Ina Regen, Granit

Ich weiß, dass es momentan nicht nur mir so geht. Ich höre es in den Gesprächen, die ich führe, ich lese es in der Zeitung, ich sehe es im Alltag und im Fernsehen. Und ich spüre die Betroffenheit über die Zerrissenheit unserer Gesellschaft seit dem letzten Sonntag noch mehr nachhallen. Ich will nicht mit dem Finger zeigen und ich will mich auch selber in den Spiegel schauen und lernen. 


Vor allem will ich lernen, auch in dieser schwierigen Stimmung ein offener Mensch zu bleiben. Neugierig für die Perspektiven der anderen und klar im Einnehmen meiner eigenen Haltung. Mitfühlend für die Probleme, die sich zeigen und eigenverantwortlich mit den Lösungen, die es braucht. 


Ich wünsche mir eine Welt, in der wir uns darüber einig werden, dass genau dieses Spannungsfeld der Nährboden für eine bunte, wachstumsfreundliche Gesellschaft ist. Ich wünsche mir eine Welt, in der wir würdevoll diskutieren und vielleicht sogar auf Augenhöhe über die Sache streiten können, ohne dabei zu verhärten und den Wert von Menschenleben zu verhandeln. Ich wünsche mir eine Welt, in der wir uns alle um ein Miteinander bemühen. Denn nur in so einer Welt kann man – kann jede:r – Mensch sein. Ein Mensch will ich sein. Nicht ein Stein. Warm und weich bleiben und nicht verhärten. 

Ina Regen