Ich gebe zu, dass ich mit der Kirche wenig am Hut habe. Meine Frau und ich sind zwar noch aktive Mitglieder, zahlen Kirchensteuer – aber eine tiefe Verbindung ist das nicht. Vielleicht war sie nie da.

Und doch hat uns die Nachricht vom Tod des Papstes tief getroffen. Gestern erst haben wir ihn noch gesehen – wie er den Ostersegen Urbi et Orbi auf dem Petersplatz sprach. Gebrechlich wirkte er, erschöpft. Und trotzdem haben wir nicht an das Schlimmste gedacht. Umso stiller und schwerer war der Morgen danach.

Es ist die Demut des Herzens, die anerkennt, dass das Wort Gottes uns immer übersteigt, dass wir »weder ihre Besitzer noch ihre Herren sind, sondern nur ihre Hüter, ihre Herolde, ihre Diener«. Diese Haltung einer demütigen und staunenden Verehrung des Wortes Gottes äußert sich darin, dabei zu verweilen, es sehr sorgfältig zu studieren, in heiliger Furcht davor, es zu manipulieren.

Papst Franziskus

Ein Aufruf zur ökologischen Umkehr – Papst Franziskus war der erste Papst, der Umweltschutz zur moralischen Pflicht machte.

Ich beklage mich oft darüber, dass es an großen Vorbildern mangelt. An Menschen, die Orientierung geben – durch ihre Menschlichkeit, ihre Standhaftigkeit, ihren Mut. Vielleicht reiht sich Papst Franziskus nun ein in die Reihe jener, die fehlen. Jener, die eine Lücke hinterlassen, größer als viele glauben wollen.

Wir sind als Menschen nicht bloß Nutznießer, sondern Hüter der anderen Geschöpfe.

Quelle

Franziskus war kein fehlerfreier Mensch. Das hat er nie behauptet. Er hat seine Kirche verändert, nicht radikal, aber in kleinen, dauerhaften Schritten. Er wusste um die Grenzen des Amtes – und um die der Institution, die ihn trug.

Dass er fehlerhaft war, hat er selbst nie bestritten. „Mir ist eine ‚verbeulte‘ Kirche, die verletzt und beschmutzt ist, weil sie auf die Straßen hinausgegangen ist, lieber als eine Kirche, die aufgrund ihrer Verschlossenheit und ihrer Bequemlichkeit, sich an die eigenen Sicherheiten zu klammern, krank ist“, hat Franziskus einmal seine Vision von Kirche beschrieben. Als Papst hat er sie konkret und langfristig verändert.

Quelle


Ein Satz, der bleibt. Und eine Haltung, die vielen fehlen wird.

Dass seine Reformbemühungen oft nur erste Schritte blieben, hat mich nicht überrascht. Die katholische Kirche – ein Bollwerk an Beharrung. Wer könnte das allein ändern?

Einen schönen Nachruf zum Tod des Papstes las ich (ausgerechnet) in der Taz.

Vielleicht ist es das, was Franziskus bleibt: Der Papst, der nicht alles verändern konnte – aber vieles berührt hat.

Ein leiser Abschied für einen lauten Hoffnungsträger

Ich gebe zu, dass ich mit der Kirche wenig am Hut habe. Meine Frau und ich sind zwar noch aktive Mitglieder, zahlen Kirchensteuer – aber eine tiefe Verbindung ist das nicht. Vielleicht war sie nie da.

Und doch hat uns die Nachricht vom Tod des Papstes tief getroffen. Gestern erst haben wir ihn noch gesehen – wie er den Ostersegen Urbi et Orbi auf dem Petersplatz sprach. Gebrechlich wirkte er, erschöpft. Und trotzdem haben wir nicht an das Schlimmste gedacht. Umso stiller und schwerer war der Morgen danach.

Es ist die Demut des Herzens, die anerkennt, dass das Wort Gottes uns immer übersteigt, dass wir »weder ihre Besitzer noch ihre Herren sind, sondern nur ihre Hüter, ihre Herolde, ihre Diener«. Diese Haltung einer demütigen und staunenden Verehrung des Wortes Gottes äußert sich darin, dabei zu verweilen, es sehr sorgfältig zu studieren, in heiliger Furcht davor, es zu manipulieren.

Papst Franziskus

Ein Aufruf zur ökologischen Umkehr – Papst Franziskus war der erste Papst, der Umweltschutz zur moralischen Pflicht machte.

Ich beklage mich oft darüber, dass es an großen Vorbildern mangelt. An Menschen, die Orientierung geben – durch ihre Menschlichkeit, ihre Standhaftigkeit, ihren Mut. Vielleicht reiht sich Papst Franziskus nun ein in die Reihe jener, die fehlen. Jener, die eine Lücke hinterlassen, größer als viele glauben wollen.

Wir sind als Menschen nicht bloß Nutznießer, sondern Hüter der anderen Geschöpfe.

Quelle

Franziskus war kein fehlerfreier Mensch. Das hat er nie behauptet. Er hat seine Kirche verändert, nicht radikal, aber in kleinen, dauerhaften Schritten. Er wusste um die Grenzen des Amtes – und um die der Institution, die ihn trug.

Dass er fehlerhaft war, hat er selbst nie bestritten. „Mir ist eine ‚verbeulte‘ Kirche, die verletzt und beschmutzt ist, weil sie auf die Straßen hinausgegangen ist, lieber als eine Kirche, die aufgrund ihrer Verschlossenheit und ihrer Bequemlichkeit, sich an die eigenen Sicherheiten zu klammern, krank ist“, hat Franziskus einmal seine Vision von Kirche beschrieben. Als Papst hat er sie konkret und langfristig verändert.

Quelle


Ein Satz, der bleibt. Und eine Haltung, die vielen fehlen wird.

Dass seine Reformbemühungen oft nur erste Schritte blieben, hat mich nicht überrascht. Die katholische Kirche – ein Bollwerk an Beharrung. Wer könnte das allein ändern?

Einen schönen Nachruf zum Tod des Papstes las ich (ausgerechnet) in der Taz.

Vielleicht ist es das, was Franziskus bleibt: Der Papst, der nicht alles verändern konnte – aber vieles berührt hat.

Da eine Tatort-Wiederholung von 2023, hier das “Traumschiff”

Die ARD erlaubt es sich, seinem Publikum an einem Ostersonntag zur besten Sendezeit einen aufgewärmten »Tatort« von 2023 aufzutischen. Offenbar scheut man den Wettbewerb mit dem seichten ZDF-»Traumschiff«, als sei das schon eine unüberwindbare Hürde.

Von beiden Sendern ist kaum noch zu erwarten, dass sie ihre strukturellen Altlasten je abtragen. Höhere Rundfunkbeiträge sind da nur noch ein teures Trostpflaster. Was es braucht, ist politischer Mut: Eine radikale Verkleinerung beider Anstalten. Die öffentlich-rechtlichen Sender haben ihren Auftrag, ihren Anspruch und letztlich auch ihre Legitimation verspielt. Beispiele wie dieses machen deutlich, wie tief die Ignoranz der Verantwortlichen inzwischen wurzelt.

E-Mobilität in Deutschland: Begeisterung, Zweifel und die Macht des Marketings

Wenn man nachsieht, wie teuer das derzeitige E-Auto von Thomas Knüwer ist, könnte man glauben, dass manche Leser seinen Artikel erst gar nicht lesen. Nicht aus Neid, sondern rein wegen der Preisklasse. Er fährt einen Mercedes EQE und ist begeistert. Das Auto kostet in der Grundausstattung ca. 70 TEUR. Das ist mal ein Wort bzw. es ist ziemlich genau doppelt so teuer wie mein alter Škoda Octavia von 2007.

Ich empfehle dringend, seinen Artikel vollständig zu lesen, da er einige Wahrheiten aufdeckt, die, wenn man sie akzeptiert, viele interessante Aspekte im Kontext der Probleme offenbaren, die vor allem in Deutschland mit der E-Automobilität verbunden sind. 

Es sind offenbar weniger technologische oder ökonomische Defizite, die das E-Auto ins Hintertreffen bringen, sondern – keine Überraschung – vor allem Fehler im Marketing der Autohersteller.

Es ist komplex und das deutet auch die Länge des Artikels an. Die nominale Lesezeit beträgt 27–32 Minuten.

Ich glaube, dass mich als 71-jährigen Rentner Marketing-Defizite kaum umstimmen können, mir noch ein solches Auto leisten zu sollen. Weder auf emotionaler noch sachlicher Ebene. Ich vermute, die Altersstruktur in unserem Land spielt eine Rolle, und ganz viele Menschen vermutlich ähnlich über diese Investition denken wie ich.

Ich habe vor einer Weile mal gelesen, dass jüngere Menschen eine ganz andere Einstellung zum Auto haben, als das noch zu meiner Jugendzeit der Fall war. Es wird erheblich weniger Wert auf Größe, Ausstattung oder Status gelegt. Dieser in meinen Augen sympathische Zugang führt logischerweise ja auch zu anderen Kaufentscheidungen als zu anderen Zeiten. Ob das empirisch zu belegen ist, vermag ich nicht zu sagen.

Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.

Mich haben damals solche Videos wie von Audi auch begeistert. Und obwohl ich in meinem Leben zwei wirklich tolle Audis gefahren habe, ließ ich mich von den Botschaften sicher nicht beeinflussen. Ich kann das sagen, weil beide Firmenfahrzeuge waren. Ich konnte zwischen BMW und Audi wählen. Mir gefiel Audi aus ganz bestimmten Gründen besser. Werbung, genauer gesagt deren Wirkung, zählte ehrlicherweise nie dazu. Dabei gehöre ich nicht zu denen, die die Wirkung von Werbung und deren manipulative Kraft nicht unterschätzen würde.

Ich hoffe, dass die sehr positive Einschätzung der E-Mobilität, wie sie im Artikel von Thomas Knüwer zum Ausdruck kommt, auch in unserer oft skeptischen Gesellschaft auf fruchtbaren Boden fällt.

Neuzulassungen 12 Monate per 03 2025
Neuzulassungen 12 Monate per 03 2025

Wenn seine Sichtweise Gehör findet, könnte das helfen, die aktuellen Probleme der Autoindustrie abzumildern – Probleme, die nicht nur auf eigene Fehler zurückgehen, sondern auch auf den Druck durch disruptive Entwicklungen und die allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit.

Zwischen Algorithmus und Authentizität: Warum Blogger nicht verstummen

Woran es wohl liegt, dass Blogger sich so kritisch mit KI und ihrem Einsatz in Blogs auseinandersetzen? Gut, manche fürchten, infolge der Veränderungen ihre Reichweite zu verlieren und weniger bis nicht mehr sichtbar zu sein.

Das ist für Blogger, die davon leben, wohl ernstzunehmen. Man liest viel darüber, wie die Umstellung bei Google von reinen Suchergebnissen auf die Vorschaltung von Ergebnissen der KI wirkt und dass diese Neuerung zum Tode vieler Text-Angebote führen würde. Vielleicht tritt das ein, vielleicht ist es aber auch ganz anders.

Die Angst ist greifbar, beinahe körperlich. Da sitzt man nächtelang am Text, überlegt jedes Wort, ringt um Haltung, Nuance, Wahrheit – und dann kommt eine KI und spuckt in Sekunden einen Absatz aus, der sich liest, als hätte er Stil. Als hätte er Substanz. Man fragt sich, ob der eigene Einsatz noch zählt. Ob das, was einen unterscheidet, in dieser neuen Welt noch Gewicht hat.

Und doch, zwischen all den Zweifeln keimt auch eine andere Sichtweise. Vielleicht wird die KI ja gar nicht der Totengräber, sondern der Werkzeugkasten, den wir nie hatten. Vielleicht kann sie unsere Arbeit ergänzen, den Alltag erleichtern, uns Zeit schenken für das, was wirklich zählt: Denken, Zweifeln, Schreiben. Sie zwingt uns zur Konzentration auf das Echte – unsere Erfahrung, unsere Haltung, unsere Stimme. Die KI hat keine Biografie, keinen Zorn, keine Liebe. Sie weiß nicht, wie sich Enttäuschung anfühlt, wenn ein gut gemeinter Text ignoriert wird. Wir aber wissen das.

Natürlich kann sie rasch Informationen zusammenklauben, sie neu sortieren, sogar geschmeidig formulieren. Aber sie hat keine Haltung, kein Gedächtnis im moralischen Sinne. Und vielleicht ist es genau das, was uns bleibt und was zählt – wenn wir es denn pflegen und nicht zur Imitation greifen. Wer heute bloggt, tut das nicht, um mitzuhalten mit Maschinen, sondern um Mensch zu sein. Der Leser merkt das. Vielleicht nicht sofort. Aber irgendwann, wenn die Stille der Maschinen allzu perfekt klingt, wird man wieder nach Stimmen suchen, die nicht nur gut klingen – sondern echt sind.

Was man sich nicht alles einfallen lässt, um Textdiebstahl einzuschränken oder gar zu vermeiden …

Die Pointe ist tot – es lebe die Gesinnung

Es gab eine Zeit, da war Kabarett mehr als das müde Lächeln eines politisch korrekten Publikums. Satire, Comedy, Kabarett – einst stand das für Schärfe, Substanz und, ja, auch für Haltung. Nicht für Haltungsturnen. Ich erinnere mich an die große Zeit der Stacheltiere, Wühlmäuse und an den mutigen Geist von Dieter Hildebrandt, Lore Lorentz oder Hanns Dieter Hüsch. Heute? Heute sind Bühne und Bildschirm zur Spielwiese eines elitären Sendungsbewusstseins verkommen.

Das intellektuelle Erbe des politischen Kabaretts liegt mittlerweile in den Händen von Böhmermann, Welke, Uthoff und Konsorten – einer Riege, die Haltung mit moralischer Hoheit verwechselt. Was bleibt, ist linkes Framing mit Überheblichkeitsgarantie. Ich kann’s nicht mehr sehen – und das, obwohl ich (Böhmermann ausgenommen) früher sogar ein Fan war. Heute spüre ich nur noch Fremdscham.

Boehmermann
Boehmermann

Die Geschmacksgrenze zwischen gutem und unerträglichem Kabarett scheint für manchen Journalisten exakt zwischen ARD und ZDF zu verlaufen. Und wenn ich ehrlich bin: Im ZDF ist längst Sendepause für echte Satire. Bei der ARD? Nun ja, da flackert immerhin noch ein Restfeuer der Ambivalenz.

Ich ahne, dass meine Haltung nicht mehrheitsfähig ist. Vielleicht darf ich mich fortan zum reaktionären Rand zählen. Na gut, dann bin ich eben ein nostalgischer Reaktionär mit Sinn für echte Pointen.

Der Fall Hallervorden – Empörung auf Knopfdruck

Der neueste Aufreger: Didi Hallervorden, 89 Jahre jung, soll in einer ARD-Sendung das Z- und das N-Wort ausgesprochen haben. Prompt stürzen sich Twitter-Richter (heute freilich bei Bluesky), woke Kommentatoren und Böhmermanns Jünger auf den alten Meister der Unterhaltung.

Was sie dabei vergessen: Satire ist keine Wellness-Oase – sie darf, sie muss wehtun. Und ja, sie darf auch mal danebengreifen, ohne dass gleich die Apokalypse ausgerufen wird.

Doch Autor Stephan Maus, im Stern, kennt kein Pardon. Er sieht in der ARD bereits eine »rechtspopulistische Wende« und nennt Hallervorden einen »abgehalfterten Komiker«.

Der Mann scheint die Welt für eine Bühne des moralischen Tugendterrors zu halten. Dass es bei ARD & Co. vielleicht endlich mal wieder etwas gegen die Indoktrinationsmaschinerie der »Anstalt« oder der »Heute Show« zu lachen gibt, kann er offenbar nicht ertragen.

Maus sieht in Dieter Nuhr und Lisa Eckhart Populisten im besten Sendeplatzformat. Für ihn ist das rechte Agitation, für mich: überfällige Gegenrede. Wer heute gegen den Strom schwimmt, wird nicht mehr als Nonkonformist gefeiert, sondern als Abweichler diszipliniert.

Und so kam es, dass Didi Hallervorden, mit dem Mut eines alten Löwen, den Finger in die offene Wunde legte – der Meinungsfreiheit. Dass man ihn dafür nun moralisch steinigt, sagt mehr über die Zeit als über den Mann.

Von Haltung, die keine Widersprüche kennt

Und dann steht er wieder da: Dieter Nuhr, der ewige Lieblingspopulist der ARD. Zuletzt bei Maischberger – ein Sakrileg für all jene, die sich dem »rechten Denken« ganz und gar verweigern.

Die Empörung darüber wirkt wie ein Reflex. Es ist der Furor der Gerechten, der alles trifft, was nicht in ihr Weltbild passt. Dass Serdar Somuncu am Ende noch mit ein paar wüsten Sprüchen die Sache abrundet, passt ins Bild.

War das früher besser? Sicher war nicht alles Gold. Aber es glänzte – an den richtigen Stellen. Die Toleranz der heutigen Wokeness-Fraktion hingegen gleicht einer Festung aus Pappmaché. Dünnhäutig, schnell beleidigt, unversöhnlich.

Früher galt noch, was Tucholsky so treffend formulierte:

„Die Satire muß übertreiben und ist ihrem tiefsten Wesen nach ungerecht. Sie bläst die Wahrheit auf, damit sie deutlicher wird.“

Heute bläst man eher Trillerpfeifen, wenn jemand das falsche Wort benutzt.

Wird die elektronische Patientenakte unser Gesundheitswesen verbessern?

„Millionen Versicherte haben der elektronischen Patientenakte widersprochen“, titelte der Spiegel heute. Wer sich nun fragt, was aus dem deutschen Datenschutzpathos geworden ist, mag beim Blick auf die Zahl ins Grübeln kommen: Nur fünf Prozent lehnten aktiv ab – erwartet hatte man fast das Vierfache. Ein Schelm, wer darin Zustimmung wittert. Vielleicht ist es eher die resignierte Gleichgültigkeit gegenüber einem Projekt, das so groß wirkt wie die Versprechen, die es begleiten.

Interessant ist dabei, was der Spiegel nebenbei anmerkte: Der Widerstand ist nicht gleichmäßig verteilt. Dort, wo eher gut Gebildete versichert sind, wird die EPA deutlich kritischer gesehen. Das mag daran liegen, dass man Risiken anders gewichtet – oder schlicht daran, dass der mündige Patient eben nicht alles klaglos hinnimmt, was unter dem Etikett „Digitalisierung“ daherkommt.

Ende April ist es so weit. Die elektronische Patientenakte wird zur Realität – ob man sie will oder nicht. Und wie es bei solchen Mammutprojekten nun einmal ist, wird es laut werden. Denn wenn etwas groß, neu und technisch ist, dann ist es die Stunde der warnenden Stimmen. Die der IT-Spezialisten mit immer neuen Sicherheitsbedenken. Die der Datenschützer mit mahnendem Zeigefinger. Und die der Gesundheitsbürokraten, die nicht selten die Digitalisierung ausgerechnet dort bekämpfen, wo sie endlich Sinn machen könnte.

Natürlich hat das Projekt Charme. Der schnelle, strukturierte Zugriff auf medizinische Daten – das klingt nach Effizienz, nach weniger Doppeluntersuchungen, nach besserer Versorgung. Endlich Schluss mit dem Flurfax aus der Arztpraxis oder der ewigen Frage: „Wann waren Sie nochmal im Krankenhaus?“ Die EPA könnte das System modernisieren, Patienten entlasten und Ärzten helfen, bessere Entscheidungen zu treffen.

Aber ebenso wenig darf verschwiegen werden, was diese neue Akte mit sich bringt. Sie ist ein Datenriese – gefüttert mit dem Intimsten, was Menschen zu bieten haben: ihrer Gesundheit. Und so sehr versprochen wird, dass die Informationen sicher seien – das Misstrauen ist berechtigt. Zu frisch sind die Erinnerungen an gescheiterte Behördenportale, an digitale Pannen, an die ewig glimmende Unsicherheit in der deutschen Verwaltungs-IT. Wer will da seine Krankheitsgeschichte freiwillig auf Servern parken, deren Schutz sich manch Hacker wohl nur müde belächelt?

Auch die Realität in den Arztpraxen spricht nicht für einen reibungslosen Start. Die digitale Infrastruktur ist lückenhaft, viele Einrichtungen sind technisch kaum vorbereitet. Die EPA könnte also nicht nur zur Daten-, sondern auch zur Belastungsprobe für ein ohnehin gestresstes Gesundheitssystem werden.

Und schließlich ist da der Mensch. Der sich nicht gern in Systeme einfügt. Der nicht möchte, dass seine sensibelsten Daten durch digitale Adern rauschen, deren Endpunkt er nicht kennt. Der vielleicht spürt, dass Digitalisierung manchmal nicht entlastet, sondern entmenschlicht.

Was erwartet uns also?
Wahrscheinlich eine Mischung aus Pannen, Protesten – und nach und nach, ganz leise: Gewöhnung. Vielleicht wird die EPA irgendwann funktionieren, vielleicht wird sie nützen, vielleicht wird sie sogar geschätzt werden. Aber bis dahin muss sie mehr sein als nur gut gemeint. Sie muss transparent, sicher, zugänglich – und menschlich sein.

Denn wer Vertrauen gewinnen will, muss es sich verdienen. Nicht durch Druck, sondern durch Verlässlichkeit. Nicht durch technische Euphorie, sondern durch spürbaren Nutzen. Die EPA hat das Potenzial, vieles zu verbessern – wenn sie nicht an der Hybris der Macher und dem Misstrauen der Nutzer scheitert.

mehr Infos:

Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.

Wenn die Blüten fallen

Bei uns neigt sich die Blütezeit bereits dem Ende zu. Damit normalisieren sich langsam die Sinne jener, die den Frühling besonders innig empfinden. In diesem Jahr öffneten Narzissen, Kirschblüten und Magnolien ihre zarten Kelche ein paar Wochen später als im Vorjahr – doch auch diesmal konnte ich es mir nicht verkneifen, unzählige Fotos zu machen.

Einige dieser Aufnahmen habe ich bereits gezeigt, andere sind noch ganz frisch auf der Speicherkarte.

DSC01209
DSC01209
DSC01239
DSC01239

Diese zarten Blätter finden sich mittlerweile auf Wegen und Straßen wieder. Vor allem die Kirsch- und Magnolienblüten sind längst vergangen – ein alljährlicher Zauber, der sich still verabschiedet.

Und schon ist die Kirschblüte vorbei
Und schon ist die Kirschblüte vorbei

Und schon ist die Kirschblüte vorbei

Ich liebe den Frühling auch deshalb so sehr, weil das frische Grün der Bäume noch luftig-leicht ist. Es erlaubt den Blick auf kleine Vögel, die schon bald vom dichten Laub geschützt und für das Auge verborgen sind – wenn auch nicht für das Ohr.

Durch das Fotografieren habe ich gelernt, mich neu auf die Natur einzulassen. Es ist einer jener Fixpunkte geworden, die mein fortgeschrittenes Alter inhaltlich bereichern. Als Kind war ich fasziniert von der Natur. Dann kam der Büroalltag – und hat mich ihr fast vollständig entfremdet.

Heute bin ich aufmerksamer. Ich bleibe stehen. Ich beobachte. Ich staune.

Ein besonders eindrucksvoller Moment war das leise Hämmern eines Buntspechts. Ich hörte das hohle Klopfen – und blickte lange in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Ich rechnete damit, den Vogel an einem Baumstamm zu entdecken. Doch der zauberhafte Specht werkelte nicht außen, sondern innen.

Er hatte bereits mit dem Ausbauen seiner Bruthöhle begonnen. Das bemerkte ich, als ich sah, dass in regelmäßigen Abständen kleine Späne aus einem schwer erkennbaren Loch im Baumstamm nach draußen rieselten. Der Bauabfall, sozusagen.

Ich zückte mein Teleobjektiv (100–400 mm), richtete es auf das Loch – und da war er: der Kopf des Buntspechts. Ich konnte ein paar Bilder machen. Natürlich lässt sich auf den Fotos nicht erahnen, wie weit entfernt ich stand. Doch der Moment war für mich ein ganz besonderer.

Buntspecht klopfte von innen
Buntspecht klopfte von innen

Auf dem Rücken der Schwächsten

Überlegungen zum Umgang mit der AfD reichen bereits aus, um öffentliche Empörung auszulösen. Jens Spahn (CDU) kann davon ein Lied singen. Dabei liegt auf der Hand, dass die bisherige Vorgehensweise keinen Erfolg hatte. Dass er von vielen Empörten auch noch falsch zitiert wurde – nun, das ist nun einmal so, wenn es um etwas geht.

Dass Spahn ein konservativer Knochen ist, um es salopp auszudrücken, ist kein Geheimnis. Wenn sich die Leute trotzdem bei jeder neuen Einlassung ähnlich undifferenziert äußern, wie er es mitunter selbst tut, liegt das wohl in der Natur der Sache. Das passiert im Eifer des Gefechts. Ich glaube, wir wären gut beraten, unsere bisherigen Strategien im Umgang mit den Rechten zu justieren. Vielleicht ist es dafür aber auch schon zu spät. Die Partei liegt fast gleichauf mit der Union. Ich halte das für eine sehr schlimme Entwicklung. Sie zeigt, welch mangelhaftes Geschichts- und Verantwortungsbewusstsein in dieser Gesellschaft existiert – und welcher Grad an Egoismus.

Wenn ich mich darüber aufrege (was häufiger vorkommt, als es mir guttut), gebietet der gesunde Menschenverstand – in der Gestalt meiner Frau –, mich (wenigstens kurzfristig) zurückzunehmen. Sie sagt dann so weise Dinge wie: »Was regst du dich auf, du änderst ja doch nichts«. Und dann denke ich an meinen Vater, der mir in seiner Altersmilde Ähnliches ins Herz sprach.

Sorry. Aber mir fehlt der Gleichmut für so viel Besonnenheit.

Stellt euch mal vor, in der Geschichte der Menschheit hätten sich alle von so schnöden Ratschlägen beeindrucken lassen? Keine Revolution (friedlich oder nicht) hätte je stattgefunden. Das Patriarchat stünde noch immer in voller Blüte.

Mitte März warteten laut Auswärtigem Amt noch rund 2.800 Afghaninnen und Afghanen mit einer Aufnahmezusage auf eine Ausreise nach Deutschland, in der Regel in Pakistan. Ihnen droht inzwischen die Abschiebung: Die pakistanische Regierung hatte angekündigt, alle Afghanen und Afghaninnen ohne offizielle Aufenthaltsgenehmigung des Landes zu verweisen.

Quelle

Was mich im Moment allerdings mehr bewegt, sind Spahns Aussagen, die er gestern Abend bei »Markus Lanz« getroffen hat. Es geht um die Afghanen, die als sogenannte Hilfskräfte für die Bundeswehr gearbeitet haben – und die wir, wenn es nach der CDU ginge, nun noch einmal im Stich lassen sollen. Es geht um ca. 2.800 Menschen, die immer noch auf eine Evakuierung aus dem Land der Taliban warten. Welchen Gefahren sie und ihre Familien dort ausgesetzt sind, kann man sich auch ohne größeres Einfühlungsvermögen vorstellen.

Da wird einmal mehr deutlich, wohin Populismus Gesellschaften treiben kann. Es werden Grundsätze verbogen, ignoriert, manchmal sogar ins Gegenteil verkehrt. Die Union will eine harte Gangart in der Migrationspolitik umsetzen, und die SPD muss – notgedrungen – mitmachen. Hätte Merz nicht seine vollmundigen Ansagen im Wahlkampf gemacht, wäre der politische Druck heute nicht so groß, wenigstens irgendwo Versprochenes zügig umzusetzen.

Mit anderen Worten: Die 2.800 Menschen aus Afghanistan werden auf dem Altar der gebrochenen Merz-Versprechen geopfert. Wenigstens bei diesem Thema will die Union jetzt konsequent und hart sein.

Wie widerlich. Wie durchschaubar.

—-

Update: Rainer Wendt hat sich geäußert. Auf seine unnachahmlich ekelhafte Art und Weise. Leider ist an seinem Vorwurf allerdings etwas dran. Was Baerbock da im Namen ihrer ach so humanistischen Gesinnung abzieht, sucht an Dreistigkeit schon ihresgleichen.

Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.

  1. Erklärungen des Auswärtigen Amts in der Regierungs­­­­­pressekonferenz vom 26.02.2025 – Auswärtiges Amt
  2. Bundesregierung rechtfertigt Aufnahme von Afghanen nach Unions-Kritik | tagesschau.de

Sachsens Innenminister Armin Schuster (ebenfalls CDU) sagte der Nachrichtenagentur dpa: “Der politische Anstand gebietet einer geschäftsführenden Bundesregierung, maßzuhalten und nicht noch das zu intensivieren, wofür die neue Bundesregierung bekanntermaßen genau nicht stehen wird”. Dass Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) quasi in letzter Sekunde vor ihrem Abtritt derart weitreichende und “unsere Gesellschaft massiv polarisierende Aktionen im Akkord” nacheinander “durchziehen” wolle, sei “wirklich infam und vollkommen verbohrt”, so Schuster

Quelle


Wenn die CDU von politischem Anstand redet, wie Schuster, dann frage ich mich, welche Arten von Anstand solche Sichtweisen eigentlich erfordern.

Zwischen Staat und Sturm: Demokratie im Prüfstand

Man sollte sich nicht wundern, wenn jenseits des linken Lagers Unmut darüber geäußert wird, dass zur Verteidigung unserer Demokratie staatliche Gelder an Nichtregierungsorganisationen verteilt werden, die sich mitunter wie die verlängerten Arme einer Gesinnungsgemeinschaft gebärden. Mit ruppiger Rhetorik und Missionseifer ziehen sie gegen eine Partei zu Felde, deren Existenzrecht sie zwar dulden, deren politische Repräsentanz sie jedoch mit allen Mitteln delegitimieren wollen.

Es geht, wie so oft in diesen Tagen, um die AfD. Eine Partei, die sich nicht nur selbst als „Alternative“ begreift, sondern von immer mehr Menschen in diesem Land tatsächlich als solche empfunden wird. In ihrer Radikalität, ihrer Systemverachtung und ihrer Selbstvermarktung als Sprachrohr der „wahren“ Bürger erinnert sie unübersehbar an Trumps MAGA-Bewegung. Das ist kein Zufall – es ist Ausdruck eines tiefen Misstrauens gegenüber dem politischen Betrieb, gegenüber Medien, Institutionen und letztlich gegenüber der Demokratie, wie wir sie kennen.

Doch gerade weil uns diese Demokratie so selbstverständlich erscheint, geraten wir allzu leicht ins Schwanken, wenn sie verteidigt werden muss – ausgerechnet mit Methoden, die selbst einer kritischen Überprüfung bedürfen.

Radikal, extrem – oder einfach nur unbequem?

Der feine Unterschied zwischen radikal und extremistisch ist kein semantisches Spiel. Radikale, ob von links oder rechts, wollen die Dinge ändern – mit Nachdruck, ja, aber innerhalb des Systems. Extremisten hingegen – und das ist entscheidend – möchten das System selbst zum Einsturz bringen. Die einen schlagen die Trommel der Veränderung, die anderen sägen am Fundament.

Und nun kommt unser Verfassungsschutz ins Spiel. Ein weisungsgebundener Dienst, der politische Akteure beobachten darf. In einem Land mit autoritärer Geschichte ist das gut gemeint – vielleicht sogar notwendig. Aber eben auch riskant. Denn wer garantiert, dass hier wirklich nur beobachtet und nicht beeinflusst wird? Wer traut einem politischen Apparat, wenn er sich plötzlich zum Richter über politische Konkurrenz aufschwingt?

Die Einordnung der AfD als in Teilen „gesichert rechtsextrem“ durch das BfV ist juristisch gedeckt. Doch politisch ist sie ein Pulverfass. Denn sie liefert der AfD genau das Futter, mit dem sie sich selbst inszenieren kann: als Opfer staatlicher Willkür, als Sprachrohr der Entrechteten, als letzte Bastion der Meinungsfreiheit.

Andere Länder sind zurückhaltender. In Frankreich, Großbritannien, den USA oder Skandinavien wäre eine derartige behördliche Einmischung in den parteipolitischen Wettbewerb kaum denkbar – oft sogar verfassungswidrig. Und was macht das mit uns? Vertrauen wir unserer Demokratie so wenig, dass wir sie mit Mitteln schützen, die ihren Grundsätzen zuwiderlaufen könnten?

Die Demokratie als Dienstleister – oder als Erzieher?

Es fällt schwer, angesichts der steigenden Umfragewerte der AfD nicht in Sorge oder Zorn zu verfallen. Zorn auf die, die sehenden Auges in den Abgrund blicken und dennoch ihren Protest zum Wählerwillen verklären. Und Sorge darüber, wie brüchig der demokratische Konsens mittlerweile geworden ist.

Doch zugleich muss man sich fragen: Übertreiben wir nicht auch? Ist die Angst vor dem „Vierten Reich“ gerechtfertigt oder eher ein historisches Echo, das unser Urteil trübt?

Wenn Alice Weidel versucht, dem amerikanischen Vize, Vance, deutsche Geschichte zu erklären – und dabei die Nazis ins linke Lager verortet – dann ist das nicht nur grotesk, sondern auch gefährlich. Eine Verdrehung, die symptomatisch ist für den geistigen Klimawandel, den diese Partei propagiert: Alles ist erlaubt, solange es der eigenen Weltsicht dient. Fakten sind nur noch Meinungen mit Presseausweis.

Das Problem: Solche Lügen sind effektiv. Sie verfangen. Nicht bei allen, aber bei immer mehr. Und viele zucken die Schultern – zu komplex, zu schmutzig, zu weit weg vom eigenen Alltag.

Die Normalisierung der Brandstifter

Michael Kretschmer, Jens Spahn, Philipp Amthor, Johann Wadephul (alle CDU) – sie alle sprechen sich dafür aus, den Umgang mit der AfD zu „normalisieren“. Protokollarische Gleichstellung, parlamentarische Fairness. Klingt demokratisch. Ist es vielleicht auch. Aber es ist auch ein Türöffner.

Denn wer sich darauf einlässt, übersieht womöglich, dass man sich die Regeln dieses Spiels nicht allein aussuchen kann. Eine Partei, die unsere freiheitliche Ordnung grundsätzlich infrage stellt, kann nicht auf Augenhöhe mitspielen – jedenfalls nicht, ohne dass das Spielfeld selbst beschädigt wird.

Jens Spahns Vorstoß dürfte in der Koalition für erhebliches Grummeln sorgen. Die SPD wird sich kaum als Hüterin des antifaschistischen Erbes feiern lassen wollen, während die CDU im Schatten das nächste Fenster zur Zusammenarbeit öffnet. Schon wieder Streit, schon wieder Uneinigkeit – dabei ist diese Koalition ohnehin schon auf wackligen Beinen. Und noch gar nicht wirklich in der Arbeit angekommen.

Was soll nur aus diesem Land werden?

Eine Frage, die fast verzweifelt klingt. Und doch: Sie ist berechtigt. Was soll aus einem Land werden, das sich seiner Demokratie nicht mehr sicher ist? Das auf der einen Seite wehrhaft sein will, auf der anderen Seite aber nicht weiß, wie weit diese Wehrhaftigkeit gehen darf?

Wir sollten uns daran erinnern, dass Demokratie mehr ist als ein Wahlergebnis. Sie ist ein Prozess – fragil, offen, anstrengend. Und sie braucht mündige Bürger, keine dressierten Konsumenten oder wütenden Schreihälse.

Vielleicht sollten wir nicht so viel von der AfD sprechen. Sondern mehr von denen, die ihr widerstehen. Von denen, die zweifeln, ohne zu hassen. Von denen, die sich eine bessere Politik wünschen – aber nicht um den Preis der Freiheit.

Denn am Ende ist es genau das, worum es geht: Freiheit. Und um die muss man kämpfen – immer wieder.

Einfach vergessen

Das sind die Top Ten der „Vergessenen Nachrichten“ 2025

Quelle

✅ Beitrag gemerkt! Favoriten anzeigen
0