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Peter Frey und die sinnlose Diskussion mit der AfD

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Peter Frey (ZDF), der mich schon wäh­rend der Diskussion mit der AfD in Dresden mehr als Gniffke beein­druck­te, hat in die­sem Gastbeitrag sei­ne Sicht auf sei­ne Eindrücke nach­denk­lich, in kon­struk­ti­ver Art und Weise zusammengefasst.

Ich fürch­te, es wird für Vertreter des ör Rundfunks auch in Zukunft nicht leich­ter wer­den mit „die­sen Leuten” einen Dialog zu führen. 

Kürzlich las ich irgend­wo, wie extrem sich die Gesellschaft in den Vereinigten Staaten ver­än­dert hät­te. Dort reden die Menschen der bei­den Lager angeb­lich schon gar nicht mehr mit­ein­an­der, sie zie­hen sich statt­des­sen mehr und mehr in ihre Filterblasen zurück. 

Wir ken­nen das als Polarisierung der Gesellschaft. Ich kann mir nicht vor­stel­len, dass es dort wirk­lich so schlimm ist. Andererseits bekom­men wir alle mit, dass sich die Form, die Art und Weise der Auseinandersetzungen – auch bei uns – über wich­ti­ge und kon­tro­ver­se Themen enorm ver­än­dert hat. 

Nicht nur die vie­len Frage- und Problemstellungen unse­rer Zeit ver­un­si­chern die Leute, son­dern zuneh­mend scheint es auch unse­re eige­ne Unfähigkeit zu sein, uns über mög­li­che Lösungen im Diskurs aus­zu­tau­schen. Wir schei­nen nicht mehr kom­pro­miss­wil­lig zu sein. Das ist sehr schlimm und gefähr­lich. So wie das Wort Toleranz von rechts­na­tio­na­len Kräften ver­ächt­lich gemacht wird, trifft dies auch mehr und mehr auf den Kompromiss zu. Dabei gehört er zum Wesen einer Demokratie.

Der Hauptakteur und Gegenpol zu mir und mei­nem öffentlich-​rechtlichen Kollegen auf dem Podium wur­de der Saal: Die Reaktionen, Ablehnung, gele­gent­lich Häme, die uns ent­ge­gen­schlug, blei­ben mir als Haupterfahrung von die­sem Abend zurück. 

Peter Frey, ZDF

Wer sich die Diskussion in Dresden ange­se­hen hat, der muss zum glei­chen Ergebnis kom­men wie Peter Frey. Es ist eine gro­ße Herausforderung, auf die­ser Grundlage zu diskutieren.

Gebildete Menschen

Die AfD legt doch allent­hal­ben so gro­ßen Wert auf den hohen Anteil von Akademikern, nicht nur in der Spitze der Partei. Wie kann es unter die­ser Voraussetzung sein, dass sich gebil­de­te Menschen, so vie­le AfD – Fans und ‑Wähler sich von die­ser arm­se­li­gen Seite zei­gen? Mir ist das ein Rätsel. Ich bin auch wütend. Ich muss mir immer wie­der den Vorwurf gefal­len las­sen, dass ich nicht zuhö­ren wür­de und ideo­lo­gisch ver­blen­det wäre. 

Ehrlicherweise kann ich nicht abstrei­ten, dass ich in Diskussionen bestimmt nicht immer ein­fach zu neh­men bin. Ich kann aber auch ein­ste­cken. Aber die­se Unarten haben Menschen schon immer gehabt. Und dass sie sich das gegen­sei­tig vor­hal­ten, ist ja auch nichts Neues mehr. Es muss also um viel mehr gehen. Vielleicht trifft es auch zu, dass Linke die gene­rel­le Neigung haben, sich mora­lisch auf­zu­spie­len. Nur erklärt mei­nes Erachtens auch das nicht die­se mili­tan­te Aversion der AfD – Wähler und ihrer Führung gegen die angeb­lich links-​grün-​versiffte Medien- und Altparteien-Landschaft.

Abgesehen von der offen gezeig­ten anti­de­mo­kra­ti­schen Haltung eini­ger Protagonisten der AfD gehö­ren, wie wir aus Wahlanalysen wis­sen, doch zum so genann­ten Establishment. Unter wel­chen Voraussetzungen ist es also erklär­bar, dass gebil­de­te Leute, die selbst zum Establishment die­ses Landes gehö­ren, sich qua­si selbst bekämp­fen? Alles Show!?

Die Migrationspolitik der Regierung stand ursprüng­lich im Mittelpunkt der AfD-​Kritik. Durch die­sen Streit eröff­ne­te die Partei ihren völkisch-​rechtsnationalen Kräften das Feld einer grund­sätz­li­chen Systemkritik. Längst hat sich bei vie­len AfD-​Leuten eine Demokratiefeindlichkeit mani­fes­tiert, die sich auch in Aussagen ihres Vorsitzenden wie­der­fin­det. Gaulands Ausfälle gegen die Medien und poli­ti­sche Mitbewerber war in der Partei will­kom­men, wur­de im Feld „ange­rei­chert”, zuge­spitzt und über die sozia­len Medien verbreitet.

Keine Rechtsextremisten in der AfD?

Trotzdem behaup­ten Parteifunktionäre in Dauerschleife gegen Rechtsextremisten in ihrer Partei vor­zu­ge­hen. Wer herrscht in der Thüringer AfD oder in Brandenburg?

Dass die AfD in den hes­si­schen Landtag ein­zieht war nicht zu ver­hin­dern. Sie hat gegen­über der letz­ten Wahl ordent­lich zuge­legt aber ihr Ergebnis liegt ande­rer­seits (nur) auf dem Level, das sie bun­des­weit im September letz­ten Jahres erzielt hat (12,7%). Die AfD steht deutsch­land­weit also nur des­halb so gut da, weil sie im Osten so stark ist. Danke dafür.

Der Versuch von Peter Frey und Kai Gniffke mit der AfD ins Gespräch zu kom­men, war zum Scheitern ver­ur­teilt. Die Parteibasis ist radi­kal und radi­ka­li­siert sich wei­ter. Ein offe­ner Dialog ist auch des­halb nicht mög­lich, weil die Leute sich verschließen. 

Die Parteiführung unter­stützt ihre Basis nach Kräften, sie fun­giert als Taktgeber der Radikalisierung. Die AfD-​Mitglieder sind oft nicht mehr dis­kus­si­ons­fä­hig oder ‑wil­lig und offen gestan­den habe ich für mei­nen Teil auch kei­nen Bock mehr, mich immer über die glei­chen Themen mit sol­chen Menschen in die Wolle zu bekommen.

Initiativen wie #Wirsindhier müs­sen in die­ser Phase ver­zwei­felt schei­tern. Hoffentlich tun sie es nicht. Und hof­fent­lich wird die gute Absicht nicht auch noch von denen kon­ter­ka­riert, die ihren Hashtag ein­fach okku­piert haben.


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