
In der letzten Woche habe ich einen von zwei sonnigen Tagen genutzt, eine Wanderung mit Fotoapparat zu unternehmen. Es waren ca. 4 km. Unter der Woche trifft man gewöhnlich nur auf wenige Menschen. Erst die letzten Kilometer, direkt am Seeufer, begegneten mir ein paar Altersgenossen. Die meisten müssen arbeiten, damit wir unser Rentnerdasein genießen können. Ja – ich weiß schon!

Wenn ich meine Runden drehe und in vergleichsweise einsamen Gegenden durch den Busch streife, fällt mir auf, dass ich kaum Tiere sehe. Auch Vögel machen sich rar. Vereinzelt hört man ihr Gezwitscher und an zwei Stellen hörte ich Spechte bei der Arbeit. Ja, ich muss mich wiederholen: Früher gab’s hier mehr Tiere.
Als Kind war ich eigentlich immer draußen. Die Stubenhockerei hat sich erst mit meiner Berufswahl eingestellt und jetzt als Rentner – nun ja. Dieses Draußen von früher lag inmitten eines großen, parkähnlichen Geländes. Jagen war verboten, was zur Folge hatte, dass sich dort reichlich Hasen, Kaninchen, Rebhühner, Fasanen, Füchse, Rehe oder Wildkatzen tummelten. Tierarten, die ich bei meinen heutigen Wanderungen am gegenüberliegenden Ende des Territoriums, wenn überhaupt, nur selten sehe.

Die Leistung der Rekultivierung durch den Konzern, der für ein großes Durcheinander in Fauna und Flora gesorgt hat, will ich nicht schmälern. Viele Bürger:innen loben das Unternehmen für die neuen Landschaften und die damit nach Jahrzehnten entstandenen Angebote für ausgedehnte Spaziergänge. Naturschützer sehen das in der Regel etwas differenzierter. Ich bin geneigt, mich ihrer Meinung anzuschließen. Dass es – etwa außerhalb Deutschlands – Tagebaue gibt, die keinen Umweltschutz oder Rekultierungsmaßnahmen dieser Art betrieben haben, macht die Zerstörung der alten Heimat nicht wett.

Zurück zu meinem Spaziergang. Die Farben des Herbstes erlöschen allmählich. Bald wird der Blick durch Bäume und Gebüsch vom Laub befreit sein, was für mich als Fotograf wieder mehr Möglichkeiten eröffnen wird. Ich schrieb vor einer Weile darüber, dass die Zugänge zu den aus meiner Sicht doch eher spärlichen Waldstreifen mit Warnhinweisen versehen sind. Da geht es nicht um Wölfe, sondern um Wildschweine, die für Wanderer und Hunde eine Bedrohung darstellen könnten. Ich habe gelesen, dass es in unserem Landkreis inzwischen Wolfssichtungen gab.

Wie sollte man sich verhalten, wenn man einer Wildschweinrotte oder einzelnen Wildschweinen im Wald begegnet? Und was würde ich wohl tun, wenn plötzlich ein Wolf vor mir stände? Die Pfade, jedenfalls die, die ich gern benutze, sind während des Sommers oft so zugewachsen, dass man nur vermuten kann, von welcher Seite ein solches Tier eventuell auftauchen könnte. Solche Gedanken habe ich mir als Kind nie gemacht. Da waren mein Freund und ich unterwegs, um Fuchsbauten zu verstecken, weil plötzlich eine Tollwutepidemie ausgebrochen war und Jägern in diesem Revier entgegen der üblichen Regel erlaubt wurde, die Füchse zu bejagen. Unser Einsatz war vergebens. Das Gefühl der Hilflosigkeit habe ich nicht vergessen.
Heute gruselt es uns weniger wegen derlei Gefahren. Stattdessen dürfen wir uns an Hinweisschilder zum berühmt-berüchtigten Wehrwolf von Epprath halten. Das ist wirklich gruselig.



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