäß feststellte die Plattform sei mit minderbemittelten und der deutschen Sprache unfähigen Dummköpfen angefüllt, die entweder fremde Texte abschrieben, oder Trivia (wiedergekäute Zeitschriftenartikel, Fremdwitze), oder Curricula von Lehranstalten und ähnlichen Schwachsinn verbreiteten, weil sie nicht in der Lage seien einen eigenen (!) Gedanken sinnvoll darzustellen.
Den Niedergang der Qualität haben die dortigen Inhaber offenbar nicht wahr haben wollen – ich lade die Leser hier ein sich dort selbst ein Bild zu machen.
Der langen Vorrede kurzer Sinn:
Blogs sind anspruchsvoller als SM, weil in ihnen komplette Sätze und sinnvolle Gedankenführung auf Dauer notwendig sind um zu bestehen. Es gehört auch eine Beständigkeit im Wollen dazu, denn allzu lang dürfen die Pausen zwischen den Artikeln nicht sein.
Ich selbst war etwa 2 Jahre bei *twitter* und habe den account schon gut ein Jahr vor der Übernahme durch Musk gekündigt. Ansonsten habe und hatte ich nie andere SM Mitgliedschaften. Der Ausgangsartikel hier beruhigt & bestätigt mich irgendwie ….
@Henning Uhle: Ich wäre auch für ABSCHALTEN! Eigentlich war ich das ja schon immer. SM bringt nur Unglück über die Leute.
@Wolfgang v. Sulecki:
Was sich ja durchaus in der Begrenzung der zur Verfügung stehenden Zeichen widerspiegeln dürfte. 🙂
Mich stört der Streit gar nicht mal so sehr. Es ist die Verbissenheit, die Besserwisserei und die Verbreitung von Positionen, die aufrechterhalten werden, obwohl „man“ es doch besser wissen müsste.
Ich habe meine Beteiligung an Twitter, Threads, Mastodon und Bluesky nun aufgegeben und bin (wg. meiner Fotos) noch bei Insta und Facebook. Meine Überlegung läuft insgesamt in die Richtung, alle us-amerikanischen Dienste in Zukunft zu ersetzen. Dann wäre vielleicht zumindest schon etwas gewonnen. Wobei deutsche oder europäische Services nicht zwingend Besserung im Hinblick auf die Qualität bringen müssen.
Sehr treffend, was Du schreibst. Ich bin nur als Gastleser in diesen Foren gewesen, bzw. war nur kurzfristig (3 Tage) „Mitglied“, weil ich wissen wollte, was geht da ab…
Wobei … ich beobachte diesen „Trend“ auch anderenorts, in der Spiegel Debatte und noch witziger: früher in der fotocommunity. Da ging es nicht um links oder rechts – aber das gab es richtige Lager, die sich bekriegten.
Sind wir Menschen so bekloppt oder ist diese anonyme Art des Austausches nicht für Menschen geeignet?
@Manfred Hofmann:
Genau diese Frage stelle ich mir auch oft. Was ist nur passiert und welchen Einfluss hat das Internet auf diese Entwicklung? Immer, wenn ich diese Frage hier thematisiert habe, traf ich auf großen Widerspruch. Es wäre halt unvorstellbar für die meisten, auf all diese Errungenschaften womöglich freiwillig (aus Überzeugung) zu verzichten.
Nachtrag, heute im hpd zum Thema
Digitale Medien bedrohen die Demokratie
Wenn ich zu bestimmen hätte wären morgen Alle so-genannten *Sozialen Netzwerke* abgeschaltet ….
@Wolfgang v. Sulecki: Herzlichen Dank für den Link zu diesem Artikel. Was ich immer gesagt habe, was aber niemand wirklich hören wollte. Klingt überheblich, entspricht aber den Tatsachen. Das Internet insgesamt sorgt dafür, dass diese Möglichkeiten, die ursprünglich einmal als basisdemokratische Chance betrachtet wurden, sich zum Schreckgespenst für jede Demokratie entwickelt.
Das Problem ist nicht das Medium an sich, sondern der immer stärker wahrnehmbare Mangel an Differenzierungsfähigkeit bei einem Großteil der Menschen. Ein Problem aus mehreren Perspektiven zu betrachten und dabei auch bewusst den eigenen Standpunkt zu verunsichern ist Vielen einfach zu umständlich oder sie können diese Transferleistung nicht erbringen. Die Frage ist in dem Moment eher, ob man sich dann im Diskurs einbringt, der bereits intrinsisch zum Scheitern verurteilt ist.
Mein Wirken im Fediverse hat 2018 begonnen, ich habe in dieser Zeit nur einmal eine solche Diskussion erlebt und bin ansonsten nur mit positiven Erfahrungen gesegnet. Am Ende ist es wie bei jeder Kommunikation im „echten Leben“: Nicht jede gelingt, man versteht sich auf verschiedenen Ebenen (Grüße ans Vier Ohren-Modell) und im Zweifel muss man für sich heraus finden, welche Plattform für einen persönlich besser funktioniert. Oder in welcher Bubble man sich wohler fühlt.
@Denis:
Danke für den schönen Kommentar!
Das Medium ist es in meinen Augen sehr wohl. Ich finde, man kann diese Ansicht dadurch untermauern, dass sich die Situation innerhalb der verschiedenen asozialen Netzwerke unterscheidet. Nirgends scheint es schlimmer zu sein als bei X. Die gestrichenen Maßnahmen gegen Hass und Hetze, angeblich zugunsten der Meinungsfreiheit, war eine sehr bewusste Entscheidung des Herrn Musk. Vorher wars dort schon mehr als ungemütlich, heute ist es unerträglich.
Dass die mangelnde Differenzierungsfähigkeit eine große Rolle spielt, ist natürlich trotzdem ein Kern des ganzen Problems. Mich würde sehr interessieren, inwieweit die Menschen verantwortlich sind oder nicht doch die asozialen Netzwerke an dieser Entwicklung entscheidenden Anteil haben. Wolfgang hatte einen Link (hpd) geteilt, der die Verhältnisse wissenschaftlich betrachtet.
Es wäre schön, wenn ich persönlich ebenso positive Erfahrungen gemacht hätte. Das ist aber nicht der Fall. Ich will nicht sagen, dass die Einstellung eines Menschen nicht auch maßgeblich für die positive oder negative Bewertung der asozialen Medien sein können.
Unterschiedliche Meinungen sind aus meiner Sicht nicht das Problem. Der Umgang der Leute mit Sichtweisen, nicht nur kontroversen, hat sich verändert und das wohl vor allem aufgrund der Nutzung asozialer Netzwerke. Viele sind für ein AfD-Verbot. Ich wäre für ein Verbot der asozialen Medien.
@Horst Schulte: Naja, wer bietet denn Plattformen an? Menschen. Wer erstellt Algorithmen und moderiert die Inhalte? Menschen. Wer publiziert sich dort? Auch Menschen.
Was aus dem Medium gemacht wird und wer es betreibt – das ist die Problematik. Nicht das Medium an sich. Twitter war 2008, als ich dort einstieg, ein sehr wunderbarer Platz. Mit der Masse und der Gier nach Reichweite wurde es immer anstrengender.
Wir können es drehen und wenden, wie wir wollen: Mit unserem Verhalten stärken wir diese Netzwerke. Das Fediverse nenne ich bewusst nicht Social, sondern Personal Media (genau so wie mein Blog), da ich dort mit meiner eigenen Instanz die Fäden selbst knüpfen kann. Zentrale Orte der Kommunikation bieten immer das Risiko, Stammtische zu werden. Das Internet war von jeher als dezentrale Infrastruktur gedacht, diesen Gedanken müssen wir wieder aufnehmen. Sonst zerreibt uns der fehlgeleitete Diskurs leidlich Informierter im Wesenskern unserer Gesellschaft.
Am Ende sehe ich es genau so wie du: Es braucht die Regulierung zentralisierter Sozialer Netzwerke. Wenn das nicht durch eigenverantwortliches Konsumverhalten geschieht, muss das durch gesetzliche Regulierungen geschehen.
@Denis: Klar, das ist wie mit den Waffen. Auch die werden von Menschen gemacht. Was daraus gemacht wird, entscheidet ebenso der Mensch.
Selbst Stammtische, die nun wirklich ihre Eigenarten haben können, sind hinsichtlich ihrer Wirkung in die Gesellschaft hinein wohl harmloser als die asozialen Medien. Oder?
Wir müssten dafür sorgen, dass viel stärker reguliert wird. Das bleibt nur aus, weil die Netzwerke heute in den Händen derer sind, die ein ganz anders geartetes Interesse haben als die „normalen“ Nutzer. Schaut man auf die Ereignisse in den USA kommen mir Zweifel, dass sich da etwas andersherum schrauben ließe. Europa sollte sich stärker für solche Initiativen engagieren. Aber auch hier herrscht das Geld und die Interessen derjenigen, die es besitzen.
Vermutlich können gesetzliche Regulieren nur dann erfolgreich wirken, wenn sie überwacht werden. Gibt es auf der staatlichen Seite dafür freie Kapazitäten? Ich fürchte, diese Aufgabe wird denen übertragen, die das nicht (mehr) wollen (s. die Männerfreundschaften in den USA).
@Horst Schulte: Das liegt eben an der Reichweite. Der Stammtisch in Rudis Eck in einem Dorf bei Hintertupfingen wird niemals auch nur einen Mikro-Bruchteil der Reichweite eines Musk-Posts haben. Deswegen müssen wir diesen Zentralismus brechen.
Vermutlich wird nur das Verbot effektiv regulieren. Das wird aber noch ganz andere Diskussionen eröffnen…
[…] Horst Schulte streicht die Segel und ich kann ihn gut verstehen. In seinem Blogpost erklärt er warum → Was bei X die Rechten, besorgen bei Bluesky und Mastodon die Linken. Ein persönlicher Schlussstrich. […]
Bevor ich jetzt hier nur einen einzigen Kommentar lese, erst einmal meine Meinung dazu als Kommentar: Richtig so!
Mir geht das Gegeneinander statt Miteinander auch sehr auf den Zeiger. Da wirste angemault, weil dein Bild keinen Alt-Text hat? Mir sowas von egal! Gendersternchen vergessen? Mir noch egaler! Oh, der Radweg ist zugeparkt? Erzähl das deinem Nachbarn! Mich interessiert in Hamburg dein Radweg in Hinterposemuckelsdorf nicht die Bohne.
Es geht nicht mehr um Fakten, sondern nur noch um Gefühle im Web, deshalb schreib ich meine Meinung auch fast nur noch ins Blog und benutz die anderen Netzwerke für die Verbreitung der Posts.
hi horst, keine angst. das problem ist einfach nur: dein denken wird deinem namen und deinem alter gerecht. manche menschen sind halt zu alt für bestimmte plattformen und bleiben bei so rechtspopulistisch, faschistoiden angeboten wie facebook.
aber keine angst, jetzt kannst du wieder auf deinem eigenen blog in deiner eigenen filkterblase ohne jegliche kritik weiter denken, dass du immer recht hast und der beste bist.
auf x wurden offene pädoühile und neo-nazis freigeschaltet und konnten dort entsprechende inhalte tagelang teilen. das und so viel mehr mit anderen plattformen gleichzustellen, zeigt deine absolute unkenntnis. auf politischer ebene aber auch auf weltpolitischer ebene.
wie gesagt: manche menschen sind zu alt fürs internet und solten einsehen, dass die welt zu kompliziert und komplex fürs eigene von zerfall betroffene gehirn geworden ist.
oder du kannst halt auch weiter scheiße labern und rechtspopulisten und faschisten unterstützen.
[…] auch dort scheint der Ton unterdessen rauer und intoleranter zu werden. Horst Schulte schreibt: „Was X mit rechten Brachialtönen überzieht, wird auf Bluesky und Mastodon mit linker […]
@detlef: Detlef. Ja doch. Qed.
@mthie: Es gibt offensichtlich doch viele (gerade unter uns Bloggern), die von diesem permanenten Gegeneinander die Nase voll haben. In Blogs kann man sich halbwegs geschützt (Grüße an Detlef) äußern. Schön, die Reichweite spielt dabei eine große Rolle. Die ist nun mal deutlich größer bei den asozialen Netzwerken. Dafür trifft man nettere Menschen und auf weniger Dominanzgehabe.
@Manfred Hofmann:
Sind wir Menschen so bekloppt oder ist diese anonyme Art des Austausches nicht für Menschen geeignet?
Beide Fragen lassen sich IMHO eindeutig mit „Nein“ beantworten. Arschlöcher gibt es überall und wird es auch immer geben. Nur der Prozentsatz variiert.
Oder wie irgendwer mal so schön beobachtet hat: „Ausgerechnet“ in der Metal-Szene, in der die Liedtexte und die Musik zum Teil recht brutal und brachial sein können, finden man häufig verdammt nette Leute. In Lebensbereichen, die man eher für heimelig (ich wollte nicht das englische „cozy“ schreiben) halten würde – Häkelgruppen oder so – kann es heftig zugehen. Gerne auch mal eher „hintenrum“.
Tut mir sehr leid zu lesen, zumindest was Mastodon angeht. Ja, es stimmt, viele Leute nutzen auch diese Plattform primär um sich in sektiererische Klein- und Kleinstgruppen zurückzuziehen, aus denen sie nur kurz ausbrechen, um die „Häretiker“ (i.e. alle anderen) für ihre moralischen Fehler zu geisseln.
Mich stört das zwar auch, allerdings bin ich nie davon ausgegangen, dass „wir Linken“ (ich habe aufgehört zu zählen, wie oft mir abgesprochen wurde links zu sein, weil ich bestimmte orthodoxe Ansichten nicht teile) in dieser Hinsicht besser sind als die allgemeine Öffentlichkeit. Gerade wenn es darum geht persönliche, rein subjektive Moralvorstellungen zum einzigen tolerierbaren Standpunkt zu erklären, gibt es viele Linke, die den bibeltreusten evangelikalen Predigern in nichts nachstehen.
Dennoch hatte und habe ich auch respektvolle Unterhaltungen und, man mag es kaum glauben, Diskussionen auf Mastodon, bei denen ich neue Perspektiven kennenlernen durfte. Vielleicht bin ich damit in der Minderheit, aber meiner Ansicht nach, sind Wissen, Positionen etc. nur dann etwas wert, wenn man bereit und in der Lage dazu ist, sie anderen Ansichten auszusetzen, sie zu verteidigen und im Zweifelsfall anzupassen. Entsprechend sehe ich den Rückzug von Leuten mit den „falschen“ Meinungen von Mastodon als grossen Verlust für die Plattform, auch wenn ich den Entscheid nachvollziehen kann.
MfG
@Penumbra von Mastodon:
. Das geht mir nicht anders. Wenn alle Zwischentöne aggressiv verurteilt und diejenigen, die sie äußern, in die rechte Ecke gedrängt werden, ist das Ding einfach gelaufen. Das ist schon lange der Fall. Aber die Entwicklung schreitet voran. Es wird einfach nicht besser.
Es gibt insbesondere bei Mastodon aber auch bei Bluesky auch nette Leute. Wenn der Gesamteindruck nicht so negativ wäre, würden sich viele solche Fragen wohl nicht stellen.
Ich würde sagen, das ist der Kern dessen, was verloren gegangen ist. Auch deshalb kommt unsere Gesellschaft m.M.n. nicht voran.
Ich würde unterteilen wollen in technisch/menschlich.
Technisch gesehen ist das dezentrale m.E. das aus verschiedenen Gründen bessere Netzwerk. (Unabhängigkeit, Freiheit, ggf. auch Datenschutz)
Der Kontakt zu den „Linksextremisten“ ist mir auch negativ aufgestoßen. Allerdings ist auch klar, dass aus einer Position ganz links außen alles, was nicht ganz links außen ist automatisch rechts erscheinen muss. Jedenfalls so lange man nicht dazu willens oder in der Lage ist, in die 3. Dimension zu wechseln und einen Blick von oben auf das Geschehen zu werfen. ‚Political correctnes‘ in seiner extremen Ausprägung ist offenbar so instabil, daß man bewegungsunfähig auf seinem Standpunkt verharren muss, um den Zusammenbruch nicht zu gefährden. Eine unnatürliche Starre, die über kurz oder lang dem Wesen Mensch zuwider wird. Es sei denn, die Angst fesselt ihn an diese Position. Und da balanciert der Mensch nun auf diesem mikroskopisch kleinen, optimalen Punkt der einzigen Gerechtigkeit und dann kommt ihr und teilt den Standpunkt nicht. 😉 Das bringt ihn doch völlig aus dem Gleichgewicht, das kann er nicht zulassen! Wenn er den verlässt, herrscht Chaos, alles geht den Bach runter, die heile Welt wird fallen…
Nun ja. Angstbeißer. Die können nicht anders. Beißen und blocken. Es gibt auch andere, sogar Linke, die nicht so sind. Die durchaus noch andere Positionen zulassen und die Liquidität des Lebens begreifen. Zum Glück sind extreme Positionen immer zum Scheitern verurteilt. Also lasst euch nicht verdrängen, sondern bleibt Teil derer, die den Meinungskorridor offen halten und für Freiheit und respektvollen Umgang miteinander stehen.
@Ute: Das scheint mir eine gute und nachvollziehbare Erklärung für die Entwicklung zu sein, die wir seit Jahren sehen. Danke, dass du deine Gedanken mit uns geteilt hast. Ob allerdings extreme Positionen zum Scheitern verurteilt sind, vermag ich nicht so klar einzuschätzen. Ich fürchte, wir haben in diesen Zeiten mit gegenteiligen Beispielen zu tun. Trump ist da nur eine Erscheinung der „Dritten Art“.
[…] sie jedoch eine neue Blühphase! Das hat gewiss mit der zunehmend unerträglichen Atmosphäre und fehlender Toleranz in den sogenannt „sozialen Medien“ zu tun, nicht nur auf X, sondern auch auf Mastodon […]
@Penumbra von Mastodon:
Die Beobachtung war nicht auf Mastodon bezogen, sondern eher auf das Internet bzw. das Leben an sich. Und den Teil mit der Metalszene kann ich bestätigen. Die Leute, mit denen ich mich im Real Life am besten verstehe, hören wirklich eher Sachen wie Cannibal Corpse, Volbeat, Debauchery, Steel Panther, Mekong Delta…
Ein Narrativ des Deutsch-Fediverse: „Autofahrer sind immer böse und Radfahrer sind immer gut“.
Ich bin schon seit Längerem auf einer Pleroma-Instanz. Allerdings wegen der Zeichenbegrenzung. Ich habe irgendwann mit Pleroma-Usern interagiert und die konnten soviel längere Texte verfassen als ich. Und es ist ein bisschen nervig, dass immer nur Mastodon beworben wird und die anderen Teile des Fediverse ignoriert werden (außer hier).