
Sätze wie „Der wunderbare Elon Musk“ kann in Deutschland wohl nur eine kleine Minderheit ohne Stocken aussprechen – Ulf Poschardt gehört zu diesen. Er sagte das in dieser Diskussion mindestens zweimal. Vielleicht ist euch die für „Reporterfabrik“-Verhältnisse eher großzügige Werbung in den sozialen Netzwerken aufgefallen. Anlass war ein bemerkenswertes Streitgespräch zwischen Melanie Amann, noch beim Spiegel, und Ulf Poschardt, dem streitbaren Aushängeschild des Springer-Verlags.
Die Diskussion, moderiert von Cordt Schnibben in angenehm zurückhaltender Weise, hatte es in sich. Beide Protagonisten begegneten sich mit deutlicher Schärfe, schenkten sich nichts und lieferten eine fast zweistündige Debatte, die in ihrer Intensität nicht häufig zu erleben ist. Wer sich selbst ein Bild machen möchte, kann sich unkompliziert registrieren und erhält über die Reporterfabrik kostenfreien Zugang zu diesem Gespräch.
Meine Sympathien liegen dabei eher auf der Seite von Melanie Amann, auch wenn ich nicht jede ihrer Positionen teile. Mit Poschardt tue ich mich dagegen traditionell schwer. Seine Auftritte sind häufig von einer Arroganz begleitet, die es erschwert, auf seine Argumente unvoreingenommen einzugehen – selbst dort, wo sie Substanz haben. Gerade dieser Tonfall wirkt oft wie eine Barriere, die den Inhalt überlagert und am Ende den Diskurs belastet.

Auf die einzelnen inhaltlichen Punkte, die mich überzeugt oder auch verärgert haben, möchte ich hier nicht eingehen; das Feld ist schlicht zu komplex. Wichtig erscheint mir vielmehr die unterschiedliche Haltung, die in diesem Streitgespräch sichtbar wurde. Während Amann auf Ausgleich, Differenzierung und eine gewisse Versöhnlichkeit setzt, arbeitet Poschardt mit dunklen, fast dystopischen Zuspitzungen. Für mich ist diese Differenz entscheidend: Der Versuch, Brücken zu bauen, überzeugt auf Dauer stärker als das Beharren auf einem Bild der Krise. Bei Springer ist das Prinzip, nicht nur bei Bild.
Noch eine Empfehlung möchte ich aussprechen. Es ist das neueste Video von Prof. Dr. Rieck. Seine Haltung hinsichtlich Meinungsvielfalt und -freiheit sollte sich durchsetzen. Er macht das auch in diesem Video wieder ganz klar und ich teile seine Position komplett. Was er hier zum Fall Guérot vorträgt, gerät in diesem Kontext fast zur Nebensache, fand ich.
Ja, ich habe mir das mit Rieck angeschaut.
Da bist „Du“ nicht wirklich vom Fach. Ob das wirklich so abläuft, wie von ihm skizziert?
Dysfunktionale Abläufe gibt es sicherlich tonnenweise in unserer Republik, das ist nichts Neues.
Und:
Wenn ich vom Fach bin, ich also, da kann mir keiner was erzählen – etwa im Schach oder bei Insekten. Meistenteils zumindest.
Aber ansonsten?
@Gerhard: Vom Fach bin ich nicht. Aber eine Meinung zu Riecks Einstellung zur Meinungsfreiheit habe ich deshalb schon. Er legt die Finger in die Wunde unserer Zeit. Er plädiert für die richtigen Dinge und macht das in einer guten, verständlichen und überzeugenden Art und Weise. Was aber nicht heißt, dass ich in manchen Fragen auch unterschiedlicher Meinung wäre.