Elf Milliarden für das Klima: Über Sinn, Kritik und Notwendigkeit

stroke="currentColor" stroke-width="1.5" stroke-linejoin="round" stroke-linecap="round" /> 1 Kommentar

Deutschland hat 2024 rund 11,8 Milliarden Euro für internationale Klimaprojekte bereitgestellt – fast doppelt so viel wie ursprünglich zugesagt. Der Anstieg resultiert aus Krediten, Zuschüssen und privaten Mitteln. Der Beitrag erklärt die Hintergründe, internationale Vergleiche und Argumente für dieses Engagement.

Als sich die Staaten im Rahmen des Pariser Klimaabkommens auf die globale Klimafinanzierung verständigten, war das Ziel klar: Die Industrieländer sollten den ärmeren Staaten helfen, ihre Emissionen zu senken und sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen. Es war von Beginn an so, dass diese Absicht Kritiker auf den Plan rief. Der deutsche Michel hatte in seinen konservativen Teilen von Beginn ein ziemliches Problem damit. So jedenfalls meine Wahrnehmung. Deutschland erklärte damals, jährlich rund sechs Milliarden Euro dafür bereitzustellen – eine politische Selbstverpflichtung, keine juristisch bindende. Doch 2024 lag der deutsche Beitrag bei 11,8 Milliarden Euro. Das weckt Fragen – und Kritik.

Tatsächlich stammt nur etwa die Hälfte dieser Summe direkt aus dem Bundeshaushalt. Die anderen Mittel fließen über Kredite, zinsvergünstigte Darlehen und private Investitionen, die durch öffentliche Garantien angestoßen werden. Das Bundesentwicklungsministerium beziffert den tatsächlichen Haushaltsanteil auf rund 6,1 Milliarden Euro – die restlichen 5,7 Milliarden stammen aus Programmen der KfW und der DEG. In dieser Rechnung zählt also nicht nur, was direkt gezahlt wird, sondern auch, was dank deutscher Beteiligung überhaupt erst möglich wird.

Das ist in der internationalen Klimafinanzierung üblich: Gelder wirken hier wie Hebel. Ein Euro Zuschuss kann mehrere Euro an Folgeinvestitionen anstoßen. Kritiker sehen darin eine Schönrechnerei, weil Kredite – selbst zinsgünstige – letztlich Schulden für Empfängerländer bedeuten. Organisationen wie Oxfam haben wiederholt darauf hingewiesen, dass diese Form der Unterstützung nicht immer fair sei. Doch die Bundesregierung argumentiert, dass die Zuschussanteile der Kredite – also der Teil, der wirtschaftlich einem Geschenk entspricht – transparent berechnet und nur dieser als Klimafinanzierung ausgewiesen wird.

Zwischen Symbolpolitik und Verantwortung

Rechtlich war Deutschland 2024 nicht verpflichtet, über die Marke von sechs Milliarden hinauszugehen. Politisch jedoch schon: als Mitglied der G7, als Land mit hohem historischen CO₂-Ausstoß und als Wirtschaftsmacht, die vom Export und globaler Stabilität abhängt. Der Pariser Prozess lebt vom Vertrauen, dass die Industriestaaten ihre Zusagen nicht nur erfüllen, sondern ernst nehmen. Deutschland hat das, zumindest für 2024, getan – und sogar übererfüllt.

In einem internationalen Vergleich steht Deutschland damit an der Spitze. Laut OECD zählt es neben Japan, Frankreich und den USA zu den größten Gebern. In Relation zur Wirtschaftskraft liegt die Bundesrepublik sogar über dem Durchschnitt vergleichbarer Staaten. Weltweit erreichten die Geberländer 2022 erstmals das gemeinsame Ziel von 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr; Deutschland steuerte dazu rund neun Milliarden Euro bei. Für 2024 sind es nun fast zwölf Milliarden – ein Rekord, der Signalwirkung hat. Dahinter kann man freilich ein Fragezeichen setzen.

Warum sich das Engagement lohnt

Manche sehen in dieser Großzügigkeit ein Zeichen von Überdehnung (Springer, Focus und andere stehen sich in der Kritik in nichts nach): Während in Deutschland Sozialprojekte gekürzt werden, fließt Geld ins Ausland. Aber diese Gegenüberstellung greift zu kurz. Klimafinanzierung ist kein Almosen, sondern eine Investition – auch in die eigene Zukunft.

Wenn Konservative vorgeben, als sei die Klimapolitik früherer Regierungen, insbesondere der Ampel, verantwortlich für die wirtschaftliche Misere, die haben wohl bewusst übersehen, welche Rolle der russische Krieg gegen die Ukraine bei der Beerdigung unseres ehemals so erfolgreichen Geschäftsmodells spielte. Die Zinsakrobatik der EZB hat auch eine hohe Bedeutung dafür, dass unsere Finanzen so in Unordnung gerieten. Ja, man darf fragen, ob die Klimapolitik unter solchen veränderten geopolitischen Bedingungen überhaupt noch aufrechterhalten werden sollte. Aber damit wäre man aus meiner Sicht nicht klug beraten.

Erstens ist das Engagement ein Ausdruck historischer Verantwortung. Der Großteil der heutigen Emissionen entstand in den Industrienationen, und ihre Folgen treffen vor allem jene Länder, die am wenigsten zur Krise beigetragen haben. Ohne Unterstützung kann dort keine nachhaltige Entwicklung stattfinden.

Zweitens bewahrt sie vor Kosten, die ungleich größer wären: Flutkatastrophen, Dürren, Hungersnöte und daraus resultierende Migration wirken längst bis in unsere Gesellschaften zurück. Jeder Euro, der heute in Prävention und Anpassung fließt, kann morgen vielfaches Leid und Geld ersparen.

Drittens ist Klimafinanzierung auch wirtschaftlich klug. Deutsche Unternehmen sind führend bei erneuerbaren Energien, Wasserstofftechnik, Stadtplanung und nachhaltiger Infrastruktur. Wenn in Indien, Mexiko oder Kenia neue Busnetze, Solarfarmen oder Wassersysteme entstehen, sind häufig deutsche Firmen beteiligt – direkt oder indirekt. Das Engagement öffnet Märkte und stärkt technologische Führungspositionen.

Und schließlich ist da die politische Dimension. Wer in Zeiten geopolitischer Spannungen als verlässlicher Partner gilt, gewinnt Einfluss. Deutschland sichert sich durch solche Projekte Vertrauen – in multilateralen Gremien, aber auch auf bilateraler Ebene. Klimafinanzierung ist damit zugleich Diplomatie und Selbstbehauptung. Die geopolitische Positionierung suggeriert derzeit etwas anderes. Dass unsere Medien diese konträre Sichtweise aus Gründen unterstützen, werde ich nie begreifen.

Kritik und Selbstkorrektur

Natürlich bleibt Raum für Kritik. Manche Projekte wirken symbolisch, manche überschätzen die Wirkung privater Hebel. Auch ist es nicht immer transparent, wie groß der tatsächliche Nutzen vor Ort ist. Dennoch wäre es falsch, das Engagement pauschal als Luxusprojekt abzutun. Selbst konservative Entwicklungsökonomen sehen in der Klimafinanzierung eine Form globaler Krisenprävention – und damit eine Art Versicherungsbeitrag, den sich wohlhabende Länder schlicht leisten müssen.

Vielleicht ist das die ehrlichste Antwort: Diese Milliarden sind kein Zeichen von Überfluss, sondern Ausdruck eines Lernprozesses. Deutschland hat verstanden, dass globale Stabilität nicht umsonst ist. Es zahlt – ja, auch mehr als versprochen –, aber nicht aus Eitelkeit, sondern aus Einsicht.


Quellen: BMZ.de, deutscheklimafinanzierung.de, OECD, Oxfam-Bericht

Ein neues Fleischhauer-Video hat mich erneut zum Widerspruch gereizt. Der Mann ist mit seinem Zynismus und seinen Halbwahrheiten schwer zu ertragen. Wieso erhalten solche Leute in Deutschland so viel Zustimmung? Ist es die Lust am eigenen Untergang?

Wer sich nur ein wenig mit diesen Themen auseinandersetzt, sollte dagegen entscheiden, dort (bei YouTube) einen Kommentar zu hinterlassen. Viele stimmen ihm zu, was dafür spricht, dass diese Kommentatoren nicht viel in eigene Recherche investieren. Sie lassen sich mitreißen – von den Alles-und-jeden-Kritikern, die vor dem Hintergrund der Begeisterung des geneigten Publikums für ihre Kanäle mehr und mehr Dünnschiss „Kritisches“ absondern.

Sie nehmen Aussagen von Fleischhauer & Co. für bare Münze und geben ihre zwei Cents dazu. Dass Fleischhauer am Ende des Videos Frau Dröges Einlassungen zu Oberlehrer Lanz‘ Fragen erwähnen musste, gehört zum Programm.

30 Folgen fragwürdige Aussagen – produziert von Focus +. Da bedanke ich mich aber artig.

P.S.: Übrigens erzählte Fleischhauer eine „lustige“ Anekdote. Er saß zufällig mal im Flugzeug neben einem Piloten. Ich denke, er fliegt nur Lufthansa. Man gönnt sich ja sonst nichts. Sie kamen bei Umrechnung der bescheidenen Pilotengehälter (in seinem Fall) auf gerade mal 25 EUR pro Fluggast. Da werden so manchem die Tränen kommen! Piloten sind als benachteiligte Berufsgruppe bekannt. Nun, die haben ja „Cockpit“. Die sind sofort eingeschritten, als die Lufthansa gerade bekanntgab, viele Stellen abzubauen.

Die Gehaltsspannen sind sehr breit; während das untere Ende bei etwa 30.000 € bis 40.000 € liegen kann, können Spitzengehälter auch weit über 200.000 € erreichen.

Das Pilotengehalt liegt im Durchschnitt bei ca. 73.000 € pro Jahr. Auf der Seite Pilotjobsnetwork reporten echte Berufler ihre aktuellen Gehälter. Grade nach Corona und manch anderen Krisenzeiten für die Luftfahrt ist dies sicherlich hilfreich um abzuwägen, diesen Beruf zu wählen. Natürlich sind die Pilotengehälter immer abhängig vom Arbeitgeber, Berufserfahrung, Position und der Flughafen-Base. Einige Arbeitgeber zahlen sogar, wie in anderen Berufen auch, ein 13. Monatsgehalt, Weihnachtsgeld oder einen Bonus. Achtung auch vor dem Pilotentest/Einstellungstest, denn dieser wirkt sich auf das zukünftige Gehalt aus.

Quelle

Horst Schulte

Herausgeber, Blogger, Amateurfotograf

- alleiniger Autor dieses Blogs -

Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

hs010225 a

Mehr lesen aus dieser Kategorie

„Der wunderbare Elon Musk“
Amann vs poschardt

Medien

„Der wunderbare Elon Musk“

SSD fürs Backup? Sicher geht offenbar anders.
ssd backup cloud

Medien

SSD fürs Backup? Sicher geht offenbar anders.

Die große Talkshow-Müdigkeit, die keine ist
talkshow umfrage vs quoten

Medien

Die große Talkshow-Müdigkeit, die keine ist


Lass deinen Gedanken freien Lauf


Hier im Blog werden bei Abgabe von Kommentaren keine IP-Adressen gespeichert! Deine E-Mail-Adresse wird NIE veröffentlicht! Du kannst anonym kommentieren. Dein Name und Deine E-Mail-Adresse müssen nicht eingegeben werden.


1 Gedanke zu „Elf Milliarden für das Klima: Über Sinn, Kritik und Notwendigkeit“

  1. Ich kann mich an einen Piloten erinnern, der den 170 Gästen vorrechnete, daß der Treibstoffeinsatz (ein spezieller Diesel) verhältnismässig wenig CO2 erzeugt: Man stelle sich 170 Autos vor, die die gleiche Strecke fahren würden.
    Ziemlich klar, daß das Flugzeug garnicht sooo schlecht ist. Aber: Zeige mir doch mal die Einzelfahrer der 170 Autos? Also ich fahre nicht ALLEINE zig tausend km, noch dazu an einem Stück.

🌸 Seid freundlich zueinander.