Wenn ich die Zahlen richtig recherchiert habe, gibt es in Deutschland ca. 40.000 hauptberufliche Journalist:innen. In der Hauptstadt sind ca. 2000 akkreditiert. Die Zahlen in Paris und London sind ähnlich, aber schon eine Nummer kleiner. Die Spannweite von 1000 bis 2000 lässt diesbezüglich Spielräume, die das Problem bei den Zählungen deutlich macht. Nur in Brüssel sollen noch einmal deutlich mehr Journalisten am Werk (akkreditiert) sein. Das sind angeblich mehr als in Washington oder New York.
So viele Leute, die unbedingt immer etwas Neues erfahren müssen. Immer im Dienste der Leser im Kampf um tragfähige Informationen. Das »Tragfähige« scheint im Bedeutungsranking zugunsten ordentlich vieler Klicks etwas abgefallen zu sein.
Wahrscheinlich sind diese Zahlen, sofern sie hinhauen, in den vergangenen Jahren nicht gewachsen. Schließlich hören wir immer nur vom Personalabbau in der Branche. Die, die noch da sind, quälen die Regierung allerdings nach allen Regeln der Kunst. Merz kann davon ein Lied singen. Längst ist einer seiner Tegernsee-Kumpels – der aktuelle Kulturstaatsminister, Journalist Wolfram Weimer – ins Gerede gekommen.
Ich erinnere mich gut, wie sich die rechte Blase und er an seiner Vorgängerin, Frau Roth (Grüne), abgearbeitet hat. Das war typisch und gleichermaßen schrecklich. Dass nun einer ihrer Männer solch merkwürdiges Geschäftsgebaren an den Tag legt, gönne ich denen von Herzen. Zuerst waren es die Artikel von Autoren, deren Texte in Weimer-Publikationen veröffentlicht wurden – leider ohne Wissen derselben. Bezahlt wurde dafür auch nicht.
Inzwischen scheint Weimer unter die Ticketverkäufer gegangen zu sein.
Ihm wird vorgeworfen, über extrem teure Tickets und Sponsorenpakete beim Ludwig-Erhard-Gipfel faktisch den Zugang zu Ministern zu verkaufen und damit sein Regierungsamt mit einem privaten Geschäftsmodell zu verknüpfen. Dass dieser Vorgang als Form des Lobbyismus dargestellt wird, ist typisch für diejenigen, deren Bewusstsein für problematische Handlungen nur aufflammt, wenn es um die Forderung nach auskömmlichen Renten oder Löhnen geht.
Dass Teile der konservativen und rechten Journaille mit Weimer so wenig am Hut haben, hat mich ehrlich überrascht. Ob NZZ, FAZ oder Apollo-News, alle hacken auf Weimer herum und beschreiben die Belastung, die Weimer inzwischen für Merz geworden ist.
Ich erinnere mich an eine Affäre, die der heutigen ähnlich war und über die unser heutiger Ministerpräsident damals sein Amt als CDU-Generalsekretär verloren hat. Das ist der Trost, den ich für Weimer habe: Journalisten vergessen unheimlich schnell. Das wird auch in diesem Fall so sein, schätze ich.



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