Wenn die Ausgrenzung nicht wirkt. Wenn sie sogar zur Einladung an rechte Wähler wird.

Die Strategie, die AfD auszugrenzen, greift nicht mehr. Ein Nachdenken über Ursachen, Wirkung – und unsere Verantwortung als Gesellschaft.

Horst Schulte

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Das verlinkte Video ist nun eine Woche online. 20.500 Aufrufe. Kein Misserfolg – aber auch kein viral gehender Wurf. Nicht vergleichbar mit jenen rechten Videos bei YouTube oder TikTok, die in kürzester Zeit ein Vielfaches in ihren Bann ziehen.

Woran liegt das?

Vielleicht an der tonalen Müdigkeit, an der Vergeblichkeit, die viele spüren, wenn es um den Umgang mit der AfD geht. Vielleicht auch daran, dass sich jene, die sich dem Lager der Demokratie zurechnen, in einer Schleife bewegen, aus der kein Argument entkommt. Dass die Rechten nicht zuhören, ist keine Überraschung. Aber hören wir, die Demokraten, uns noch zu? Sind wir überzeugt davon, dass unsere Strategien gegen diese rechtsextremistische Partei vernünftig und Erfolg versprechend sind?

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Der Erfolg der AfD – eine bequeme Überraschung?

Heute, am 22. April 2025, hat Forsa die AfD bundesweit vor der Union gesehen. 1 % mehr. Ein statistischer Wimpernschlag? Vielleicht. Aber in anderen Umfragen liegt die AfD nur noch hauchdünn (ein, zwei Prozent) zurück.

Und wir stehen da, stumm wie Zuschauer, die auf der Bühne sehen, was sie nie für möglich gehalten hätten.

Es wäre Selbstbetrug, anzunehmen, das sei ein Ausreißer. Niemand kann mehr ernsthaft glauben, diese Entwicklung sei ein kurzfristiges Phänomen, ein medialer Irrläufer oder gar das letzte Aufbäumen einer untergehenden Idee.

Die Linke und ihre Abgrenzung – Prinzip oder Flucht?

Bei Bluesky, Mastodon oder in Feuilletons scheint der Konsens klar: Keine Bühne für die AfD. Kein Dialog. Kein Raum.

Doch was einst als moralisch notwendige Abgrenzung begann, wirkt heute für viele wie eine arrogante Verweigerung des Gesprächs – und manchmal wie ein Freifahrtschein für all jene, die sich ausgegrenzt fühlen.

Verstehen wir das bitte nicht falsch: Die Positionen der AfD sind in weiten Teilen mit demokratischen Grundwerten unvereinbar. Rassismus, Antisemitismus, Geschichtsrevisionismus – sie dürfen nicht als bloße Meinungen verhandelt werden.

Aber: Die Ausgrenzung der Partei darf nicht zur Ausgrenzung ihrer Wähler*innen führen. Sonst wird aus Distanzierung Verachtung – und daraus wächst Verbitterung. Auch Widerstand!

Zwischen Argument und Arroganz

Die AfD lebt davon, ausgegrenzt zu werden. Ihre Erzählung nährt sich aus dem Opfermythos. Jeder Talkshow-Ausschluss, jeder verweigerte Handschlag wird in ihren Kanälen zum Beweis eines Systems, das „gegen das Volk“ agiert. Wir wissen das natürlich. Aber uns fällt kein Rezept ein, das tatsächlich wirkt.

Wer diese Partei und ihre Protagonisten ausblendet, statt zu entlarven, riskiert, dass sie im Schatten stärker wird. Es braucht die Auseinandersetzung – aber nicht auf der Bühne des Populismus, sondern mit Haltung, Klarheit und Mut zur intellektuellen Zumutung. Aber das findet nicht einmal mehr auf der Kabarettbühne statt. Jedenfalls nicht ohne, dass wir uns auch darüber streiten. Das Thema hatte ich ja gerade erst wieder.

umgang afd brockschmidt
umgang afd brockschmidt

Reden, nicht verharmlosen

Wer mit der AfD spricht, verharmlost nicht zwangsläufig. Wer widerspricht, kann entzaubern. Aber das erfordert Präzision und Nerven. Vielleicht auch intellektuelle Größe, die sich in unserem Land auch nicht gerade überall zeigt. Und einen Medienbetrieb, der nicht nur die Empörung inszeniert, sondern die Aufklärung liebt. Die ARD räumt der AfD Räume ein, das trifft bei vielen Linken auf größten Widerstand.

Horst Schulte

Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

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Schlagworte: AfD Demokratie Demokratiedefizit politische Kommunikation Umfragen

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