Rassismus und mangelnde Integrationsbereitschaft sind verantwortlich.

HS230625

Horst Schulte

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Es war vor­her­seh­bar, wie Sozio­lo­gen und Lin­ke die Gewalt­tä­tig­keit jun­ger Migran­ten und Aus­län­der in Ber­lin und anders­wo umdeu­ten. Dabei herrsch­te zuerst bered­tes Schwei­gen. Wie oft, wenn Geflüch­te­te etwas Schlim­mes ange­stellt haben. Wie immer, sehen vie­le alle Ver­ant­wor­tung nicht bei den Tätern, son­dern bei der deut­schen Gesell­schaft, die angeb­lich ja einen Hang zum Ras­sis­mus zeigt. Zudem legen wir Deut­sche angeb­lich eine man­gel­haf­te Inte­gra­ti­ons­be­reit­schaft an den Tag.

Wenn es nicht so lächer­lich wäre, man könn­te ausflippen.

Die Dis­kus­si­on über fehl­ge­schla­ge­ne Inte­gra­ti­on wird mir viel zu sehr so geführt, als sei­en die Migran­ten das Pro­blem, die sich nicht inte­grie­ren lie­ßen. Ich wür­de das ger­ne umdre­hen: Es ist ein Pro­blem der Stadt, in der die Infra­struk­tur von Bil­dungs­ein­rich­tun­gen und die Sozi­al­ar­beit oder Jugend­ar­beit so maro­de gewor­den ist, dass die, die den sozia­len Auf­stieg anstre­ben oder auch nur Hil­fe brau­chen, die­se Mög­lich­keit oft nicht bekommen. 

Tal­ja Blok­land, Ber­li­ner Zeitung

Wodurch ist die Infrastruktur marode?

Wodurch ent­steht die maro­de Infra­struk­tur aller­orts? Wir wer­den uns flott einig, den­ke ich. Es liegt am feh­len­den Geld. Und natür­lich auch, dass der Staat Prio­ri­tä­ten setzt, die man­ches Pro­jekt bevor­zu­gen und ande­re ver­nach­läs­si­gen. Jetzt wäre spä­tes­tens die Fra­ge ange­bracht, wie viel Geld die Unter­brin­gung von Mil­lio­nen Geflüch­te­ten und Migran­ten unser Land jähr­lich kostet. 

Ich tau­che jetzt nicht in den Aus­tausch kon­kre­ter Wer­te ein. Aller­dings weiß selbst manch poli­ti­schen Zusam­men­hän­gen eher igno­rant begeg­nen­der Bür­ger, dass es Aber­mil­li­ar­den waren und sind, die nicht erst seit 2015 für ein Pro­jekt zu bud­ge­tie­ren blie­ben. Man­chen lag es beson­ders am Her­zen, ande­re sti­li­sier­ten es zum Unter­gang des Abend­lan­des. Teu­er war es allemal. 

Teure Gutmenschlichkeit

Ein nicht gerin­ger Teil unse­res Staats­haus­halts konn­te nicht zur Erhal­tung und Erneue­rung der heu­te hef­tig beklag­ten maro­den Infra­struk­tur genutzt wer­den. Das Geld wur­de ander­wei­tig benö­tigt. Dar­über redet nur kaum einer. Das könn­te dar­an lie­gen, dass die Regie­run­gen der letz­ten Jah­re nicht den Mut hat­ten, uns die Kon­se­quen­zen mitzuteilen. 

Wenn es Men­schen mies geht, sie arm, im Fal­le von Geflüch­te­ten trau­ma­ti­siert sind und sich sozi­al nicht inte­grie­ren, wird die Schuld für etwa­ige sich dar­aus erge­ben­de Gewalt­aus­brü­che, wie denen in Ber­lin und ande­ren Groß­städ­ten, bei der Gesell­schaft lie­gen, aber nicht etwa bei den Tätern, die sich gefähr­li­cher, absto­ßen­der Angrif­fe auf Poli­zei­be­am­te, Ret­tungs­kräf­te und Feu­er­wehr­leu­te schul­dig gemacht haben. 

Soziologen bauen auf die anderen

Damit wäre auch gleich die vor­sätz­li­che Beschä­di­gung öffent­li­chen Eigen­tums ent­schul­digt. Einer die­ser Gewalt­tä­ter klaut einen Feu­er­lö­scher und demo­liert damit ein Bus­hal­te­häus­chen – und zwar mit bemer­kens­wer­ter Nach­hal­tig­keit. Er lässt kei­ne Sei­te aus. Schließ­lich ist ja alles aus Glas.

Es ist wie immer: Frag einen Sozio­lo­gen, wenn es um Ver­bre­chen (gern auch einer Min­der­heit in einer Min­der­heit geht) bzw. du etwas über die Moti­va­ti­on der Täter wis­sen willst. Es sind nicht die Ver­bre­cher, die sich Gewalt­at­ta­cken gegen Men­schen und Sachen leis­ten, son­dern es ist meis­tens die Gesell­schaft, die Feh­ler gemacht hat. Die Ver­bre­chen sind das Resul­tat des Fehl­ver­hal­tens der (in unse­rem Fall, deut­schen) Gesellschaft. 

Provozierte Gewalt?

All die­ser Ras­sis­mus, die durch wach­sen­de Armut pro­vo­zier­te und gestie­ge­ne Aggres­si­on und die Bequem­lich­keit einer ver­gleichs­wei­se gut situ­ier­ten Schicht inner­halb der glei­chen Gesell­schaft. Das sind die Ansatz­punk­te, um nach Ansicht von Sozio­lo­gen sol­che Pro­ble­me zu lösen. Anders gesagt: Nicht die Täter sind die Schul­di­gen, die Opfer sind es. 

In den Stadt­tei­len, in denen viel Armut herrscht, sind Ver­bre­chen häu­fi­ger als in den Stadt­tei­len, in denen „rei­che­re Men­schen“ leben und die Infra­struk­tur nach deut­schen Maß­stä­ben noch halb­wegs gut funk­tio­niert. Die­ses Bild wird von Sozio­lo­gen immer wie­der auf­ge­frischt. Ich kann ihm nichts mehr abge­win­nen. Schließ­lich heißt das nicht mehr und nicht weni­ger, als dass in sol­chen Fäl­len nicht der Täter, son­dern die Gesell­schaft zur Ver­ant­wor­tung zu zie­hen ist. 

Zu viel

Das hie­ße übri­gens auch, wenn die Beschrei­bung der Lage so zuträ­fe, dass wir einen gewal­ti­gen Feh­ler gemacht haben, nicht bloß in der Ver­gan­gen­heit, son­dern auch aktu­ell und zukünf­tig Geflüch­te­te in solch hoher Zahl (Mil­lio­nen!) auf­zu­neh­men. Hat­ten etwa immer die recht, die vor sol­chen Fehl­ent­wick­lun­gen gewarnt haben? 

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Armut Berlin Integration Rassismus

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