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Gesellschaft

Schlimme Dinge passier(t)en zu jeder Zeit. Verschiedene Meinungen sind heute ein Problem.

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von Horst Schulte

11 Min. Lesezeit

featuredimage

Die Zeiten ändern sich.

Die­ser Bei­trag scheint älter als 4 Jah­re zu sein – eine lan­ge Zeit im Inter­net. Der Inhalt ist viel­leicht veraltet.

Unter­schied­li­che Mei­nun­gen machen den Reiz jeder Dis­kus­si­on aus. Dar­in unter­schei­det sich der öffent­li­che Bereich (Talk-Shows, Pod­casts) nicht vom per­sön­li­chen. Im Pri­va­ten ver­zeiht man sicher leich­ter. Je ver­trau­ter ich mit einem Men­schen bin, des­to weni­ger bin ich bereit, über einen Streit mei­ne Bezie­hung zu beschä­di­gen. Hof­fent­lich ist das – trotz allem – so sel­ten, wie ich denke.

Es ist bedrü­ckend, dass sich Fami­li­en auf den bri­ti­schen Inseln über den Brexit-Streit ent­zweit haben. Ich ken­ne es aus eige­ner Erfah­rung, wie erbit­tert und unver­söhn­lich Dis­kus­sio­nen über die Ein­wan­de­rungs­po­li­tik unse­rer Regie­rung geführt wur­den. Das The­ma hat das Poten­zi­al, auch lang­jäh­ri­ge Freund­schaf­ten zu belasten. 

Aktu­ell ist es die Debat­te um Coro­na, die eine wach­sen­de Gegen­öf­fent­lich­keit her­vor­bringt. Einer­seits ver­ste­he ich, dass Wider­spruch her­vor­ge­ru­fen wird, wenn, wie in sol­chen Fäl­len, weit­rei­chen­de Maß­nah­men sei­tens der Regie­run­gen getrof­fen wer­den. Aber was hat das noch mit Demo­kra­tie zu tun, wenn der Wider­spruch zum einen so selt­sam »begrün­det« wird, wie die Coro­na-Leug­ner es tun und wenn sich zum ande­ren Alli­an­zen fin­den, die so beschaf­fen sind, wie wir es am 29.08. erneut vor­ge­führt bekamen?

USA als schlechtestes Vorbild überhaupt

Der Riss geht auch bei dem The­ma durch die Fami­li­en. In den USA ver­lau­fen die »geg­ne­ri­schen« Lager ent­lang der Front zwi­schen Repu­bli­ka­nern und Demo­kra­ten. Ob das so stimmt? Ich hör­te, dass es Mit­glie­der der Repu­bli­ka­ner gibt, die angeb­lich Joe Biden wäh­len wer­den. So kom­pli­ziert ist es bei uns zum Glück noch nicht.

Die Fol­gen sol­cher Ent­wick­lun­gen beschrei­ben wir mit dem pla­ka­ti­ven Begriff einer »Pola­ri­sie­rung der Gesell­schaft«.

Hof­fent­lich fra­gen wir uns nicht irgend­wann, wenn wir vor den Trüm­mern unse­rer Demo­kra­tie ste­hen, war­um wir die­se Über­trei­bun­gen nur so weit kom­men las­sen konn­ten. Wie konn­te es pas­sie­ren, dass wir uns von demo­kra­ti­schen Tugen­den wie Tole­ranz, Soli­da­ri­tät, Kom­pro­miss­be­reit­schaft oder einer ent­wi­ckel­ten Streit­kul­tur so leicht lösen konn­ten? War­um kön­nen wir Mei­nun­gen, die uns wider­stre­ben, nur so schwer akzeptieren?

Die Beispiele der Vergangenheit

Es gab in der Ver­gan­gen­heit immer wie­der gro­ße gesell­schaft­li­che The­men, die von har­ten Kon­tro­ver­sen geprägt waren. Die Wie­der­be­waff­nung der Bun­des­wehr, die Mit­be­stim­mung, die Ost-Ver­trä­ge sind nur eini­ge der The­men, die mir spon­tan ein­fal­len. Es gab dar­über erbit­ter­te Aus­ein­an­der­set­zun­gen im Bun­des­tag und – vor dem Inter­net – an den Stamm­ti­schen der Republik. 

Inter­es­sant, wie geschmei­dig dage­gen der Atom­aus­stieg beschlos­sen und umge­setzt wur­de oder die Abschaf­fung der Wehr­pflicht. Dass es heu­te vie­le gibt, die auf üble Art und Wei­se nach­kar­ten und Kanz­le­rin Mer­kel für alle ihre Frus­tra­tio­nen haft­bar machen wol­len, ist nur ein Beleg dafür, wie sich die Din­ge in den ver­gan­ge­nen Jah­ren ver­än­dert haben.

Die erwähn­ten alten The­men, sofern ich alters­be­dingt dazu schon in der Lage war, habe ich nur ober­fläch­lich ver­folgt. Eine Mei­nung dazu hat­te ich höchs­tens ansatzweise. 

Friday for Future

So wich­tig war mir kein The­ma, dass ich mich dafür in der Wei­se expo­niert hät­te, wie es heu­te die FFF-Bewe­gung in Sachen Kli­ma­wan­del tut.

Dar­aus lässt sich man­ches schlie­ßen. Mir zeigt es, wie ele­men­tar die For­de­run­gen sind und wie wich­tig es wäre, dass end­lich mehr in Gang kommt als es bis­her der Fall war. Inwie­weit die gesell­schaft­li­chen Dis­kus­sio­nen zu die­sem The­ma die deut­sche Poli­tik beein­flus­sen, ver­mag ich nicht zu sagen. Ver­mut­lich spie­len hier eher die ver­schie­de­nen Lob­by­grup­pen eine Rol­le, die vor den wirt­schaft­li­chen Kon­se­quen­zen not­wen­di­ger Maß­nah­men warnen.

Schlimme Dinge passier(t)en zu jeder Zeit

Der Jugo­sla­wi­en­krieg erschüt­ter­te die trü­ge­ri­sche Gewiss­heit, Euro­pa habe aus den schreck­li­chen Erfah­run­gen bei­der Welt­krie­ge gelernt. Mit­ten­drin trach­te­ten sich »plötz­lich« Men­schen, die vor­her Jahr­zehn­te lang in fried­li­cher Nach­bar­schaft mit­ein­an­der aus­ge­kom­men waren, gegen­sei­tig nach dem Leben. 

Bis heu­te ver­steht man die­se schreck­li­che Ent­wick­lung nur dann, wenn man sich die Aus­wir­kun­gen einer lan­ge bestehen­den Dik­ta­tur mit ihren Zwangs­klam­mern vor Augen führt. Damals sind Tau­sen­de von Kriegs­flücht­lin­gen nach Deutsch­land gekom­men. Es gab Wider­stand von Rech­ten, als Anfang der 90er Jah­re ca. 48 % aller Flücht­lin­ge wegen des Bal­kan­krie­ges nach Deutsch­land kamen. 

Die Nazis und die Wiedervereinigung

Es waren über 350.000 Men­schen, die in Deutsch­land Zuflucht such­ten. In der Fol­ge wur­de 1993 das deut­sche Asyl­recht stark ein­ge­schränkt. Das pas­sier­te fol­ge­rich­tig noch ein­mal im Jahr 2015. 

Die poli­ti­schen Maß­nah­men waren dem Druck und den Über­grif­fen von deut­schen Nazis geschul­det. Die Bil­der aus Ros­tock-Lich­ten­ha­gen, Mölln und Solin­gen haben wir noch vor Augen. 

Aus mei­ner Sicht haben wir die­se xeno­pho­ben Ent­wick­lun­gen Deutsch­lands nie mehr in den Griff bekom­men. Die Grund­ge­setz­än­de­run­gen soll­ten in mei­nen Augen nur bewir­ken, dass sich die Aktio­nen der Nazis abschwä­chen. Dass das nur bedingt gelun­gen ist, hat sich aller­spä­tes­tens 2015 gezeigt. 

Die NSU-Mor­de, Hal­le, Hanau und was noch alles, gehen auf das Kon­to von Leu­ten, sich durch die gesell­schaft­li­che Ver­än­de­rung im Land ange­spornt fühlten. 

Mich macht das alles ganz schön mür­be. Wie kann sich eine frei­heit­lich, plu­ra­lis­ti­sche Gesell­schaft bloß in einem sol­chen Tem­po und in die­ser Art und Wei­se zu ihrem Nach­teil entwickeln?

Was war früher?

In mei­nen frü­he­ren Jah­ren haben mich im Wesent­li­chen The­men beschäf­tigt, bei denen ich eine gro­ße Unge­rech­tig­keit gese­hen habe. 

Als die USA unter Prä­si­dent Geor­ge Bush 1991 den ers­ten Irak­krieg begann, war ich immer­hin schon 37 Jah­re alt. Kaum ein Ereig­nis davor, hat mich so beschäf­tigt. Ich fand den Krieg und die Begrün­dun­gen faden­schei­nig. Ich folg­te denen, die behaup­te­ten, dass die USA nur wegen des Öls ein­ge­grif­fen hat. 

Zu viele schreckliche Erfahrungen

1962 gab es die Kuba-Kri­se. Ich war 8 und ich spür­te die Angst mei­nes Vaters.

Mein Vater war damals 40 Jah­re alt, Kriegs­teil­neh­mer und von 1939 bis 1949 weg von zu Hau­se. 5 Jah­re Kriegs­ein­satz und 5 Jah­re rus­si­sche Kriegs­ge­fan­gen­schaft. Er hat mir den Schre­cken des Krie­ges ver­ständ­lich gemacht und dass es dazu nie wie­der kom­men dürfe.

Er erzähl­te nur ganz sel­ten vom Krieg. Eigent­lich nur dann, wenn er ein paar Bier zu viel hat­te. Er war ein fröh­li­cher, immer gut auf­ge­leg­ter Mann. Aber die­se Erin­ne­run­gen kos­te­te ihn manch­mal die Fas­sung. Ich moch­te es nicht, wenn mein Vater weinte. 

Das erwähn­te Gerech­tig­keits­emp­fin­den war von der Bericht­erstat­tung unse­rer Medi­en geprägt. Den har­ten Rea­li­tät in die­sen Jah­ren hät­te ich kaum etwas ent­ge­gen­zu­set­zen gehabt, ich war unkri­tisch und habe Posi­tio­nen über­nom­men, die ich mit heu­ti­gem Wis­sen nur infra­ge stel­len kann. 

Der »eigent­li­che« Viet­nam­krieg begann im August 1964. Ich war 10 Jah­re alt und hielt es mit den Ame­ri­ka­nern. Ers­te Zwei­fel dar­an, ob die­ser Krieg ver­tret­bar war, kamen mir durch die Ende der 60er Jah­re ein­set­zen­den Stu­den­ten­pro­tes­te in den USA und in Europa. 

Wie ande­re Krie­ge (2. Irak-Krieg und ande­re), wur­de auch die­ser von den US-Ame­ri­ka­nern insze­niert. Dass wir die Ame­ri­ka­ner als west­li­che Füh­rungs­macht begrei­fen, ist vor sol­chen Hin­ter­grün­den maxi­mal irritierend.

Kriege auf der Welt

Die Berich­te über Krie­ge – über­all auf der Welt – haben sich gegen­über die­sen Zei­ten ver­än­dert. Sol­che Bil­der, die uns trotz der lan­gen Zeit­span­ne, die ver­gan­gen ist, immer noch im Gedächt­nis sind, wer­den nicht mehr ermög­licht. Die Pro­pa­gan­da auf allen Sei­ten der Kriegs­par­tei­en wis­sen die­se Bil­der zu ver­hin­dern, weil sie ihre Wir­kung fürch­ten müs­sen. Der direk­te Ver­gleich mit den Bil­dern aus den Irak-Krie­gen zeigt das sehr deutlich.

Wir wur­den beein­flusst. Nicht nur von unse­ren Geg­nern, son­dern auch von unse­ren Ver­bün­de­ten. Die Ame­ri­ka­ner wun­dern sich nichts­des­to­trotz dar­über, dass ihnen in Deutsch­land Skep­sis und Ableh­nung ent­ge­gen­ge­bracht werden. 

Dabei ist Deutsch­land für die US-Ame­ri­ka­ner doch nichts als ein stra­te­gi­scher Brü­cken­kopf. Er könn­te im Fall einer Kon­fron­ta­ti­on mit den Rus­sen oder viel­leicht spä­ter ein­mal den Chi­ne­sen, nütz­lich sein. Inso­fern bin ich Trump dank­bar dafür, dass er US-Trup­pen aus Deutsch­land abzieht – auch wenn es längst nicht alle sind. Er soll vor allem die Atom­waf­fen nicht vergessen!

Seit Egon Bahr erklärt hat, dass Län­der kei­ne Freund­schaf­ten mit ande­ren Län­dern unter­hal­ten, son­dern nur gemein­sa­me Interessen, 

Als die paläs­ti­nen­si­schen Ter­ro­ris­ten 1972 die Olym­pia­mann­schaft Isra­els ange­grif­fen und vie­le Sport­ler getö­tet haben, war die gan­ze Welt ent­setzt. Ich war nicht mal zwan­zig und mein Bild war ange­sichts des Grau­ens, das ich damals emp­fand, ein­deu­tig. Die­se Tat steht für sich und sie ist abso­lut ver­ab­scheu­ens­wür­dig. Aber was ist von der Poli­tik der aktu­el­len israe­li­schen Regie­rung zu hal­ten – bei­spiels­wei­se von ihrer Sied­lungs­po­li­tik und von den kon­zer­tier­ten Aktio­nen, die sie mit der Trump-Admi­nis­tra­ti­on durchziehen? 


Bis du auch schon polarisiert?

Es gab vie­le ande­re Ereig­nis­se, die ich anfüh­ren könn­te. Alle hat­ten sie das Poten­zi­al die Men­schen auf die Pal­me zu brin­gen und wohl im Sin­ne des heu­te so oft benutz­ten Wor­tes, zu pola­ri­sie­ren. Damals habe ich sol­che Din­ge viel locke­rer genom­men. Viel­leicht gab es auch mal einen Streit mit Freun­den über ver­schie­de­ne Sicht­wei­sen dar­auf. An wirk­lich schlim­men, nach­hal­ti­gen Streit, der bis zur Ent­zwei­ung von Men­schen hät­te füh­ren kön­nen, erin­ne­re ich mich zum Glück nicht.

Warum ist das heute ganz anders? 

Das Inter­net soll­te Demo­kra­tien ver­bes­sern und stär­ken. Es pas­siert aus mei­ner Sicht jedoch das Gegen­teil. Der Dis­kurs zu wich­ti­gen The­men hat sich einer so gra­vie­ren­den Art und Wei­se ver­än­dert, dass dies unmit­tel­bar zu der Fra­ge füh­ren muss, was die­se Ver­än­de­run­gen ver­ur­sacht hat. Vor­der­grün­dig mal eine Ver­schlech­te­rung der Streit­kul­tur. Die Aktio­nen gegen Hass im Netz zeu­gen davon. Dane­ben haben wir es aber auch fer­tig bekom­men, den Spiel­raum für Dis­kus­sio­nen stark ein­zu­schrän­ken. Mei­nun­gen soll man haben, aber doch bit­te nur dann äußern, wenn sie mit der Mehr­heits­mei­nung irgend­wie noch in Ein­klang zu brin­gen sind.

Haben sich die Men­schen ver­än­dert oder gibt es Umstän­de, die auf das Ver­hal­ten vie­ler Men­schen wir­ken? Sozio­lo­gen wer­den die Fra­ge doch für lächer­lich hal­ten, weil bekannt­lich fast immer die äuße­ren Umstän­de dafür ver­ant­wort­lich sind, wie der Men­schen sich entwickelt. 

Entsolidarisierung per Egoismus

Da wäre die viel­fach beklag­te Ent­so­li­da­ri­sie­rung. Ob es die­se nun gibt oder nicht (Hilfs­be­reit­schaft in 2015 ff), das Heer von ehren­amt­li­chen Hel­fe­rIn­nen spricht gar nicht dafür. Auch wäh­rend der Coro­na-Zeit gab es eine gro­ße Hilfs­be­reit­schaft untereinander. 

Man­che schrei­ben die­se Ent­so­li­da­ri­sie­rung neo­li­be­ra­len Ein­flüs­sen zu. Ist man in den Unter­neh­men heu­te gehal­ten, die Ellen­bo­gen aus­zu­fah­ren und die eige­ne Posi­ti­on zu ver­tei­di­gen? Kann sein. Ich habe es bis zu mei­nem Ein­tritt in die Ren­te eigent­lich nicht so emp­fun­den. Ich fürch­te, der Ego­is­mus hat sich – viel­leicht durch fal­sche Vor­bil­der – durch­ge­setzt. Indi­vi­dua­lis­mus und Ego­is­mus sind inso­fern viel­leicht zwei Begrif­fe für eine Unart des Menschen? 

Wenn wir uns doch so gern ein­re­den, dass Authen­ti­zi­tät so imma­nent wich­tig sei, muss man sich in die­ser Medi­en­welt auch die Fra­ge stel­len, wie man die­ses »Prä­di­kat« errei­chen könnte. 

Man möch­te sich schließ­lich eine Posi­ti­on erar­bei­ten, die sich von der ande­rer abhebt. Bei Insta­gram Sel­fies vor wun­der­vol­len Loca­ti­ons zu pos­ten, hilft da wenig, weil man erahnt, dass Tau­sen­de ande­re Insta­gra­mer genau dies auch machen werden. 

Nimmt man mit dem Smart­phone die mög­lichst schreck­lichs­te aller mög­li­chen Bege­ben­hei­ten auf und stellt den Film bei You­tube ein, kann das den Durch­bruch bedeu­ten. Oder das Nasen­rümp­fen wei­ter Tei­le der Gesell­schaft, die das näm­lich für ver­werf­lich oder ein­fach für total schreck­lich hält.

Dass Jour­na­lis­ten, die betont regie­rungs­kri­ti­sche Posi­tio­nen ver­tre­ten (und jetzt sag mir kei­ner, die gebe es doch gar nicht!), ihren links­grü­nen Jour­na­lis­ten­kol­le­gen ankrei­den, über­wie­gend in mora­li­schen Kate­go­rien zu argu­men­tier­ten, ist viel zu oft unfair und des­halb inak­zep­ta­bel. Es scheint, denen haupt­säch­lich dar­um zu gehen, die Deu­tungs­ho­heit über irgend­was von den bösen links­grü­nen Kol­le­gen zurück­zu­er­obern. Wahr­schein­lich eint das alle. 

Erkennt­nis­ge­winn ist nicht so wich­tig wie Deu­tungs­ho­heit. Das ist rich­tig schlecht für den Jour­na­lis­mus, fin­de ich.

Inzwi­schen geht es weni­ger dar­um, wie mit Qua­li­tät oder Stich­hal­tig­keit von Argu­men­ten und Fak­ten zu über­zeu­gen ist, son­dern um die Fra­ge, wie man ganz ohne sowas auskommt. 

Man gibt sich gefüh­lig und unter­streicht das mit emo­tio­na­ler Anspra­che den geneig­ten Zuhö­rer. Trump, genau­so Boris John­son aber auch vie­le ande­re Poli­ti­ker lügen, dass sich die Bal­ken bie­gen und erfül­len so das Vor­ur­teil aus frü­he­ren Jah­ren, dass ja alle Poli­ti­ker lügen.

Ent­schul­di­gung für die Län­ge die­ses Tex­tes. Sie ist mei­ner Frus­tra­ti­on über all die Din­ge geschul­det, die in letz­ter Zeit auf uns alle her­nie­der­pras­seln. Viel­leicht wirkt der Text nicht gera­de strin­gent, son­dern eher kon­fus. Ich hab das Gefühl, vie­len gehts in die­ser Zeit ähnlich.

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Ich bin Horst Schulte

Herausgeber, Blogger, Amateurfotograf

alleiniger Autor dieses Blogs

Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Ich kann die Leute nicht ändern, aber meinen Blick auf sie.

Artikelinformationen:

Gesellschaft

Demokratie, Freiheit, Internet

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Anzahl Worte im Beitrag: 2032

2 Gedanken zu „Schlimme Dinge passier(t)en zu jeder Zeit. Verschiedene Meinungen sind heute ein Problem.“

  1. Ach, lan­ge Tex­te… irgend­wie mag ich die ja schon. Es gibt aller­dings nicht mehr vie­le davon. Ich könn­te dir so viel ant­wor­ten, im Wesent­li­chen stim­me ich dir ja zu. Ich will aber kei­ne Kom­men­ta­re schrei­ben, die län­ger sind als die zu kom­men­tie­ren­den Artikel.

    Heu­te mor­gen habe ich beim Kaf­fee (ja, ich habe Urlaub…) ein län­ge­res Inter­view mit einer Wis­sen­schaft­le­rin (Prof. Anne­lies Blom, Uni Mann­heim) gese­hen, die über eine reprä­sen­ta­ti­ve Lang­frist-Stu­die** zur Ein­stel­lun­gen und Ver­hal­ten der Bevöl­ke­rung ange­sichts der Coro­na-Pan­de­mie berichtete.

    Kurz und knapp: Die über­wie­gen­de, gro­ße Mehr­heit der Bevöl­ke­rung unter­stützt nach wie vor die ein­ge­lei­te­ten Maß­nah­men zur Bekämp­fung der Pan­de­mie hier im Land, auch wenn sie die per­sön­li­che Bewe­gungs­frei­heit und den gewohn­ten Lebens­kom­fort ein­schrän­ken. Zu ver­zeich­nen­der Rück­gang der Zustim­mung in mess­ba­rem, aber immer noch rela­tiv gerin­gem Maß betrifft vor allem Berei­che, wo es die per­sön­li­che Lebens­füh­rung mas­siv betrifft: Kin­der in Kitas und Schu­len, uni­ver­si­tä­res Leben u.a.m.

    Mit Nach­las­sen der Zustim­mung ist aber ein­fach über die Dau­er der Maß­nah­men hin­weg zu rech­nen, das ist wohl nor­mal und erwartbar.

    ** mehr hier zur 100-Tage Mann­hei­mer Corona-Studie
    (https://www.sowi.uni-mannheim.de/blom/news/?tx_news_pi1%5Bnews%5D=8582&cHash=1c5f5a8dad5b587d999523bb8233fdee)

    Mir jeden­falls bestä­tig­te die­ses Inter­view heu­te früh ganz klar das, was ich sowie­so schon seit gerau­mer Zeit (viel­fach bestä­tig­ter­ma­ßen) ange­nom­men habe:

    Auch ich als nicht teil­neh­men­der Beob­ach­ter (kei­ne »Sozia­len Medi­en«, du kennst ja mei­ne Hal­tung…) muss eben­falls auf­pas­sen, nicht einer gro­ßen, fast schon umfas­sen­den Wahr­neh­mungs­ver­zer­rung auf­zu­sit­zen, die sich eine sehr klei­ne Min­der­heit von Rechts­ra­di­ka­len und ande­ren Lüg­nern sowie eini­ger markt­schreie­ri­scher Ver­schwö­rungs-Schwät­zern bestän­dig zu Nut­ze zu machen ver­sucht. Es herrscht zur Zeit ein mäch­ti­ges Geschrei die­ser klei­nen Min­der­heit samt ihrer rabul­si­s­ie­ren­den par­la­men­ta­ri­schen Ver­tre­tung um die Deu­tungs­ho­heit gegen einen künst­lich auf­ge­bau­ten Rie­sen-Popanz: den sogen­n­an­ten »Main­stream« in Medi­en und Politik.

    Wer am lau­tes­ten schreit, wird gehört und wahr­ge­nom­men. Und je atem­be­rau­ben­der der her­aus­ge­brüll­te Inhalt, des­to bes­ser ver­haf­tet er sich bei einer schwei­gen­den Min­der­heit an fol­ge­wil­li­gen Unzufriedenen. 

    Du sprachst oben vom Streit an den Stamm­ti­schen, wie es ihn frü­her gab. Am Wir­kungs­prin­zip hat sich nichts ver­än­dert, nur an den Aus­tra­gungs­or­ten und Größenordnungen:

    Damals blök­ten die­je­ni­gen, die bloß glaub­ten, infor­miert zu sein – weil sie ihre Fehl­in­fo­ma­tio­nen und Lügen aus BILD bezo­gen – ihren Unsinn laut­stark an den Stamm­ti­schen und den Kios­ken. Das waren die Orte, die den heu­ti­gen »Sozia­len Medi­en« im Detail ent­spre­chen. Damals lief man dem Dünn­pfiff hin­ter­her, den deren Redak­teu­re ver­zapf­ten (und dem ten­den­ziö­sen ‘ZDF-Maga­zin’ und sei­nem rechts­ge­rich­te­ten Chef-Rade­bre­cher, wenn du dich erin­nerst). Heu­te läuft man Schrei­häl­sen aus der Ecke der weit rechts ange­sie­del­ten Son­der­lin­ge hin­ter­her, selbst wenn sie mal soge­nannn­te »Vegan-Köche« waren.

    Das da natür­lich ande­re, inzwi­schen gut orga­ni­sier­te Son­der­lin­ge aus der rechts­extre­mis­ti­schen Ecke mas­siv drauf­sat­teln, wie soge­nann­te »Reichs­bür­ger« und »Iden­ti­tä­re«, ist nach­ge­ra­de unver­meid­bar. Und damit kom­men auch die Ver­schwö­rungs­my­then ans Tages­licht. Die Coro­na-Kri­se ist ein idea­les Vehi­kel. Du kannst gera­de­zu jeden belie­bi­gen idio­ti­schen Schei…dreck (Bill Gates, Geor­ge Sor­os, Impf­stof­fe, Chem­trails, Rep­tio­iden, Juden u.a.m.) als Bedro­hungs­sze­na­rio kon­stru­ie­ren, du wirst immer eine gewis­se Men­ge ‘Fol­lower’ fin­den, die glau­ben, dass sie sonst nie­man­dem mehr glau­ben können. 

    Die triffst du dann zur Zeit mas­ken­be­freit und dicht gesta­pelt in Ber­lin, wo sie ihrem selbst­ver­schul­de­ten Unmut laut­stark war­me Luft machen.

    Aber es ist eben bloß eine klei­ne fünf­stel­li­ge Anzahl, die media­len Aus­hub macht, der nach Mil­lio­nen klingt, die jetzt end­lich das ver­hass­te »Sys­tem« stür­zen wol­len. Ok, zuge­ge­ben ;-), es waren vor ein paar Wochen 12 Mil­lio­nen und am ver­gan­ge­nen Wochen­en­de 19 Mil­lio­nen, die in Ber­lin zusam­men­ka­men und bei­na­he den Umsturz geschafft hätten.

    Wenn da nicht drei oder vier Poli­zis­ten gewe­sen wären… :-))

    Aber Spaß beiseite.

    Man soll­te die­se Ange­le­gen­hei­ten nicht ver­harm­lo­sen, und es ist auch nicht so, wie es poli­ti­sche Sprach­re­ge­lung gewor­den zu sein scheint: dass es näm­lich eine Situa­ti­on gibt, in der »besorg­te Bür­ger« demo­kra­tisch recht­schaf­fen ihrem Unmut und ihrem Unver­ständ­nis ange­sichts der Anti-Coro­na-Maß­nah­men auf Demons­tra­tio­nen Aus­druck ver­lei­hen und die­se dann von Rechts­extre­men und ande­ren inter­es­sier­ten extre­men Krei­sen sozu­sa­gen »geka­pert« und für deren eige­ne Agen­da miss­braucht werden.

    Wir sahen in Ber­lin (und anders­wo, Stutt­gart, Frank­furt) schon einen demo­kra­tie­feind­li­chen rech­ten Boden­satz laut­stark aktiv, der im Rah­men die­ser »Hygie­ne- und Anti-Coro­na-Maß­nah­men-Demos« eben nicht die Min­der­heit stell­te. Da ist nach mei­ner Über­zeu­gung wenig »geka­pert«, da ist man mehr­heit­lich unter sich und fühlt sich wohl dabei.

    Der Anteil der deut­schen Bevöl­ke­rung, der sich leicht und bil­lig rechts­ra­di­kal auf­wie­geln lässt, ist in den letz­ten zwan­zig Jah­ren sicher­lich grö­ßer gewor­den. Und dank »Sozia­ler Medi­en« auch sichtbarer…

    (Uff, jetzt ist es doch ein lan­ger Kom­men­tar geworden…)

    Antworten
  2. Dan­ke für die­sen ange­mes­sen lan­gen Kom­men­tar und Dan­ke für dei­ne Gedan­ken, die ja echt nahe bei mei­nen lie­gen. Ich las­se mich (trotz mei­ner Abs­ti­nenz von den aso­zia­len Netz­wer­ken) zu stark beein­flus­sen durch die­sen Idio­ten­kram, der für Leu­te wie mich wohl ein­fach zu leicht zugäng­lich ist. Ich rede mir aber auch immer ein, die Gedan­ken der »ande­ren Sei­te« ken­nen zu sol­len. Dass es mich jedes Mal auf­regt, wenn ich die­sen abso­lu­ten Schwach­sinn höre oder lese, schei­ne ich immer wie­der aufs Neue zu ver­ges­sen. Man soll­te den Man­tel des Schwei­gens dar­über legen und denen ein­fach kei­ne Beach­tung mehr schen­ken. Dann wür­de es ver­mut­lich auch wie­der leich­ter und die­ses mul­mi­ge Gefühl (das schein­bar doch vie­le tei­len) könn­te sich auflösen.

    Antworten

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