Was ist es, das mich im Internet kaufen lässt? Faulheit und Bequemlichkeit? Schwingt vielleicht auch ein bisschen Dummheit mit? Shoppen ist ja eigentlich auch nicht mein Ding.
Mit Ebay, Amazon und iTunes habe ich meine ersten „Geschäfte“ im Internet gemacht. Bei Ebay habe ich (vor Jahren) probiert, Teile unseres Hausstandes, den wir im Keller zwischengelagert hatten, zu Geld zu machen. Anderen ist das besser gelungen. Ein Bekannter hat via Ebay seinen Keller entrümpelt. Alles musste raus und bei ihm hat das richtig gut geklappt.
Bevor ich überhaupt mal einen Gedanken an die möglichen Schattenseiten des Online-Handels gedacht habe, waren Jahre ins Land gegangen. Mein Konto bei Amazon hatte ich schon seit Mitte/Ende der 90er Jahre. Nach der ARD-Reportage über gewisse Missstände im Unternehmen vom Februar 2013 habe ich mein Konto gelöscht. Ich wollte endlich auch mal konsequent sein. Dazu gab es unterschiedliche Meinung. Amazon ist ziemlich beliebt – bei den Internet-Nutzern.
Bis zu meinem 60. Geburtstag im Dezember 2013 hat meine Amazon-Abstinenz gehalten. Dann erhielt ich das Geschenk meiner KollegInnen. Ihr könnt es euch denken: Es war ein Amazon-Gutschein. Also habe ich ein neues Konto angelegt und mir die dringend benötigten Dinge am gleichen Tag bestellt.
Mit iTunes verbindet mich ebenfalls eine langjährige Verbindung. Um die Tausend Euro, vielleicht etwas mehr, werde ich allein in Filmen und hauptsächlich in CD-Alben ausgegeben haben. Vor einigen Jahren hat sich das schlagartig geändert. Zuerst war ich Premium-Kunde bei Simfy, dann bei Spotify. Ich weiß gar nicht mehr, wie Musikhören früher überhaupt funktioniert hat. 🙂
Seit 2004 gehöre ich zu den Ignoranten, die durch den permanenten Kauf von Espresso-Kapseln die Umwelt schädigen. Nespresso nimmt am Dualen System teil. Und wir praktizieren Mülltrennung. Ein schlechtes Gewissen habe ich trotzdem. Trotzdem haben wir uns erst kürzlich eine neue Nespresso-Maschine gekauft. Aber mir schmeckt Nespresso viel besser als die Produkte der anderen Anbieter.
Kann es eine Rechtfertigung dafür geben, die falschen Dinge zu tun? Nur weil man vielleicht glaubt zu wissen, dass die meisten anderen Menschen über die Auswirkungen ihres Handels sich ebenfalls keinen Kopf machen? Alle haben ihre Argumente: ob es die anderen sind, die es ja auch tun oder das eigene Einkommen einem gar keine andere Wahl lassen.
Bankgeschäfte wickeln wir immer noch in der tradionellen Art und Weise ab. Wir gehen in die Filiale unserer Kreissparkasse. Homebanking kommt uns nicht in die Tüte. Trotz meiner hohen Internet-Affinität kam das bisher für uns nicht infrage.
Wir beschweren uns darüber, dass es in unserer Gesellschaft immer weniger Solidarität gibt. Aber üben wir sie selbst im Rahmen unserer persönlichen Möglichkeiten noch aus?
Ihr findet, ich Schweife vom Thema ab? Ich will erklären, warum ich auf diesen Punkt im Zusammenhang mit dem heutigen Thema des Webmasterfriday „Online-Shoppen – Was ist Euch wichtig?“ eingehe.
Unser kaum mehr vorhandener Sinn für Gemeinschaft und die explosionsartige Entwicklung des Online-Handels offenbaren Parallelen. Vielleicht ist es für manchen naheliegend, mir fehlendes Verständnis für technische oder wirtschaftliche Zusammenhänge vorzuhalten oder – noch einfacher – festzustellen, dass ich schlicht zu alt bin, um die Segnungen unseres Zeitalters zu würdigen. So, wie es einer der bedeutenden deutschen Internet-Unternehmer Oliver Samwer (der Mann hat immerhin Wirtschaft in Oxford und Harvard studiert) gerade gemacht hat, als er sagte: „Sie sind zu alt, um das zu verstehen„.
Für ihn sind Geschäfte Mittelalter. Herr Samwer weiß wohl, wo er seine Knete investiert. Er ist erfolgreich. Auch mit Zalando. Jedenfalls sind die Umsatzsprünge des Unternehmens beeindruckend, die Gewinne bleiben – wie man immer wieder liest – noch aus. Das Retourenverhalten der Kunden muss erst noch in den Griff bekommen werden. Gewinne wird man vermutlich erst machen, wenn man die Umerziehung der Kunden hinbekommen hat. Das kann wahrscheinlich dauern.
„Bei Ihren letzten Bestellungen haben Sie sieben von acht Artikeln zurückgesendet und damit eine sehr hohe Retourenquote von 87 Prozent. Retouren verursachen nicht nur hohe Kosten. Für die Zeit zwischen Bestellung und Retoure sind die Artikel nicht auf www.zalando.de für andere Kunden verfügbar. Diese Kunden können dann ihren Wunschartikel nicht finden. Da wir allen Kunden ein möglichst umfangreiches Sortiment präsentieren wollen, möchten wir Sie bitten mitzuhelfen, Retouren zu vermeiden.“ LINK
Renditekiller Retouren: Auch Zalando hat sich Finger verbrannt – Handel + Dienstleister – Unternehmen – Handelsblatt
Von sowas lassen die Internet-Unternehmer sich nicht abhalten. Die veränderte Wettbewerbssituation führt zwangsläufig zu dramatischen Verwerfungen im traditionellen Handel. Dagegen ist kaum etwas zu machen. Aber eins sollte uns vielleicht in diesem Zusammenhang klar werden. Wir sprechen hier nicht über Strukturwandel in einem Sinne, wie wir ihn in den letzten Jahrhunderten schon häufig durchgemacht haben.
Die Globalisierung hat vielen Erfolg beschert. Allerdings ist die Zahl der Verlierer wohl größer als Politiker uns das in diesem Zusammenhang immer weismachen wollten. Die Lage in Deutschland mag das nicht so dramatisch widerspiegeln. Ein Blick in den Süden Europas oder nach Afrika macht die Situation deutlich.
Der Handel via Internet sorgt mit dafür, dass nach den Industriearbeitsplätzen, die in großer Zahl der Globalisierung zum Opfer fielen, künftig die Zahl der zudem schlecht bis sehr schlecht bezahlten Arbeitsplätze im Bereich der Dienstleistung auch noch zurückgehen wird.
Amazon ist zum Beispiel dabei, die ohnehin nicht üppig bezahlten Logistikarbeiter durch Roboter zu ersetzen. Dann muss man mit den deutschen Gewerkschaften auch nicht mehr darüber streiten, ob nun der Logistik- oder Handelstarif gelten soll.
Wir fahren jetzt nach Grevenbroich. Dort sind heute die Geschäfte ganz lange auf. Ich brauche noch ein paar Schuhe. Da muss ich halt mit. Im Internet wäre es bequemer. Aber wir geben unser Geld lieber dem Einzelhandel!
Hallo Horst,
du hast schon Recht, durch den Internethandel fallen Jobs im normalen Handel weg. Und so richtig umweltfreundlich ist das Hin- und Herschicken von Paketen auch nicht. Vielleicht ändert sich ja jetzt etwas, da die Käufer die Retouren selber bezahlen müssen. Es sei denn, der Händler verzichtet auf dieses neue Recht. Muss man mal abwarten, ob das einen Einfluss hat.
Viele Grüße
Ann-Bettina
@Ann-Bettina: Schön, dass du wieder einmal hier bist und kommentierst. Vielen Dank dafür.
Ich weiß natürlich, dass meine Einwände altmodisch klingen und deshalb von vielen belächelt werden dürften. Außerdem wird sich an den Gegebenheiten kaum etwas ändern. Auch deshalb, weil diese Angebote unserer
FaulheitBequemlichkeit sehr entgegenkommen. 🙂Aber man muss halt auch ein Auge auf die andere Seite haben. Wenn wir uns einerseits darüber beklagen, dass die Innenstädte immer unattraktiver werden, hat das selbstverständlich auch mit unserem eigenen Verhalten zu tun. Wer alles im Internet holt, gibt dem stationären Handel keine Chance. Er raubt ihm die Zukunft. So brutal das klingt, es ist einfach so.
In 10 Jahren werden diese Dinge sich verfestigt und natürlich auch wieder verändert haben. Dann sind wir klüger und vielleicht sogar ein Stück weit ernüchtert.
Hallo zusammen!
@Ann-Bettina: Rein theoretisch muss der Kunde die Retouren jetzt selbst bezahlen. Das das in kurzfristiger Zukunft wirklich eintreten wird, ist kaum anzunehmen. Denn wer sein Recht als Händler umsetzt, wird zwangsläufig Kunden verlieren.
@Horst: Nur mal so nebenbei: Mit diesen Kaffeeautomaten schädigst Du nicht nur die Umwelt, sondern auch Deine Gesundheit. Mir ist nicht nur erst ein Bericht darüber über den Weg gelaufen, das die Geräte mit jeder Füllung auch ihre Gifte in die Tassen leiten.
Wobei man wohl einschränken muss, das es auf die Maschine ankommt, ob Edelstahl (angeblich giftfrei) oder Aluminium für den Erhitzungskreislauf verbaut sind.
Und was diesen Sam(-)wer (?) angeht: Hochmut kommt / käme nicht zum ersten Mal vor dem tiefen Fall. Für mich ist das ein arrogantes Arschloch – und dabei hab ich den Namen eben zum ersten Mal gelesen. Aber was da im Bericht zu lesen ist, ist für mich zum reihern.
@Marcus: Danke für deinen Kommentar, Marcus. Ich habe mich natürlich auch dafür interessiert, was Nespresso und die anderen Anbieter solcher Kapselsysteme so alles tun, damit die zum Teil hysterisch geführte Diskussion nicht weiter angefeuert wird. Ich fand den Bericht im Fokus ganz aufschlussreich. http://www.focus.de/wissen/klima/tid-25793/oeko-bilanz-von-kaffeekapseln-weniger-kaffee-fuer-mehr-muell-und-mehr-geld-das-problem-der-aluminium-kapseln_aid_752526.html
Das Thema Gift hat mich auch beschäftigt: http://kaffeewacht.wordpress.com/2010/01/14/aluminiumvergiftungen-durch-kapselkaffee/
Ehrlich gesagt, nehme ich diese Hinweise zwar ernst. Aber ich bin nicht bereit, auf meinen Nespresso zu verzichten. Für einen guten Espresso musst du ansonsten viel mehr Geld bezahlen und es gibt so viele Hinweise (bei allen möglichen Produkten) auf mögliche Gefahrenquellen (auch Vergiftungen), dass man ohne Skrupel kaum noch ein Lebensmittel konsumieren kann. Ich trinke in der Woche max. 5 Espressi und das schon über Jahre. Bisher habe ich keine negativen Auswirkungen bei mir festgestellt. Bisschen Risiko hat man leider bei vielen Sachen. Die Meinungen in der Öffentlichkeit gehen zu diesem Thema ja auch weit auseinander. Wir haben übrigens eine Edelstahl-Maschine, also keine aus Alu.
Hallo Horst, es gibt schon viele Dinge des Lebens, die ich online nicht kaufen würde. Und dazu zählen definitiv Schuhe. Das muss „passen“. Ich glaube, ich kann für mich sagen, dass ich unseren Einzelhändlern nicht schade, mit den relativ wenigen Dingen, die ich online kaufe.
Heut verfolgt mich das Thema Kaffeemaschine. 😉
Das war meine letzte Online-Errungenschaft, nachdem wir mehrere Läden real abgeklappert hatten, und auch fragten, ob man uns die gewünschte Maschine besorgen könne. Das wurde aber abgelehnt.
HG Hans
@Hans: Schön, dass du mal wieder hier bist, Hans. Danke für deinen Kommentar.
Schuhe habe ich auch noch nie im Internet gekauft. Wie viele andere Dinge auch nicht. Musik ist ok, Bücher, Fotoapparate, Objektive, WP-Themes, Software und besagten Espresso. Das sind so die Sachen, die ich schon oft im Web bestellt habe. Außerdem habe ich mal einen Akku für mein Notebook gekauft – ein voller Erfolg 🙁 https://2bier.de/wer-schickt-schon-einen-akku-per-einschreiben/ 🙂
Ich finde es übrigens fair, wenn man Produkte bewusst im Einzelhandel kauft. Umgekehrt empfinde ich es als äußerst unfair, wenn man sich dort ausführlich beraten lässt und dann den Kauf übers Internet erledigt. Ich würde meine Stereoanlage oder meinen Fernseher übrigens niemals im Web kaufen.
Lieber Horst,
ich gebe dir grundsätzlich in vielen Punkten recht. Und auch ich bin ein bequemer Mensch, allerdings lebe ich auf dem Land, wo das Einkaufen nicht so einfach ist wie für Menschen, die in der Stadt leben. Hier im Dorf gibt es einen Supermarkt, der zwar gut bestückt ist, aber der nächste Elektronikladen ist schon mal 20 Kilometer entfernt. Deshalb finde ich es ausgesprochen praktisch, meinen Elektronikbedarf übers Internet zu kaufen.
Bücher kaufe ich nicht im Buchladen, den es hier zwar gibt, sondern auch bei Amazon, allerdings kaufe ich sehr viele Bücher und deshalb meistens gebraucht.
Bankgeschäfte übers Internet abwickeln zu können, finde ich klasse, weil es da keine Öffnungszeiten gibt.
Musik kaufe ich ebenfalls über iTunes, weil es ruckzuck geht.
Und zum Schluss noch eine Frage: Bei wem kaufst du deine Wordpress-Themes? Ich habe mir gerade eines zugelegt: „X“ heißt es und ich bin noch am Rumfummeln … die Vielseitigkeit dieses genialen Themes ist klasse, aber da muss man sich erstmal schlau machen.
Viele Grüße vom Ammersee – Renate
Hallo Renate, herzlich Willkommen hier im Netzexil und schönen Dank für deinen netten Kommentar.
Die Dinge verändern sich und es wird niemand die Macht haben, diesen Zug aufzuhalten. Die Veränderungen im Handel werden uns in nächster Zukunft noch sehr beschäftigen. Ich weiß nicht, ob überwiegend im positiven oder im negativen Sinne. Es gibt zweifellos viele Vorteile für uns Kunden. Aber die Nachteile dürfen wir dabei nicht übersehen.
Musik kaufe ich nur noch in Ausnahmefällen. Ich nutze seit einigen Jahren Streamingdienste. Für Spotify zahle ich für die Premium-Version 9,99 Euro monatlich und bin mit der Leistung wirklich sehr zufrieden. Auch die Qualität der gestreamten Titel ist in Ordnung.
Du schreibst, dass du als Wordpress – Theme „X“ gekauft hast. Ich vermute, du hast das mit einem kleinen Augenzwickern getan. Hier läuft dieses Theme nämlich auch (Stack: Renew). Gekauft habe ich es bei Themeforest.net.
Ich habe ein bisschen Zeit gebraucht, bis ich die richtige Wahl unter den vielen möglichen Layouts für mich getroffen hatte. Ohne Anpassungen geht das bei mir nie ab. 🙂 Aber so bin ich wirklich auch ganz zufrieden. Wenn du Hilfe brauchst, melde ich einfach bei mir.
Nachteil dieses Themes ist, dass Anpassungen ein bisschen aufwändiger sind als bei normalen Wordpress-Themes.