Warum gab es in Deutschland besonders krasse Reaktionen zu Kirks Tod?

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Ein Blick auf die einseitige deutsche Wahrnehmung des ermordeten US-Aktivisten Charlie Kirk: Was sagt sie über den Zustand der öffentlichen Debatte und die ideologische Schieflage unserer Medienlandschaft?

charlie kirk polarisierung
charlie kirk polarisierung


In der Auseinandersetzung um Charlie Kirk zerbrach etwas — nicht nur ein Mensch fiel der Gewalt zum Opfer, auch ein Stück journalistischer Sorgfalt ging verloren. Besonders deutlich zeigte sich das einem größeren Publikum, als ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen in der Sendung Markus Lanz und später in einem ZDF-Podcast behauptete, Kirk habe gefordert, „Homosexuelle müssten gesteinigt werden“.

Diese Aussage ging viral. Binnen Stunden war sie fest im öffentlichen Narrativ verankert, ungeprüft, gern zitiert — als Beleg für Kirks inhumanen Charakter. Viele Medien griffen sie auf, ohne nachzufragen. Der Bestsellerautor Steven King hatte eine ähnliche Aussage über Kirk schon wieder zurückgezogen.

Der Fehler — und seine (unvollständige) Korrektur

Später räumte Theveßen den Fehler ein: ja, er habe Kirk falsch zitiert; diese wörtliche Aussage falle so nicht. Er sagte, er habe sie verkürzt, aus dem Zusammenhang gezogen.

  • In einem Podcast „Der Trump-Effekt“ erklärte er, „das, was ich gesagt habe, hat er so nicht gesagt. Deswegen war es falsch und deshalb entschuldige ich mich auch.“ 
  • Weiter führte er aus, er wolle künftig vorsichtiger sein damit, „Label draufzukleben“, vor allem wenn man es nicht eindeutig belegen könne. 
  • In der unmittelbaren Reaktion hatte das ZDF bereits ein „Bedauern“ geäußert, weil Kontext gefehlt habe. 

Doch: diese Entschuldigung war nicht umfassend. Sie geschah zeitverzögert (erst nachdem die Debatte längst angesprungen war), und sie blieb in der Form relativ vorsichtig — kein großer öffentlich-institutioneller Rückruf, kein Sendestopp, keine prominente Richtigstellung auf derselben Plattform und in gleicher Gewichtung wie die ursprüngliche Behauptung.

Einige Medienkritiker nennen das einen Beleg für eine „mangelhafte Fehlerkultur“: Fehler werden eingeräumt, aber oft nur zurückhaltend, ohne die volle Verantwortung zu übernehmen. 

Der Blog The European warf Theveßen vor, Zitate aus dem Zusammenhang gerissen und sie ungeprüft übernommen zu haben — insbesondere die Steinigungsbehauptung und weitere Zuschreibungen (etwa eine Aussage über schwarze Piloten). Der Autor argumentierte: in der Eile des medialen Gefechts wurden journalistische Grundsätze preisgegeben.

Was ist mit Hayali?

Im Fall Hayali fand sich weniger ein direkter Fehltritt wie bei Theveßen — stattdessen geriet sie in die Schusslinie, weil sie gemeinsam mit Theveßen in die öffentliche Kritik gezogen wurde. Der ZDF-Fernsehrat verurteilte Angriffe auf beide und warb für die Freiheit, „sagen zu können, was ist“. 

Hayali hatte zuvor durch Moderationsentscheidungen und pointierte Fragestellungen oft im Kontext rechter Themen polarisiert. Aber ein konkretes Zitat, das später revidiert werden musste, ist nicht dokumentiert — jedenfalls nicht mit derselben Schlagkraft wie bei Theveßen.

Ihre Rolle ist aus meiner Sicht symptomatisch: sie wird mit in die Debatte gezogen, als Teil der medialen Sensibilität gegenüber „rechten Themen“ und als Klammerfigur zwischen öffentlichen Medien und Kritik an rechter Ideologie. Dafür spricht, dass Hayali in diesem Fall von Rechtskonservativen eine Gesinnung zugeschrieben wurde, die mit der von Anhängern (Befürwortern) von RAF-Verbrechen (klammheimliche Freude) vergleichbar ist.


Warum das Ganze wichtig ist — und was das über Deutschland sagt

  1. Die Eile zur moralischen Verurteilung Der Theveßen-Fall zeigt, wie schnell aus einer ungesicherten Behauptung ein Narrativ wird — und wie schwer es ist, es wieder einzufangen. Wenn schon ein journalistischer Fehler so weit trägt — mit gravierenden Implikationen für Person und Debatte — dann leuchtet ein, warum manche Politiker, Aktivisten und Medien so hart verurteilen: sie wollen möglichst kein Schlupfloch lassen.
  2. Symbolik über Substanz In der deutschen Debatte über Kirk war Theveßen nicht nur Journalist, sondern auch Stellvertreter eines größeren Problems: viele sahen in seiner Fehlleistung einen Hinweis auf das, was sie ohnehin vermuten — ein deutsches Medienmilieu, das konservative Stimmen tendenziell negativ liest. Der Fehler wird zum Zeichen, nicht zum Ausrutscher.
  3. Unangemessene Hierarchien Die ursprüngliche Behauptung erhielt mehr Publizität als die Korrektur. Sehr viele Menschen haben die Aussage über Kirk als Tatsache angenommen — seine Fehlzuschreibung wurde stärker weitergetragen als die Berichtigung. Das zeigt, wie Medienmacht wirkt: mit der ersten Version dominierst du die Erzählung.
  4. Die (unausgehandelte) Polarisierung Wenn in Deutschland auf einen solchen Fehler so schnell mit moralischer Entrüstung reagiert wurde, liegt der Verdacht nahe: Viele Medien und Teile der Öffentlichkeit sind in einer linksliberalen Haltung so verankert, dass Abweichungen von dieser Haltung nicht nur konträr, sondern potenziell gefährlich erscheinen. Der Theveßen-Fall wird so zu einem Kristallisationspunkt: er ist nicht nur ein journalistischer Patzer, sondern Teil einer großen Erzählung über „rechte“ Positionen, deren alleinige Existenz bereits als Bedrohung wahrgenommen wird.
  5. Zurück zur Ausgangsfrage: Warum wurde über Kirk so abwertend berichtet – in Deutschland? Die Einordnung Kirks als „rechtsextrem“ wurde nicht nur durch seine Äußerungen, sondern auch durch solche medialen Verstärkungsprozesse begünstigt. Theveßen gab ihm eine besonders radikale Farbe — die sich dann kaum noch relativieren ließ. Es lässt sich argumentieren: Die überwiegend abwertende Sicht auf Kirk in Deutschland war zumindest teilweise vorverhandelt, durch ein kulturelles und medial-historisches Raster, das rechte Positionen skeptisch, misstrauisch, oft ablehnend liest. Der Theveßen-Fall liefert ein Beispiel dafür, wie solche Lesarten operational werden — über Zuschreibung, Öffentlichkeit und Macht der ersten Darstellung.

Auch im Ausland (z.B. England) wurde über die überzogenen Medienreaktionen in Deutschland berichtet. Hier das Beispiel des Telegraph. Zugegebenermaßen deshalb kein so tolles Beispiel, weil dieses Medium ziemlich konservativ bis recht zu verorten ist.

Horst Schulte

Herausgeber, Blogger, Amateurfotograf

- alleiniger Autor dieses Blogs -

Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

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2 Gedanken zu „Warum gab es in Deutschland besonders krasse Reaktionen zu Kirks Tod?“

  1. Ach Horst, diese ganze Polarisierung und Meinungs-Seziererei geht mir zunehmend auf den Keks. Es gibt ja nichts mehr, was nicht analysiert, zerpflückt, bewertet und bis zur Unkenntlichkeit rezensiert wird. So ist es auch mit Kirk und Hayali.

    Ich lehne jede Form von Extremismus ab, seien es Extrem-Veganer, Extremrechte, Extremlinke, Extremsportler, Extremreligiöse, etc. pp. Die Welt besteht ja nur noch aus Extremen. Ich kann das nicht mehr. Wir sollten uns alle mal zusammenraufen und an einer besseren Welt arbeiten, da wäre die Energie sinnvoll eingesetzt.

    Zu Kirk: er war ein extremer Evangelikaler, ein extremer White-Supremacy-Anhänger, ein Frauenfeind und ein Homosexuellenfeind. Mehr gibt es da eigentlich gar nicht zu sagen. In meinen augen ein als „guter Junge“ getarnter Menschenfeind, der seine Argumentationslinien so aufgebaut hat, dass man keine Angriffspunkte zum Widerspruch hatte.

    Zu Hayali: ich mag Menschen mit Haltung, gerade in dieser Zeit. Dazu gehört auch ein Hape Kerkeling, ein Jörg Kachelmann und einige mehr. Klare Haltung, gegen Menschenfeindlichkeit, und klare Worte.

☀️ Jeder Tag ist ein neuer Anfang.