Einer aus der Redaktion von „Der Westen“ hat vorgestern auch „Markus Lanz“ gesehen und damit die interessanten Diskussion über die Wohnungsnot in Deutschland, an der auch die Bundesbauministerin Klara Geywitz beteiligt war. Er schrieb also einen Artikel für sein Blatt.
Frau Geywitz sagte tatsächlich „Nicht mein Problem“. Diese Bemerkung macht sich als Trigger in der Headline eines Artikels prächtig. Dass Geywitz damit nicht, wie der Titel insinuiert, meinte, dass ihr das Problem des Wohnungsmangels egal sei, mag der geneigte Leser (vermutlich nur ein Bruchteil derer, die den Titel gelesen und getwittert haben) dem Artikel entnehmen.
An diesem Beispiel sieht man sofort, mit welcher Art Medien wir es vielfach zu tun haben. Gibt es eine Order in den Organisationen solcher Qualitätsmedien, jede erdenkliche „Missverständlichkeit“ auszunutzen und in die nur allzu aufnahmebereite Öffentlichkeit zu blasen. Ich denke, Beispiele dafür gibts genügend – z.B. bei Übermedien.
Im „Focus“ fand ebenfalls die fast üblich gewordene, tägliche „Nachbesprechung“ der Lanz-Show statt. Dort hat man Geywitz Bonmot über die Ausstattung des mit ihrem Antritt neu gegründeten Bundesbauministerium thematisiert. Sie hatte die Kaffeemaschine von zu Hause mitgebracht, weil diese in der Ausstattung nicht dabei gewesen ist. Brüller und natürlich eine Meldung im Qualitätsblatt „Focus“ wert. In der Überschrift des Artikels ist von „Zuständen“ die Rede. Markus Lanz, so heißt es, sei „baff“ gewesen.
Lanz Mutmaßung, dass diese Arbeitsbedingungen ein Grund dafür sein könnten, dass Scholz‘ Versprechen scheiterte, 400.000 Wohnungen im Jahr zu bauen, wies Geywitz zurück: „Wir bauen die 400.000 Wohnungen nicht selber“.
Prima, unsere Medien konzentrieren sich echt aufs Wesentliche. Gehört das auch zum Motto: Schreiben, was ist?
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