Arroganz im Podcast. Nur was für solche, nicht für sone – über den herablassenden Ton gegen Bärbel Bas.

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von Horst Schulte

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Podcasts mit verengten Themen (Focus – „der schwarze Kanal“)

Jan Fleischhauer gehört zu jener Sorte Medienmänner, die glauben, Zynismus sei eine intellektuelle Haltung. Er spricht heute so, wie Männer früher über Frauen sprachen: überlegen, gönnerhaft, jede humane Regung sorgfältig hinter Witz und Ironie versteckt. Die jüngste Episode mit seiner Co-Kommentatorin war ein Paradebeispiel für diese Pose – Überheblichkeit im Ton, Häme als Argument, moralische Dekadenz im Kostüm des Humors.

Altherrenwitze á la Fleischhauer

Statt Analyse: Altherrenwitz. Statt Erkenntnis: Distinktionsgeklapper. Man feixt über Bärbel Bas, als handle es sich nicht um eine Politikerin, sondern um eine Figur aus einer Provinzkomödie. Ihr Auftritt wird zum Stoff für Spott, ihr Lebensweg zum Anlass sozialer Geringschätzung. Wenn die beiden über Bildung, Geschlecht und Herkunft parlieren, klingt es wie bei einem Kaffeekränzchen auf der Titanic, kurz bevor das Wasser den Salon erreicht.

Fleischhauer und Co. schildern zunächst Bas‘ Herkunft: Vater Lastwagenfahrer, Mutter Hausfrau, sie selbst mit Hauptschulabschluss. Dann wird genau daraus der Spott-Gestus entwickelt: Ihre Karriere verdanke sie vor allem dieser Biografie, die SPD inszeniere sie als Symbolfigur der „Arbeiterpartei ohne Arbeiter“. Anschließend wird behauptet, sie mache aus ihrem Bildungsweg im Nachhinein eine feministische Aufstiegs- und „Female-Empowerment“-Erzählung, unter anderem mit der Geschichte, sie sei nicht technische Zeichnerin geworden, weil Betriebe „keine Toiletten für Frauen“ gehabt hätten. 

Besonders perfide: Die Selbstversicherung, nur „den gesunden Menschenverstand“ zu vertreten. Tatsächlich inszenieren sie die Rückkehr einer Medienklasse, die ihre Relevanz in der Geringschätzung anderer sucht. Das ist kein Widerspruch, das ist Methode. Denn die neue Form deutscher Debattenlust ist nicht Streit, sondern Selbstzufriedenheit – im Sitzen, mit Podcastmikrofon und schlecht sitzender Empathie.

Übergriffige Rhetorik

Fleischhauer hat längst das werden lassen, was er stets verspottete: ein Narrative-Händler auf intellektuellem Ausverkauf, ein Kolumnist, der Fehler anderer seziert, um die eigene Blässe zu kaschieren. Seine Partnerin im Spott fügt sich brav ein, liefert Stichworte für den nächsten rhetorischen Übergriff. Wer da noch lacht, verwechselt Arroganz mit Haltung und Kabarett mit Charakter.

Und wenn Fleischhauer und Co. sich mal wieder darüber mokieren, dass niemand mehr über Frauen, Bildung oder soziale Herkunft „unverblümt“ reden dürfe, dann darf man ihnen gratulieren: Sie sind der lebende Gegenbeweis. Der Beweis, dass man in Deutschland immer noch alles sagen darf – solange es zynisch genug klingt, um als Unterhaltung durchzugehen.

Vor allem, wenn es gegen Frauen geht.

Im Podcast der Selbstgerechten regiert die Freiheit des Spottes – Hauptsache, sie tritt nach unten. Und während sie sich gegenseitig Beifall spenden, dass sie noch „Mut zur Meinung“ hätten, bleibt nur die Pointe: In Wahrheit braucht man für diesen Mut keinerlei Rückgrat – nur ein gutes Studio-Mikro und genug Eitelkeit, es einzuschalten.


Horst Schulte

Herausgeber, Blogger, Amateurfotograf

Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe auf dem Land.

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