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Hat Facebook die Kritik verdient?

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Vielleicht sind die Algorithmen von Amazon viel bes­ser als die, die Facebook oder Google ein­set­zen? Ist die Daten-​Sammelwut von Amazon und der Umgang damit so grund­ver­schie­den von dem, was Facebook aktu­ell vor­ge­wor­fen wird?

Die user­spe­zi­fi­schen Informationen wer­den von Amazon jeden­falls sehr effek­tiv ein­ge­setzt. Also ist Datensammelei Voraussetzung für ein funk­tio­nie­ren­des Geschäftsmodell. Amazon-​Kunden wer­den wis­sen, wovon ich spreche.

Es genügt ein rudi­men­tä­rer Eindruck, um zu ver­ste­hen, wel­che Bedeutung Daten auch für Amazon haben. Der Blick in die Rechenzentren, die Serviceangebote oder auf die Analyse – Software schär­fen das Bild. Die Post, so las ich in die­sen Wochen, soll mit dem Verkauf von Kundendaten auch heu­te noch einen schwung­haf­ten Handel betrei­ben. Von den Adressenverlagen hört man heu­te weni­ger. Umstritten war deren Tätigkeit schon vor Jahrzehnten.

Das Geschäftsmodell von Facebook ist nicht ein­zig­ar­tig. Als ein Gigant der neu­en Zeit steht es in der Hass-​Skala vie­ler Leute schon lan­ge an obers­ter Stelle. Der jet­zi­ge Datenskandal bie­tet mehr Angriffsfläche, und sie wird selbst­ver­ständ­lich auch genutzt.

Zu viel?

Eine Weile habe ich bei Google, Facebook und Twitter gepos­tet, was das Zeug hielt. Mein Google+ – Konto habe ich vor fast zwei Jahren gelöscht, weil dort mei­ner Meinung nach nichts mehr los war. Stattdessen habe ich mich sehr auf Facebook ein­ge­las­sen. Zeitweise war ich in so vie­len ver­schie­de­nen Gruppen unter­wegs, dass ich es wie­der zurück­ge­fah­ren habe.

Außerdem herrsch­te in man­chen Gruppen ein mise­ra­bler Umgangston, der mich abge­schreckt hat. Also zog ich mich wie­der zurück. Zwischendurch lösch­te ich mei­nen Facebook – Account kom­plett, um Monate spä­ter einen neu­en anzu­le­gen. Heute nut­ze ich mein nor­ma­les Profil plus zwei Facebook-Seiten.

Ich wur­de von „Freunden” ent­freun­det, weil ich zu Links, manch­mal auch zu Rechts, weil ich anti­se­mi­tisch war oder ein­fach „nur”, weil ich zu viel gepos­tet hatte.

Wer Rentner ist, pos­tet, wenn er inter­net­af­fin ist, wahr­schein­lich mehr als jemand, der noch arbei­ten geht. Meine Themen sind Politik, Gesellschaft und Medien. Zwischendrin ist immer auch etwas „Katzencontent” oder was in die­ser Richtung.

Meine Timeline zeigt Fotos und klei­ne wit­zi­ge, rüh­ren­de Filmchen und ich betrach­te sie mit Sympathie und gro­ßem Vergnügen.

Was wissen die denn?

An der Anzahl mei­ner Postings, mehr natür­lich an deren Inhalten, lässt sich logi­scher­wei­se viel über mich herausfinden.

  • dass ich ein viel­sei­tig inter­es­sier­ter poli­ti­scher Mensch bin
  • dass mei­ne Schwiegermutter bei uns lebt
  • dass ich ver­hei­ra­tet bin
  • dass wir kei­ne Kinder haben
  • dass ich Rentner bin
  • manch­mal, was ich esse (dar­aus rech­nen die hoch, dass Spaghetti in Massen auch nicht bes­ser sind als jeden zwei­ten Abend Pommes Frites)
  • dass ich ent­schie­den zu viel Zeit vor dem Computer verbringe
  • dass ich poli­tisch eher links bin
  • und dass mit mir nicht gut Kirschen essen ist, wenn es um Diskussionen über gewis­se Themen geht
  • dass ich gern fotografiere
  • dass ich zu wenig Freunde habe
  • wie alt mei­ne Frau und ich sind
  • dass ich eini­ger­ma­ßen zurück­hal­tend mit mei­nen Daten bin 

Weil ich, wie ich ja schon sag­te, Rentner bin, habe ich heu­te noch weni­ger Skrupel, mich auch zu strit­ti­gen Fragen, klar und deut­lich zu äußern. Hier im Blog ist es viel­leicht des­halb sehr ruhig gewor­den. Einige mei­ner Ex-​Leser/​innen haben mir Schwurbelei vor­ge­hal­ten. Seis drum. Ich lese sie auch nicht mehr.

Die Warnungen von Datenschützern haben mich bei mei­nen Aktivitäten nie wirk­lich inter­es­siert. Ich rege mich auf über die teil­wei­se gro­tes­ken Bevormundungen, die wir Blogger durch die EU (DSVGO) und die natio­na­le Gesetzgebung (Teile eines anti­quier­ten Urheberrechts) erfahren.

Ich wer­de aus heu­ti­ger Sicht Facebook nicht ver­las­sen. Dabei habe ich durch­aus Vorbehalte gegen die sozia­len Netzwerke. Diese bezie­hen sich aber eher auf das Verhalten von uns Nutzern, als auf die Eigenarten, die im Moment Gegenstand einer für mich völ­lig hys­te­ri­schen Diskussion sind, in der vie­le „Experten” ihr Forum gefun­den haben.

Dass vie­le Nutzer nicht ver­ste­hen (oder ein­se­hen wol­len), dass die sozia­len Netzwerke kei­nes­wegs nur Spiegel der Gesellschaft sind, son­dern dass inner­halb der Netzwerke Menschen auf ver­schie­dens­te Art und Weise mani­pu­liert und für blöd ver­kauft wer­den, liegt an den Menschen, weni­ger an den benutz­ten Werkzeugen.

Wir müs­sen uns Medienkompetenz aneig­nen! Übrigens – auch die Hochkonjunktur für Verschwörungstheoretiker und ihre Machenschaften machen die­ses Defizit deut­lich. Medienkompetenz kann man wäh­rend des Umganges mit ihnen erler­nen, aber das braucht Zeit. Facebook hat im Februar den 14. Geburtstag gefeiert.

Wir las­sen uns doch von einem Teenager nicht die Welt erklären!


Leben ohne Internet? – SENSIbussi Quelle

Was weiß Facebook über mich?


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2 Gedanken zu „Hat Facebook die Kritik verdient?“

  1. Ich bin wohl irgend­wie unab­hän­gig genug und kom­mu­ni­zie­re mit ande­ren ledig­lich the­men­spe­zi­fisch in ver­schie­de­nen (nicht-​geschäftlichen) Foren. Ich kann es mir leis­ten, auf Facebook, Twitter, Instagram, Whatsapp und Vergleichbares völ­lig zu ver­zich­ten. Ich war auch nie Mitglied in einem der genann­ten Netzwerke. Google weiß von mir auch kaum etwas, nur Amazon-​Prime-​Kunde bin ich seit eini­gen Jahren, dem­entspre­chend dürf­te Amazon ein eini­ger­ma­ßen stim­mi­ges Profil von mir haben. Ein Teil-Profil.

    Die soge­nann­ten ’Sozialen Netzwerke’ inter­es­sie­ren mich nicht, ich wüss­te gar nicht, was ich dar­in oder damit anfan­gen soll­te. Mir reicht das WorldWideWeb zum Informieren und Kommunizieren, abge­schlos­se­ne Netzwerke wie die genann­ten sind für mich kom­plett 1990er Jahre.

    Die Gefahr bei der kom­mer­zi­el­len Profilneurose und krank­haf­ten Datensammelwut, die all die­se Dienste haben, ist in mei­nen Augen die, dass Personenprofile erstellt und bestän­dig ange­rei­chert wer­den, die höchst akzi­denzi­ell (unter Nutzung zwei­fel­haf­ter Algorithmen) etwas Wirkliches (außer Banalitäten) über die­se Menschen aus­sa­gen – dies aber schließ­lich für blan­ke Wahrheit gehal­ten wird! Und wenn das dann gegen jeman­den ver­wen­det wird, haben wir den Salat, dass Menschen ein­fach auf­grund algo­rith­misch erstell­ter Profile Eigenschaften, viel­leicht Neigungen unter­stellt wer­den, die gar nicht zutref­fen müssen.

    Diese Big-​Data-​Berge erzeu­gen IMHO mög­li­cher­wei­se mil­lio­nen­fach Schein-​Identitäten, deren Nicht-​Zutreffen Menschen im Einzelfall irgend­wann viel­leicht ein­mal bewei­sen müs­sen. Denn das algo­rith­mi­sche Profil wird behaup­te­ter­ma­ßen die Wahrheit sagen…

🎈 Worte haben Gewicht – wählt sie weise.

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