SPD: Zu vie­le Genossen ohne Sinn für Solidarität

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von Horst Schulte

Lesezeit: 5 Min.

Die Destruktion, die sich in Rezos Youtube – Beitrag bezüg­lich der CDU mani­fes­tier­te, war dage­gen ein Klaps auf den Po. 

Jetzt wirkt es so, als woll­ten die deut­schen Medien die SPD zer­stö­ren. Der heu­ti­ge ARD-Presseclub besei­tig­te mei­ne letz­ten Zweifel. 

Neben den mas­si­ven Vorhaltungen gegen die neue Parteispitze (Politiker der 3. Reihe, Auswahlverfahren, Alternativen) kam erneut die man­geln­de Beteiligung der SPD-Mitgliedschaft an die­ser wich­ti­gen Personalentscheidung zur Sprache. Dass die SPD bald aus der deut­schen Parteienlandschaft ver­schwin­det, scheint der unaus­ge­spro­che­ne Wunsch vie­ler Journalisten zu sein.

Manipulation durch die Medien – Umfragen bei 11% für die SPD

Stellt die­ser über­ein­stim­men­de und gna­den­lo­se Zerstörungswille nicht die Behauptung infra­ge, dass Deutschland von einem lin­ken Mainstream beherrscht würde? 

Mit dem Auswahlverfahren, das die Parteispitze ihrer Partei mit den 23 Regionalkonferenzen zuge­mu­tet hat, hade­re ich fast genau­so wie mit der per­so­nel­len Besetzung mit dem die­se bestrit­ten wur­den. Anfangs hat­te ich die Wirkung, die die­ses Procedere haben wür­de, unterschätzt. 

Ich war schon bedient, nach­dem sich die Pärchen, die sich der Öffentlichkeit zögernd erst nach und nach vor­stell­ten, der­art wenig über­zeu­gend zeig­ten. Darunter auch das «Siegerpaar». Regelrecht ent­setzt war ich, als Olaf Scholz sei­ne anfäng­li­chen Bedenken wegen Arbeitsüberlastung doch noch über­wand und in den Wettbewerb ein­stieg. Wie soll­te es so über­haupt zu einer Erneuerung kom­men, um die es doch angeb­lich gehen sollte?


Zu gleich­gül­tig

425.630 SPD-Mitglieder soll es der­zeit geben. Die Altersstruktur sagt viel über die Anziehungskraft der Partei aus. Über 50 % der Mitgliedschaft ist über 60 Jahre alt. Ich wer­de in die­sem Monat 66 Jahre alt und bin in der Lage, einen Computer zu bedie­nen. Unter der star­ken Hälfte der SPD – Mitglieder wer­den sich aber ver­mut­lich auch vie­le befin­den, die mit einem Online-Voting kei­ne Erfahrung gemacht haben. Vielleicht haben man­che ver­ges­sen, dass sie über­haupt Mitglied der Partei sind oder aber sie hat­ten kei­ne Briefmarke übrig, um ihre Stimme auf dem Postweg zu ver­schi­cken? Die Post nimmt’s ja von den Lebendigen.

Jeder sieht, dass sich «die alte Tante SPD» in schwers­ten Existenznöten befin­det. Da mag manch einer schon auf­ge­ge­ben oder sein Mitgliedsbuch im Garten ver­gra­ben haben.

Von den 425.630 SPD-Mitgliedern haben ca. 115.000 Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans gewählt. Das ent­spricht einem Anteil von 53,06 % der abge­ge­be­nen Stimmen. 54,09 % der Mitgliedschaft (230.215) hat­ten sich an der Stichwahl betei­ligt.

Wahlbeteiligungen

Das Interesse der Menschen an Wahlen ist recht unter­schied­lich. Die Digramme mit der Entwicklung der Wahlbeteiligung bei Europa- und Bundestagswahlen zei­gen das. In der Schweiz sieht es mit der Wahlbeteiligung tra­di­tio­nell ganz anders aus. Das mag vor allem dar­an lie­gen, dass die direk­ten Einflussmöglichkeiten auf Politik in einem völ­lig ande­ren Maß gege­ben sind als hier in Deutschland. 

Auch inter­es­sant, einen Blick auf die Wahlbeteiligung in deut­schen Ländern zu wer­fen. In Thüringen wur­de zuletzt gewählt. Die Wahlbeteiligung war mit 64,9 % beson­ders hoch (für thü­rin­gi­sche Verhältnisse). Es gab Zeiten (z.B. 2004), in denen sie knapp über 50% gele­gen hat. In Sachsen war die Wahlbeteiligung 2004 sogar unter 50% gerutscht (49,2%) und lag in die­sem Jahr bei guten 66,5%. Das ist erfreu­lich. Doch die hohe Wahlbeteiligung hat, wie wir alle wis­sen, auch Schattenseiten. Die AfD hat gro­ße Stimmenanteile gewon­nen, SPD und CDU haben mas­siv verloren.


Man sieht also gleich, wor­auf ich (lei­der erfolg­los) hin­aus­woll­te: Anhand einer gerin­gen Wahlbeteiligung soll­te nicht zwangs­läu­fig das Ergebnis abge­wer­tet wer­den. Etwa so, wie Jan Fleischhauer es in sei­nem Schwarzen Kanal beschrie­ben hatte:

46 Prozent der SPD-Mitglieder ist die Zukunft ihrer Partei so egal, dass sie nicht mal ihre Stimme abge­ge­ben haben, wie man am Samstag bei­läu­fig erfuhr. Das sagt mehr über den Zustand der SPD als jeder Parteitagsbeschluss. 

Jan Fleischhauer: Die neue SPD ver­bin­det mehr mit der AfD, als vie­le den­ken – FOCUS Online 

Was könn­te man einer der­art pro­non­ciér­ten Meinung ent­ge­gen­hal­ten? Und natür­lich tref­fen wir auf etli­che Journalisten, die die­se Sicht tei­len und ver­brei­ten. Zuletzt war es heu­te Susanne Gaschke von der «Welt» beim «ARD Presseclub». 

Journalisten ergöt­zen sich an der natür­lich selbst­ver­schul­de­ten Existenzkrise der Sozialdemokraten. 

Das neh­me ich ihnen übel, obwohl ich es ande­rer­seits schon ver­ste­hen kann. 

Nun möch­ten alle direkt Betroffenen, ein­schließ­lich der Union, mög­lichst wie­der zur Sacharbeit zurück­kom­men, wie es so schön heißt. 

Einfluss auf die Regierungsarbeit

Vielleicht gibt es ja einen Punkt, mit dem die neu­en SPD ‑Vorsitzenden bei der Union etwas bewir­ken kön­nen. Das Klimapaket der Regierung wur­de an den Vermittlungsausschuss ver­wie­sen. Zurecht wur­de es als zu leicht befun­den und muss des­halb nach­ge­bes­sert wer­den. Hier könn­te, falls die Union ihrem wack­li­gen Koalitionspartner etwas Gutes tun woll­te, die Änderungen (Co2 – Preis) der SPD gut­schrei­ben las­sen. Das aller­dings wür­de bedin­gen, dass die SPD ihrer Mitgliedschaft die höhe­ren Benzinpreise erklä­ren müss­te. Und das wird auch nicht so ein­fach, wie es viel­leicht klingt.

Alle ande­ren Dinge (Vermögensteuer, Schwarze Null (Investitionsprogramm 500 Mrd. zusätz­lich für 10 Jahre), Ersatz von Hartz IV, Arbeitslosengeld, Mindestlohn, Kindergrundsicherung, und das für so vie­le immer noch ganz abs­trak­te Thema Digitalisierung wer­den in die­ser Legislatur nicht ange­rührt wer­den. Dafür wird die CDU sorgen. 

Abgesehen mal davon, könn­te es sein, dass Annegret-Kram-Karrenbauer ganz eige­ne Pläne für den «Fortgang die­ser Koalition» im Auge hat. Wir wer­den es erle­ben in den nächs­ten Wochen und Monaten.

Ich über­le­ge ernst­haft, ob ich nicht in die SPD ein­tre­ten wer­de. Aber ich lass mir Zeit bis Anfang des Jahres.


Horst Schulte

Herausgeber, Blogger, Amateurfotograf

Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe auf dem Land.

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Artikelinformationen

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2 Gedanken zu „SPD: Zu vie­le Genossen ohne Sinn für Solidarität“

  1. «Ich über­le­ge ernst­haft, ob ich nicht in die SPD ein­tre­ten werde.»

    Hallo Horst, die Frage habe ich mir auch gestellt. Entschieden habe ich mich noch nicht. LG, Menachem

  2. Da wol­len wir mal hof­fen, dass es bis zu unse­rer Entscheidung nicht schon zu spät ist… Die Medien geben sich wei­ter­hin Mühe, die Partei fer­tig­zu­ma­chen. Ganz unschul­dig ist sie an der Lage lei­der nicht.

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