Die Aufregung um die erneuten Vorkommnisse in einem hessischen Schwimmbad finden insbesondere im Sommerloch viel Beachtung. Daran wird sich nie was ändern. Da passt die Kampagne des Ortes Büren in NRW gut. Und auch, dass sich der WDR dafür interessiert. Dass nun ausgerechnet in diesem Kontext ein Plakat wie dieses (Grabschen verboten!) aufgehängt wurde, erzeugt wohl bei vielen Leuten ein Störgefühl. Andererseits: Ich selbst wurde z.B. erst durch den Hinweis eines Freundes darauf aufmerksam. Bermerkenswert finde ich sowohl die Aktion als auch das am Thema vorbeigehende Plakat.
Wie auch immer, wie findet ihr die Aussage auf diesem Plakat?
Ist das kein schlechter Start für einen Dialog mit einer renitenten Zielgruppe? Ich denke ja. Vor allem, wenn man bedenkt, was und vor allem wie schnell sich alles verändern müsste?
Vor Kurzem habe ich mich darüber beklagt, dass in unserer Gegend durch RWE (Rheinbraun) nur noch rekultivierte Gebiete existieren und kaum noch alte Bäume aufzufinden wären. Obwohl ich das und mehr beklage, weiß ich andererseits welchen ungeheuren Stellenwert das Unternehmen in unserer Region hat.
Andauernde Missverständnisse
Die gefühlt schon ewig andauernden Kampagnen und massiven Proteste von Natur- und Klimaschützern schießen übers Ziel hinaus.
Wie gut die Menschen in unserer Gegend mit dem viele Familien direkt betreffenden Strukturwandel zurechtkommen werden, bleibt abzuwarten. Der Druck nimmt jedenfalls zu. Vielleicht ist es so, dass auch die Sichtweise auf die massiven Veränderungen etwas mit dem Alter der Menschen zu tun hat, auf die sie stoßen.
Den Klagen – so die Umwelthilfe weiter – hätten sich rund 20 junge Menschen angeschlossen. In Anlehnung an das Urteil des Bundesverfassungsgerichts wollten die Beschwerdeführer nun auch die Landesregierungen per Urteil zu mehr Klimaschutz verpflichten.
Umwelthilfe – Klimaklagen gegen drei Bundesländer
Träge Masse
Wer glaubt, mit solchen Maßnahmen, die zugegeben träge Masse der Mehrheit in Bewegung setzen zu können, wird sich getäuscht sehen. Die Klimaleugner werden im Zweifel die Oberhand behalten. Die Art von Druck, die ausgeübt wird, kommt bei vielen Menschen nicht gut an und wird meines Erachtens eher dazu führen, dass die wachsende Einsicht in notwendige Veränderungen überlagert wird.
Nun, warten wir die Wahlen ab.
Im Moment wird die Partei, die wenigstens programmatisch klare Positionen vorträgt, auch für diese Entwicklung “abgestraft”.
Das kann nicht im Sinne derjenigen sein, denen längst oder vielleicht auch neuerdings dämmert, wie dringlich bestimmte Änderungen unseres rücksichtslosen Lebenswandels sind.
Für die Klärung der Schuldfrage sollte uns die Zeit zu schade sein.
Man sollte die Dokumentation “Wer wir waren“, für die Roger Willemsen † die Inspiration gab und die gezeigten sehr eindrucksvollen Beobachtungen schnellstens von den Kinos per TV in unsere Wohnzimmer bringen, damit sich endlich mehr bewegt.
Wie hatte es Willemsen sinngemäß gesagt: Wir wissen viel, aber wir haben nicht verstanden.
Wer wollte dem widersprechen?
Die Jungen haben ihr Urteil gesprochen. Die Alten haben mit ihren unverantwortlichen Ansprüchen ihre Zukunft versaut.
Wohl auch deshalb schwirren so sympathische Hashtags wie dieser im Internet umher: #pflegteuchdochselbst
Ja, das Thema hat nichts mit Klimaschutz zu tun, leider kennzeichnet der Ton die allgemeine “Stimmung” jedoch hervorragend. Längst tun sich Gräben zwischen den Generationen auf, die nicht leichter zu schließen sein dürften als die zwischen anderen Gruppen im Land, die die Polarisierung in die Schützengräben getrieben hat.
Die unterschiedlichen Sichtweisen auf reale Möglichkeiten, einen Erfolg versprechenden Kampf gegen den Klimawandel zu führen verbinden nicht, sie trennen. Wir brauchen aber gemeinsame Anstrengungen. Natürlich über alle Landesgrenzen und Nationen hinweg.
Eine wichtige Frage ist, welcher Typus Politiker auf diesem komplizierten Feld am meisten zuzutrauen wäre?
Lassen sich gesellschaftliche Veränderungen, die vielleicht nur scheinbar von Mehrheiten getragen werden (jedenfalls, solange sie nichts kosten),
Klagen hilft (nicht!)
Gestern erfuhr ich, dass unter Bezug auf das in meinem Empfinden fragwürdigen BVerfG-Urteils weitere Verfassungsklagen deutscher Klimaschützer eingereicht wurden. Die Deutsche Umwelthilfe mischt mal wieder den Staat auf.
Aber: Polarisierung wird nicht helfen. Das Gegenteil wäre geboten. Gute Argumente sind vorhanden.
Es braucht Brückenbauer und Erklärer.
Wenn Armin Laschet als der erfolgversprechendste der drei KanzlerkandidatInnen wegen seiner zurückhaltenden Art (Maaßen, Klimaschutz, 130 km/h Geschwindigkeitsbeschränkung u.s.w.) nicht in die Hufe kommt und genau dafür massive Kritik einsteckt, denke ich manchmal, dass diese Art bei vielen komplexen Themen vielleicht die bessere Strategie/Voraussetzung ist.
Manchmal wirken Forderungen nach klaren Ansagen, einem starken Führer u.s.w. in meinen Ohren doch arg befremdlich und sogar kontraproduktiv. Es braucht Navigatoren und Moderatoren, weibliche und männliche.
Wir haben in den letzten Jahren eine Idee davon bekommen, wohin ausgrenzende, nationalistische Politik führt. Nur das Gegenteil kann es bei der Komplexität der Herausforderungen die dringend benötigten Chancen auf Veränderung eröffnen.
Schon klar, Blümchen fotografieren ist nicht für jeden was. Ich habe das in den letzten Wochen noch häufiger als sonst gemacht.
Heute stand ich vor einem Blütenmeer, dem ich in den letzten Wochen bei seiner “Entstehung” zugesehen habe. Das hat mich regelrecht mit Ehrfurcht erfüllt. Mit Ehrfurcht vor einer Natur, die solche Blüten hier in unserer Gegend leider nur noch mit Unterstützung der Menschen erblühen lässt.
Auch hier war die Natur etwas später dran, weil das Frühjahr zwar mehr Regen aber eben nicht die gewohnten Temperaturen geliefert hatte.
Manche Blüten kamen später, aber sie kamen – wie immer in voller Pracht.
Faule BloggerInnen
Ich habe das Gefühl, dass im Moment deutlich weniger als normalerweise geschrieben wird.
Ob das noch mit Corona und mit all dem Mist zu tun hat, der uns, wie man mehr und mehr mitbekommt, sehr heruntergezogen hat?
Ich tue mich auch schwer damit, Themen zu finden, die gesellschaftlich, medial oder auch politisch nicht so deprimierend und zum Teil auch ausgelutscht sind, wie das, was mir der vor die Brille flirrt.
Grün
Ich bin kein Fan der Grünen. Aber ganz besonders unappetitlich finde ich die schon kampagnenhaft anmutenden Breitseiten gegen die grüne Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock. Was sich zum Beispiel die INSM nur dabei gedacht hat, diese fiese Anzeigenserie zu schalten, über die sich sicher nicht nur Anhänger der Grünen ekeln dürften.
Andererseits muss ein/e Spitzenpolitiker/in auch mit krasser Kritik umzugehen wissen. Mit Kohl, Merkel, Schröder und selbst mit Helmut Schmidt sind die Leute auch nicht gerade fair umgegangen.
Links
Ein junger Journalist (28) hat in der “Berliner Zeitung” einen Essay geschrieben, der mich sehr beeindruckt hat. Er heißt Jan Karon. Der Essay handelt von seinem Bruch mit dem, was wir gemeinhin unter Links verstehen. Der Titel heißt: “Warum ich mit der linken woken Generation gebrochen habe”.
Wer meinen Blog verfolgt, weiß, dass es mir ähnlich geht. Nun, zur “woken Generation” kann ich mich mit meinen 67 Jahren nicht zählen. Aber die Befindlichkeiten und auch die Schlussfolgerungen, die Jan Karon für sich beschreibt, passen auf meine Gefühlslage fast zu 100 %.
Wie bekloppt es in unserer Gesellschaft zugeht, zeigt die aktuelle Diskussion um den Vortrag von Carolin Emcke beim Grünen Parteitag. Es geht nicht um das, was Martenstein in seiner Kolumne “Jana schon wieder” behauptet. Keiner will Zweifel und Kritik tabuisieren. Die Debatten sind doch in vollem Gange und zwar mit durchaus offenem Ausgang.
Es geht andererseits allerdings darum, eine Debattenkultur zurückzugewinnen, die nicht von gegenseitigem Missverstehenwollen bis hin zum Hass und damit am Ende zur Sprachlosigkeit und zur Verfestigung einer unproduktiven gesellschaftlichen und vielleicht sogar zerstörerischen Polarisierung führt.
Wer möchte, kann in diesem Video die Rede Emckes “nachhören”. Was CDU, “BILD” und Rechte daraus machen, ist kaum zu glauben. Aber es soll dem übergeordneten Ziel dienen: Der Zerstörung der Grünen. Bei manchen Leuten dürfte es funktionieren. Das sieht man ja hervorragend an den Umfragewerten der Partei bzw. gegen Baerbock.
Hier die entscheidende Passage aus Emckes kurzer Rede:
Emcke zunächst, es sei “ganz gleich, welche Parteienkonstellation in die nächste Regierung eintreten wird”. Und konstatierte dann: “Die radikale Wissenschaftstfeindlichkeit, die zynische Ausbeutung sozialer Unsicherheit, die populistische Mobilisierung und die Bereitschaft zu Ressentiment und Gewalt werden bleiben.” Anschließend wies sie darauf hin: “Vermutlich werden es dann nicht die Juden und Kosmopoliten, nicht die Feministinnen und die Virolog:innen sein, vor denen gewarnt wird, sondern die Klimaforscher:innen.”
Der Kreml sollte seine Kampagnen den Profis überlassen. RT deutsch zum Beispiel kriegt das mit seinem Permanent-Anti-Deutschland-EU-Corona-Bashing geschmeidiger hin. Und wird von deutschen Vollidioten, sorry, ich meinte natürlich Lesern, dafür auch noch heftig beklatscht.
Wir müssen davon ausgehen, dass uns üble Zeiten bevorstehen. Es sind schließlich noch einige Monate hin, bis im Bund gewählt wird.
Was sollen die Propaganda-Profis von RT Deutsch zu dieser etwas holprigen Aktion schon sagen, wenn sie sie denn überhaupt eines Wortes würdigen.
Die Verbindungen waren auffällig leicht mit den Russen in Verbindung zu bringen. Aber so was kann natürlich auch gewollt gewesen sein.
Wie bei vielem, das über die asozialen Medien läuft, sind Quellen und Hintergründe unsicher. Das liegt nicht immer am Unvermögen beteiligter Akteure, sondern ist wohl eher oft genug genauso gewollt.