Trumps Dere­gu­lie­rung und der KI-Boom ent­zie­hen dem Staat die Kon­trol­le. Wer schützt Urhe­ber und Demokratie?

Es begann nicht mit einem Knall, son­dern mit einem schie­fen Grin­sen. Donald Trump erklomm die poli­ti­sche Büh­ne wie ein Immo­bi­li­en­mo­gul, der ver­se­hent­lich in ein Kabi­nett gestol­pert war. Doch sein Wir­ken war alles ande­re als unbe­hol­fen. Hin­ter der Fas­sa­de des Pro­vo­ka­teurs wirk­te eine tie­fer­grei­fen­de Bewe­gung: der geziel­te Rück­zug des Staa­tes aus zen­tra­len Berei­chen des gesell­schaft­li­chen Lebens. Dere­gu­lie­rung wur­de zur Paro­le, Ent­staat­li­chung zur Pra­xis. Jetzt, im ers­ten Jahr sei­ner erneu­ten Prä­si­dent­schaft, ent­fal­ten sei­ne Maß­nah­men ver­stö­ren­de Wir­kun­gen, die nicht auf das poli­ti­sche Sys­tem beschränkt sind.

Die Verwaltung als Feindbild

Trump trat an, um den soge­nann­ten „Deep Sta­te“ zu ent­mach­ten. Er ver­spot­tet Exper­ten, igno­riert wis­sen­schaft­li­che Insti­tu­tio­nen und ersetz­te Kar­rie­re­di­plo­ma­ten durch Getreue aus dem eige­nen Zir­kel. In der Pan­de­mie wur­den Gesund­heits­be­hör­den wie die CDC sys­te­ma­tisch geschwächt, Umwelt­auf­la­gen radi­kal gelo­ckert, staat­li­che Kon­trol­len aus­ge­höhlt. Die­se Ent­staat­li­chung geschieht nicht zufäl­lig, son­dern folgt einem kla­ren Mus­ter: Der Staat soll nicht mehr Schieds­rich­ter, son­dern Zuschau­er sein. 

Ob es Zufall ist, dass sich die Big Tech – Bos­se aus dem Sili­kon Val­ley bereit­wil­lig in vor­aus­ei­len­dem Gehor­sam unter das Joch die­ses unzi­vi­li­sier­ten, kri­mi­nel­len Man­nes bege­ben haben? Dass SAP und ande­re deut­sche Unter­neh­men Trump in den Arsch krie­chen und ihre angeb­li­chen Über­zeu­gun­gen (Diver­si­täts­grund­sät­ze) auf­ge­ben, ist ein so gro­ßer Scha­den für unse­re Zivi­li­sa­ti­on. Und trotz­dem führt das auch bei uns nicht gera­de zu gro­ßem Unmut. Schließ­lich ist Diver­si­tät seit dem Auf­kom­men der Rechts­extre­men auch hier kein Gewin­ner­the­ma mehr. 

Big Tech und der Deregulierungsgewinn

Beson­ders deut­lich zeigt sich das an der Sym­bio­se zwi­schen Poli­tik und Groß­un­ter­neh­men. Die Tech-Gigan­ten aus dem Sili­con Val­ley pro­fi­tier­ten seit Jah­ren von regu­la­to­ri­scher Zurück­hal­tung. Daten­schutz? Ein euro­päi­sches Pro­blem. Steu­er­ver­mei­dung? Busi­ness-Modell. Arbeits­recht­li­che Stan­dards? Fle­xi­bel aus­leg­bar. Trumps Regie­rung hat die­se Trends nicht ein­ge­lei­tet, aber sie ver­schärft und nor­ma­li­siert. Wer regu­liert, ver­liert. So schien es zumindest.

Und nun? Die Künst­li­che Intel­li­genz mar­schiert. Still, effi­zi­ent, tief­grei­fend. Chat­bots schrei­ben Gedich­te, Bild­ge­ne­ra­to­ren schaf­fen Kunst­wer­ke, Sprach­mo­del­le ana­ly­sie­ren Mas­sen von Daten. Doch die recht­li­che Grund­la­ge für die­sen rasan­ten Auf­stieg ist mehr als frag­wür­dig. Die gro­ßen Anbie­ter grei­fen auf gigan­ti­sche Daten­men­gen zurück – Bil­der, Tex­te, Musik. Meist ohne Zustim­mung der Urhe­ber. Das Urhe­ber­recht, einst der Schutz­schild der Krea­ti­ven, wird von neu­ro­na­len Netz­wer­ken lächelnd über­rannt. Die Rücken­de­ckung? Schwei­gen, Ach­sel­zu­cken, freie Fahrt.

Entstaatlichung durch Innovation?

Wir erle­ben eine neue Form der Ent­staat­li­chung: nicht nur der Abbau klas­si­scher Regu­lie­rung, son­dern die Aus­he­be­lung demo­kra­ti­scher Rechts­nor­men durch tech­ni­sche Fak­ten. Was KI kann, darf sie auch – so scheint das neue Para­dig­ma. Der Staat, einst Garant für Fair­ness und Schutz, wirkt wie ein zögern­der Ver­wal­ter ver­gan­ge­ner Ord­nun­gen. Beson­ders in den USA gibt es kaum gesetz­li­che Schran­ken für das Trai­ning von KI-Sys­te­men. Geis­ti­ges Eigen­tum wird zum Trai­nings­ma­te­ri­al degra­diert, mit freund­li­chem Nicken der poli­ti­schen Klasse.

Warum das alles nicht egal ist

Die­se Ent­wick­lun­gen sind kei­ne tech­ni­schen Peti­tes­sen. Sie betref­fen das Fun­da­ment demo­kra­ti­scher Ord­nung: den Schutz des Indi­vi­du­ums vor Über­grif­fen durch Markt oder Macht. Wenn der Staat sich zurück­zieht, regiert das Kapi­tal. Wenn Regu­lie­rung zur Inno­va­ti­ons­brem­se erklärt wird, sind es am Ende immer die Schwächs­ten, die verlieren.

Was Trump begon­nen hat – ob bewusst oder instink­tiv – war die Idee, dass der Staat sich selbst ent­mach­ten muss, um „wie­der groß“ zu wer­den. Eine para­do­xe Logik, die heu­te in der KI-Indus­trie ihre Fort­set­zung fin­det. Die neue Macht wohnt in Ser­ver­far­men, nicht mehr in Par­la­men­ten. Und wer kon­trol­liert sie? Nie­mand. Noch nicht.

Ein Aufruf zur politischen Wachsamkeit

Wir brau­chen kei­ne radi­ka­len Lösun­gen, dafür jedoch drin­gend wache Demo­kra­tin­nen und Demo­kra­ten. Der Ruf nach Regu­lie­rung ist kein Tech­nik­ver­bot, son­dern ein Frei­heits­ver­spre­chen. Es geht nicht dar­um, KI zu ver­hin­dern, son­dern ihre Ent­wick­lung in den Dienst der All­ge­mein­heit zu stel­len. Dazu braucht es einen star­ken Staat. Einen, der nicht abtritt, wenn das Kapi­tal auf­tritt. Einen, der nicht schweigt, wenn Grund­rech­te ver­letzt wer­den. Und viel­leicht auch einen, der sich an Trumps Unsit­ten nicht nur abar­bei­tet, son­dern die­se über­win­det. Wo sind eigent­lich die Demo­kra­ten in den USA? Ich fin­de, sie soll­ten lang­sam zu sich fin­den und die­sem furcht­ba­ren und erschre­cken­den Trei­ben etwas Wir­kungs­vol­les entgegensetzen!

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Kategorie: Kultur

Schlagworte: DeregulierungUSA KünstlicheIntelligenz Trump urheberrecht

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