Trump/​Erdogan: Der Feind meines Feindes

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Den Kampf gegen Trump wird Erdo­gan ver­lie­ren. Erdo­gans mar­tia­li­sche Aus­drucks­wei­se flösst nie­man­dem Angst ein. Dass er den Tür­ken das iPho­ne neh­men will, trifft sei­ne Leu­te mehr als Apple und die USA. Da haben wir es wie­der. Alte wei­ße Män­ner che­cken es ein­fach nicht.?

Der Duk­tus von Arti­keln und Kom­men­ta­ren zur Wirt­schafts- und Wäh­rungs­kri­se in der Tür­kei erin­nert mich an das Sprich­wort: „Der Feind mei­nes Fein­des ist mein Freund“.

Trump wird für sei­ne Sank­tio­nen gegen die Tür­ken nicht kri­ti­siert! Was ist da los in Deutschland

Dass Trump die Kri­se der Tür­kei wei­ter anheizt, in dem er Straf­zöl­le auf Tür­kei-Impor­te von Alu­mi­ni­um und Stahl ver­hängt, emp­fin­det man hier­zu­lan­de offen­bar als nach­voll­zieh­bar und ange­mes­sen. Als es um die EU ging war dies völ­lig anders. Dass die sich rapi­de ver­schär­fen­de Kri­se nicht Prä­si­dent Erdo­gan, son­dern sein Volk trifft, scheint hier Nebensache. 


Noch inter­es­san­ter fin­de ich, wie unse­re Öffent­lich­keit die Wir­kun­gen auf den Kurs der tür­ki­schen Lira bewer­tet. Mein Ein­druck: Das haben sich die Tür­ken alles selbst zuzuschreiben.

Wenn Erdo­gan dunk­len Mäch­ten vor­wirft, für die Schwä­chung der tür­ki­schen Lira ver­ant­wort­lich zu sein, ken­nen wir das zwar aus den Dis­kus­sio­nen über die Schwä­chung des Euro. Wir wis­sen, wie ver­häng­nis­voll Spe­ku­lan­ten welt­weit Ein­fluss auf den Wert unse­rer Wäh­run­gen neh­men. Nicht nur auf den Euro oder die tür­ki­sche Lira. 

Dass dar­über hin­aus die Reak­tio­nen der Medi­en sich ungüns­tig auf Kurs­ent­wick­lun­gen aus­wir­ken, ist uns auch nicht neu. Inter­es­sant fin­de ich, dass dies in unse­ren Medi­en schlicht igno­riert wur­de. Aber im Fall der Tür­kei, so scheint all dies, kei­ne Rol­le zu spielen.

So klar sind unse­re Feindbilder!

Im Fall der Tür­kei reicht es uns für einen „Schuld­spruch“, wenn Erdo­gan erklärt Ver­fas­ser von kri­ti­schen Kom­men­ta­re in der Tür­kei unter Ter­ror­an­kla­ge zu stel­len. Dabei beweist auch dies nur sei­ne gna­den­lo­se Hilf- und Ori­en­tie­rungs­lo­sig­keit. Mit sol­chen schwach­sin­ni­gen Stärk­ede­mons­tra­tio­nen macht er die Sache nur noch schlimmer.

Erdo­gan hat als Prä­si­dent und Regie­rungs­chef ver­sagt.

Er war so mit sich und sei­ner neu erwor­be­nen Macht beschäf­tigt, dass er die Bedro­hung für sein Land nicht kom­men sah. 

Sein Prä­si­den­ten­pa­last – Kos­ten > 600 Mio. $ und vie­le ande­re Pres­ti­ge­ob­jek­te im Land waren ihm wich­ti­ger als wirt­schaft­li­che Ver­nunft. Er über­sah die damit ver­bun­de­nen Gefah­ren einer schon Jah­re andau­ern­den mas­si­ven Ver­schul­dungs­po­li­tik (Schul­den­uhr Türkei).

Erdo­gan hat­te es in der Hand. Die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land hat Mit­te Juli ohne grö­ße­re öffent­li­che Debat­te die Sank­tio­nen gegen die Tür­kei (inkl. der beson­ders heik­len Her­mes – Bürg­schaf­ten) wie­der auf­ge­ho­ben, der Tou­ris­mus kommt lang­sam wie­der in Fahrt. Und was macht der tür­ki­sche Präsident?

Hät­te er den US-Mis­sio­nar Craig Brun­son, wie ande­re zuvor, nicht unter faden­schei­ni­gen Grün­den ein­sper­ren las­sen, um ein Druck­mit­tel gegen die Ame­ri­ka­ner in der Hand zu haben, wäre Trump nicht „aktiv“ gewor­den. Die in die­ser Lage ver­häng­nis­vol­len Wir­kun­gen der US-Sank­tio­nen hät­te es in die­ser dra­ma­ti­schen Zuspit­zung nicht gege­ben. Abge­se­hen von all den schlech­ten Schlag­zei­len, die den Kurs der Lira wei­ter gedrückt haben. 

Wie schlecht muss es um Erdo­gans Bera­ter bestellt sein, wenn sie ihn, der Trump schließ­lich per­sön­lich ken­nen­ge­lernt hat, nicht davon abbrin­gen konn­ten, Trump-Admi­nis­tra­ti­on durch die Fest­set­zung Brun­sons unter Druck zu setzen?

Jeder halb­wegs ver­nunft­s­be­gab­te Mensch wuss­te doch, dass die Ame­ri­ka­ner sich aus grund­sätz­li­chen Erwä­gun­gen nicht dar­auf ein­las­sen wer­den, die Aus­lie­fe­rung von Erdo­gans Erz­fein­des Fet­hul­lah Gülen vorzunehmen!

Was lang­fris­tig in der Tür­kei pas­siert, ist noch ein­mal eine ganz ande­re Fra­ge. Die aktu­el­len Schwie­rig­kei­ten der Tür­kei haben mit dem Erdo­gan-Regime zu tun. Der Staats­bank­rott steht mit sei­nen weit­rei­chen­den Fol­gen vor der Tür. In Wirt­schafts­blät­ter ist zu lesen, dass der Euro und die EU hier­von in Mit­lei­den­schaft gezo­gen wür­de. Aber das ist nicht das vor­ran­gi­ge Pro­blem. Eigent­lich soll­te Euro­pa den Tür­ken dabei hel­fen, die­se Kri­se eini­ger­ma­ßen heil zu über­ste­hen. Aber das wäre gegen die Ehre von Herrn Erdo­gan und wohl auch gegen die sei­ner Anhänger.

Die aber haben ihre Schul­di­gen längst aus­ge­macht. Es ist der böse Wes­ten. Dass das immer noch so leicht funk­tio­niert, lässt einen am Ver­stand der Men­schen zwei­feln. Nein! Verzweifeln.

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Trump

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2 Gedanken zu „Trump/​Erdogan: Der Feind meines Feindes“

  1. Herr Hugo 82 14. August 2018 um 19:21

    „Wie schlecht muss es um Erdo­gans Bera­ter bestellt sein…“ – gro­ße Geis­ter bedür­fen eines Rates nicht, sie sind selbst „min­der­schlau“ genug, grins! Die gro­ßen DREI:

    - Herr Trump – Herr Erdo­gan – Herr Kim Yong Un

    bewei­sen es immer wie­der: man muß nicht super­schlau sein, um Unsinn zu erzählen.

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