Thema: Diskussionen

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Chapeau, Frau Baerbock

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Boomer vs. Generation Z

Precht und Lanz hatten vor nicht allzu langer Zeit ein Hühnchen mit der Generation Z zu rupfen. Das kam, wer hatte etwas anderes erwartet, vor allem bei den Adressaten und ihren Schwestern und Brüdern im Geiste überhaupt nicht gut an. Alles, was von beiden geäußert wurde, wurde verfemt, nicht nur im x-Universum. Man war nicht sparsam mit den Vorwürfen. Ignoranz und Arroganz attestierten gefühlt die meisten Kritiker (Hochmut, Anmaßung oder Überheblichkeit – um einen Habitus von Personen, die ihren eigenen Wert als übertrieben hoch einschätzen und sich für etwas Besseres halten.)

Spielend sind solche Zuschreibungen auf Harald Welzer übertragbar. Seit seinen medialen Scharmützeln über die Verantwortung für vieles, was gegenwärtig nur mittelgut funktioniert und nicht zuletzt dem durch unsere Medien forcierten deutschen Engagement im Ukraine-Krieg.

Dass sich die Leute über Äußerungen von medial besonders präsenten Personen aufregen, dazu ihren Unmut äußern, ist nichts Neues. Zum Glück haben wir noch solche Menschen, die vom Mainstream abweichende Positionen prominent vertreten.

Man kann Harald Welzer, Richard David Precht – ich nehme Markus Lanz als zurzeit größten Katalysator für Streitpotenziale dazu – für die Vehemenz, manchmal auch ihr arrogantes Gehabe ihrer Vorträge kritisieren. Andererseits hören ihnen viele Menschen zu oder lesen ihre Bücher. Kurz gesagt, es gibt dümmere Exemplare unserer Spezies.

Wenn Precht von manchen Journalisten als Lifestyle-Philosoph herabgewürdigt wird, mag das angesichts der großen Meinungsunterschiede in wichtigen Fragestellungen durchaus verständlich sein. Die deutsche Neigung zu Vergleichen hat immer eine ungerechte Seite.

Die über lange Zeiträume wirkenden Gedanken großer Philosophen fallen zu einem großen Teil ebenso aus der Zeit, wie die Werke von Philosophen, die unserer Ära näher liegen. Auch aus diesen können wir in dieser Ära der Stapelkrisen kaum Hoffnung schöpfen. Für gebildetere Menschen als mich mag sich eine solche Haltung als Zumutung präsentieren.

Ich finde, unsere heutigen Herausforderungen können höchstens teilweise mit den gedanklichen Fragmenten und Vorgedachtem vergangener Epochen erfasst werden.

Harald Welzer hat sein neues Buch vorgelegt. Es trägt den schon für sich genommenen deprimierenden Titel: “Zeiten Ende”. Man ahnt, was kommen wird. Klar, dass er zur Präsentation gleich auch bei Lanz “aufschlägt”. Werbung muss sein.

Es geht um einen Konflikt, den ich persönlich überhaupt nicht mag und der dennoch fast unvermeidlich zu sein scheint. Die Generation Z hält, wie Welzer es beschreibt, der Boomer-Generation komplettes Versagen vor. Die Boomer seien die Fettaugen in der Suppe, die die junge Generation auslöffeln müsse, erklärt Welzer. So weit, so provozierend.

Ich muss aus meiner Sicht feststellen, dass Welzer mit seiner Analyse einfach richtig liegt. Irgendjemand hatte kürzlich sinngemäß geschrieben, dass meine Generation sich offenbar darin gefalle, in geradezu jammerlappenhafter Selbstbezichtigung um eine echte Übernahme von Verantwortung herumzudrücken. Das ist hart, aber man kann das so sehen.

Es scheint ein Konflikt zwischen den Boomern und Generation Z aufzuziehen. Zurückhaltung in den Foren, die dafür prädestiniert sind, mangelt es. Nicht nur bei diesem Thema. Aber das soll jetzt und hier mal keine Rolle spielen.

Ich sehe wieder einmal, dass Harald Welzer, den ich für einen der klügsten Köpfe in unserem Land halte, richtig liegt und er Tatbestände in seine Analyse einbezogen hat, die nun einmal von den Menschen ihrer Zeit zu verantworten sind.

Wenn Meteorologen heute davon reden, dass die Sommer vermutlich in den letzten 150.000 Jahren nie wärmer waren, führt das gleich zum Aufstand. Nicht nur wegen der Zeit, von der anzunehmen ist, dass Überlieferungen nicht existieren, sondern vor allem, weil Meteorologen zu denen zählen, die uns ständig auch mithilfe knallrot eingefärbter Wetterkarten etwas vor Augen halten, das viele von uns einfach nicht wahrhaben wollen. Die Leute, die das demonstrieren, bekommen scheinbar immer mehr Anhänger.

Die Haltung ist einfacher als sich mit dem auseinanderzusetzen, was vor sich geht. Darin, Tatsachen zu leugnen, üben sich viele nun schon spätestens seit Corona und eine Einstellung gegen etwas zu entwickeln ist allemal leichter, als Verantwortung zu übernehmen oder einen konkreten Beitrag zu leisten. Dabei gäbe es die Alternative, eben nicht all den Blödsinn nachzuquatschen, den wir von politisch und ökologisch nach rückwärts gerichteten Politikern und Aktivisten zu hören bekommen.

Es ist einfach, so zu tun, als würden wir von grünen Ideologen (warum sind plötzlich eigentlich die Grünen die einzigen in der politischen Landschaft, denen man für jede Handlung Ideologie unterstellt, aber nie gesunden Menschenverstand?) in ein Riesenfiasko gestürzt. Ich glaube, viele Menschen wissen es besser als die Klimaleugner von der AfD oder die Opportunisten der Union. Die einen wollen gleich das ganze System zum Einsturz bringen, die anderen sammeln ihre Chancen begierig auf, den politischen Gegner möglichst ganz und gar auszustechen. Leider gelingt das, weil die zahlreichen und zum großen Teil richtigen Maßnahmen der Regierung furchtbar schlecht gemanagt werden, inkl. jedem Ansatz von durchdachtem Marketing.

Mir scheint allein die Vorstellung unmöglich, dass diese Erde zu einem Platz werden könnte, an dem Menschen, auch die, die ich als meine wichtigsten betrachte, nicht mehr so leben könnten, wie es viele Generationen bisher getan haben. Die Pole, die Permafrost-Böden schmelzen, Gletscher bilden sich zurück, es werden Waldgebiete in Größenordnungen vernichtet, die wir uns nicht einmal vorstellen können. Die Wasservorräte gehen in manchen Regionen so stark zurück, dass die Trinkwasserversorgung infrage gestellt wird bzw. dagegen Maßnahmen getroffen werden.

Es gibt Regionen auf der Welt, wo in den letzten Sommern Temperaturen gemessen wurden (> 50 °), die uns höchstens vom Death Valley bekannt waren.

Ich verstehe Menschen, die anhand der Berichte von überall auf der Welt verzweifelt sind und sogar die Augen vor dem verschließen, was in Europa und auch in unserem Land im Hinblick auf Klimawandel vor sich geht. Aussitzen oder Verdrängen gehören zum Repertoire des Menschen, nicht nur, wenn es um Dinge geht, die existenziell sind.

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Wenn Harald Welzer die Diskrepanz zwischen politischen Lippenbekenntnissen und einem wirksamen Engagement gegen den Klimawandel beklagt, kann ich das gut verstehen. Gestern war so eine Lichtgestalt der Jungen Union bei Markus Lanz. Er hat sich, wie er erklärte, von “einem Freund einmal ausrechnen lassen”, was die Einsparungen durch die staatlich subventionierte Einführung der Wärmepumpen CO₂ Einsparungen (bis 2030) ein Volumen von 44 Mio. Tonnen bringe. China verbraucht, so Johannes Winkel, CDU, 12,5 Mrd. Tonnen je Jahr. Demnach spare Deutschland das ein, was China an einem Tag an CO₂ emittiere.

Wie gequält Kevin Kühnert diesen Ausführungen des CDU-Mannes lauschte, sprach Bände. Ja, der Klimawandel findet global statt und der deutsche Anteil der Emissionen ist nicht so hoch wie man leider in den Medien oft vermittelt bekommt. Aber die Ausführungen Winkels hören zu den Tricks der Leute, die partout der Ampel-Regierung schaden wollen. Deshalb schrecken sie auch vor dümmsten Vergleichen nicht zurück. China hat seit 1990 seine CO₂-Emissionen mehr als vervierfacht. Pro Kopf emittiert China 8,73 Mio. Tonnen CO₂. Deutschland ist dabei mit 8,1 Mio. Tonnen. Ich würde also sagen, bei China wäre angesichts der Bevölkerungsanzahl und des BIP durchaus Luft nach oben. Das BIP von China war im Jahr 2022 um das 4,5fache höher als das unsere. Ich führe die Werte an, nur um die Unterschiede deutlich zu machen. Die “Argumente” des CDU-Funktionärs klingen für mich nach gewöhnlicher Propaganda ohne Kontext. Aber bedauerlicherweise entspricht das ja der üblichen Vorgehensweise.

Stattdessen kämpft die Regierung gestrige Positionen gegeneinander aus, simuliert Konzepte in endlos aufeinanderfolgenden Gipfeltreffen und kompensiert die vorhandene Ideenlosigkeit mit einem Überschuss an Moralismus. Das alles wird von einem Mediensystem unterstützt, das sich mehr für den Schauwert von Politik interessiert als für das Gelingen von Gesellschaft.

Quelle: ZEITEN ENDE – Harald Welzer | S. Fischer Verlage

Man kann ganz für sich (im persönlichen Bereich) eine Menge tun. Man muss nicht, aber man kann und das wäre sehr viel besser, als sich auf die Seite derjenigen zu schlagen, die alle Maßnahmen der Ampel in der Art und Weise negativ kommentieren und verunglimpfen, wie wir das von der AfD und ihren Anhängern und inzwischen leider auch von der Union kennen.

Harald Welzer hat die Dinge richtig beschrieben. Ob das den alten Platzhirschen in der Medienwelt nun gefällt oder nicht.

Bedroht KI (künstliche Intelligenz) unsere Zivilisation?

Wir reden und schreiben viel über (KI) Künstliche Intelligenz. Viele werden aufgrund der vielen Wortmeldungen aus vermeintlich berufenen Mündern Zweifel an dieser Technologie hegen, manche sogar Angst davor haben.

„Sollen wir zulassen, dass Maschinen unsere Informationskanäle mit Propaganda und Unwahrheiten überfluten? Sollen wir alle Jobs automatisieren? Sollten wir nicht-menschliche Intelligenzen entwickeln, die uns irgendwann zahlenmäßig überlegen sind und uns ersetzen könnten? Sollen wir den Verlust der Kontrolle über unsere Zivilisation riskieren?“

Kölner Stadt-Anzeiger 29.03.2023

Was sagt die “Künstliche Intelligenz” – hier MacGPT – zu den Gefahren von künstlicher Intelligenz unter Einbeziehung der bisherigen Äußerungen von Elon Musk und Steve Wozniak?

Künstliche Intelligenz (KI) birgt verschiedene Gefahren und Risiken, insbesondere im Zusammenhang mit der möglichen Entstehung von Superintelligenz, die außerhalb der Kontrolle der menschlichen Intelligenz liegt. Einige der möglichen Risiken und Gefahren von KI umfassen:

  1. Arbeitslosigkeit: KI könnte Arbeitsplätze ersetzen und zur Arbeitslosigkeit führen, insbesondere in Bereichen, die stark automatisiert werden können, wie zum Beispiel im Fertigungssektor.
  2. Sicherheitsrisiken: KI könnte auch als Waffe eingesetzt werden und möglicherweise Sicherheitsrisiken für die Gesellschaft darstellen.
  3. Entstehung von Superintelligenz: Es besteht auch das Risiko, dass KI sich unkontrolliert weiterentwickelt und zu einer Superintelligenz wird, die die menschliche Intelligenz übertrifft und möglicherweise nicht mehr kontrollierbar ist.

Elon Musk, der CEO von SpaceX und Tesla, hat wiederholt seine Besorgnis über die Gefahren von KI geäußert. Er hat erklärt, dass KI eine “existenzielle Bedrohung” für die Menschheit darstellen könnte und dass die Regierung regulierende Maßnahmen ergreifen sollte, um sicherzustellen, dass KI sicher und kontrollierbar bleibt.

Steve Wozniak, Mitgründer von Apple, hat ähnliche Bedenken geäußert und erklärt, dass er besorgt ist, dass KI möglicherweise unsere Freiheiten einschränkt und uns in unserer kreativen und intellektuellen Entwicklung zurückhält.

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Experten und Persönlichkeiten in der Technologiebranche die gleichen Ansichten teilen, und dass es auch Argumente gibt, dass KI eher eine Chance als eine Bedrohung darstellt.

Manche sagen, der Fortschritt der KI sei noch nicht auf einem Niveau, das Anlass zur Sorge bieten würde. Vielleicht haben diejenigen ja recht, die sagen, dass bislang zwar die nötigen großen Datensammlungen existieren, die Basis für jede KI seien, der Status quo der KI-Entwicklung aber längst nicht dort angelangt sei, wo die Sorgen der Menschen über eine solche Technologie beginnen sollte.

Asoziale Netzwerke und die Zukunft

Mich erinnert das ein wenig an die vor Jahren aufkommenden Diskussionen über den Nutzen und mögliche negative Auswirkungen der heutzutage nicht mehr so uneingeschränkt positiv gesehenen asozialen Netzwerke. Was haben sich die “Experten” alles vorstellen können. Es ging so weit, dass nicht wenige, Twitter, Facebook und Co. als Garanten einer neuen Art von Demokratie oder als Stabilisator der vorhandenen sehen wollten.

Manche haben sich von diesem falschen Gedanken bis heute nicht distanziert. Die asozialen Netzwerke haben in einer Weise in unsere Gesellschaften hineingewirkt, dass ich mich nur über die wundern kann, die sich ihrerseits darüber wundern, dass so viele Leute von Demokratie und ihren “Werten” nicht mehr allzu viel halten.

Sind die asozialen Netzwerke bald Geschichte?

Inzwischen zeichnet sich ab, dass die Leute von Facebook nach und nach Abschied nehmen. Derweil wird der Ton bei Twitter (Musk sei Dank) immer rauer, die Blasen geradezu unzerstörbar und – natürlich – undurchlässig. Instagram und TikTok überschwemmen ihre Nutzer mit Werbung. Ich glaube, die Leute warten auf ein neues Spielzeug, um sich dann damit zu bekriegen. Vielleicht werden die neuen, tollen Möglichkeiten der KI diesem Wunsch bald Rechnung tragen?!

Was sagt die Ethik zur KI?

Der deutsche Ethikrat hat sich kürzlich zum Thema zu Wort gemeldet:

„Der Einsatz von KI muss menschliche Entfaltung erweitern und darf sie nicht vermindern. KI darf den Menschen nicht ersetzen.

Alena Buyx, Vorsitzende des dt. Ethikrates

Wäre ja auch irgendwie doof, wenn KI irgendwann den Menschen ersetzen würde. Wer zahlt dann die Steuern und die Politiker und ihre immer stärker wachsende Entourage? Und in diesen Gedanken ist die wachsende Zahl von Autokraten mit ihrem Anhang nicht mal enthalten.

“KI darf den Menschen nicht ersetzen”

Es gab schon immer Menschen, die etwas gegen den Fortschritt hatten. Ich zähle mich nicht dazu, auch wenn mein Posting Anlass zu dieser Annahme gibt. Ich sehe allerdings, dass Menschen in bester Absicht vor neue Technologien (Atombombe, Bio- und Chemiewaffen, Drohnen und was da an anderem todbringendem Zeug von pfiffigen Wissenschaftlern erfunden wurde) gewarnt haben, ohne dass sie erhört wurden.

Nun liegt die Skepsis bei neuen Waffensystemen natürlich auf der Hand, bei so schönen Sachen wie einer Quasi-Blackbox wie KI ist das anders. Da wollen auch wieder alle mitreden und ihre Klugheit beweisen. Interesse wäre auch, einmal eine Übersicht über die laufenden Gen- oder Viren-Versuche in irgendwelchen Laboratorien der Welt zu bekommen. Was gemacht werden kann, behaupte ich, wird auch gemacht. Ob es jetzt verboten ist oder nicht.

Beispiele der Vergangenheit

Robert Oppenheimer hat es freilich viel zu spät verstanden, was er als Leiter des sogenannten Manhattan-Projektes zu verantworten hatte. Davon, dass die Verantwortlichen (vielleicht sogar Teller) zumindest im Spielfilm über dieses “Forschungsprojekt” ein paar Tränchen angesichts der Wirkung ihrer Atombombe auf Hiroshima und Nagasaki verdrückt haben, wird auch kein Leid geheilt.

Wenn die Situation danach ist, setzen Wissenschaftler ihr Wissen und Können auch für die falschen Dinge ein. Dafür gibt es vermutlich viele Beispiele. Wenn Politiker involviert ist, wird selbst das Verlangen nach einem Moratorium im Zweifel keine Aussicht auf Erfolg haben. Wollen wir wetten?


Debatte: Precht und Welzer unter massivem Dauerfeuer

Den ungezügelten Zorn der Medien auf das Buch von Precht und Welzer (Die vierte Gewalt) und ihren Auftritt bei Lanz im ZDF interpretiere ich in mehrere Richtungen.

  1. Beide haben den Kern eines Problems getroffen, der bisher zwar hörbar, jedoch folgenlos im Wesentlichen von Rechten und Coronaleugnern thematisiert wurde. Die Reaktion bei Twitter, die in Teilen einer regelrechten Rufmordkampagne gleicht, bestätigen in meinen Augen all das, was schon viele über die Wirkung bzw. Gefahren von Social Media gesagt und geschrieben haben.
  2. Getroffene Hunde bellen“. Für mich klingt die überbordende Kritik nach mangelnder Kritik- und Reflexionsfähigkeit unserer Medienschaffenden.
    Dass sich ganz viele an die Seite der Medien stellen, könnte damit zu tun haben, dass der verbrecherische Krieg Russlands gegen die Ukraine eine Rolle spielt und die Haltung beider Herren von der gefühlten Mehrheitsmeinung abweicht.
  3. Sicher würde auf das Thema Medienkritik nicht so heftig reagiert, gäbe es nicht den vorher schon bekannten Vorwurf der Einflussnahme unserer Medien auf die Regierung zugunsten der einseitigen und grenzenlosen Unterstützung der Ukraine.

Schelte von allen Seiten

Der Herausgeber der FAZ schildert im Kontext der Diskussionen über Precht und Welzer, dass Precht die Degradierung einer FAZ-Autorin verlangt habe, weil diese einen kritischen Text über ihn veröffentlicht hatte. Gleichzeitig liest man, dass beide, Precht mehr noch als Welzer, in ihren Fachrichtungen kaum Beachtung erlangt haben. Precht wird, übrigens nicht nur von Übermedien, als Vertreter philosophischer Populärliteratur bezeichnet. Unerhört finde ich solche geradezu ehrabschneidenden Spitzen. Wird sich jeder, der eine abweichende Haltung in Krisenzeiten einnimmt, mit Diffamierungen dieser Art auseinanderzusetzen haben?

Die Kritik geht zu weit

Die meinerseits als Herabwürdigung empfundene Formulierung wird eingerahmt von der Bemerkung, dass das ZDF ihn (Precht) abwechselnd als „TV-Moderator“, „Publizist“, „Bestsellerautor“ und „Philosoph“ bezeichnet. Dabei werden diese wechselnden Untertexte doch bei fast allen Gästen eingeblendet. Und das nicht nur bei Lanz!

So ist auch diese Bemerkung des Übermedien-Autors für mich ein Beleg dafür, welche Dimensionen die sehr einseitige Auseinandersetzung angenommen hat.

Es geht bei Twitter offensichtlich nur noch darum, die Reputation der beiden Männer zu zerstören.

Jedenfalls haben die Texte und Memes, die man bei Twitter findet, furchtbare Formen angenommen. Sollten solche “Debatten” die Zukunft unserer Demokratie begleiten, kann ich nur schwarz sehen.

Doch letzteres ist er trotz zweier Honorarprofessuren, die vor allem seiner Bekanntheit geschuldet sind, nur im populären Sinn. Einen nennenswerten Beitrag zur akademischen Philosophie leistet er nicht.

Übermedien

Dass solche Aussagen über Menschen, die im öffentlichen Raum notwendige Debattenbeiträge leisten, getroffen werden, ist nicht weniger bedenklich als vielleicht der eine oder andere voreilige Schluss, den beide Herren gezogen haben könnten.

Welzer kommt besser weg

Bei Welzer ist der Übermedien-Autor zurückhaltender. Dennoch wird auch in seinem Fall darauf verwiesen, dass Welzers Bekanntheit, wie auch im Fall Precht, auf eine starke mediale Präsenz zurückginge.

Studien über unser Vertrauen in die Medien

Schließlich wird darauf verwiesen, dass es die Mainzer Langzeitstudie gibt, mit der sich die beiden Herren leider nicht auseinandergesetzt hätten. Mir fällt dazu ein, dass es durchaus einige Aussagen (in Medien) gibt, die die Position von Precht und Melzer in diesem Fall eher stützen. Darauf nimmt man leider keinen Bezug. Der Vorwurf an Precht und Welzer lautet, sie hätten nicht hinreichend recherchiert bzw. sie wären, hätten sie dies getan, zu völlig anderen Schlussfolgerungen gekommen.

Die Kritiker tun so, als seien beide die einzigen, die sich der leider nachteilig entwickelten Aufmerksamkeitsökonomie bedienen. So wenig kritikfähig ist die deutsche Medienlandschaft, dass sie einen regelrechten Krieg gegen zwei Männer angezettelt hat. Cancel Culture, dabei bleiben all die, die mit Precht und Welzer so umgehen, unisono, gibt es bei uns ja nicht.

Schlechte Nachrichten sind den Medien wichtig. Putin freut sich.

Wie blöd ständen wir da, wenn Putin nach dem 21. Juli das Gas wieder normal fließen ließe? Er könnte seine Propagandaabteilung sicher sehr wirkungsvoll und sogar wahrheitsgemäß verkünden lassen, dass sich Russland an alle Verträge halte u.s.w.
Ob das unseren Medien und Politikern wohl peinlich wäre? Putin dürfte daran jedenfalls seinen Spaß haben


Es ist normal, dass in einer Demokratie ganz offen über politische Entscheidungen und Szenarien diskutiert wird. Das ist fast so normal wie die Kunstfreiheit und den Grad an politischer Provokation, sagen wir beim Thema Satire.

Wenn aber nun die Medien immer die möglichst brutalsten und schlimmsten Szenarien favorisieren, weil es ihnen Schlagzeilen und Quoten sichert, kann das den Otto Normalbürger an die Grenzen der Einsicht bringen.

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Phoenix Runde u.a. mit Prof. Dr. Christian von Hirschausen

Zuerst hieß es, dass ein sofortiges und umfassendes Gasembargo gegen Russland zu verhängen sei. Norbert Röttgen, Wolfgang Schäuble und andere forderten das äußerst nachdrücklich.

Ihre Forderungen wurden flankiert und unterstützt von wissenschaftlicher Expertise.

Einer der Wissenschaftler, die da was gerechnet hatten, war der Bruder des TV-Arztes Dr. Hirschhausen. Der Mann, soll SFF mit gegründet haben. Im Beitrag von Wikipedia ist jedoch nur von seinem in allen Lebenslagen omnipräsenten prominenten Bruder die Rede. Egal, wahrscheinlich habe ich mich verhört, als er in einer TV-Sendung darüber sprach.

Jedenfalls behauptete Prof. von Hirschhausen (er trägt das von im Gegensatz zum Bruder noch im Namen!) noch vor einem Monat in der „Phoenix Runde“, dass wir auf russisches Gas verzichten könnten. Er bezieht sich auf Berechnungen, die er und seine Kollegen angestellt hätten. Nun, wir kennen die Haltung unseres (angeblich so arroganten) Kanzlers zu solchen Berechnungen. Ich weiß nicht, ob sie nicht absolut begründet ist.

Wer den Aufstand in Politik und Medien in diesen Tagen verfolgt, scheinen die Berechnungen dieser Wissenschaftler diese jedenfalls nicht beruhigt zu haben.

Putin wird die Diskussionen in Deutschland mit größtem Amüsement verfolgen. Die Debatten, die unsere Demokratie doch auszeichnen sollten, schaden in der momentanen Situation.

Dabei werden nicht mal alle Möglichkeiten durchgespielt. Es könnte doch sein, dass Putin nach der allfälligen Reparatur der Gaspipeline das Gegenteil von dem tut, was viele mit schreckenweiten Augen erwarten.

Er könnte das Gas auch wieder normal fließen lassen. Die russische Propaganda könnte das für eine Kampagne nutzen und der in diesem Fall wohl äußerst (angenehm) überraschten Öffentlichkeit erklären, dass Russland gedenke, seinen Lieferverpflichtungen auch künftig weiter nachzukommen. Wie belämmert stünden deutsche Medien und die Politik dann da?

Ich sehe nur einen, der daraus Nutzen zieht. Es zeigt sich an solchen Stellen in meinen Augen ein klarer Nachteil der Demokratie gegenüber den Diktaturen dieser Erde. Wir diskutieren über alles und oft genug führen diese Diskussionen am Ende nicht einmal zu einem befriedigenden Ergebnis. Manchmal bleiben sie sogar ganz ohne ein solches.

Auch über Dinge, über die wir mit dieser Art von Debatten uns offensichtlich nur selbst schaden. Nein, das ist kein Plädoyer gegen die Demokratie oder die Meinungsfreiheit. Vermutlich würden viele sich eine konstruktivere Diskussion wünschen und keine, die nur der Schlagzeilengeilheit der Medien nachgibt.

Wir reden viel über evidenzbasierte Entscheidungen, haben jedoch Erfahrungen aus unserer jüngeren Vergangenheit zu verkraften.

Wissenschaftlich validierte Entscheidungen sollen die Basis für politische Entscheidungen sein. Es wäre absolut wünschenswert. Nur ⎯ wie laut ist der Streit über die Arbeit des Evaluationsausschusses zur Coronapandemie und wie sehr werden sich die hauptsächlich juristischen Positionen (FDP) in der näheren Zukunft in unserem Land auswerten.

Das Gremium hat – gewollt oder nicht – die Positionen der FDP gestärkt, so dass Bundesgesundheitsminister Lauterbach (SPD) gegenüber seinem Kabinettskollegen Justizminister Buschmann (FDP) bei allen Gesprächen über notwendige Maßnahmen in diesem Herbst und Winter ins Hintertreffen geraten wird. Und Kubicki hat er ja auch noch an Bord.

Aber gut, eine Neuigkeit ist das nicht mehr. Man kann sich ausrechnen, dass die SPD ein Scheitern der Ampel auf jeden Fall verhindern will, weil die Umfragen sind, wie sie sind.

Eine neue Regierung wäre schwarz/grün. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.

Müssen wir uns die Fähigkeit zurück erkämpfen, andere Meinungen anzuerkennen?

Immer schon gab es verschiedene Meinungen und heftigen Streit, den verschiedene Standpunkte nun einmal auslösen können. In diesen Zeiten scheint aus dieser simplen und für alle nachvollziehbaren Wahrheit ein Problem geworden zu sein. Wir lesen von zerbrochenen Freundschaften und von Familien, die sich entlang der Coronamaßnahmen entzweit hätten. Furchtbar aber vermutlich auch nicht neu.

Appell aus Wien

Wenn Hasnain Kazim, ehemaliger Spiegel-Korrespondent und heute in Wien lebender freier Autor, einen Kritiker dazu aufruft, sein verbales Verhalten zu überprüfen, nehme ich diesen Appell, der womöglich anders gemeint war, hier auf. Ich fühle mich davon angesprochen.

Wir sollten (als Gesellschaft) so nicht mehr weitermachen! Die Art und Weise, wie wir uns heute mit Andersdenkenden auseinandersetzen, hat längst nichts Konstruktives mehr. Aus meiner Sicht kommen wir beim Argumentieren kaum noch zu anderen Erkenntnissen. Das liegt daran, dass wir die Brücken zu denen, die andere Argumente vorzubringen haben, oft abgebrochen haben. Wie soll man eine Gesellschaft voranbringen, wenn systematisch missliebige Meinungen verbannt und gleichsam niedergeschrien werden?

Gegenseite / Reden erwünscht!

Es ist schwer, Argumente einer “Gegenseite” anzunehmen und dabei den Teil herauszuarbeiten, der Standpunkte einander annähern könnte. Das war in der Flüchtlingsfrage schwierig und beim Klima. Unmöglich scheint es bei den Coronamaßnahmen und beim Impfen.

Statt im Diskurs die Lösungen zu finden, verschärften wir in Deutschland (mehr als in anderen Ländern?) innerhalb kurzer Zeit die Kontroverse durch beleidigende, unangebrachte und oft genug spontane, meist sehr unüberlegte Äußerungen, die Diskussion.

Das Verrückte ist, dass dies von den meisten (auch den Gegnern der Maßnahmen) als belastend und deprimierend empfunden wird. Jedenfalls glaube ich, dass nicht mal die am härtesten gesottenen Querdenker und Impfgegner die Lage im Land als zukunftsträchtig oder zielführend ansehen.

Nicht alle sind erwünscht

Doch machen wir uns nichts vor. Es gibt unter den Gegnern aller staatlichen Maßnahmen Leute, die unter falscher Flagge segeln. Sie möchten eine andere Gesellschaft, denn sie verachten die Demokratie, ihre Institutionen und die gewählten PolitikerInnen. Es wäre wünschenswert, wenn sich die Gegner der Coronamaßnahmen strikt von Rechtsextremen distanzieren würden und nicht mit ihnen in geschlossener Linie protestieren (Spazierengehen) würden.

Es ist leider nicht damit getan, diese Forderung umzusetzen. In Deutschland sehen wir zurzeit eine besondere Hartleibigkeit der Politik, wenn es um die Suspendierung der Coronamaßnahmen geht. Vielleicht trifft der in manchen Medien geäußerte Verdacht zu, dass “die Politik” die Sorge hat, im Nachgang zur Pandemie für die Fehler zur Verantwortung gezogen zu werden, die vermeintlich und tatsächlich in großer Zahl in den letzten zwei Jahren gemacht wurden?

Damit meine ich nicht die feuchten Träume der rechtsextremen AfD, die den Tag herbeisehnt, an dem sie die Macht im Land übernehmen wird, um die gehassten Demokraten der anderen Parteien vor irgendwelche [sic?] Gerichte zu stellen. Allein dieser häufig zum Ausdruck gebrauchte Wunsch der Rechtsextremen macht deutlich, was sie mit Deutschland im Schilde führen.

Wenn selbst ein Urgestein und führendes Mitglied der AfD wie Jörg Meuthen sich von dieser Partei distanziert, sollten alle andern Mitglieder die Chance ergreifen und sich von diesem Misthaufen zu distanzieren und ebenfalls schnellstens aus dieser mutmaßlichen Nazi-Partei auszutreten.

Unterschiede je nach Land

Zurück zu dem, was mich eigentlich zu meinem Artikel bewogen hat. Ich wollte nicht zusätzliches Wasser in den demokratischen Wein schütten, sondern dazu aufrufen, sich endlich wieder unseren Grundüberzeugungen zuzuwenden. Wenn die EU schon ihre Werte verrät (Flüchtlinge), wir haben in Deutschland eine Verpflichtung nicht nur dem Ausland, sondern vor allem uns selbst gegenüber einzuhalten! Daran darf uns die Pandemie nicht hindern.

Es gibt viele prominente Leute bei Twitter mit großer Reichweite, die ich während der Pandemie radikal blockiert habe. Es verstört und verwirrt mich, wenn kluge und gebildete Leute mit hohen akademischen Graden sich als Verschwörungstheoretiker gerieren. Dass sogar SatirikerInnen sich darin versuchen, eine eigene Position zu Corona zu etablieren und dabei in ihren Programmen vor nachweisbaren Lügen nicht haltmachen, ist schwer zu verstehen. Für mich jedenfalls.

Fehlbare Wissenschaftler

Vielleicht sind die Differenzen darauf zurückzuführen, dass alle Seiten, die Wissenschaft inklusive, während der beiden vergangenen Coronajahre nicht immer geglänzt haben. Und am Ende sind die Positionen nicht immer so weit voneinander entfernt, wie wir das in dieser langen schweren Zeit wahrgenommen haben.

Letztlich ist es so, dass wir uns in Zukunft wieder in die Augen sehen, miteinander leben und arbeiten müssen, um die schweren Aufgaben, die vor uns liegen, gemeinsam bewältigen zu können.

Deshalb mein Appell. Haltet euch bei Twitter und in euren öffentlichen Äußerungen ab sofort zurück. Bedenkt, welche Verletzungen eure Worte bei “den anderen” auslösen. Es ist notwendig, unterschiedliche Meinungen anzuhören und – wenn auch nicht immer – in eigene Klärungsprozesse einzubeziehen. Man muss die Argumente der Gegenseite nicht nur hören, sondern diese reflektieren und mit den eigenen abgleichen. Mag das noch so schwerfallen.

Nur so kommen wir zu einem verlässlichen und kohärenten Meinungsbild, das über den Tag hinaus tragfähig ist. In der Coronapandemie haben wir (ich jedenfalls) diese Fähigkeit in nicht geringem Umfang verloren. Das will ich unbedingt korrigieren. Macht ihr mit?

Die Diskussionen über Lockerungen und das Modell “Saarland” sind kontraproduktiv

Im “Spiegel” ist ein bemerkenswertes Interview mit dem Bürgermeister von Nalbach zu lesen. Peter Lehnert ist Mitglied der Grünen. Er findet es ganz töfte und daher alternativlos, dass Tobias Hans, Ministerpräsident im Saarland, Corona-Lockerungen verordnet hat.

Alternativlose Lockerungen?

“Wir im Saarland sind extrem froh, dass es jetzt Lockerungen gibt”. Ob das stimmt? Sind die Menschen im Saarland froh über dieses Experiment oder ist es womöglich alternativlos? Selbst als Lehnert nach dem Misserfolg seines Tübinger Amtskollegen Palmer gefragt wird, bleibt er dabei, dass etwas anderes als Lockerungen den Menschen nicht mehr zuzumuten sei.

Wenn das die konzeptionelle Grundlage der Grünen ist, dann wissen wir, was uns bald bevorsteht. Alle Welt ruft nach Konzepten. Nichts scheint in dieser Pandemie mehr zu fehlen als Konzepte. Das sagen die aus der Opposition und auch die, die mit der Politik im Ganzen schon abgeschlossen haben. Nur ist das Vorgehen im Saarland kein Konzept, sondern totaler Blödsinn! Ich wüsste mal gerne, wie die Bevölkerung in diesem Bundesland tatsächlich dazu steht, dass Kinos und Fitnessstudios wieder geöffnet werden.

Konzeptioneller Irrgarten

Lehnert lässt es sich nicht nehmen, die Konzept-Frage etwas ausführlicher zu beantworten. Was gehört nach Lehnerts Ansicht dazu?

Einheitliche Tests mit fälschungssicheren Testausweisen. Kluge Verknüpfungen von Antigen- und PCR-Tests, außerdem natürlich mehr Impfungen. Miteinander vernetzte Gesundheitsämter, Krankenhäuser, lokale Arztpraxen, medizinische Versorgungszentren sowie Testzentren, die auch zu Impfzentren werden können. Und: Eine lückenlose digitale Kontaktverfolgung – die brauchen wir, um auf einer gesicherten Datenbasis im Ernstfall sofort gegensteuern zu können. In der Pandemie darf Datenschutz nicht den Gesundheitsschutz gefährden.

Corona-Lockerungen im Saarland: Bürgermeister Peter Lehnert hofft und bangt – DER SPIEGEL

Das hört sich doch ganz toll an. Und vor allem – diese Vorstellungen eines Konzeptes sind ja so vollkommen neu. 👩‍🍳 Man fragt sich als Bürger, wieso die Bundesregierung diese Elemente eines Konzeptes noch immer nicht durchgesetzt hat. Die Antwort ist einfach. Weil die Bundesländer im Wesentlichen für diese Aufgaben zuständig sind. Wenn ich es richtig sehe, fehlt der lückenlosen digitalen Kontaktverfolgung eine wichtige Voraussetzung, Lehnert spricht sie sogar in seiner Zusammenfassung an. Ob die Grünen es über sich brächten, den Datenschutz nicht über den Gesundheitsschutz zu stellen? Wenn ich die harschen Diskussionen über die Luca-App verfolge, kommt mir der Gedanke, dass diese überwiegenden Teil von Grünen oder Sympathisanten der Grünen angezettelt wurde. Die kennen da offensichtlich kein Pardon.

Digitale Nachverfolgung klingt vllt. gut – ist aber kein Allheilmittel

Dass Lehnert eine digitale Kontaktverfolgung ernsthaft als wesentliches Element der Pandemiebekämpfung darstellt, belegt auch die absolute Rat- und Hilflosigkeit dieses Grünen Bürgermeisters. Im Ernstfall sofort gegensteuern? Gegensteuern lässt sich in der Phase, in der wir uns heute befinden, ausschließlich mit einem harten Lockdown. Dass es in anderen Regionen der Welt erreicht wurde, Corona zurückzudrängen war nicht allein das Ergebnis eines anderen Datenschutzverständnisses oder irgendwelcher technischer Mätzchen. Sie spielen eine Rolle. Aber hauptsächlich wurde auf eine Disziplin der Bevölkerung vertraut (und zwar mit Recht), die in unserer individualisierten Gesellschaft überhaupt nicht zu erreichen wäre. Dieser Zug ist längst abgefahren. Ich nenne als Beispiel Brisbane, Australien. Glaubt jemand, dass solche Maßnahmen in Deutschland möglich wären? Ich jedenfalls nicht.

Disziplinierung einer individualisierten Bevölkerung mit Hang zum Egoismus

Wenn wir die Lage Europas mit der anderer Regionen der Welt vergleichen, fällt dieser für uns ungünstig aus. Nur liegt das an vielen unterschiedlichen Faktoren. Die Politik und ihre Eigenarten mögen dabei einen Beitrag leisten. Den wesentlichen Anteil aber haben die Bevölkerung und die hiesigen Medien zu verantworten. Vergleichen wir den superharten Lockdown, der Portugal aus der Katastrophenzone “hinauskatapultiert” hat, müssen wir uns fragen lassen, ob Holländer, Belgier, Österreicher oder wir Deutsche die Disziplin aufbrächten, um diese Einschränkungen über einen längeren Zeitraum zu ertragen. Sogar in Schweden, das Land, das von den Kritikern jeder Corona-Maßnahme völlig zu Unrecht als Vorbild dargestellt wurde, rumort es längst. Denen einen sind die Maßnahmen nicht hart genug, die anderen wollen ihre Freiheit zurück. Ich möchte das auch gerne. Aber ich sehe, dass wir um einen harten Lockdown auf gar keinen Fall herumkommen werden. Lauterbach wird am Ende wieder einmal recht gehabt haben.

Schuldige suchen ist ein erfüllendes Hobby

Politiker müssen sich eine Menge gefallen lassen. Das konnte man gestern Abend bei “Maybrit Illner” wieder erleben. Sascha Lobo ging den ebenfalls anwesenden Kanzleramtschef Helge Braun in einer nassforschen, unverschämten Art und Weise an.

Lobo und Braun saßen sich gegenüber

Ich möchte gar nicht bezweifeln, dass an den Details, die Lobo angesprochen hat, etwas dran war. Aber so sollten wir nicht mit unseren Politikern sprechen! War nicht gerade Lobo einer von denen, die angeblich ihre Diskursfähigkeit verbessern wollten – dem Ganzen zuliebe? Das hatte er sicher vergessen.

Mir hat gefallen, wie Helge Braun Lobos Unverschämtheiten abperlen ließ.

Politiker sind bekannt dafür, dass sie auf konkrete Fragen grundsätzlich nie konkret antworten, sondern immer ausweichen oder drum herumreden. Das hat Braun nicht gemacht. Er hat Lobo ignoriert. Und – bei aller Wertschätzung, die ich für Lobo hege, in diesem Fall war das genau richtig! In dieser Woche sind mir erneut eine Vielzahl von Wichtigtuern und Besserwissern im TV aufgefallen. Dazu gehörte neben der Journalistin Susanne Gaschke, Welt, eben dieser Sascha Lobo.

So sehr ich ihren Mann, den langjährigen SPD-Abgeordneten Peter Bartels, für seine gute und besonnene Arbeit schätze, so sehr halte ich seine Frau für eine Fehlbesetzung. Wie der SPD-Fraktionschef bzw. die SPD-Fraktion den verdienten Bartels als Wehrbeauftragter des Bundestages quasi gegen die linke SPD-Abgeordnete Eva Högl, ausgebootet haben, war in meinen Augen unwürdig.

Penetrante Vorwürfe, die niemandem helfen

Der Kurzauftritt Gaschkes in Kiel spricht Bände über ihre Qualität als Politikerin. Und so eine Frau erlaubt es sich, ihre Ex-Kollegen in dieser Art und Weise anzugehen. So etwas kann man nur tun, weil die Medien in jeglicher Hinsicht einen Freibrief besitzen. Die versorgen die verfluchten Nörgler und Kritikaster im Land während dieser schlimmen Pandemie mit Halbwahrheiten und Behauptungen, für die sie oft genug nicht einmal zur Rechenschaft gezogen werden. Ihre Leichtfertigkeit begründen sie zu allem Überfluss damit, dass sie schließlich ja die Aufgabe hätten, die Menschen im Lande zu informieren. Zum Glück gibt es noch viele, die diesem Ethos wirklich verpflichtet sind. Sonst wäre es im Moment kaum mehr auszuhalten. Gell, Herr Feldenkirchen?

Der Alleinunterhalter des ZDF, Markus Lanz, führt für mich in dieser negativen Hinsicht die “ewige Bestenliste” an. Hat der Mann keine Berater, die ihm mal beibiegen könnten, wie seine Mimik und Gestik die Leute ankotzen?

Und jetzt komm mir bloß keiner mit dem AUS-Knopf!

Drosten macht sich rar

Heute habe ich beim Spiegel ein Interview mit Prof. Drosten gelesen. Der Mann macht sich rar, nachdem er am eigenen Leib zu spüren bekommen hatte, wie die deutschen Medien (die Öffentlichkeit sowieso) mit denen umgehen, die sie zuerst “hochjubeln” und dann brutal demontieren. Im Interview gab es einige Stellen, die mit Wissenschaft und der Pandemie wenig zu tun haben.

SPIEGEL: Einen größeren Schaden als ­Corona-Leugner haben im vergangenen Jahr wohl Experten angerichtet, die immer wieder gegen wissenschaftlich begründete Maßnahmen argumentiert haben, zum Beispiel Jonas Schmidt-Chanasit und Hendrik Streeck. Priorität müsse es haben, die Risikogruppen zu schützen, hörte man oft aus diesem Lager. Dabei ist längst klar, dass das bei hohen Fallzahlen nicht funktioniert. Wann platzt Ihnen der Kragen?

Drosten: Wollen Sie, dass ich jetzt Kollegen namentlich kritisiere? Ich halte nichts davon, ad personam zu gehen.

Christian Drosten zu Corona: »Wir müssen durchhalten – und vor allem: auf die Bremse treten« – DER SPIEGEL

Niemand dürfte die Erklärungsversuche aus der Wirtschaft und selbst eines Teils der Medien überhört haben, die immer wieder darauf hinweisen, wie wissenschaftliche Arbeit funktioniert und weshalb es eben nicht so ist, dass jede Debatte, jede Diskussion darauf schließen lässt, dass sich die Beteiligten nicht leiden könnten oder sich gegenseitig die Kompetenz absprechen. Wenn es nur nicht so beschwerlich wäre, dass selbst Wissenschaftler, auf die ein Durchschnittsbürger wie ich natürlich hochschaut, bestimmte Ereignisse während dieser Pandemie nicht voraussahen und oft genug mit Annahmen operierten. Ich finde, dass alle oder jedenfalls fast alle, die ständig im TV und in den Medien vertreten waren, diese “Normalität” hinreichend beschrieben haben. Außer die Medien. Von diesen haben manche (BILD wie immer vornweg) es sich zur Aufgabe gemacht, jeden Unterschied, jede abweichende Formulierung hochzujazzen und damit erst die Stimmung im Land erzeugt, die uns an so an unsere Grenzen gebracht hat.

Interdisziplinäre Unsicherheiten

Auf der anderen Seite finde ich es irritierend, wenn von immer anderen Wissenschaftlern, – ich hatte übrigens keine Vorstellung davon, wie viele es mit den momentan gefragten Spezialgebieten in Deutschland überhaupt gibt – neue Wege aus der Krise beschrieben werden. Oftmals sogar mit freundlichen Hinweisen darauf, wie falsch man die Vorschläge des einen oder anderen Kollegen*innen findet. Ob das nun auch zu den üblichen Usancen in diesem Metier zählt? Ich weiß es nicht.

Dass die “Leopoldina” – unsere Akademie der Wissenschaften seit einigen Monaten in die Gespräche einbezogen wurde, fand ich gut. Endlich waren nicht mehr “nur” Virologen oder Epidemiologen gefragt, sondern die auch von Medien geforderten interdisziplinären Bereiche. Was dann geschah? Ein Mitglied trat aus Ärger über die sogenannte zweite Ad-Hoc Stellungnahme der “Leopoldina” zurück und machte aus seinem persönlichen Ärger über den Inhalt keinen Hehl. Ich finde solche Alleingänge, deren Öffentlichkeitswirkung voraussehbar ist, schäbig und vor allem überhaupt nicht zielführend.

Jeder Ministerpräsident:in hat einen eigenen Berater:innenstab. In NRW hatte Laschet von Beginn an ein interdisziplinäres Kollegium an seiner Seite. Ich weiß nicht, ob es deshalb in unserem Land besser gelaufen ist als dort, wo es vielleicht anders ausgesehen hat.

Fehlender Impfstoff (Wie kann das sein?)

Allein die Diskussionen über den “fehlenden” Impfstoff lassen einen doch schier verzweifeln. Ich meine, das so, dass ich am Verstand derjenigen zweifle, die nichts anderes im Kopf haben, als für die aktuelle Lage irgendwelche Politiker zur Verantwortung zu ziehen. Die Kurzform der hauptsächlichen Vorwürfe ist: Wie kann es in dem Land, in dem der Impfstoff erfunden wurde, sein, dass er nicht zuallererst auch in diesem Land in benötigter Menge zur Verfügung steht? Wer das als nationalistisch begreift, liegt in meinen Augen ganz richtig. Die Politik hat immer gesagt, dass sie eine “normale” Zulassung des Impfstoffes möchte, u.a. deshalb, damit den in Deutschland aber auch anderswo starken Gruppen der Impfgegner das Wasser von der Mühle genommen wird. Vielleicht wäre es vertretbar und richtig gewesen, bei allen der möglichen Aspiranten unter den Impfstoffherstellern millionenfach zu bestellen.

Bei den finanziellen Mitteln, die wir für die Folgen der Pandemie allein bei uns einsetzen, wäre das möglicherweise vertretbar gewesen. Außerdem hieß es immer, dass jeder Corona-Tote einer zu viel sei. Wenn wir denken, dass nur die Impfung ein wirksamer Schutz ist, hätten wir alles dafür tun müssen, dass genügend Impfstoff von vornherein zur Verfügung steht? Was für ein Blödsinn! Erstens erinnere ich mich noch an die Diskussionen, die vor etwa 10 Jahren geführt wurden. Damals hatte die Regierung Millionen Dosen des Schweinegrippe-Impfstoffes geordert. Das viele Geld hätte man auch gleich verbrennen können. Das Serum wurde nie in den Mengen benötigt, in denen es beschafft wurde. Die Medien bekamen sich nicht mehr ein ob so viel unbedachter Handlung unserer Politik.

Internationaler Wettkampf (Europe, better germany first!)

Das Impfthema wird von den Medien zum internationalen Wettkampf aufgebauscht. Es gibt Rankings darüber, wie viel Prozent der Bevölkerung bisher schon geimpft wurde. Und Deutschland steht nicht vorne! Das geht natürlich überhaupt nicht.

Meine Schwester (Stoma-Therapeutin) hätte gestern im Krankenhaus geimpft werden sollen. Kurzfristig wurde der Termin abgesagt, weil kein Impfstoff zur Verfügung steht. Shit happens! Sie war skeptisch und wollte sich trotzdem impfen lassen. Bei mir wäre das nichts anders. Aber ich sage: Ich warte, bis ich daran bin. Was ist so schwer daran, diesen einfachen Satz mal aufzuschreiben, anstatt immer neue Vergleiche und Fehlerzuweisungen in die Welt zu schicken?

Meinungskorridor: Besser miteinander sprechen als übereinander zu schimpfen.

Die Übertreibungen während der bisherigen Pandemie scheinen bei manchen Menschen die Erkenntnis reifen zu lassen, dass wir alle miteinander unsere Diskussionskultur auf den Prüfstand stellen müssen. Wir entkommen ansonsten der Spirale, in die wir uns gebracht haben, womöglich nicht mehr.

Dass sich ausgerechnet diejenigen berufen fühlen Appelle zu platzieren, die ich auf den ersten Blick (auch wieder viel zu schnell!) mehrheitlich zum gegnerischen Lager” zähle, hatte ich nicht erwartet. Ich kenne bisher nur eine Bloggerin, die sich für Dialogbereitschaft einsetzt und ich zu denen zähle, die ich – na ja, – zu “meinen Leuten” zähle.

Hier einige der Vorgänge gegen die sich eine Initiative richtet (siehe Links oben), die von Gunnar Kaiser mitinitiiert wurde:

Von Veranstaltern ausgeladene Kabarettisten.

Ich kenne nur den Fall Lisa Eckhart, zu dem ich mich hier mehrfach kritisch geäußert habe.

Urteil: Zustimmung

Zensierte Karikaturisten

Man kann nicht darüber streiten, ob die Reaktionen, die Morde durch Islamisten sowie die allgemeine Mobilmachung in islamischen Ländern gegen die Blasphemie, die von den Charlie Hebdo – Karikaturen ausging gerechtfertigt war. Sowas ist absolut schrecklich und inakzeptabel. Natürlich kann es nicht sein, dass bei uns solche Karikaturen zensiert werden. Soweit ich sagen kann, ist das auch nicht geschehen. Allerdings haben Zeitungen den Nachdruck gestoppt. Aber war das Zensur?

Urteil: im Zweifel

Pauschal verbotene Demonstrationen

Die Corona-Demo wurde zunächst (pauschal) verboten. Das Verbot wurde jedoch von einem Gericht kassiert. Solche Beispiele gab es in unserer Geschichte mehrfach.

Urteil: Der Rechtsstaat hat dem Recht Geltung verliehen. Fazit: Ein Verbot hat es in diesem Fall gar nicht gegeben. Keine Zustimmung.

Schriftsteller, deren Bücher aus dem Sortiment genommen werden oder von Bestsellerlisten getilgt werden.

Die Vorstöße, die diesbezüglich unternommen wurden (Thilo Sarrazin) waren zum Glück nicht erfolgreich.

Urteil: Keine Zustimmung, es gab diese Maßnahmen nicht.

Verfolgte und eingesperrte Whistleblower & Enthüller

Ich denke, die bedeutenden Whistleblower der Gegenwart sind Snowden, Assange oder Manning. Unsere deutschen Whistleblower (Günter Wallraff ist der einzige, den ich kenne – er ist übrigens Mitunterzeichner dieses Aufrufes!)

Urteil: keine Meinung, Linke fordern ebenfalls, dass sie geschützt werden.

Verlage, die gedrängt werden, bestimmte Bücher nicht herauszubringen.

Gedrängt wurde. Darüber wurde in der Öffentlichkeit gestritten. Die Bücher, um die es ging, sage ich aus meiner Erinnerung, sind erschienen – trotz dieser Versuche.

Urteil: Trotz heftiger Kritik an “rechten” Autoren, es wurden keine Bücher gestoppt bzw. boykottiert. Keine Zustimmung.

Opernaufführungen, die abgesagt werden.

Die Aufführung der Mozart-Oper “Idomeneo” wurde vorsorglich abgesagt, weil Angriffe islamistischer Terroristen befürchtet wurden. Ob zu Recht oder zu Unrecht vermag ich nicht zu beurteilen. Dahinter steckt weder politische Korrektheit noch ein besonders islamfreundliches Verhalten irgendwelcher linken Akteure. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Das man dieses Verhalten als feige diskreditieren kann, sehen wir an dieser Aufzählung.

Urteil: keine Zustimmung, die Maßnahme lag in den Händen der Theaterleitung. Ich kann deren Entscheidung nachvollziehen.

Seminare oder Vorlesungen, die nicht stattfinden können, weil sie gestört werden.

Bernd Luckes (ehem. AfD) Veranstaltungen wurden lautstark von Hamburger Studenten verhindert. Eine Art von Protest, den ich weder gut finde noch respektiere. Klar, dass dieses Beispiel herausgepickt wird, um so zu tun, als seien solche Dinge an der Tagesordnung.

Urteil: Zustimmung. Allerdings hat es auch früher Protest dieser Art gegeben. Bei Reden von Politikern haben sich die Unterstützer der rechten Szene mit dieser unerfreulichen Art von Protest nicht lumpen lassen.

Künstlich verengter Meinungskorridor

Ich sehe es auch so, dass sich der Meinungskorridor in unserem Land zusehends verengt.

Es stimmt wahrscheinlich, dass moralische Kategorien, weniger sachliche, für die eigene Meinungsbildung zu wichtig geworden sind. Dabei spielt die Moral weniger eine Rolle, wenn es um die Bewertung unserer eigenen Positionen geht. Moral kommt erst ins Spiel, wenn wir uns an unsere Mitdiskutanten wenden oder über diejenigen urteilen, die eine andere, unbequeme und schwer zu widerlegende Meinung vertreten. Moralische Aspekte sollten sachliche Argumente möglichst nicht überlagern und schon gar nicht ersetzen.

Die Gründe dafür liegen vermutlich vor allem in der Art und Weise, wie die asozialen Netzwerke funktionieren (Filterblasen, Echokammern). Wir könnten uns dadurch aus dem Weg gehen und Konfrontationen vermeiden. In den asozialen Netzwerken nutzen wir jedoch stattdessen jede Möglichkeit, den Gegner mundtot zu machen. Unsere Meinung ist wichtig, unsere Argumente stechen. Die der anderen anerkennen wir nicht. Das geschieht leider auch bei Themen, die solche Formen der Konfrontation noch unverständlicher wirken lassen.

Vergleicht eure diesbezüglichen Erfahrungen mit Diskussionen im Familien-, Kollegen- oder Freundeskreis, die im realen Leben passieren.

Indubio – Klagen auf hohem Niveau

Ich habe mir heute einen weiteren Podcast der “Indubio”-Reihe angehört. Die Gäste des Moderators Burkhard Müller-Ullrich, waren diesmal der Schriftsteller Bernhard Lassahn, Medienwissenschaftler Prof.em. Norbert Bolz und der Youtube und Autor Gunnar Kaiser. Dort gehts eben um den erwähnten “Appell gegen die grassierende Kultur des Mundtotmachens und Existenzvernichtens.

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Gibt es den Wunsch nach “erhellender Konversation” eigentlich noch oder wird er durch die auf beiden Seiten existierende Vordisposition nicht immer stärker be- oder verhindert?

Sommerinterview mit Höcke

Übrigens fehlt mit ein Beispiel in der o.g. Aufzählung das Beispiel des Leiters der hessischen Filmförderung, der in Frankfurt mit dem AfD-Sprecher Jörg Meuthen zu Mittag gegessen hat und daraufhin entlassen wurde. Das fand ich persönlich alarmierend.

Alarmierender als beispielsweise die Forderung von linken Journalisten (wie Restle, Monitor), Björn Höckes (AfD) Auftritte im RBB (Sommerinterview) zu verhindern bzw. das Interview gar nicht erst zu führen.

Der Umgang mit gewählten Abgeordneten (auch der AfD) gehört für mich zu den kritischen Fragen unserer Zeit.Es wird nicht ohne Grund kritisiert, dass demokratische Spielregeln nicht eingehalten werden. Nur gilt das nicht nur für die Frauen und Männer der AfD, sondern für alle gewählten Volksvertreter. Schade, dass dort offenbar so wenig Selbstvertrauen vorherrscht. Mit ein paar Rechten lässt sich umgehen. Aber nicht so, wie das vor allem der Bundestag vorexerziert. Das gilt in ähnlichem Maße auch für die Medien.

Mit Eva Hermann oder Thilo Sarrazin habe ich nichts am Hut. Beide Figuren sind mir zutiefst unsympathisch. Ihre Ansichten kotzen mich an.

Die Auflagen, die Thilo Sarrazin mit seinen Büchern erreicht hat, zeugen davon, wie groß die Fanbase für seine Sicht auf die Migration ist. Vielleicht bin ich im Grunde auf mich selbst sauer, weil ich inzwischen kraft eigener Anschauung eingesehen habe, dass meine Sicht auf das Thema allzu naiv war. Ich kann verstehen, dass die SPD ihn nicht mehr zu ihren Mitgliedern zählen wollte. Richtig fand ich den Rauswurf nicht.

Mich stößt ab, dass auch in diesem Podcast wieder mal die Rede vom Regierungsmainstream war.

Alles, was nicht in die kleine Welt dieser alten, weißen Männer zu passen scheint, wird mit solchen Feindvokabeln versehen. Da ist von mittelalterlichen Zuständen die Rede und der Vorstellung, dass die große Mehrheit der Menschen das alles ja längst für Wahnsinn hielte. Es fehle nur die Kanalisierung, um dieses tatsächliche Verhältnis der Deutschen zum Mainstream deutlich zu machen.

Schweigespirale

Es existiere eine Schweigespirale, findet Prof. Norbert Bolz. Und das, obwohl eine Mehrheit das alles für verrückt hält, ergänzte er. Aber die Massen ließen sich halt vom Mainstream unterdrücken.

So einfach ist das.

Auf die Idee, dafür Umfragen oder Wahlergebnisse zurate zu ziehen, kamen die Herren leider nicht. Ich weiß allerdings, dass es auf ihrer Seite viele gibt, die genau wissen, warum sie Umfragen (evtl. Wahlergebnissen) nicht trauen.

Norbert Bolz (die anderen widersprachen nicht), überhaupt alle Anwesenden, müssen früher ™ regelrecht linke Feger gewesen sein. Damals – das war die Zeit, als noch auf allerhöchstem linksintellektuellem Niveau miteinander diskutiert wurde. Hat er gesagt, der Norbert Bolz.

Altlinke überzeugender als Neulinke?

Habermas, Adorno, Böll, Marx – das waren halt noch Größen mit denen man sich messen wollte, dachte ich beim Anhören auch kurz. Nein, die Namen fielen selbstredend nicht. Aber ich denke, ich hab da schon die richtigen rausgeschrieben.

Wenn doch die Linke (Grüne eingeschlossen), wie die Kämpfer für die Freiheit des Wortes behaupten, heute mehr oder minder orientierungslos durch die großen politischen Themen wabern, warum hat man auf dieser Seite dann so viel Stress mit dem Mainstream? Ach, wie konnte ich vergessen, die Schlafschafe müssen noch aufgeweckt werden.

Alle warteten auf die Pandemie, bis ein kleines Häufchen (sagen wir von ein paar Zehntausend Demonstranten) als Querfront auf die Straße gehen und in maximal provozierender Gemeinsamkeit das Symbol der Demokratie beschmutzen konnte.

Dagegen hab ich was und auch dagegen, wenn man es sich so einfach machen will und die Schuld für alles eigentlich immer nur bei den anderen sieht.

Beschämt, beleidigt, belehrt

Es gibt zum Thema Rassismus so viele Statements und Anregungen, dass man glatt … mitmachen möchte:

APRAKU: Ich bin davon ausgegangen, dass mir vielleicht fünf Leute antworten. Und bin überrascht, wie viele das ernst nehmen und mitmachen. Das Spannendste ist, dass die Leute untereinander diskutieren. Es ist wichtig, dass Weiße lernen: Weißsein ist eine kollektive Erfahrung. Viele sagen: Ich fühle alles individuell, meine Abwehr ist individuell, dass ich mich damit nicht beschäftigen will, ist individuell – das ist es eben nicht. Deswegen ist der öffentliche Austausch gut. Die Leute merken: Krass, das Gefühl kenne ich auch. Ich bin auch überrascht, wie viele bereit sind einzugestehen, dass mit ihrer weißen Identität Schmerz einhergeht. Es ist auch eine entmenschlichte Position, weil das Weißsein mit der Entmenschlichung anderer einhergeht.

Zwei People of Color fragen Deutschland: Liebe Weiße, wie profitiert ihr von Rassismus? – Gesellschaft – Tagesspiegel

Lässt sich die “kollektive Erfahrung” des Weißsein und der damit verbundenen Entmenschlichung aller anderen Menschen emotional überhaupt verkraften? Kann man danach ganz Mensch sein, als Weißer?

Solche Geschichten, wie die von der weißen Frau, die von einem Schwarzen im Central Park darum gebeten wurde, ihren Hund anzuleinen, demonstrieren nachdrücklich, wie krass Rassismus in der weißen Gesellschaft verankert ist! Wie entlarvend, wenn die Dame auf diese Bitte mit der Drohung reagiert, die Polizei zu rufen. Natürlich wohl wissend, dass die herbeigerufene Polizei ihr und nicht dem Schwarzen glauben wird.

Die Situation ist so einfach und klar, dass schwer widerlegbar ist, wie Weiße ihre “Vorrechte” in den bestimmenden, weißen Teilen einer Gesellschaft verinnerlicht haben und gegenüber anderen Rassen ganz selbstverständlich und (hoffentlich) manchmal gedankenlos ausnutzen!

Anderseits finden wir in unseren Gesellschaften viele Beispiele dafür, wie über alle Rassen hinweg, gedanken- und rücksichtslos vorgegangen wird, wenn es um die Wahrung persönlicher Vorteile geht. Wen kümmert es im (reichen) Westen schon, dass Menschen in Bangladesch nicht für ihre Arbeit entlohnt werden und ihre Familien und Kinder hungern müssen? Dort werden für alle möglichen Großanbieter von Textilien (Primark, C&A, etc.) hergestellt aber durch die Corona-Krise nicht mehr abgenommen. Die Hersteller in Bangadesch bleiben nicht nur auf den fertigen Waren sitzen, sie und ihre Mitarbeiter werden nicht bezahlt.

Auch dieses skrupellose und verantwortungslose Vorgehen ist im Prinzip nur möglich, weil Menschen unsolidarisch miteinander sind. Es trifft diejenigen, die ohnehin zu den Ärmsten der Armen zählen. Ich sehe auch hier Rassismus!

Wenn der Vorwurf, also die Formulierung (siehe Zitat) zutrifft, müssen wir das Ziel, die Adressaten aller Vorhaltungen ganz massiv erweitern. Denn für diese Unmenschlichkeit sind wir heute alle, nicht nur die kolonialistisch und rassistisch geprägte Historie der Weißen verantwortlich.

Für diese Lumperei sind alle Menschen, unabhängig von ihrer Rasse, verantwortlich! Weil sie jetzt stattfindet.

Wir sind aus mangelndem Interesse aber nicht dazu bereit, solche schrecklichen Dinge zu verhindern und bzw. sie nachhaltig zu ändern. Schließlich haben sich die BürgerInnen unserer westlichen Gesellschaften, unabhängig von ihrer Rasse, einen relativen Reichtum erarbeitet. Deshalb konsumieren sie bedenkenlos Waren, die in jenen Ländern hergestellt werden, in denen die Fabriken nicht Arbeiter, sondern in meinen Augen Sklaven einsetzen.

Die, die diese Art von Geschäften machen und alle, die solche Produkte kaufen, machen sich mitschuldig. Jedenfalls, wenn ich das von Frau Apraku Gesagte einmal universell auslege. Nun wird man wahrscheinlich sagen, ob diese infame Geschäftemacherei ursprünglich von Weißen erfunden und bis in die Gegenwart von diesen “verfeinert” wurde.

Ich kenne die Zusammensetzung der Boards nicht, die die Firmen führen und die diese Art von Geschäften normal finden. Ob das nur Weiße sind? Als Kunden für solche Textilien sind wir beteiligt (außer den wenigen, die sich explizit dagegen entschieden haben), also alle in Überfluss-Gesellschaften lebenden Menschen, unabhängig von ihrer Rasse. Da kann sich keiner herausreden! Wie steht es da mit der Verantwortung für die Entmenschlichung anderer?

Manchmal hoffe ich, dass ich einfach zu blöd bin, um bestimmte Aussagen, die im Moment getroffen werden, korrekt einzuordnen oder auch nur zu verstehen! Ich halte es nur nicht für sehr erfolgversprechend, einen neuen Dialog über Rassismus mit so furchtbaren Schuldzuweisungen zu starten. Ja, wir brauchen ein Problembewusstein und einen Erkenntnisgewinn. Dafür sind vielleicht schmerzliche Einsichten notwendig. Aber auf die Art und Weise, in der es hier versucht wird, lässt sich das nicht bewerkstelligen.

Andererseits, ich habe auch schon oft darüber nachgedacht, dass das gute Leben vieler Menschen in der ersten Welt zu Lasten derjenigen geht, die in der so genannten 2. und 3. Welt leben. Darüber gibt es sehr unterschiedliche Meinungen. Auch von Menschen, die viel klüger sind als ich. Vielleicht ist bisher ja nur der Beweis erbracht, dass “alles mit allem zusammenhängt”. Das gilt in unserer Gegenwart mehr als je zuvor.

Wir müssen uns fragen, wie ein gesellschaftlicher Wandel zu bewirken ist. Jedenfalls nicht, in dem man einen großen Teil der Bevölkerung bezichtigt, rücksichtslos und unbelehrbar zu sein.

Zumal dann, wenn Weiße in vielen Ländern noch eine Weile die Mehrheitsgesellschaft ausmachen. Ich glaube nicht, dass sich Menschen durch ein schlechtes Gewissen in eine gewünschte Richtung lenken lassen. Vielleicht passiert eher das Gegenteil. Die Weißen brauchen die Einsicht, dass vor allem sie es sind, die sich und ihre traditionsbeladenen Gesellschaften verändern müssen. Das geht nur gemeinsam mit allen anderen. Mehr miteinander zu reden, wäre mal ein wichtiger, guter Anfang. Einander zuhören. Aber die Vorwürfe sollten wir steckenlassen.

Obwohl die massiven Demonstrationen, an denen sich vor allem junge Leute beteiligen, vielleicht manchen signalisieren, dass jetzt die Zeit für Revolution gekommen wäre, ich schätze, die Beweggründe dieser Bewegung könnten durchaus andere sein, denn die us-amerikanischen Verhältnisse sind weder auf Deutschland, Frankreich noch England übertragbar.

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