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Trump/Erdogan: Der Feind meines Feindes

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von Horst Schulte

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Den Kampf gegen Trump wird Erdogan verlieren. Erdogans martialische Ausdrucksweise flösst niemandem Angst ein. Dass er den Türken das iPhone nehmen will, trifft seine Leute mehr als Apple und die USA. Da haben wir es wieder. Alte weiße Männer checken es einfach nicht.?

Der Duktus von Artikeln und Kommentaren zur Wirtschafts- und Währungskrise in der Türkei erinnert mich an das Sprichwort: „Der Feind meines Feindes ist mein Freund“.

Trump wird für seine Sanktionen gegen die Türken nicht kritisiert! Was ist da los in Deutschland?

Dass Trump die Krise der Türkei weiter anheizt, in dem er Strafzölle auf Türkei-Importe von Aluminium und Stahl verhängt, empfindet man hierzulande offenbar als nachvollziehbar und angemessen. Als es um die EU ging war dies völlig anders. Dass die sich rapide verschärfende Krise nicht Präsident Erdogan, sondern sein Volk trifft, scheint hier Nebensache. 


Noch interessanter finde ich, wie unsere Öffentlichkeit die Wirkungen auf den Kurs der türkischen Lira bewertet. Mein Eindruck: Das haben sich die Türken alles selbst zuzuschreiben.

Wenn Erdogan dunklen Mächten vorwirft, für die Schwächung der türkischen Lira verantwortlich zu sein, kennen wir das zwar aus den Diskussionen über die Schwächung des Euro. Wir wissen, wie verhängnisvoll Spekulanten weltweit Einfluss auf den Wert unserer Währungen nehmen. Nicht nur auf den Euro oder die türkische Lira. 

Dass darüber hinaus die Reaktionen der Medien sich ungünstig auf Kursentwicklungen auswirken, ist uns auch nicht neu. Interessant finde ich, dass dies in unseren Medien schlicht ignoriert wurde. Aber im Fall der Türkei, so scheint all dies, keine Rolle zu spielen.

So klar sind unsere Feindbilder!

Im Fall der Türkei reicht es uns für einen „Schuldspruch“, wenn Erdogan erklärt Verfasser von kritischen Kommentare in der Türkei unter Terroranklage zu stellen. Dabei beweist auch dies nur seine gnadenlose Hilf- und Orientierungslosigkeit. Mit solchen schwachsinnigen Stärkedemonstrationen macht er die Sache nur noch schlimmer.

Erdogan hat als Präsident und Regierungschef versagt.

Er war so mit sich und seiner neu erworbenen Macht beschäftigt, dass er die Bedrohung für sein Land nicht kommen sah.

Sein Präsidentenpalast – Kosten > 600 Mio. $ und viele andere Prestigeobjekte im Land waren ihm wichtiger als wirtschaftliche Vernunft. Er übersah die damit verbundenen Gefahren einer schon Jahre andauernden massiven Verschuldungspolitik (Schuldenuhr Türkei).

Erdogan hatte es in der Hand. Die Bundesrepublik Deutschland hat Mitte Juli ohne größere öffentliche Debatte die Sanktionen gegen die Türkei (inkl. der besonders heiklen Hermes – Bürgschaften) wieder aufgehoben, der Tourismus kommt langsam wieder in Fahrt. Und was macht der türkische Präsident?

Hätte er den US-Missionar Craig Brunson, wie andere zuvor, nicht unter fadenscheinigen Gründen einsperren lassen, um ein Druckmittel gegen die Amerikaner in der Hand zu haben, wäre Trump nicht „aktiv“ geworden. Die in dieser Lage verhängnisvollen Wirkungen der US-Sanktionen hätte es in dieser dramatischen Zuspitzung nicht gegeben. Abgesehen von all den schlechten Schlagzeilen, die den Kurs der Lira weiter gedrückt haben. 

Wie schlecht muss es um Erdogans Berater bestellt sein, wenn sie ihn, der Trump schließlich persönlich kennengelernt hat, nicht davon abbringen konnten, Trump-Administration durch die Festsetzung Brunsons unter Druck zu setzen?

Jeder halbwegs vernunftsbegabte Mensch wusste doch, dass die Amerikaner sich aus grundsätzlichen Erwägungen nicht darauf einlassen werden, die Auslieferung von Erdogans Erzfeindes Fethullah Gülen vorzunehmen!

Was langfristig in der Türkei passiert, ist noch einmal eine ganz andere Frage. Die aktuellen Schwierigkeiten der Türkei haben mit dem Erdogan-Regime zu tun. Der Staatsbankrott steht mit seinen weitreichenden Folgen vor der Tür. In Wirtschaftsblätter ist zu lesen, dass der Euro und die EU hiervon in Mitleidenschaft gezogen würde. Aber das ist nicht das vorrangige Problem. Eigentlich sollte Europa den Türken dabei helfen, diese Krise einigermaßen heil zu überstehen. Aber das wäre gegen die Ehre von Herrn Erdogan und wohl auch gegen die seiner Anhänger.

Die aber haben ihre Schuldigen längst ausgemacht. Es ist der böse Westen. Dass das immer noch so leicht funktioniert, lässt einen am Verstand der Menschen zweifeln. Nein! Verzweifeln.

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2 Gedanken zu „Trump/Erdogan: Der Feind meines Feindes“

  1. „Wie schlecht muss es um Erdogans Berater bestellt sein…“ – große Geister bedürfen eines Rates nicht, sie sind selbst „minderschlau“ genug, grins! Die großen DREI:

    – Herr Trump – Herr Erdogan – Herr Kim Yong Un

    beweisen es immer wieder: man muß nicht superschlau sein, um Unsinn zu erzählen.

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