Fehlalarme und echte Krisen
Mit Alarmglocken geht alles besser. Wenn das mal so wĂ€re, hĂ€tten all die, die fĂŒr schlechte Stimmung im Land sorgen, ja irgendwie recht. Gerade gab es einmal wieder eine neue Gallup-Studie, die mit gewaltigem GelĂ€ut einherging, die allerdings zum GlĂŒck auch auf ordentlich viel Kritik stieĂ.
Kritik an der Studie
Dass die Studie selbst nicht gut wegkommt, ist tröstlich. Obwohl ich fast 10 Jahre in Rente bin, höre ich meinen letzten Chef dröhnen: Ich sage es doch. Alle unfÀhig⊠kosten nur Geld. Das hatte schon damals was von Elons Doge. Die Fragebögen, die Gallup nutzt, könnten so auch in Elons Unternehmen oder halt von Doge eingesetzt werden.

Motivation in der Schweiz â wirklich schlechter als in Deutschland?
80 % der Schweizer Arbeitnehmer sind mindermotiviert? Was â die Schweizer sind noch mieser drauf als wir? Das kann nicht sein! Fragt mal bei Köppel oder der NZZ nach. Ach ja: Stimmt, das war ja letztes Jahr. Die liegen jetzt sicher auch bei 78 %. So wie wir, angeblich.
Deutsche Arbeitnehmer als Verweigerer?
Wenn man den Arbeitgebern und ihren granatenmĂ€Ăig aufgestellten Lobbyorganisationen glauben mag â und vermutlich tun das viele Arbeitnehmer â, sind die Deutschen besondere Prachtexemplare der Verweigerung und Demotivation. Tja, das BĂŒrgergeld lacht und die Leute fanden es (seine EmpfĂ€nger vor allem) fast von Beginn an einfach nur Mist. DafĂŒr hat nicht nur die neue Kanzlerpartei gesorgt, sondern vor allem die sie tragenden Medien. Vielleicht lĂ€sst sich das Resultat bald bewundern, wenn, wie die AfD meint, aus dem Topf des BĂŒrgergeldes dreistellige MilliardenbetrĂ€ge (ca. 6. Min.) einsparen lieĂen. FĂŒr das BĂŒrgergeld wurden 2024 ca. 37 Mrd. im Jahr ausgegeben. Kann man das diesem Herrn Blaumann vielleicht mal stecken?
So einen MĂŒll erzĂ€hlen AfD-Leute vor laufender Kamera (s. Link):
Einsparpotenziale in der Haushaltspolitik
Weiterhin werden 30 Milliarden Euro fĂŒr Entwicklungshilfe ausgegeben, teils an LĂ€nder wie Indien und China, beides aufstrebende WirtschaftsmĂ€chte, die sogar eigene Raumfahrtprogramme betreiben.
Auch im Bereich des BĂŒrgergeldes wĂ€ren Einsparungen möglich. Insgesamt könnten dreistellige Milliardensummen fĂŒr den Haushalt und die dringend benötigte Infrastruktur freigesetzt werden â ohne drastische KĂŒrzungen in anderen essenziellen Bereichen.
Die 30 Milliarden fĂŒr Entwicklungshilfe werden so auf viele LĂ€nder verteilt. China erhĂ€lt keine Entwicklungshilfe. Die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit mit China wurde 2010 eingestellt.
Im Jahr 2022 wurden insgesamt 495,7 Millionen Euro an China ausgewiesen, wovon jedoch 309 Millionen Euro auf Kosten fĂŒr chinesische Studierende in Deutschland entfielen. Ein weiterer Teil der Mittel war fĂŒr Klimaschutzprojekte vorgesehen.
Im Gegensatz dazu bleibt Indien ein bedeutender Partner in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Im Jahr 2021 wurden Indien 570,6 Millionen Euro im Rahmen der bilateralen Entwicklungszusammenarbeit zugesagt. Diese Zusammenarbeit zielt darauf ab, globale Herausforderungen wie den Klimawandel gemeinsam anzugehen und nachhaltige Entwicklungsziele zu fördern.
Fachliche EinschÀtzungen
Zum GlĂŒck befassen sich mit solchen Studien auch Fachleute, die immerhin mal einen differenzierten Blick auf dat Janze werfen. Der Persoblogger tuts. Auch in einem vergleichsweise kurzen Podcast gemeinsam mit jemandem, der von diesen Dingen etwas versteht.
Prof. Dr. Armin Trost fragt: »ARE GALLUPâS ENGAGEMENT NUMBERS FAKE?«
Ist Gallups Drama der mangelnden Mitarbeiterbindung gefĂ€lscht? Zumindest wird das Thema oft zitiert. Wir brauchen (vor allem in Deutschland) wieder Zuversicht und Optimismus. Da kommen solche »Studien« eher zur Unzeit. Wenn hinzukommt, dass sie offenbar fragwĂŒrdiger Natur sind, sollten die Medien lieber gar nicht darĂŒber berichten oder die Ergebnisse, wie es zum GlĂŒck auch geschieht, kritisch hinterfragen.
Ich denke, dass BeschĂ€ftigte heute ein anderes VerstĂ€ndnis fĂŒr den Wert der Arbeit haben. Ich musste nach der Ausbildung einfach Geld verdienen, nicht mehr und nicht weniger. Fragen nach Mitarbeiterbindung oder Work/Live Balance gab es nicht.
Man hat gearbeitet und dafĂŒr Geld bekommen. Die jungen Kolleginnen und Kollegen sehen in ihrer Arbeit mehr, da ist das Drumherum und Homeoffice enorm wichtig. Bei solchen Studien bin ich allerdings auch vorsichtig, es kommt eben immer darauf an, wann und wie gefragt wird.
Das kann schon so sein. Wahrscheinlich sind die VerĂ€nderungen dem grassierenden Individualismus geschuldet. Wie ĂŒbrigens viele Fehlentwicklungen, mit denen wir uns konfrontiert sehen. Dass es andererseits ein ganz anderes, höheres Niveau von Anforderungen gibt, ist allerdings auch nicht zu vernachlĂ€ssigen.
Ob es allerdings wirklich so ist, dass so viele Leute keine Bindung mehr an ihr Unternehmen haben, wird man ohne weiteres nicht ermitteln können. Vielleicht sieht Gallup wie viele andere Beratungsfirmen einen Benefiz darin, möglichst dĂŒstere Beschreibungen abzuliefern. Das Stilmittel ist ja z.Zt. wirklich in. Alle reden negativ. So kann man die Mitarbeiter natĂŒrlich auch bequem unter Druck halten.
Die Gallup-Studie sagt seit gefĂŒhlten Jahrzehnten immer das Gleiche. Ich habe mal in meinem Blog geschaut und bin auf einen Beitrag von 2014 mit Bezug auf den Gallup-Index 2012 gestoĂen. Und leider ist auch etwas dran: FĂŒhrung hat sich meiner Wahrnehmung nach seitdem nur unwesentlich geĂ€ndert und dies fĂŒhrt dann zu solchen Zahlen. Gerade erleben wir ja eine Renaissance straffer Command-and-Control-FĂŒhrung (siehe Homeoffice-Diskussion).Traurig, aber wahr.
@Stefan Pfeifer: Die Zeiten werden wohl immer hĂ€rter. Wenn das FĂŒhrungspersonal derart nachlĂ€sst, ist das auch kein Wunder. Vertrauen (Homeoffice) war einmal. Aber dann wundern sich alle, wenn die Leute ihre Einstellung zum Unternehmen oder zur Arbeit verlieren. Ich hatte wĂ€hrend meiner letzten Berufsjahre das Privileg (vor Corona) zu Hause arbeiten zu können. Normalerweise aber nur einen Tag in der Woche. Meiner Erfahrung nach arbeitet man in diesem Fall noch mehr (lĂ€nger) als im BĂŒro.
wenn man die Cum Ex und Cum Cum GeschĂ€fte unserer GroĂkopferten (Bundeskanzler, alt und neu, Wirtschaftsmagnaten) jetzt einfrieren und auszahlen wĂŒrde, mĂŒsste man sich gar nicht erst vergallupieren. Sogar eine funktionierende Infrastruktur wĂ€re drin.
FĂŒr Mussolini waren solche Verbindungen aus Politik und Wirtschaft die Definition seines Faschismus‘.
@Juri: Vergallupieren ist gut. Vielleicht holt sich der Staat die Milliarden von den MilliardĂ€ren und MillionĂ€ren ja doch noch zurĂŒck? Die Hoffnung stirbt zuletzt. Sogar in diesem Fall, von dem man doch weiĂ, dass eine KrĂ€he der anderen bekanntlich⊠Nun, ja. Ich weiĂ jetzt nicht, was der Mussolini-Faschismus mit dem Thema zu tun hat. Aber du wirst es schon wissen. Regime jeder Art greifen, wenn sie nicht ganz doof sind, auf die GeldsĂ€cke zurĂŒck. Das war in den USA auch schon so, bevor ein Trump regierte. Und dem kann man vlt. tatsĂ€chlich eine Tendenz zum Faschismus nachsagen.