Am 9. Mai 2025 ist Margot Friedländer in Berlin gestorben – im hohen, fast unwirklich anmutenden Alter von 103 Jahren. Diese Frau, die mehr gesehen und erlitten hat, als ein Menschenleben tragen sollte, hat uns nun verlassen. Und dennoch bleibt so vieles von ihr: ihre Stimme, ihr Lächeln, ihre Güte – und ihr unermüdlicher Appell, den sie Generationen mit auf den Weg gab: „Seid Menschen.“

Geboren wurde sie 1921 in Berlin-Kreuzberg als Anni Margot Bendheim. Ihre Kindheit wurde von der Barbarei des Nationalsozialismus zerrissen. Ihre Mutter und ihr Bruder wurden in Auschwitz ermordet. Margot selbst lebte eine Zeit lang im Untergrund, wurde 1944 verhaftet und ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Sie überlebte. Als einzige ihrer Familie. Das „Versuche, dein Leben zu machen“, das ihre Mutter ihr vor der Deportation mitgab, wurde zu einem inneren Auftrag. Und zu einem Buch, das ihre Geschichte erzählt – eindringlich, schmerzvoll, hoffnungsvoll.

Nach dem Krieg ging sie mit ihrem Mann in die USA. Und kehrte 2008, mit 88 Jahren, zurück nach Berlin. Nicht aus Heimweh. Sondern aus Haltung. Sie wollte Zeugnis ablegen, aufklären, mahnen. Und vor allem: Jugendlichen Mut machen, sich für Mitmenschlichkeit und gegen Hass zu entscheiden. Unzählige Male stand sie in Klassenzimmern, sprach mit jungen Menschen, immer ohne Bitterkeit, ohne Zynismus. Und mit einer Wärme, die mehr bewirkte als jedes Lehrbuch.

Sie sagte: „Es gibt kein christliches, muslimisches, jüdisches Blut”. Nur Menschliches“. Ein Satz, der einem in Mark und Bein fährt. So schlicht, so wahr – und so notwendig, gerade heute.

Margot Friedländer wurde vielfach geehrt: mit dem Bundesverdienstkreuz, mit der Ehrenbürgerschaft Berlins. Doch keine dieser Auszeichnungen kann fassen, was sie wirklich war: ein Licht in dunkler Zeit, eine Versöhnerin in einem zerrissenen Land, ein Gesicht der Menschlichkeit, das uns nun fehlt.

Der Pianist Igor Levit würdigte Margot Friedländer bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises, tief bewegt von ihrem Tod: Sie sei »ein Wunder von Mensch« gewesen.

Quelle ($)

Sie ist gegangen. Doch sie hat uns etwas hinterlassen. Nicht nur Erinnerungen. Sondern Hoffnung. Und einen Auftrag: Mensch zu sein.

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Oft beklage ich mich darüber, dass es heute kaum noch Menschen gibt, die uns als Vorbilder dienen könnten. Doch das ist nicht wahr. Margot Friedländer war so ein Mensch. Ein Mensch, wie es ihn nur selten gibt – ein Leuchtfeuer in finsteren Zeiten. An ihr können sich Generationen orientieren. Nicht wegen großer Worte, sondern wegen einer noch größeren Haltung. Wegen ihrer unerschütterlichen Menschlichkeit.

Eine zarte, kleine Frau mit einem großen Herzen hat uns für immer verlassen

Am 9. Mai 2025 ist Margot Friedländer in Berlin gestorben – im hohen, fast unwirklich anmutenden Alter von 103 Jahren. Diese Frau, die mehr gesehen und erlitten hat, als ein Menschenleben tragen sollte, hat uns nun verlassen. Und dennoch bleibt so vieles von ihr: ihre Stimme, ihr Lächeln, ihre Güte – und ihr unermüdlicher Appell, den sie Generationen mit auf den Weg gab: „Seid Menschen.“

Geboren wurde sie 1921 in Berlin-Kreuzberg als Anni Margot Bendheim. Ihre Kindheit wurde von der Barbarei des Nationalsozialismus zerrissen. Ihre Mutter und ihr Bruder wurden in Auschwitz ermordet. Margot selbst lebte eine Zeit lang im Untergrund, wurde 1944 verhaftet und ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Sie überlebte. Als einzige ihrer Familie. Das „Versuche, dein Leben zu machen“, das ihre Mutter ihr vor der Deportation mitgab, wurde zu einem inneren Auftrag. Und zu einem Buch, das ihre Geschichte erzählt – eindringlich, schmerzvoll, hoffnungsvoll.

Nach dem Krieg ging sie mit ihrem Mann in die USA. Und kehrte 2008, mit 88 Jahren, zurück nach Berlin. Nicht aus Heimweh. Sondern aus Haltung. Sie wollte Zeugnis ablegen, aufklären, mahnen. Und vor allem: Jugendlichen Mut machen, sich für Mitmenschlichkeit und gegen Hass zu entscheiden. Unzählige Male stand sie in Klassenzimmern, sprach mit jungen Menschen, immer ohne Bitterkeit, ohne Zynismus. Und mit einer Wärme, die mehr bewirkte als jedes Lehrbuch.

Sie sagte: „Es gibt kein christliches, muslimisches, jüdisches Blut”. Nur Menschliches“. Ein Satz, der einem in Mark und Bein fährt. So schlicht, so wahr – und so notwendig, gerade heute.

Margot Friedländer wurde vielfach geehrt: mit dem Bundesverdienstkreuz, mit der Ehrenbürgerschaft Berlins. Doch keine dieser Auszeichnungen kann fassen, was sie wirklich war: ein Licht in dunkler Zeit, eine Versöhnerin in einem zerrissenen Land, ein Gesicht der Menschlichkeit, das uns nun fehlt.

Der Pianist Igor Levit würdigte Margot Friedländer bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises, tief bewegt von ihrem Tod: Sie sei »ein Wunder von Mensch« gewesen.

Quelle ($)

Sie ist gegangen. Doch sie hat uns etwas hinterlassen. Nicht nur Erinnerungen. Sondern Hoffnung. Und einen Auftrag: Mensch zu sein.

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Oft beklage ich mich darüber, dass es heute kaum noch Menschen gibt, die uns als Vorbilder dienen könnten. Doch das ist nicht wahr. Margot Friedländer war so ein Mensch. Ein Mensch, wie es ihn nur selten gibt – ein Leuchtfeuer in finsteren Zeiten. An ihr können sich Generationen orientieren. Nicht wegen großer Worte, sondern wegen einer noch größeren Haltung. Wegen ihrer unerschütterlichen Menschlichkeit.

Apple, wir müssen reden

Ich mag es, wenn Technik funktioniert. Das ist kein Luxus, sondern schlichter Anspruch – vor allem, wenn man ordentlich dafür bezahlt hat. Vielleicht war es dieser Wunsch nach reibungsloser Nutzung, der mich vor einigen Jahren dazu gebracht hat, mich langsam von Windows und Android zu verabschieden und bei Apple anzuheuern. Inzwischen frage ich mich, ob das nicht ein teurer Irrtum war.

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Gerade sitze ich an meinem iMac. Das Gerät – ausgestattet mit dem M1 – habe ich seit ein paar Jahren. Gekostet hat mich der Spaß rund 3.000 EUR. Kein Pappenstiel. Zum Vergleich: Meine letzten Windows-Rechner lagen bei ca. 1.000 EUR und verrichteten ihren Dienst ebenfalls klaglos. Apple versprach mir jedoch einen Leistungsschub, vor allem bei der Bildbearbeitung mit Lightroom und Photoshop. Und ja, da liefert Apple durchaus.

Seit 2011/2012

Meine Apple-Reise begann schon 2011/2012 mit einem iPad. Damals besaß ich auch ein iPhone – bis es kurz nach dem Kauf des iPads das Zeitliche segnete. Der nächste Griff führte aus Kostengründen zu Samsung. Und bei deren Smartphones bin ich erst einmal geblieben. Alles funktionierte, nur mein damaliger Provider, Freenet, trieb mich fast zur Weißglut. Ich bin trotzdem geblieben. Ein Paradebeispiel für leidensfähige Kundentreue.

Funktionsfähig aber unnutzbar!

Das erwähnte iPad funktioniert übrigens immer noch. Nutzt nur nix: Keine Updates, keine Sicherheit, und Lieblings-Apps starten nicht mehr. Klar, das Gerät ist alt – aber genau das spricht ja eigentlich für Apple. Wäre da nicht die wenig charmante Produktpolitik, die funktionierende Geräte künstlich entwertet.

Ein paar Jahre später landete ein MacBook Pro auf meinem Schreibtisch. 2000 EUR. Es läuft heute unter einem (aus Sicht von Apple wohl) veralteten macOS. KI? Kannste vergessen. Schon bei der Anschaffung war das Gerät eigentlich zu schwach auf der Brust. Nachrüstungen? Nicht vorgesehen. Nachfrage im Apple Store Köln-Weiden? Ergebnisoffen, sagen wir mal. Heute ist das MacBook so träge, dass ich es bereits zweimal komplett neu aufsetzen musste. FileVault habe ich irgendwann abgeschaltet, weil es angeblich Ressourcen frisst. Es hat kaum geholfen.

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Schreibtools Apple

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Und jetzt zum eigentlichen Anlass meines Frusts: KI. Auf meinem iMac, also dem einzigen halbwegs modernen Gerät, wurde vor etwa einem Monat ein Update mit KI-Funktion ausgerollt. Seither klappt es – manchmal. Und dann wieder nicht. Statt Antworten sehe ich öfter dieses freundlich-deplatzierte Papperl (Screenshot). Heute habe ich resigniert: KI aus. Siri gleich mit. Wer braucht’s?

Apple riskiert mit solchen Patzern nicht nur den Verlust einzelner Kunden. Es steht das Image auf dem Spiel – jenes Image, das einst für Verlässlichkeit und Spitzenleistung stand. Ich habe in einem Forum kurz mein Leid geklagt. Resonanz? Kaum. Immerhin war ich nicht allein mit meinem Ärger.

Mit Pascal Birchler, CSS und ChatGPT zum eleganten Artikel-Karussell

Pascal Birchler hat kürzlich einen interessanten Artikel unter dem Titel »Erstellen eines CSS-Karussell-WordPress-Blocks« veröffentlicht.

Natürlich konnte ich nicht widerstehen – das Thema ist einfach zu reizvoll. Ich habe den Artikel kurzerhand meinem digitalen Assistenten, dem Kollegen ChatGPT, vorgelegt und ihm die Aufgabe übertragen, mir ein eigenes Plug-in für meinen Blog zu basteln.

Ja, mir ist klar: Es gibt bereits diverse Lösungen für Karussell-Elemente. Aber ich vermute, dass nur die wenigsten davon auf dem von Pascal beschriebenen, bemerkenswert schlanken CSS-Ansatz basieren. Und genau das macht seinen Vorschlag so charmant.

Aktuell ist diese Funktion in Chrome ( ab Version 135 ) verfügbar. Andere Browser werden voraussichtlich bald folgen. In der Zwischenzeit könnten sie auf bestehende JavaScript-Lösungen zurückgreifen.

Quelle

Wenn ihr euch das einmal selbst anschauen wollt: Im erwähnten Artikel einfach ganz nach unten scrollen. Direkt nach den »verwandten Artikeln« beginnt das kleine Wunderwerk – ein Karussell, das sich aus den beliebtesten Beiträgen der letzten dreißig Tage speist.

Ich mag solche Details, die unaufdringlich Mehrwert bieten. Und wer weiß – vielleicht wird aus dem kleinen Nebenprojekt bald ein festes Element meines Blogs. Die ersten Codezeilen stehen jedenfalls schon.

Ein Tag der Zweifel – Kanzlerschaft auf dünnem Eis

Der Hammer, dieser Tag! Ich finde es gut, dass die Abgeordneten im Bundestag einen Weg gefunden haben, den zweiten Wahlgang noch heute durchzuführen. Dass Grüne und Linke die Zweidrittel-Mehrheit sicherstellten, sollte für künftige Aufgaben als positives Zeichen gewertet werden. Allerdings frage ich mich, wie die Verantwortlichen sicher sein können, dass die Abtrünnigen sich dann loyal verhalten werden. Viele Fragen stellen sich bereits in der Startphase der künftigen Arbeit der »Großen Koalition« aus Union und SPD?

Denn was, wenn genau das nicht geschieht, wenn sich die Fraktionen nach innen und nach außen zerstritten sind oder Politikansätze unterschiedlich bewerten? Für die Arbeit der neuen Regierung ist diese Geschichte eine schwierige Hypothek.

Was, wenn diese knappe, beinahe peinliche Nichtwahl von Friedrich Merz zum Bundeskanzler kein Betriebsunfall, sondern ein vorsätzlich gesetzter Stolperdraht war? Ein Warnsignal aus den eigenen Reihen – oder schlimmer noch: der Auftakt zu einer innerparteilichen Revolte? Vielleicht haben wir heute nicht nur einen Moment parlamentarischer Spannung erlebt, sondern den ersten Akt einer kommenden Zerreißprobe.

Denkbar wäre, dass konservative Hardliner Merz nicht mehr für den richtigen Mann halten – zu weich für die einen, zu hart für die anderen, zu wenig Kanzlerformat für alle. Oder aber es rumort bei den Jüngeren, die längst einen Generationswechsel erzwingen wollen.

Und was, wenn in dieser Unsicherheit jemand anderes Profil gewinnt? Eine Söder-Karte? Ein Überraschungskandidat aus der zweiten Reihe? Nicht zu vergessen: Der Bundespräsident könnte im dritten Wahlgang plötzlich zum Königsmacher werden – mit völlig ungewissem Ausgang.

Vorstellbar wird auf diesem unsicheren Boden irgendwann ein Kanzler Jens Spahn. Gibt es in diesem Fall eine Koalition mit der AfD? Undenkbar ist das angesichts der Vorgänge in Berlin nicht mehr. Jedenfalls aus meiner Sicht.

Oder auch ein anderes, düsteres Szenario: Die Union zerfällt in Flügel, die einander blockieren. Inmitten einer internationalen Dauerkrise, innenpolitischer Dauererregung und wachsender Radikalisierung. Ein handlungsunfähiger Kanzler – oder gar keiner. Ein Neuwahlroulette. Ein Land in Wartestellung.

Was wir heute gesehen haben, war mehr als ein knapp verpasster Machtmoment. Es war ein Riss in der Fassade. Und durch diesen Riss dringt jetzt all das Licht, das zeigt, wie unsicher die Verhältnisse geworden sind. Vielleicht klappt es heute für Friedrich Merz. Das Land würde an einer sich verschärfenden Krise haarscharf vorbeikommen. Vielleicht!

Blogsuchmaschine reloaded: Die Blogosphäre braucht Sichtbarkeit

Unbedingt! Ich mache jedenfalls mit.

Ich musste gar nicht lange überlegen, als ich von der Idee gelesen habe: Eine neue Blogsuchmaschine – unabhängig, klug, funktional. Kein Algorithmus-Gewürge, kein Clickbait, kein Ranking-Wahnsinn. Sondern ein echtes Werkzeug, das hilft, Stimmen zu finden – und gehört zu werden.

Ich wüsste nicht, ob es derzeit überhaupt noch eine funktionierende Blogsuchmaschine gibt. Dass es sie mal gab, zeigt Frank Westphal sehr schön in seinem Artikel bei Rivva. Die Liste liest sich wie ein Nachruf auf eine goldene Ära: Technorati, Bloglines, Blogdex, IceRocket … alles weg.

Und heute? Google zeigt dir lieber TikTok-Videos als einen klugen Text aus einem kleinen, feinen Blog. Das freie Web? Existiert noch – aber du brauchst eine Lupe. Oder eben: eine neue Suche.

Genau darum geht es jetzt. Der Plan: Eine Blogsupersuchmaschine, gebaut von jemandem, der nicht einfach drauflos entwickelt, sondern weiß, worum es geht. Vernetzung. Relevanz. Resonanz.

Finanziert wird das Ganze über Mikro-Crowdfunding: 150 Menschen, 5 € im Monat. Dafür gibt’s Zugang zur Suche, ein Forum für Austausch und Feedback – und später sogar einen persönlichen Feed, der zeigt, wer dein Blog verlinkt. Wer schon dabei ist, ist automatisch mit an Bord.

Ich habe mich sofort über Steady eingetragen. Denn ich glaube: Das Netz sortiert sich gerade neu. Und wir Blogger:innen sollten ein Wörtchen mitreden.

Das wird was.

„AfD-freie Zonen“ – Der schmale Grat zwischen Haltung und Hexenjagd

Dass Linke lautstark nach einem AfD-Verbot rufen – und neuerdings auch nach Berufsverboten für Parteimitglieder –, finde ich verstörend. Dass Wähler dabei nur außen vor bleiben, weil man sie nicht namentlich und rechtssicher erfassen kann, wird nicht erwähnt. Mir kommt es so vor, als wäre es durchaus erwünscht, wenn auch AfD-Wähler sanktioniert würden. Die Debattenlage lässt diesen Rückschluss zu.

Mit Demokratie hat dieses Gebaren für mich nichts mehr zu tun. Ich erkläre meine persönliche Haltung zur AfD hier nicht zum X. Mal. Damit dringe ich ohnehin nicht durch.

Als Willy Brandt 1969 davon sprach, mehr Demokratie wagen zu wollen, konnte er kaum ahnen, dass wenige Jahre später ein Beschluss folgen würde, der nichts Gutes bewirkte.

Der sogenannte Extremistenbeschluss, besser bekannt als Radikalenerlass, wurde am 28. Januar 1972 von den Ministerpräsidenten und Kanzler Willy Brandt verabschiedet. Ziel war es, Bewerber für den Öffentlichen Dienst auf ihre Gesinnung hin zu durchleuchten – wer als „extrem“ galt, konnte draußen bleiben. »Im Laufe der 1970er-Jahre stieß der Radikalenerlass auf immer mehr Unmut in der Bevölkerung, vor allem bei jungen Menschen. Aufgrund zunehmender Kritik aus dem In- und Ausland schwächte die mittlerweile von Helmut Schmidt (SPD) geführte Bundesregierung 1976 die Regelungen auf Bundesebene erstmals ab.« (Quelle)

linksextreme Gutmenschen
linksextreme Gutmenschen

Nun verlangen einige besonders eifrige Demokratieverteidiger eine Rückkehr zu genau diesem Geist. Die Ausgrenzung der letzten Jahre hat ihnen offenbar nicht gereicht. Der allenthalben beklagte schrumpfende Meinungskorridor? Für diese Leute nichts als Geschwurbel von Rechten.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), selbst Betroffener des Erlasses, gestand im Januar 2022 ein, dass den Betroffenen Unrecht widerfahren sei und schloss eine Entschuldigung bei den Betroffenen nicht aus.

Quelle

Wie damals dreht sich die Debatte um Beschäftigte im Öffentlichen Dienst: Lehrer, Verwaltungsbeamte, Polizisten. Bereits heute kommt es zu Disziplinarverfahren, Versetzungen oder gar Entlassungen, wenn eine AfD-Zugehörigkeit mit extremistischen Äußerungen einhergeht. Den meisten ist das herzlich egal. Was das aber für unser demokratisches Klima bedeutet, wird gerne verdrängt.

Juristisch ist ein generelles Berufsverbot für Parteimitglieder eine heikle Kiste. Artikel 12 des Grundgesetzes schützt die Berufsfreiheit. Nur wer konkret gegen Dienstpflichten oder Verfassungsgrundsätze verstößt, kann sanktioniert werden. Ein Parteibuch reicht dafür nicht.

Und doch: AfD-Mitglieder, die durch schrille Töne auffallen, zahlen mit ihrer beruflichen Existenz. Auch in der Privatwirtschaft fliegen Kündigungen, wenn jemand öffentlich-politisch aneckt. Das hat dann weniger mit Demokratie und mehr mit Imagepflege zu tun.

Einige fordern gar ein „AfD-freies Klassenzimmer“. Lehrer oder Polizisten mit Parteibuch? Geht gar nicht – finden manche. Doch was bleibt dann noch von einem demokratischen Rechtsstaat?

Beispiele gefällig?

1. Thomas Seitz – Staatsanwalt und AfD-Bundestagsabgeordneter

2018 entlassen wegen rassistischer Äußerungen und fehlender Neutralität. Das Gericht bescheinigte ihm mangelnde Verfassungstreue.
Wikipedia – Thomas Seitz


2. Jens Maier – Richter und Ex-AfD-Bundestagsabgeordneter

2022 vorläufig suspendiert, später in den Ruhestand versetzt. Sein Verhalten ließ Zweifel an Unparteilichkeit und Verfassungstreue aufkommen.
Welt.de


3. Christoph Schaufert – AfD-Landtagsabgeordneter, Saarland

2024 vom Bistum Trier aus einem Kirchenverwaltungsrat entfernt. Die Bischöfe sehen keinen Platz für Nationalismus im Christentum.
Welt.de


4. Polizeibeamte in Thüringen

2024 erinnerte das Innenministerium alle Polizisten an ihre Verfassungstreue – mit expliziter Warnung vor der AfD. Die Polizei reagierte irritiert.
BILD.de


5. Michael Büge – Ex-Staatssekretär in Berlin

Wegen Verbindungen zu einer rechtsextremen Burschenschaft 2013 entlassen. Später AfD-Mitglied, dann Fraktionsgeschäftsführer.
Wikipedia – Michael Büge


6. Christian Lüth – Ex-Pressesprecher der AfD

2020 entlassen nach menschenverachtenden Äußerungen. Hatte sich selbst als „Faschist“ bezeichnet.
Wikipedia – Christian Lüth


Die aktuellen Umfragen, die ein AfD-Verbot befürworten, spiegeln eher Frust als Überzeugung. Es geht den meisten nicht um demokratische Prinzipien, sondern um Ruhe. Die AfD nervt – also weg damit. Der Bericht des Verfassungsschutzes hat diesen Wunsch befeuert. Aber zu welchem Preis?

Ich glaube nicht, dass viele Menschen die Tragweite eines Parteiverbots verstehen. Und bevor wieder einer schreit: Nein, ich nehme nicht für mich in Anspruch, es besser zu wissen. Ich bin nur ein Blogger, der seine Gedanken ins Netz schreibt.

Dass man sich mit solchen Texten schnell unbeliebt macht – besonders bei grün-linken Saubermännern –, weiß ich. Vielleicht ist das mit ein Grund, warum die Blogsphäre zwar angeblich floriert, aber zu vielen Themen schweigt. Es ist nun mal naheliegender, Selbstreferenzielles zu bloggen.

Und dann kommt Detlev. Sein Kommentar (Ausschnitt) zeugt von einem Geist, der dieses Land vielleicht nie verlassen hat:

du, horst, bist der ideologische nachfahre adolf hitlers. so einen deutschen wie dich, das ist der feuchteste traum vom adolf gewesen. einer, der die rechtsradikalen verteidigt und sich einbildet keiner zu sein. das perfekte rassistische, hyperfaschistische system.

es heisst heute halt neo-liberalismus.

bitte horst, ich bete dafür, dich auf offener straße mal zu erwischen und mit dir sehr hitzig zu diskutieren. wird der schönste tag meines lebens.

So klingt politische Auseinandersetzung im Jahr 2025. Es könnte schlimmer kommen – und vermutlich wird es das auch.

Engagement gibt’s also noch. Oder nennt man das heute schon Extremismus?

„Die Augenzeugen“ – Ein Krimi, der unter die Haut geht – trotz eines blinden Flecks

Was für eine Überraschung aus dem Hause ARD! „Die Augenzeugen“ ist ein Vierteiler, wie man ihn sich öfter wünscht: atmosphärisch dicht, hervorragend gespielt und inszeniert mit sicherem Gespür für Zwischentöne. Diese Miniserie hat mich gepackt – nicht durch spektakuläre Wendungen oder lärmendes Getöse, sondern durch stille Spannung und Figuren, die im Gedächtnis bleiben.

Allen voran Nicolette Krebitz als Ermittlerin Helen Severing: Sie trägt die Serie mit einer Mischung aus innerer Stärke und unterschwelliger Verletzlichkeit. Ihre Präsenz ist nicht laut, sondern eindringlich – wie ein Nachhall in einem leeren Raum. Man glaubt ihr jedes Zögern, jeden entschlossenen Schritt. Eine reife, nuancierte Darstellung, die ihresgleichen sucht.

Auch Lucas Gregorowicz überzeugt – als Kriminalrat Roman Berg, dessen dunkle Aura die Geschichte von Anfang an durchzieht. Er spielt diesen Mann mit einer fast unheimlichen Ruhe, einer Zurückhaltung, die mehr sagt als tausend Worte. Gerade deshalb bleibt er uns fremd – und genau hier setzt mein kleiner Vorbehalt an.

Denn so meisterhaft inszeniert die Serie ist – und das ist sie zweifellos –, so sehr hätte ich mir ein wenig mehr Einblick in die Motive des Täters gewünscht. Warum tut Berg, was er tut? Die Serie lässt uns mit dieser Frage allein, als ob sie selbst davor zurückschreckt, hinter seine Fassade zu blicken. Das erzeugt Spannung, ja – aber auch eine Leerstelle, die etwas unbefriedigt zurücklässt.

Die beiden jungen Darsteller, Philip Günsch und Marven Gabriel Suarez-Brinkert, geben dem Ganzen eine zarte, fast scheue Emotionalität. Ihre Geschichte – verletzlich, mutig und zutiefst menschlich – ist das emotionale Herz des Thrillers. Man bangt mit ihnen, man hofft, dass sie unversehrt aus dem Netz der Ereignisse entkommen.

Anna-Katharina Maier, die Regisseurin, hat mit „Die Augenzeugen“ eine bemerkenswerte Arbeit abgeliefert. Wer ihre bisherigen Werke kennt („Eltern mit Hindernissen“, „Trauung mit Hindernissen“) wird überrascht sein, wie stilsicher sie sich hier dem Thriller-Genre nähert – ohne Klischees, mit feinem Taktgefühl. Unterstützt von einer stimmigen Kameraarbeit und einem fast zurückhaltenden Score, gelingt ihr ein Werk, das mehr ist als bloße Unterhaltung: ein Stück


„Die Augenzeugen“ ist ein klug gebauter Thriller mit Tiefgang, getragen von großartigen Darsteller und einer stimmigen Inszenierung. Einziger Makel: Die psychologische Tiefe der Täterfigur bleibt unausgeleuchtet – vielleicht bewusst, vielleicht aber auch ein verschenktes Potenzial. Sonst denke ich häufig, dass insbesondere psychologische Aspekte in neueren Krimis zu sehr dominieren. Hier fehlten sie vielleicht ein wenig. Dennoch: absolute Empfehlung!

Demokratie am Scheideweg – Warum ein AfD-Verbot der falsche Weg sein könnte

Folgt man den allgegenwärtigen Umfragen, scheint es fast, als würde die Mehrheit der Deutschen ein AfD-Verbot befürworten. Manche sprechen von einem Befreiungsschlag. Doch wäre das weitsichtig? Oder nur ein politischer Reflex, geboren aus Ohnmacht und Angst?

Es gibt keine neuen Erkenntnisse. Die Partei steht dort, wo sie immer stand – weit rechts außen, in fundamentaler Opposition zu den Werten, auf denen unsere demokratische Ordnung beruht. Dass viele Demokraten ihr gegenüber eine schmerzhafte Distanz empfinden, ist verständlich. Doch wenn wir beginnen, Meinungen zu verbieten, weil sie uns nicht gefallen, verlassen wir den Boden dessen, was uns ausmacht: die Meinungsfreiheit.

Ich gestehe: Hätte man mich vor Jahren gefragt, ich hätte ein Verbot befürwortet. Als erste Berichte über rechtsextreme Strukturen in der Partei ans Licht kamen, war mein Vertrauen dahin. Doch es blieb beim Gerede. Vielleicht, weil jene, die am lautesten ein Verbot forderten, oft selbst in ideologischen Gräben verhaftet waren – links, grün, gelegentlich auch linksextrem. Und wenn eine Extreme die andere bekämpft, halten sich gemäßigte Demokraten gern heraus. Ein Reflex, den ich nachvollziehen kann.

Denn ja, Demokratie muss auch radikale Positionen aushalten können. Aber keine extremistischen. Der Unterschied ist fein, doch entscheidend: Wer unsere Verfassung bekämpft, stellt sich außerhalb des demokratischen Konsenses – egal, ob von rechts oder links.

Und trotzdem bin ich heute gegen ein Verbot. Warum? Weil eine wehrhafte Demokratie sich nicht durch den Ausschluss von Mitbewerbern definiert. Ein Verbot käme einem politischen Signal gleich, das den über zehn Millionen AfD-Wählern wie ein kollektiver Tadel erscheinen würde. Ein Affront, der mehr verhärtet als überzeugt.

Der Zeitpunkt der Verfassungsschutzbewertung ist dabei nicht unproblematisch. Warum erst jetzt? Warum nicht vor den Wahlen? Warum liegen die Details nur einigen Redaktionen vor, aber nicht der Öffentlichkeit? Das alles riecht weniger nach staatlicher Neutralität als nach taktischem Kalkül. Und genau damit liefert man der AfD das Futter, das sie braucht, um ihre Opfererzählung zu nähren.

Man kann es drehen, wie man will: Wenn Erkenntnisse bewusst zurückgehalten werden, wenn Gutachten erst dann erscheinen, wenn es politisch passt – dann hat das ein Geschmäckle. Dann beschädigen wir unsere Demokratie womöglich mehr, als wir sie schützen.

Es ist doch so: Jeder politisch interessierte Mensch weiß inzwischen, mit wem wir es bei der AfD zu tun haben. Ihre Ideologie ist kein Geheimnis, ihre Protagonisten keine Unbekannten. Und doch gedeiht sie – nicht trotz, sondern wegen unserer politischen Kultur. Wegen verpasster Chancen, wegen leerer Worte und mutloser Reformen.

Darum frage ich: Wäre es nicht an der Zeit, endlich die Ursachen ihres Erfolgs zu bekämpfen – und nicht nur ihre Symptome?

Die Insel der seltsamen Rückfälle – Großbritanniens rechte Renaissance

Lange Zeit wurde die Reformpartei unter Nigel Farage als Randerscheinung des britischen Parteienspektrums betrachtet. Ein Sprachrohr für Frustrierte, Brexit-Hardliner und EU-Skeptiker – aber kein ernstzunehmender Akteur. Das hat sich inzwischen geändert. Nach einem überraschend erfolgreichen Wahlergebnis ist klar: Farages Bewegung ist gekommen, um zu bleiben.

Eine neue politische Realität

Der Wahlerfolg der Reformpartei hat nicht nur die konservativen Tories weiter unter Druck gesetzt, sondern auch die Labour-Partei aus ihrer vermeintlichen Komfortzone geholt. Während Labour unter Keir Starmer zuletzt in Umfragen zulegen konnte, zeigt der Aufstieg Farages, dass die Unzufriedenheit in der Bevölkerung nach wie vor tief sitzt – vor allem in jenen Regionen, die sich vom Establishment abgehängt fühlen.

Inhaltlich bietet die Reformpartei altbekannte, aber eingängige Schlagworte: strikte Migrationspolitik, nationale Souveränität, wirtschaftlicher Pragmatismus. Doch was früher als populistische Rhetorik abgetan wurde, genießt heute neue Aufmerksamkeit – auch, weil viele Bürgerinnen und Bürger von den Versprechen der großen Parteien enttäuscht sind.

Labour zwischen Erwartungsdruck und interner Spannung

Die Labour-Partei sieht sich nicht nur mit einem erstarkten rechten Lager konfrontiert, sondern kämpft intern mit grundlegenden Fragen: Wie viel sozialer Ausgleich ist mit wirtschaftlicher Realität vereinbar? Wie klar soll man sich zu Migrationsfragen positionieren, ohne Stammwähler zu verlieren? Und wie geht man mit der wachsenden Unzufriedenheit über Energiepreise und die stockende ökologische Transformation um?

Die Partei steht unter erheblichem Erwartungsdruck. Eine klare Mehrheit ist trotz der Schwäche der Tories keineswegs sicher – zu groß ist die Fragmentierung des politischen Lagers, zu unberechenbar die Wählerbewegungen. Die Gefahr: ein Patt im Parlament oder unklare Mehrheiten, die instabile Koalitionen notwendig machen könnten – ein für Großbritannien eher untypisches Szenario.

Ein zersplittertes Machtgefüge?

Der Brexit hat nicht nur die europäische Partnerschaft aufgekündigt, sondern auch das parteipolitische Gleichgewicht auf der Insel dauerhaft erschüttert. Die Zeiten klarer Mehrheitsverhältnisse scheinen vorerst vorbei. Es ist gut möglich, dass sich Großbritannien künftig auf komplexe Regierungsbündnisse einstellen muss – mit allen Risiken für politische Handlungsfähigkeit und Stabilität.

Farages Reformpartei hat mit ihrem Erfolg jedenfalls bewiesen, dass sie mehr ist als nur ein Auffangbecken für Protestwähler. Sie hat das Potenzial, das Machtgefüge dauerhaft zu beeinflussen – sei es als Oppositionskraft oder als Zünglein an der Waage in einem gespaltenen Parlament.

Großbritannien steht an einem politischen Wendepunkt. Der Aufstieg der Reformpartei zeigt, wie tief der Vertrauensverlust gegenüber den traditionellen Parteien reicht.

Die Ähnlichkeit mit vielen anderen Ländern ist so frappierend, dass ich mich vom Artikel des New Statements inspiriert fühlte, diesen Artikel zu schreiben.

Die Übereinstimmungen beweisen in meinen Augen, wie viel politisches Kapital von den politischen Eliten all dieser Länder in den letzten Jahrzehnten verspielt wurde. Trotz der Übereinstimmungen fällt es schwer, die Gründe für die Entwicklung so klar zu benennen, dass ein schlüssiges Bild dabei herauskommt.

Labour steht jedenfalls, wie die »Große Koalition« bei uns, vor der Herausforderung, gleichzeitig glaubwürdig, visionär und pragmatisch zu sein. Ob das gelingt, hängt hier wie dort nicht nur von den Parteiführungen ab, sondern auch von der Fähigkeit, die gesellschaftlichen Konflikte offen, aber lösungsorientiert zu thematisieren.

Digitale Risiken, reale Folgen: Warum das Vertrauen schwindet

Wenn man so etwas liest, verliert man den Glauben daran, dass alles noch einmal gut werden könnte. Fehlverhalten an allen Fronten könnte man sagen, und wir sind nun inzwischen wahrhaftig abgehärtet.

Meine Frau und ich haben dem Einsatz der ePA nicht widersprochen, und ich frage mich nun: War das richtig oder war ich nur einmal mehr staatsgläubig – naiv vielleicht – und deshalb schlecht beraten, diesem »Angebot« so vorbehaltlos und vertrauensselig zu folgen? Die Vorstellung, dass unsere sensibelsten Gesundheitsdaten womöglich unzureichend geschützt sind, wirkt auf mich wie ein Brandbeschleuniger in einem ohnehin schwelenden Vertrauensfeuer.

Was sich da offenbart, ist keine Petitesse, kein Betriebsunfall. Es ist ein Symptom – eines kranken Systems, das einerseits Digitalisierung beschwört wie eine Heilsformel, andererseits aber elementarste Anforderungen an Sicherheit, Transparenz und Verantwortlichkeit nicht erfüllt. Wer sich ernsthaft fragt, warum das Vertrauen in staatliche Institutionen auf einem historischen Tiefpunkt angekommen ist, muss nur auf solche Vorfälle blicken.

Es ist, als würde man ein morsches Dach mit glänzenden Dachziegeln decken – nach außen hin modern, im Inneren jedoch marode. Die ePA steht sinnbildlich für diese paradoxe Fortschrittsidee: Wir sollen mitziehen, alles soll schneller, einfacher, digitaler werden – doch wehe, man schaut genauer hin. Dann zeigt sich oft das wahre Gesicht: fahrlässig, unausgereift, schlecht kommuniziert. Ich will dran erinnern, dass all das bei der Corona-App nicht viel anders war. Und alles auf Lauterbach zu schieben, wäre wohl auch am eigentlichen Sachverhalt vorbei argumentiert.

Das Schlimmste an solchen Geschichten ist nicht nur die konkrete Sicherheitslücke selbst – schlimm genug! –, sondern die Gewissheit, dass irgendjemand, irgendwann, irgendwo wieder etwas findet, das mein Vertrauen in die Akteure dieses Staates und in ihn selbst untergräbt. Dieses stetige Erodieren – wie Tropfen, die den Stein höhlen – macht mürbe. Und es ist gefährlich. Denn eine Gesellschaft, die dem Staat nicht mehr traut, wird anfällig für jene, die einfache Lösungen versprechen. Wir reden so oft über Demokratiegefährdung – aber tun wir genug gegen das systematische Aushöhlen von Vertrauen?

Verantwortung beginnt nicht mit großen Reden, sondern mit funktionierender Technik. Mit Schutz, mit Sorgfalt, mit Ernsthaftigkeit gegenüber dem Bürger. Genau da hapert es – und genau das müssen wir laut sagen.

Weimer, Reiche und Co. – Wenn Personalpolitik zur Provokation wird

Eine besonders prägnante Personalie in diesem, von Thomas Gigold treffend als „Gruselkabinett“ bezeichneten Kabinettsteil, ist für mich der Journalist Wolfram Weimer. Er übernimmt den Chefsessel im Kulturministerium – als neuer Kulturstaatsminister. Theoretisch macht man dort Kulturpolitik. Praktisch dürfte Weimer vor allem den Kulturkampf fortsetzen, den er als Publizist seit Jahren mit Verve betreibt. Das passt ins Bild jener „Wende“, die Friedrich Merz und seine Mitstreiter so wortgewaltig angekündigt haben. Bleibt abzuwarten, ob dabei auch irgendetwas Zählbares herauskommt.

Das Amt war bisher durch Menschen eines ganz anderen Kalibers besetzt:

Nr.NameAmtszeitPartei
1Michael Naumann1999–2000SPD
2Julian Nida-Rümelin2001–2002SPD
3Christina Weiss2002–2005parteilos
4Bernd Neumann2005–2013CDU
5Monika Grütters2013–2021CDU
6Claudia Rothseit 2021Grüne

Dass dem Land bewährte Kapazitäten wie Linnemann und Spahn (zunächst) erspart bleiben, ist auch angesichts dieser einzelnen Personalie nur ein schwacher Trost.

Diese Regierung ist noch nicht im Amt und hat schon einen so schlechten Ruf, dass sie problemlos alle sehr negativen Bewertungen der Ampel übertreffen könnte. Noch ist das Kabinett nicht einmal vollständig. Die SPD will ihre Kandidaten erst am 5. Mai offenbaren. Vorfreude ist ja bekanntlich am schönsten.

Die Taz bringt Weimers mutmaßliches Programm auf den Punkt: Kulturkampf statt Kulturpolitik. So wird es sein. Bei einem Mann wie diesem wäre alles andere eine positive Überraschung.

Es spricht tatsächlich viel dafür, dass Weimer geholt wird, um es den Linken, den „Gutmenschen-Bevormundern und moralischen Besserwissern“, wie er im Vorwort zu seinem Buch formuliert, zu zeigen. Avancierte, emanzipative und popkulturelle Ansätze müssen sich auf Gegenwind einstellen.

Quelle

Mir persönlich hätte Alexander Dobrindt als Bundesinnenminister schon gereicht, um meine Erwartungen an die neue Regierung nach all dem, was in den letzten Wochen geschehen ist, nochmals zu reduzieren. Nun steht mit Weimer ein weiter Kämpfer des Konservativen an seiner Seite.

Dass der neue CDU-Außenminister Johann Wadephul sich vor allem anderen von Baerbocks feministischer Außenpolitik lossagt, klingt angesichts dieses Personaltableaus eher harmlos.

Gibt es auch Lichtblicke? Katharina Reiche könnte als Wirtschaftsministerin vielleicht eine kompetente Neubesetzung dieses Postens darstellen. Sie verfügt jedenfalls über den wohl landläufig als geeignet zu betrachtenden Background. Wenn da nicht diese extrem-konservative persönliche Historie hineinwirken würde.

Reiche äußerte sich zu Beginn des letzten Jahrzehnts mehrfach kritisch gegenüber der Öffnung des Adoptionsrechts für homosexuelle Paare. In einem Interview sagte sie sinngemäß, dass Kinder „Vater und Mutter“ brauchen – eine Position, die als konservativ-familienpolitisch verstanden wird und bei Liberalen und der LGBTQ+-Community für Empörung sorgte (Quelle).

Vielleicht wird Merz sein Versprechen über die geistig-moralische Wende (Ach nee! Das war ja Kohl … welche Wende soll es diesmal noch sein?). Bald geht es los. Im Mai werden wir wissen, wohin diese schwarze Diesellok uns fährt.

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