Wenn jeder gleich sieht, dass du ein Tierquäler bist.

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Horst Schulte

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Das waren furcht­ba­re Bil­der, wie die Fünf­kämp­fe­rin wei­nend auf ihrem Pferd saß und die Peit­sche gegen „ihr“ Pferd schwang. Dazu kam noch das Coa­ching vom Rand. Das bescher­te der grau­sa­men Sze­ne­rie einen wei­te­ren Höhepunkt. 

Ich bin kein Rei­ter, mit Pfer­den ken­ne ich mich nicht aus. Des­halb mein – viel­leicht vor­schnel­les Urteil – so etwas soll­te es nicht geben! Dies ist kein Sport, den wir sehen möchten. 

Nach der Schimpf­ka­no­na­de, die mei­ne Frau und ich beim gemein­sa­men Nach­rich­ten­se­hen los­ge­las­sen haben, folg­ten die Flü­che bei Twit­ter. Mei­ne Güte, wie schnell ist ein Mensch sozi­al rui­niert. Und schon tat sie mir auch irgend­wie leid. Nicht das Pferd, die Fünf­kämp­fe­rin. Ich weiß, es soll­te anders­her­um sein. Die Regeln soll­ten geän­dert werden. 

Oft fra­ge ich mich, wie schnell die­ser Grad von sozia­ler Ver­nich­tung jeden von uns erei­len kann. 

Es braucht bloß die pas­sen­den „Rah­men­be­din­gun­gen“.

Es gab vor vie­len Jah­ren Berich­te über den zwei­fa­chen Olym­pia-Medail­len­ge­win­ner im Spring­rei­ten, Paul Scho­cke­möh­le, der mit sei­nen Pfer­den mies umge­gan­gen sein soll. Wie dem TAZ-Bei­trag zu ent­neh­men ist, war das soge­nann­te Bar­ren, um das es damals ging, an der „Tages­ord­nung“. Das macht die Sache nicht bes­ser und selbst­ver­ständ­lich kann man sich dazu auch kri­tisch äußern. 

Jeder Fach­jour­na­list – und nicht weni­ge brüs­ten sich damit, bei Paul Scho­cke­möh­le ein und aus zu gehen – muß um die­se Metho­den wis­sen, auch im berühm­tes­ten Springstall der Welt.

Das ganz nor­ma­le Pfer­de­quä­len – taz​.de

Kim Rais­ner, Bun­des­trai­ne­rin im „Moder­nen“ Fünf­kampf: „Sie hat das Pferd nicht gequält, in keins­ter Wei­se. (…) Pfer­de quä­len sieht anders aus.“

Rais­ner ist heu­te übri­gens vom Ver­band sus­pen­diert wor­den. Sie hat angeb­lich das Pferd, nach­dem die öffent­li­che Tor­tur been­det war, wei­ter geschla­gen und geboxt. 

Das Bar­ren wur­de von der Deut­schen Rei­ter­li­chen Ver­ei­ni­gung nach den Vor­wür­fen ver­bo­ten. Ges­tern kom­men­tier­te die erfolg­reichs­te deut­sche Dres­sur-Rei­te­rin Isa­bell Werth den Vor­gang um die Fünf­kämp­fe­rin Anni­ka Schleu sehr deut­lich. „Fünf­kampf hat nichts, aber auch gar nichts mit Rei­ten zu tun. Die Pfer­de sind ein Trans­port­mit­tel, zu denen die Ath­le­ten kei­ner­lei Bezug haben. Denen kann man genau­so gut ein Fahr­rad oder einen Rol­ler geben.“

Werth wur­de damit sehr deut­lich. Was auch irgend­wie im Wider­spruch zu dem steht, was die Bun­des­trai­ne­rin im moder­nen Fünf­kampf, Kim Rais­ner, über Tier­quä­le­rei ausführte. 

Die Hash­tags #Schleu und #Pferd ste­hen heu­te noch in den deut­schen Twit­ter Top 10. 

Das alles soll­te den Ver­ant­wort­li­chen für die­se olym­pi­sche Dis­zi­plin Anlass genug sein, die Regeln zu ändern und zwar so schnell wie mög­lich. Denn eins höre ich aus der Dis­kus­si­on her­aus. Anni­ka Schleu ist ver­mut­lich nicht die Ers­te, die ihre Ner­ven ver­lo­ren hat. Aber ges­tern waren die Kame­ras UND Mikro­fo­ne auf sie und (vor allem auch auf) ihre unsäg­li­che Trai­ne­rin gerichtet. 

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

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3 Gedanken zu „Wenn jeder gleich sieht, dass du ein Tierquäler bist.“

  1. Juri Nello 470 10. August 2021 um 20:13

    In sol­chen Fäl­len funk­tio­nie­ren die Tie­re halt, wie ein Stab beim Hoch­sprung. Funk­tio­nie­ren sie nicht, sind sie der­sel­ben Gewalt aus­ge­setzt, die auch gegen sons­ti­ge Gegen­stän­de pas­siert, nur dass es sich um Lebe­we­sen han­delt. Das ist halt das Pro­blem, wenn Men­schen mit Ver­ant­wor­tung in der kind­li­chen Trotz­pha­se hän­gen geblie­ben sind. Man darf froh sein, dass das Pferd nicht erschos­sen wur­de (falls es dass nicht inzwi­schen wur­de). Ich erin­ne­re mich noch an einen James Bond, wo der Gaul die Brü­cke run­ter­ge­schmis­sen wur­de und töd­lich ver­letzt den Fluss run­ter trieb, ohne das es jeman­den zu der Zeit kümmerte.

  2. Juri Nello 470 11. August 2021 um 18:21

    Das sind Pfer­de beim Pfer­de­sport fast gene­rell. Dabei wer­den aber auch ganz schö­ne Sum­men ver­dient. Daher ist es unwahr­schein­lich, dass da viel pas­sie­ren wird.
    Beim Pfer­de­ren­nen z. B. sind auch die Men­schen nur Turn­ge­rä­te. Wenn man sich die Jockeys anschaut, so fühlt man sich doch an Bil­der aus dun­kels­ter, deut­scher Zeit erin­nert (ohne da irgend­et­was rela­ti­vie­ren zu wol­len, was man lei­der immer dazu schrei­ben muss).

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