Zwischen Ökonomie und Populismus: Homburgs Agenda-Setting und seine Nähe zur AfD

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In seinen Reden und Beiträgen inszeniert sich Ökonomie-Prof. Homburg nicht nur als eine wissenschaftliche Stimme – er orchestriert eine gezielte Themen-Selektion, ein Agenda-Setting in einem (mMn) abzulehnenden Sinne, weil er nicht bloß argumentiert, sondern vielmehr Position bezieht: für eine Partei wie die AfD, die gegen demokratische Institutionen und letzten Endes unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung kämpft. Was hat diesen Drall zum Populismus in unserem Land ausgelöst oder befördert, den man leider bei nicht wenigen Ökonomen feststellen muss?

Professor im Hörsaal
Professor im Hörsaal

Wie die AfD die Enquetekommission des Bundestages als Plattform für ihre spezielle Art der „Kritik an demokratischen Verfahren vorbringt“ und welche Zeugen sie benennt, erkennt man u. a. am Auftritt des Herrn Professor Homburg und seinen sehr speziellen Einlassungen auf seinem YouTube-Kanal (kein Link!). Das Video wurde heute veröffentlicht. Das Interesse eines Teils unserer „Öffentlichkeit“ ist gewaltig (Klicks). Wenn das der Aufklärung von Fehlern im Zusammenhang mit der Corona-Politik und den damit verbundenen Maßnahmen dienen soll, frage ich mich, weshalb die Urteile seitens eines gewissen Publikums der Veranstaltung schon so lange feststehen.

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Zunächst das Vorgehen: Homburg wählt nicht zufällig Themen aus – Corona, Freiheit, Impfstoffe, „Notstand“, „Regierungsmaßnahmen“ – und stellt sie so dar, dass sie nicht mehr primär fachlich diskutiert erscheinen, sondern als Angriff auf die etablierte Ordnung. Damit schafft er drei Effekte zugleich:

  • Er grenzt die wissenschaftliche Debatte ab und ersetzt sie durch Politisierung („Es geht hier nicht um Epidemiologie, sondern um Freiheit“).
  • Er schwächt das Vertrauen in Institutionen – in Parlamente, Kommissionen, Expertenarbeit. Diese sollen nicht mehr als legitime Instanzen erscheinen, sondern als Teil einer „Agenda“, die Homburg implizit kritisiert.
  • Er öffnet eine Tür zur populistischen Opposition: Die Alternative-für-Deutschland-Nähe wird subtil, aber konsequent spürbar – z. B., wenn er sagt: „Man findet bei der AfD nichts Extremes“. 

Nun zur Parteilichkeit: Wenn jemand in einem vermeintlich wissenschaftlichen Beitrag (Sitzung der Enquetekommission) einen Artikel verlinkt, der die Situation der AfD thematisiert – im Umfeld einer Auto­abbrenn-Geschichte –, dann ist das natürlich kein neutraler Hinweis. Homburg macht damit Sichtbar- und Verbindungsarbeit zwischen seinem Themenfeld und der AfD-Thematik. Er setzt einen Link – und dieser Link fungiert als Ouvertüre zur nachfolgenden politischen Botschaft: „Seht, hier passiert etwas, das mit dieser Partei zu tun hat.“ Das ist weit mehr als Information; das ist in meinen Augen Partizipation an der politischen Opfer-Erzählung der Rechtsextremen. Was nicht heißt, dass ich den Vorgang, wie Linksextreme dies taten, akzeptabel fände. Die AfD führt nichts Gutes im Schilde, auch wenn ein erschreckend großer (zunehmender) Teil der Bevölkerung das aus Gründen bewusst zu übersehen scheint.

Lieber Krebs als Plörre von Biontec
Zitat: Homburg

Noch gravierender: Homburg hat sich selbst auf einem AfD-Parteitag präsentiert – früher als Ökonom noch im Establishment unterwegs, heute als Kritiker der „Regierung“. Medien berichten, wie er sich von seinem früheren Umfeld abwendet und sich auf die Seite jener stellt, die das System in Frage stellen. 

Deshalb: Dieser Mann beschädigt das Vertrauen in demokratische Institutionen. Nicht nur weil er sie kritisiert – das ist legitim –, sondern weil er die Legitimität infrage stellt, und zwar systematisch. Er suggeriert: „Diese Institutionen sind Teil der Agenda, nicht des Schutzes.“ Damit begünstigt er narrative Räume, in denen die AfD nicht als Partei unter vielen erscheint, sondern als Opfer, als Widerstandsbewegung. Und das ist gefährlich: Wenn Demokratie nicht mehr als Schutzraum verstanden wird, sondern als Teil eines „Systems“, dann öffnen sich Türen für jene Kräfte, die eben dieses System ersetzen wollen.

#FallBeschreibungQuelleIndizwirkung*
1Vortrag beim „Corona-Symposium“ der AfD-Fraktion im BundestagHomburg spricht bei einer Veranstaltung, die von AfD-Bundestagsfraktion organisiert wurde. Rede-Videohoch
2Aussage: „Man findet bei der AfD nichts Extremes“In einem Interview behauptet Homburg, bei der AfD sei „nichts Extremes“ zu finden. YouTube / Facebookhoch
3Verurteilung wegen Verwendung der Parole „Alles für DeutschlandHomburg wurde verurteilt wegen Gebrauch dieser historischen Parole, im Kontext von Rechtsextremismus. Artikelmittelhoch
4Beteiligung bei Medien mit AfD-nähe & Querdenken UmfeldArtikel beschreibt Homburg als „Wortführer“ der Querdenken-Szene mit Nähe zur AfD. Interviewshoch
5Einladung und Auftritt beim Wirtschaftsrat der CDU mit extrem-kritischem TonZwar keine direkte AfD-Plattform, aber Kontext mit Begriffen wie „Desinformation“, „Schwurbel-Professor“. Zeigt Ausrichtung. Artikelmittel
6Instagram/Reel mit „Man findet bei der AfD nichts Extremes“ AusschnittKurzclip, verbreitet Thema der Relativierung der AfD. Social Mediamittel
7Wikipedia-Eintrag: Homburg nahm 2023 teil am Corona-Symposium der AfDEnzyklopädische Erwähnung seiner Beteiligung bei AfD-Veranstaltung. Wikipediamittelhoch
8Frühere Vortragstätigkeit bei AfD-Parteitag 2015Laut Artikel: Homburg hielt im Jahr 2015 einen Vortrag auf einem AfD-Parteitag in Bremen. Artikelhoch
9Verwendung von Provokation gegenüber Institutionen („Impfzwang“, „Maßnahmenkritik“)In Medien-Bericht: Kritische Haltung zu Impfstoff, Corona-Maßnahmen, Institutionen. Artikelmittel
10Verlinkung / Thematisierung AfD-Personen im Umfeld – Hinweis auf Verbindung von ThemenZwar kein direkter Link-Nachweis hier, aber das Muster zeigt Verwendung von AfD-Bezug als Mittelpunkt in Homburg’s Kommunikation. eigene Analysemittel

In der Summe: Sein Agenda-Setting ist kein akademisches Neben­produkt. Es ist politisch. Seine Parteilichkeit ist aktiv. Wer gezielt Themen setzt, bestimmte Verbindungen sichtbar macht und Institutionen und Regierungsentscheidungen in dieser Art und Weise in Frage stellt – der sollte sich über Kritik nicht wundern. Er vertritt die Haltung, die mir insbesondere im aktuellen Kampf um den Fortbestand der Demokratie doch gewaltig auf den Zeiger geht.

Homburgs Aussagen sollten nicht bloß vor dem Hintergrund der vernünftigerweise abzuarbeitenden Fehlerliste im Kontext mit Corona bewertet werden, sondern seine Funktion im politischen Raum muss klar benannt werden. Er gilt für mich als der typische Vertreter der AfD-Agenda, die in ihren Grundzügen undemokratisch ist. Ich nehme ihn als eine Person wahr, die Teil einer Bewegung ist, die Vertrauen in Demokratie untergräbt.


Horst Schulte

Herausgeber, Blogger, Amateurfotograf

Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe auf dem Land.

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