Professionalität der Geheimdienste

HS230625

Horst Schulte

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Zwi­schen mei­nen pri­va­ten Ideen von der Tätig­keit der Geheim­diens­te und der Rea­li­tät ist die Kluft erheb­lich. Das liegt nicht nur dar­an, dass BND und Ver­fas­sungs­schutz jeder Gla­mour­fak­tor fehlt. Ich bin räum­lich wohl zu nahe dran. Glanz­ta­ten habe ich in der Rea­li­tät nie wahr­ge­nom­men. Aber, wird man­cher sagen, wäre seriö­se und dis­kre­te „Arbeit“ nicht genau das, was „man“ von sol­chen Diens­ten erwar­ten sollte?

In den fik­ti­ven Geschich­ten sind Geheim­diens­te gut oder böse, sel­ten bei­des zugleich. Da fällt die Ein­ord­nung ihres Wir­kens je nach Stand­ort leicht. Die Rus­sen, die Chi­ne­sen sind oft böse, die Amis und Bri­ten meist die Guten. Beson­ders tough sind auch jen­seits aller Fik­tio­nen in die­sem Schwarz-Weiß-Spiel die Damen und Her­ren vom israe­li­schen Mos­sad.

Der FSB ver­spielt seit den frü­he­ren Putin-Jah­ren zuneh­mend Kre­dit, und zwar dies- und jen­seits der Rea­li­tät. Ob RT-deutsch, Sput­nik, Ken FM oder die AfD da viel ausrichten?

Ale­xej Nawal­ny zog den Tele­fon­jo­ker, in dem er einen der acht Geheim­dienst­ler des rus­si­schen Agen­ten­teams ein­fach mal anrief. Er schnitt des­sen Reak­ti­on zum Mord­an­schlag gegen Nawal­nys Per­son per Video­auf­zeich­nung mit. 

Dabei gab Nawal­ny sich als Assis­tent des Chefs des rus­si­schen Sicher­heits­rats aus. Es schien, dass die bei­den Män­ner sich nicht kann­ten. Wie passt das dazu, dass sich so einer – ein­fach mal an einem unge­schütz­ten Tele­fon – auf ein solch ver­fäng­li­ches Wort­ge­plän­kel ein­lässt? Gut, wird man­cher jetzt den­ken. Der Papst hat schließ­lich auch schon ganz spon­tan Leu­te ange­ru­fen und mit ihnen ein Ver­zäll­che gehalten. 

Mich erin­ner­te das an mei­ne Jugend. Ich war im ers­ten oder zwei­ten Lehr­jahr und rief nach Fei­er­abend gemein­sam mit mei­nem Freund beim Ein­kaufs­lei­ter mei­ner Fir­ma an und avi­sier­te die­sem die Lie­fe­rung von zwei LKW – Ladun­gen mit Kern­sei­fe. Die Sen­dung wür­de, so behaup­te­te ich, wie ver­ein­bart, per Nach­nah­me erfol­gen. Der Streich gelang. Wie er die paar Tau­send Mark beschafft haben könn­te, ent­zieht sich mei­ner Kennt­nis. Es genüg­te uns die Vor­stel­lung, den Mann in Auf­re­gung ver­setzt zu haben. 

Ale­xej Nawal­ny hat einen Ruf. Dazu gehört unbe­dingt, dass er ver­we­ge­ne Recher­chen ange­stellt und für sei­ne Inter­es­sen instru­men­ta­li­sie­ren konn­te. Allein die­se Tat­sa­che und dass sein Feind Vla­di­mir Putin heißt, scheint deut­schen Medi­en hin­rei­chend zu sein, buch­stäb­li­chen jeden Mist zu kaufen.

Nun wäre es kei­ne Über­ra­schung, dass selbst einem pro­fes­sio­nel­len Hau­fen, aus­ge­stat­tet mit der Lizenz zum Töten, auch mal ein Faux­pas unter­läuft. Wer könn­te das bes­ser wis­sen als wir? Der BND ist für die För­de­rung und Bewah­rung die­ser Art von Des­il­lu­sio­nie­rung (Stich­wort: NSU) bekannt. 

Dass in die Obser­va­ti­on eines Regime­kri­ti­kers manch­mal nicht nur weni­ge Men­schen invol­viert wer­den, ver­mag ich mir noch vor­zu­stel­len, zumal die­se über Jah­re statt­ge­fun­den haben soll. Dass die Namen eines acht­köp­fi­gen Teams jedoch durch Jour­na­lis­ten, womög­lich durch Mit­hil­fe von Insi­dern auf­ge­deckt wer­den könn­ten, gehört nicht dazu. Bes­ser gesagt, es stört mein halb­wegs intak­tes Bild von der Pro­fes­sio­na­li­tät der Geheim­diens­te ganz erheblich.

Ich glau­be Putin – ganz aus­nahms­wei­se. Pein­li­che Feh­ler kön­nen über­all pas­sie­ren. Dar­an kann man glau­ben, muss man aber nicht.

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Nawalny Putin

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