Gesellschaft

Das Entsetzen im Vergleichsmaßstab

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Weil sich die Medien nicht adäquat um das Entsetzen und die Verurteilung der Gruppenvergewaltigung von Freiburg gekümmert haben, nehmen die Rechtsextremen das Heft mal wieder in ihre Hände. 

Die Rechten reagieren mit bewährten und inzwischen typischen Diffamierungsaktivitäten in den sozialen Medien und auf den Straßen. Es geht diesen Feinden der Demokratie darum, größtmöglichen politischen Profit aus solchen Verbrechen zu schlagen. Es ist so einfach, ein Verbrechen wie die unmenschliche Gruppenvergewaltigung von Freiburg zu instrumentalisieren, weil das niemanden kalt lässt. In diesem Spannungsfeld sind Politiker, die als Vertreter eines Systems denunziert werden, dem die Verantwortung für jedes Verbrechen von Migranten zugeschrieben wird, ganz schön allein.

Wie abgesumpft und intellektuell erschöpft müssen diejenigen sein, die der AfD glauben, dass Merkel, ihre Regierung und die übrigen  „System- oder Altparteien“ dafür verantwortlich ist, dass Migranten Verbrechen verüben und dass es ohne die Migration solche Verbrechen gar nicht gäbe? Wäre Adolf Hitler nicht Kanzler des Deutschen Reiches geworden, hätte es keine 60-70 Millionen Toten in Europa gegeben?  Das kann man nicht vergleichen? Natürlich nicht. Es ist ein Denkanstoß.

500 Gruppenvergewaltigungen in Deutschland in 2012

Als sich in Indien vor ein paar Jahren Gruppenvergewaltigungen in Serie ereignet haben, habe ich an anderer Stelle ein paar Beiträge dazu geschrieben. Ich war so entsetzt darüber, dass ich schrieb, die Männer hätten sich Tiere aufgeführt, ihre Taten seien unsagbar grausam gewesen. Sie seien keine Menschen, fand ich. Welch ein Urteil? Was steckt hinter solchen pauschalen Zuweisungen? Es war zum einen ein Affekt und zum anderen wohl ein hoher Grad von schierer Hilflosigkeit, die etwas macht mit jedem, der von solchen Verbrechen hört. 

Herr Horn, Bürgermeister von Freiburg, hat zu dem schlimmen Verbrechen in seiner Stadt einen Facebook-Beitrag geschrieben. Aus meiner Sicht war der Text angemessen und verantwortungsvoll. Er appellierte an seine MitbürgerInnen, nicht zu verallgemeinern und nicht alle Migranten für das Verbrechen verantwortlich zu machen und über allem Entsetzen nicht die Notwendigkeit der Differenzierung zu vergessen. Der Mann wurde mit dem Tod bedroht. Die Staatsanwaltschaft ist eingeschaltet.

Abgesehen von unseren menschlichen Reaktionen auf solche barbarischen Taten hat uns eine starke Bereitschaft erfasst, irgendwelchen Geschehnissen einen Superlativ zu verpassen. Es gibt Menschen, die schreckliche Dinge, die keiner verstehen und erklären kann.  

Gruppenvergewaltigungen – in Deutschland weisen die Kriminalstatistiken mehrere Hundert in jedem Jahr aus. Sie geschehen auf offener Straße ebenso wie im häuslichen Umfeld. 2012 wurden laut Bundeskriminalamt rund 6,5 Prozent aller angezeigten Vergewaltigungen und sexuellen Nötigungen von Gruppen begangen – also etwa 500. Für das Jahr 2017 weist die Kriminalstatistik 258 solcher Fälle aus, was einer Halbierung der Fallzahlen entspricht.

Quelle

Es gibt Vorschläge aus der AfD und parallel vom Tübinger Bürgermeister, Flüchtlinge mit einer Ausgangssperre zu belegen. Während Meuthen, AfD, das für alle Flüchtlinge gern eingeführt sehen würde, hat Boris Palmer, Grüne, bei diesem Vorschlag diejenigen im Auge, die bisher schon auffällig waren. Leider geschieht es immer noch, dass Polizei und Justiz ihren Job nicht gut machen. Leider existiert ein tieferliegendes Problem, das wir mit kurzatmigen Maßnahmen solcher Art nicht lösen werden. 

Viele Migranten wurden in patriarchalische Strukturen sozialisiert. Der Kriminologe Rudolf Egg erläutert in diesem Interview, dass Männer aus solchen Kulturen anfälliger für Verbrechen dieser Art seien. Ich finde das auch anhand der Erfahrungen in der Kölner Silvesternacht nachvollziehbar. 

Egal, ob und wie wir mit solchen Verbrechen klarkommen und wie bald sich die Aufregung legen wird, ich finde interessant, wie wenig Blogger sich mit diesem Fall bisher auseinandergesetzt haben. Die Medien haben viel darüber berichtet. Insofern sind die üblichen Vorwürfe der AfD und ihrer Spießgesellen falsch. Aber die Google – Suche ergibt bei Blogs nur einige Treffer. Und das sind die üblichen rechtsextremen Hetzblogs, die wir alle so unendlich liebhaben. Die Unterstützer einer liberalen Flüchtlingspolitik sind in diesem Fall äußerst zurückhaltend. Aber ich mag mich irren. Vielleicht verlinkt ihr Beispiele in den Kommentaren?!

Was an praktischen Vorschlägen auf dem Tisch liegt, muss ich vielleicht nicht unbedingt wiederholen. Ich mach’s aber trotzdem, weil dieses Verbrechen dafür Anlass genug ist. 

Die Informationen fließen spärlich. Es liegt deshalb der Verdacht nahe, dass die Öffentlichkeit wirklich getäuscht werden soll. Die Behörden können das Misstrauen auf diese Art und Weise nicht entkräften:  München: Mädchen von sechs Männern vergewaltigt?  | Stadt München Das waren auch Flüchtlinge.

Seit dem Terror der Silvesternacht in Köln haben Polizei und Justiz immer und immer wieder versagt. Nun kann man sagen, dass die fehlende Personalstärke, auf die ja alles zurückzuführen sein soll, noch längst nicht ausgeglichen ist. Aber wir sind immerhin ein paar JAHRE weiter und erleben eine Fehlleistung nach der anderen. Dazu gehört aus meiner Sicht, dass Täter spätestens nach ihrer Haft in ihre Heimatländer abgeschoben werden. Die Leute, die längst hätten aus dem Verkehr gezogen werden müssen, leben weiter unter uns und greifen unschuldige Menschen an. Das soll auch in Freiburg wieder der Fall gewesen sein. Ich weiß nicht, ob man solche Fehler der Polizei entschuldigen kann und ob der Begriff „düstere Details“ richtig gewählt ist. 

Darüber, inwieweit die hohe Zahl von jungen Männern unter den Flüchtlingen ein spezielles Problem darstellt, vermag ich nicht zu sagen. Viele dieser Leute sind ohne eine sinnvolle Beschäftigung, was höchstwahrscheinlich zu Aggressionen und „verrückten Gedanken“ führen wird. Wir haben eine riesige Zahl von Flüchtlingen im Land aufgenommen. Zwischendurch hören wir, dass die Integration auf einem „guten Weg“ sei und einige Hunderttausend Migranten in Arbeit gebracht werden konnten. Das ist schön.

Aber was ist mit denen, die uns unsere Gastfreundschaft danken, in dem sie Mädchen von 18 Jahren gnadenlos und brutal vergewaltigen? Und solche Leute werden wir noch nicht einmal wieder los, wenn sie denn die paar Jahre abgesessen haben, zu denen eine viel zu nachsichtige Justiz sie (vielleicht) verurteilen wird. Darüber kann man nicht nur sauer, sondern richtig böse werden. 

Und trotzdem war Merkels Flüchtlingspolitik richtig! 

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Quelle Featured-Image: HorstSchulte.com

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