Schlimme Dinge passier(t)en zu jeder Zeit. Verschiedene Meinungen sind heute ein Problem.

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Unter­schied­li­che Mei­nun­gen machen den Reiz jeder Dis­kus­si­on aus. Dar­in unter­schei­det sich der öffent­li­che Bereich (Talk-Shows, Pod­casts) nicht vom per­sön­li­chen. Im Pri­va­ten ver­zeiht man sicher leich­ter. Je ver­trau­ter ich mit einem Men­schen bin, des­to weni­ger bin ich bereit, über einen Streit mei­ne Bezie­hung zu beschä­di­gen. Hof­fent­lich ist das – trotz allem – so sel­ten, wie ich denke.

Es ist bedrü­ckend, dass sich Fami­li­en auf den bri­ti­schen Inseln über den Brexit-Streit ent­zweit haben. Ich ken­ne es aus eige­ner Erfah­rung, wie erbit­tert und unver­söhn­lich Dis­kus­sio­nen über die Ein­wan­de­rungs­po­li­tik unse­rer Regie­rung geführt wur­den. Das The­ma hat das Poten­zi­al, auch lang­jäh­ri­ge Freund­schaf­ten zu belasten. 

Aktu­ell ist es die Debat­te um Coro­na, die eine wach­sen­de Gegen­öf­fent­lich­keit her­vor­bringt. Einer­seits ver­ste­he ich, dass Wider­spruch her­vor­ge­ru­fen wird, wenn, wie in sol­chen Fäl­len, weit­rei­chen­de Maß­nah­men sei­tens der Regie­run­gen getrof­fen wer­den. Aber was hat das noch mit Demo­kra­tie zu tun, wenn der Wider­spruch zum einen so selt­sam „begrün­det“ wird, wie die Coro­na-Leug­ner es tun und wenn sich zum ande­ren Alli­an­zen fin­den, die so beschaf­fen sind, wie wir es am 29.08. erneut vor­ge­führt bekamen?

USA als schlechtestes Vorbild überhaupt

Der Riss geht auch bei dem The­ma durch die Fami­li­en. In den USA ver­lau­fen die „geg­ne­ri­schen“ Lager ent­lang der Front zwi­schen Repu­bli­ka­nern und Demo­kra­ten. Ob das so stimmt? Ich hör­te, dass es Mit­glie­der der Repu­bli­ka­ner gibt, die angeb­lich Joe Biden wäh­len wer­den. So kom­pli­ziert ist es bei uns zum Glück noch nicht.

Die Fol­gen sol­cher Ent­wick­lun­gen beschrei­ben wir mit dem pla­ka­ti­ven Begriff einer „Pola­ri­sie­rung der Gesell­schaft“.

Hof­fent­lich fra­gen wir uns nicht irgend­wann, wenn wir vor den Trüm­mern unse­rer Demo­kra­tie ste­hen, war­um wir die­se Über­trei­bun­gen nur so weit kom­men las­sen konn­ten. Wie konn­te es pas­sie­ren, dass wir uns von demo­kra­ti­schen Tugen­den wie Tole­ranz, Soli­da­ri­tät, Kom­pro­miss­be­reit­schaft oder einer ent­wi­ckel­ten Streit­kul­tur so leicht lösen konn­ten? War­um kön­nen wir Mei­nun­gen, die uns wider­stre­ben, nur so schwer akzeptieren?

Die Beispiele der Vergangenheit

Es gab in der Ver­gan­gen­heit immer wie­der gro­ße gesell­schaft­li­che The­men, die von har­ten Kon­tro­ver­sen geprägt waren. Die Wie­der­be­waff­nung der Bun­des­wehr, die Mit­be­stim­mung, die Ost-Ver­trä­ge sind nur eini­ge der The­men, die mir spon­tan ein­fal­len. Es gab dar­über erbit­ter­te Aus­ein­an­der­set­zun­gen im Bun­des­tag und – vor dem Inter­net – an den Stamm­ti­schen der Republik. 

Inter­es­sant, wie geschmei­dig dage­gen der Atom­aus­stieg beschlos­sen und umge­setzt wur­de oder die Abschaf­fung der Wehr­pflicht. Dass es heu­te vie­le gibt, die auf üble Art und Wei­se nach­kar­ten und Kanz­le­rin Mer­kel für alle ihre Frus­tra­tio­nen haft­bar machen wol­len, ist nur ein Beleg dafür, wie sich die Din­ge in den ver­gan­ge­nen Jah­ren ver­än­dert haben.

Die erwähn­ten alten The­men, sofern ich alters­be­dingt dazu schon in der Lage war, habe ich nur ober­fläch­lich ver­folgt. Eine Mei­nung dazu hat­te ich höchs­tens ansatzweise. 

Friday for Future

So wich­tig war mir kein The­ma, dass ich mich dafür in der Wei­se expo­niert hät­te, wie es heu­te die FFF-Bewe­gung in Sachen Kli­ma­wan­del tut.

Dar­aus lässt sich man­ches schlie­ßen. Mir zeigt es, wie ele­men­tar die For­de­run­gen sind und wie wich­tig es wäre, dass end­lich mehr in Gang kommt als es bis­her der Fall war. Inwie­weit die gesell­schaft­li­chen Dis­kus­sio­nen zu die­sem The­ma die deut­sche Poli­tik beein­flus­sen, ver­mag ich nicht zu sagen. Ver­mut­lich spie­len hier eher die ver­schie­de­nen Lob­by­grup­pen eine Rol­le, die vor den wirt­schaft­li­chen Kon­se­quen­zen not­wen­di­ger Maß­nah­men warnen.

Schlimme Dinge passier(t)en zu jeder Zeit

Der Jugo­sla­wi­en­krieg erschüt­ter­te die trü­ge­ri­sche Gewiss­heit, Euro­pa habe aus den schreck­li­chen Erfah­run­gen bei­der Welt­krie­ge gelernt. Mit­ten­drin trach­te­ten sich „plötz­lich“ Men­schen, die vor­her Jahr­zehn­te lang in fried­li­cher Nach­bar­schaft mit­ein­an­der aus­ge­kom­men waren, gegen­sei­tig nach dem Leben. 

Bis heu­te ver­steht man die­se schreck­li­che Ent­wick­lung nur dann, wenn man sich die Aus­wir­kun­gen einer lan­ge bestehen­den Dik­ta­tur mit ihren Zwangs­klam­mern vor Augen führt. Damals sind Tau­sen­de von Kriegs­flücht­lin­gen nach Deutsch­land gekom­men. Es gab Wider­stand von Rech­ten, als Anfang der 90er Jah­re ca. 48 % aller Flücht­lin­ge wegen des Bal­kan­krie­ges nach Deutsch­land kamen. 

Die Nazis und die Wiedervereinigung

Es waren über 350.000 Men­schen, die in Deutsch­land Zuflucht such­ten. In der Fol­ge wur­de 1993 das deut­sche Asyl­recht stark ein­ge­schränkt. Das pas­sier­te fol­ge­rich­tig noch ein­mal im Jahr 2015. 

Die poli­ti­schen Maß­nah­men waren dem Druck und den Über­grif­fen von deut­schen Nazis geschul­det. Die Bil­der aus Ros­tock-Lich­ten­ha­gen, Mölln und Solin­gen haben wir noch vor Augen. 

Aus mei­ner Sicht haben wir die­se xeno­pho­ben Ent­wick­lun­gen Deutsch­lands nie mehr in den Griff bekom­men. Die Grund­ge­setz­än­de­run­gen soll­ten in mei­nen Augen nur bewir­ken, dass sich die Aktio­nen der Nazis abschwä­chen. Dass das nur bedingt gelun­gen ist, hat sich aller­spä­tes­tens 2015 gezeigt. 

Die NSU-Mor­de, Hal­le, Hanau und was noch alles, gehen auf das Kon­to von Leu­ten, sich durch die gesell­schaft­li­che Ver­än­de­rung im Land ange­spornt fühlten. 

Mich macht das alles ganz schön mür­be. Wie kann sich eine frei­heit­lich, plu­ra­lis­ti­sche Gesell­schaft bloß in einem sol­chen Tem­po und in die­ser Art und Wei­se zu ihrem Nach­teil entwickeln?

Was war früher?

In mei­nen frü­he­ren Jah­ren haben mich im Wesent­li­chen The­men beschäf­tigt, bei denen ich eine gro­ße Unge­rech­tig­keit gese­hen habe. 

Als die USA unter Prä­si­dent Geor­ge Bush 1991 den ers­ten Irak­krieg begann, war ich immer­hin schon 37 Jah­re alt. Kaum ein Ereig­nis davor, hat mich so beschäf­tigt. Ich fand den Krieg und die Begrün­dun­gen faden­schei­nig. Ich folg­te denen, die behaup­te­ten, dass die USA nur wegen des Öls ein­ge­grif­fen hat. 

Zu viele schreckliche Erfahrungen

1962 gab es die Kuba-Kri­se. Ich war 8 und ich spür­te die Angst mei­nes Vaters.

Mein Vater war damals 40 Jah­re alt, Kriegs­teil­neh­mer und von 1939 bis 1949 weg von zu Hau­se. 5 Jah­re Kriegs­ein­satz und 5 Jah­re rus­si­sche Kriegs­ge­fan­gen­schaft. Er hat mir den Schre­cken des Krie­ges ver­ständ­lich gemacht und dass es dazu nie wie­der kom­men dürfe.

Er erzähl­te nur ganz sel­ten vom Krieg. Eigent­lich nur dann, wenn er ein paar Bier zu viel hat­te. Er war ein fröh­li­cher, immer gut auf­ge­leg­ter Mann. Aber die­se Erin­ne­run­gen kos­te­te ihn manch­mal die Fas­sung. Ich moch­te es nicht, wenn mein Vater weinte. 

Das erwähn­te Gerech­tig­keits­emp­fin­den war von der Bericht­erstat­tung unse­rer Medi­en geprägt. Den har­ten Rea­li­tät in die­sen Jah­ren hät­te ich kaum etwas ent­ge­gen­zu­set­zen gehabt, ich war unkri­tisch und habe Posi­tio­nen über­nom­men, die ich mit heu­ti­gem Wis­sen nur infra­ge stel­len kann. 

Der „eigent­li­che“ Viet­nam­krieg begann im August 1964. Ich war 10 Jah­re alt und hielt es mit den Ame­ri­ka­nern. Ers­te Zwei­fel dar­an, ob die­ser Krieg ver­tret­bar war, kamen mir durch die Ende der 60er Jah­re ein­set­zen­den Stu­den­ten­pro­tes­te in den USA und in Europa. 

Wie ande­re Krie­ge (2. Irak-Krieg und ande­re), wur­de auch die­ser von den US-Ame­ri­ka­nern insze­niert. Dass wir die Ame­ri­ka­ner als west­li­che Füh­rungs­macht begrei­fen, ist vor sol­chen Hin­ter­grün­den maxi­mal irritierend.

Kriege auf der Welt

Die Berich­te über Krie­ge – über­all auf der Welt – haben sich gegen­über die­sen Zei­ten ver­än­dert. Sol­che Bil­der, die uns trotz der lan­gen Zeit­span­ne, die ver­gan­gen ist, immer noch im Gedächt­nis sind, wer­den nicht mehr ermög­licht. Die Pro­pa­gan­da auf allen Sei­ten der Kriegs­par­tei­en wis­sen die­se Bil­der zu ver­hin­dern, weil sie ihre Wir­kung fürch­ten müs­sen. Der direk­te Ver­gleich mit den Bil­dern aus den Irak-Krie­gen zeigt das sehr deutlich.

Wir wur­den beein­flusst. Nicht nur von unse­ren Geg­nern, son­dern auch von unse­ren Ver­bün­de­ten. Die Ame­ri­ka­ner wun­dern sich nichts­des­to­trotz dar­über, dass ihnen in Deutsch­land Skep­sis und Ableh­nung ent­ge­gen­ge­bracht werden. 

Dabei ist Deutsch­land für die US-Ame­ri­ka­ner doch nichts als ein stra­te­gi­scher Brü­cken­kopf. Er könn­te im Fall einer Kon­fron­ta­ti­on mit den Rus­sen oder viel­leicht spä­ter ein­mal den Chi­ne­sen, nütz­lich sein. Inso­fern bin ich Trump dank­bar dafür, dass er US-Trup­pen aus Deutsch­land abzieht – auch wenn es längst nicht alle sind. Er soll vor allem die Atom­waf­fen nicht vergessen!

Seit Egon Bahr erklärt hat, dass Län­der kei­ne Freund­schaf­ten mit ande­ren Län­dern unter­hal­ten, son­dern nur gemein­sa­me Interessen, 

Als die paläs­ti­nen­si­schen Ter­ro­ris­ten 1972 die Olym­pia­mann­schaft Isra­els ange­grif­fen und vie­le Sport­ler getö­tet haben, war die gan­ze Welt ent­setzt. Ich war nicht mal zwan­zig und mein Bild war ange­sichts des Grau­ens, das ich damals emp­fand, ein­deu­tig. Die­se Tat steht für sich und sie ist abso­lut ver­ab­scheu­ens­wür­dig. Aber was ist von der Poli­tik der aktu­el­len israe­li­schen Regie­rung zu hal­ten – bei­spiels­wei­se von ihrer Sied­lungs­po­li­tik und von den kon­zer­tier­ten Aktio­nen, die sie mit der Trump-Admi­nis­tra­ti­on durchziehen? 


Bis du auch schon polarisiert?

Es gab vie­le ande­re Ereig­nis­se, die ich anfüh­ren könn­te. Alle hat­ten sie das Poten­zi­al die Men­schen auf die Pal­me zu brin­gen und wohl im Sin­ne des heu­te so oft benutz­ten Wor­tes, zu pola­ri­sie­ren. Damals habe ich sol­che Din­ge viel locke­rer genom­men. Viel­leicht gab es auch mal einen Streit mit Freun­den über ver­schie­de­ne Sicht­wei­sen dar­auf. An wirk­lich schlim­men, nach­hal­ti­gen Streit, der bis zur Ent­zwei­ung von Men­schen hät­te füh­ren kön­nen, erin­ne­re ich mich zum Glück nicht.

Warum ist das heute ganz anders? 

Das Inter­net soll­te Demo­kra­tien ver­bes­sern und stär­ken. Es pas­siert aus mei­ner Sicht jedoch das Gegen­teil. Der Dis­kurs zu wich­ti­gen The­men hat sich einer so gra­vie­ren­den Art und Wei­se ver­än­dert, dass dies unmit­tel­bar zu der Fra­ge füh­ren muss, was die­se Ver­än­de­run­gen ver­ur­sacht hat. Vor­der­grün­dig mal eine Ver­schlech­te­rung der Streit­kul­tur. Die Aktio­nen gegen Hass im Netz zeu­gen davon. Dane­ben haben wir es aber auch fer­tig bekom­men, den Spiel­raum für Dis­kus­sio­nen stark ein­zu­schrän­ken. Mei­nun­gen soll man haben, aber doch bit­te nur dann äußern, wenn sie mit der Mehr­heits­mei­nung irgend­wie noch in Ein­klang zu brin­gen sind.

Haben sich die Men­schen ver­än­dert oder gibt es Umstän­de, die auf das Ver­hal­ten vie­ler Men­schen wir­ken? Sozio­lo­gen wer­den die Fra­ge doch für lächer­lich hal­ten, weil bekannt­lich fast immer die äuße­ren Umstän­de dafür ver­ant­wort­lich sind, wie der Men­schen sich entwickelt. 

Entsolidarisierung per Egoismus

Da wäre die viel­fach beklag­te Ent­so­li­da­ri­sie­rung. Ob es die­se nun gibt oder nicht (Hilfs­be­reit­schaft in 2015 ff), das Heer von ehren­amt­li­chen Hel­fe­rIn­nen spricht gar nicht dafür. Auch wäh­rend der Coro­na-Zeit gab es eine gro­ße Hilfs­be­reit­schaft untereinander. 

Man­che schrei­ben die­se Ent­so­li­da­ri­sie­rung neo­li­be­ra­len Ein­flüs­sen zu. Ist man in den Unter­neh­men heu­te gehal­ten, die Ellen­bo­gen aus­zu­fah­ren und die eige­ne Posi­ti­on zu ver­tei­di­gen? Kann sein. Ich habe es bis zu mei­nem Ein­tritt in die Ren­te eigent­lich nicht so emp­fun­den. Ich fürch­te, der Ego­is­mus hat sich – viel­leicht durch fal­sche Vor­bil­der – durch­ge­setzt. Indi­vi­dua­lis­mus und Ego­is­mus sind inso­fern viel­leicht zwei Begrif­fe für eine Unart des Menschen? 

Wenn wir uns doch so gern ein­re­den, dass Authen­ti­zi­tät so imma­nent wich­tig sei, muss man sich in die­ser Medi­en­welt auch die Fra­ge stel­len, wie man die­ses „Prä­di­kat“ errei­chen könnte. 

Man möch­te sich schließ­lich eine Posi­ti­on erar­bei­ten, die sich von der ande­rer abhebt. Bei Insta­gram Sel­fies vor wun­der­vol­len Loca­ti­ons zu pos­ten, hilft da wenig, weil man erahnt, dass Tau­sen­de ande­re Insta­gra­mer genau dies auch machen werden. 

Nimmt man mit dem Smart­phone die mög­lichst schreck­lichs­te aller mög­li­chen Bege­ben­hei­ten auf und stellt den Film bei You­tube ein, kann das den Durch­bruch bedeu­ten. Oder das Nasen­rümp­fen wei­ter Tei­le der Gesell­schaft, die das näm­lich für ver­werf­lich oder ein­fach für total schreck­lich hält.

Dass Jour­na­lis­ten, die betont regie­rungs­kri­ti­sche Posi­tio­nen ver­tre­ten (und jetzt sag mir kei­ner, die gebe es doch gar nicht!), ihren links­grü­nen Jour­na­lis­ten­kol­le­gen ankrei­den, über­wie­gend in mora­li­schen Kate­go­rien zu argu­men­tier­ten, ist viel zu oft unfair und des­halb inak­zep­ta­bel. Es scheint, denen haupt­säch­lich dar­um zu gehen, die Deu­tungs­ho­heit über irgend­was von den bösen links­grü­nen Kol­le­gen zurück­zu­er­obern. Wahr­schein­lich eint das alle. 

Erkennt­nis­ge­winn ist nicht so wich­tig wie Deu­tungs­ho­heit. Das ist rich­tig schlecht für den Jour­na­lis­mus, fin­de ich.

Inzwi­schen geht es weni­ger dar­um, wie mit Qua­li­tät oder Stich­hal­tig­keit von Argu­men­ten und Fak­ten zu über­zeu­gen ist, son­dern um die Fra­ge, wie man ganz ohne sowas auskommt. 

Man gibt sich gefüh­lig und unter­streicht das mit emo­tio­na­ler Anspra­che den geneig­ten Zuhö­rer. Trump, genau­so Boris John­son aber auch vie­le ande­re Poli­ti­ker lügen, dass sich die Bal­ken bie­gen und erfül­len so das Vor­ur­teil aus frü­he­ren Jah­ren, dass ja alle Poli­ti­ker lügen.

Ent­schul­di­gung für die Län­ge die­ses Tex­tes. Sie ist mei­ner Frus­tra­ti­on über all die Din­ge geschul­det, die in letz­ter Zeit auf uns alle her­nie­der­pras­seln. Viel­leicht wirkt der Text nicht gera­de strin­gent, son­dern eher kon­fus. Ich hab das Gefühl, vie­len gehts in die­ser Zeit ähnlich.

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Demokratie Freiheit Internet

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2 Gedanken zu „Schlimme Dinge passier(t)en zu jeder Zeit. Verschiedene Meinungen sind heute ein Problem.“

  1. Ach, lan­ge Tex­te… irgend­wie mag ich die ja schon. Es gibt aller­dings nicht mehr vie­le davon. Ich könn­te dir so viel ant­wor­ten, im Wesent­li­chen stim­me ich dir ja zu. Ich will aber kei­ne Kom­men­ta­re schrei­ben, die län­ger sind als die zu kom­men­tie­ren­den Artikel.

    Heu­te mor­gen habe ich beim Kaf­fee (ja, ich habe Urlaub…) ein län­ge­res Inter­view mit einer Wis­sen­schaft­le­rin (Prof. Anne­lies Blom, Uni Mann­heim) gese­hen, die über eine reprä­sen­ta­ti­ve Lang­frist-Stu­die** zur Ein­stel­lun­gen und Ver­hal­ten der Bevöl­ke­rung ange­sichts der Coro­na-Pan­de­mie berichtete.

    Kurz und knapp: Die über­wie­gen­de, gro­ße Mehr­heit der Bevöl­ke­rung unter­stützt nach wie vor die ein­ge­lei­te­ten Maß­nah­men zur Bekämp­fung der Pan­de­mie hier im Land, auch wenn sie die per­sön­li­che Bewe­gungs­frei­heit und den gewohn­ten Lebens­kom­fort ein­schrän­ken. Zu ver­zeich­nen­der Rück­gang der Zustim­mung in mess­ba­rem, aber immer noch rela­tiv gerin­gem Maß betrifft vor allem Berei­che, wo es die per­sön­li­che Lebens­füh­rung mas­siv betrifft: Kin­der in Kitas und Schu­len, uni­ver­si­tä­res Leben u.a.m.

    Mit Nach­las­sen der Zustim­mung ist aber ein­fach über die Dau­er der Maß­nah­men hin­weg zu rech­nen, das ist wohl nor­mal und erwartbar.

    ** mehr hier zur 100-Tage Mann­hei­mer Corona-Studie
    (https://www.sowi.uni-mannheim.de/blom/news/?tx_news_pi1%5Bnews%5D=8582&cHash=1c5f5a8dad5b587d999523bb8233fdee)

    Mir jeden­falls bestä­tig­te die­ses Inter­view heu­te früh ganz klar das, was ich sowie­so schon seit gerau­mer Zeit (viel­fach bestä­tig­ter­ma­ßen) ange­nom­men habe:

    Auch ich als nicht teil­neh­men­der Beob­ach­ter (kei­ne „Sozia­len Medi­en“, du kennst ja mei­ne Hal­tung…) muss eben­falls auf­pas­sen, nicht einer gro­ßen, fast schon umfas­sen­den Wahr­neh­mungs­ver­zer­rung auf­zu­sit­zen, die sich eine sehr klei­ne Min­der­heit von Rechts­ra­di­ka­len und ande­ren Lüg­nern sowie eini­ger markt­schreie­ri­scher Ver­schwö­rungs-Schwät­zern bestän­dig zu Nut­ze zu machen ver­sucht. Es herrscht zur Zeit ein mäch­ti­ges Geschrei die­ser klei­nen Min­der­heit samt ihrer rabul­si­s­ie­ren­den par­la­men­ta­ri­schen Ver­tre­tung um die Deu­tungs­ho­heit gegen einen künst­lich auf­ge­bau­ten Rie­sen-Popanz: den sogen­n­an­ten „Main­stream“ in Medi­en und Politik.

    Wer am lau­tes­ten schreit, wird gehört und wahr­ge­nom­men. Und je atem­be­rau­ben­der der her­aus­ge­brüll­te Inhalt, des­to bes­ser ver­haf­tet er sich bei einer schwei­gen­den Min­der­heit an fol­ge­wil­li­gen Unzufriedenen. 

    Du sprachst oben vom Streit an den Stamm­ti­schen, wie es ihn frü­her gab. Am Wir­kungs­prin­zip hat sich nichts ver­än­dert, nur an den Aus­tra­gungs­or­ten und Größenordnungen:

    Damals blök­ten die­je­ni­gen, die bloß glaub­ten, infor­miert zu sein – weil sie ihre Fehl­in­fo­ma­tio­nen und Lügen aus BILD bezo­gen – ihren Unsinn laut­stark an den Stamm­ti­schen und den Kios­ken. Das waren die Orte, die den heu­ti­gen „Sozia­len Medi­en“ im Detail ent­spre­chen. Damals lief man dem Dünn­pfiff hin­ter­her, den deren Redak­teu­re ver­zapf­ten (und dem ten­den­ziö­sen ‚ZDF-Maga­zin’ und sei­nem rechts­ge­rich­te­ten Chef-Rade­bre­cher, wenn du dich erin­nerst). Heu­te läuft man Schrei­häl­sen aus der Ecke der weit rechts ange­sie­del­ten Son­der­lin­ge hin­ter­her, selbst wenn sie mal soge­nannn­te „Vegan-Köche“ waren.

    Das da natür­lich ande­re, inzwi­schen gut orga­ni­sier­te Son­der­lin­ge aus der rechts­extre­mis­ti­schen Ecke mas­siv drauf­sat­teln, wie soge­nann­te „Reichs­bür­ger“ und „Iden­ti­tä­re“, ist nach­ge­ra­de unver­meid­bar. Und damit kom­men auch die Ver­schwö­rungs­my­then ans Tages­licht. Die Coro­na-Kri­se ist ein idea­les Vehi­kel. Du kannst gera­de­zu jeden belie­bi­gen idio­ti­schen Schei…dreck (Bill Gates, Geor­ge Sor­os, Impf­stof­fe, Chem­trails, Rep­tio­iden, Juden u.a.m.) als Bedro­hungs­sze­na­rio kon­stru­ie­ren, du wirst immer eine gewis­se Men­ge ‚Fol­lower’ fin­den, die glau­ben, dass sie sonst nie­man­dem mehr glau­ben können. 

    Die triffst du dann zur Zeit mas­ken­be­freit und dicht gesta­pelt in Ber­lin, wo sie ihrem selbst­ver­schul­de­ten Unmut laut­stark war­me Luft machen.

    Aber es ist eben bloß eine klei­ne fünf­stel­li­ge Anzahl, die media­len Aus­hub macht, der nach Mil­lio­nen klingt, die jetzt end­lich das ver­hass­te „Sys­tem“ stür­zen wol­len. Ok, zuge­ge­ben ;-), es waren vor ein paar Wochen 12 Mil­lio­nen und am ver­gan­ge­nen Wochen­en­de 19 Mil­lio­nen, die in Ber­lin zusam­men­ka­men und bei­na­he den Umsturz geschafft hätten.

    Wenn da nicht drei oder vier Poli­zis­ten gewe­sen wären… :-))

    Aber Spaß beiseite.

    Man soll­te die­se Ange­le­gen­hei­ten nicht ver­harm­lo­sen, und es ist auch nicht so, wie es poli­ti­sche Sprach­re­ge­lung gewor­den zu sein scheint: dass es näm­lich eine Situa­ti­on gibt, in der „besorg­te Bür­ger“ demo­kra­tisch recht­schaf­fen ihrem Unmut und ihrem Unver­ständ­nis ange­sichts der Anti-Coro­na-Maß­nah­men auf Demons­tra­tio­nen Aus­druck ver­lei­hen und die­se dann von Rechts­extre­men und ande­ren inter­es­sier­ten extre­men Krei­sen sozu­sa­gen „geka­pert“ und für deren eige­ne Agen­da miss­braucht werden.

    Wir sahen in Ber­lin (und anders­wo, Stutt­gart, Frank­furt) schon einen demo­kra­tie­feind­li­chen rech­ten Boden­satz laut­stark aktiv, der im Rah­men die­ser „Hygie­ne- und Anti-Coro­na-Maß­nah­men-Demos“ eben nicht die Min­der­heit stell­te. Da ist nach mei­ner Über­zeu­gung wenig „geka­pert“, da ist man mehr­heit­lich unter sich und fühlt sich wohl dabei.

    Der Anteil der deut­schen Bevöl­ke­rung, der sich leicht und bil­lig rechts­ra­di­kal auf­wie­geln lässt, ist in den letz­ten zwan­zig Jah­ren sicher­lich grö­ßer gewor­den. Und dank „Sozia­ler Medi­en“ auch sichtbarer…

    (Uff, jetzt ist es doch ein lan­ger Kom­men­tar geworden…)

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